Motosacoche, S-Pedelec, E-Bike, Pedelec, Radfahren
Gewicht
33
Preis
14.850
S-Pedelec im Test

Motosacoche S-Pedelec im Test: Antrieb, Ausstattung, Fahrstil

Motosacoche S-Pedelec im Test: Antrieb, Ausstattung, Fahrstil

Motosacoche S-Pedelec: Renaissance einer Legende

Motosacoche war eine der ersten Motorradmarken der Welt – sie ist noch älter als etwa Harley-Davidson. Wir waren mit der Highend-S-Pedelec-Version unterwegs.
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Die traditionsreiche Genfer Marke Motosacoche steigt mit einer Highend-S-Pedelec-Version nun quasi wie Phoenix aus der Asche auf, immer noch mit „Tasche“ im Rahmen, aber in ganz neuer Anmutung.

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Was die Nachrüstanbieter BionX und Pendix mach(t)en, konnte Motosacoche schon 100 Jahre früher: Die schweizerisch-französischen Gebrüder Henri und Armand Dufaux präsentierten 1901 eine abnehmbare 250-cm3-Antriebseinheit, die mitsamt Tank, Batterie und Bedienelementen in den Rahmen jedes beliebigen Fahrrads dieser Zeit eingebaut werden konnte.

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Die altehrwürdige Motosacoche Type-A von 1907.

Das Prinzip ergab gleich den Markennamen: Motosacoche, zu Deutsch „Motortasche“. Die MAG-Motoren (Motosacoche Acacias Genève) wurden von Motorradherstellern in ganz Europa verwendet, darunter Triumph, Matchless oder Royal Enfield.

In dieser Ära wurden in ganz Europa Rennen gewonnen. Mit dem zweifachen Gewinn des Europameisterschaftstitels und mit mehreren Geschwindigkeitswelt­rekorden waren 1927 und 1928 die sportlich glanzvollsten Jahre für die Schweizer Marke mit der kennzeich­nenden khakifarbenen Lackierung. In den fünfziger Jahren verpasste Motosacoche zunehmend den Anschluss – 1956 wurden die letzten Motorräder hergestellt.

Moderner Wurf mit originaler Ästhetik

Nach einer ersten Begegnung mit einer Motosacoche in einem der größten Motorradmuseen Europas im Jahre 2014 hatte der Genfer Jungunternehmer Paul Merz eine klare Eingebung: Er musste seine IT-Firmen verkaufen und sich ganz der Auferstehung dieser renommiertesten Marke der kleinen Schweizer Motorradszene in den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderte widmen; schliesslich stammte er aus einer zweiradbegeisterten Familie – er sass schon als vierjähriger Knirps auf einem Moto und fuhr mit einer Harley und seinem 91-jährigen Grossvater auf dem Rücksitz die Route 66 ab.

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Im Hafen von Genf.

Da die Markenrechte erstaunlicherweise nicht vergeben waren, kaufte er sie und ließ sie schützen. 2019 stellte er ein Team von zwei Designern und vier Ingenieuren aus Frankreich und der Schweiz zusammen.

Als Moto-Fan dachte er eigentlich an die Reinszenierung eines Motorrads. „Ziemlich naiv schilderte ich diesen Fachleuten meinen Plan – worauf sie mir erwiderten, dass in der Schweiz seit 40 Jahren keine Motorräder mehr hergestellt wurden“, schmunzelt Paul Merz.

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Klar, ein Motorrad lag schon finanziell weit außerhalb jeglicher Reichweite (und vom Zeitgeist dazu). Aber eine elektrische Neuinterpretation, mit dem ganzen Antrieb ins Rahmendreieck gepackt wie bei der Ur-Motosacoche, das sollte schon machbar sein – als Pedelec für 45 km/h, wie das erste Modell.

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Paul Merz, Gründer und Inhaber der neuen Motosacoche S.A.

Und es entstand in der Tat ein wahrer Wurf, mit einem Look, der gleichermaßen klassisch wie innovativ ist: Dieser Type-A 2021 ist inspiriert von den Linien seines Vorgängers von 1901 und der Ästhetik der Motosacoche-Motorräder vor 1940.

Retrocharme: Sacoche und Uhrglas

Klar, dass eine so edle und traditionsreiche Marke nicht einfach einen Antrieb ab Stange verbaut, sondern einen eigenen – wieder MAG genannt; der bürstenlose Synchron-Motor gehört mit 1000 Watt nicht nur zu den stärksten für S-Pedelecs – er weist vor allem eine ungewöhnliche Outrunner-Bauart auf: Weil sich der Rotor um seine Achse dreht (und nicht andersrum wie üblich) ist er sehr effizient und bietet noch einen optischen Bonus: Durch ein Glas sind die Umdrehungen sichtbar – eine Anspielung auf ein Schweizer Uhrwerk mit Glasboden.

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Das erste Serienfahrzeug im November 2022.

Ungewöhnlich ist auch der Doppelriemenantrieb: Ein Gates-Riemen überträgt die Pedalkraft und ein neuartiger langer Citroentype-Riemen mit Fischgratstruktur bringt die Motorleistung auf einen großen Antriebsring auf der anderen Seite.

Die hohe Kraftübersetzung ermöglicht eine einfache Architektur des Motors und verringert dort sowie bei der Schaltung und  der Hinterradnabe den Verschleiß. Nicht von ungefähr hatte Pionier Michael Kutter beim Dolphin diese Anordnung gewählt – wie Philippe Kohlbrenner heute noch beim Speedped.

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Auch die Batterie ist eine Eigenentwicklung und wird bei einer Westschweizer Firma gefertigt. Mit 1200 Wh ist auch sie eine der kapazitätsstärksten auf dem Markt; dazu hat sie eine Exklusivität zu bieten: Die „Fail-Safe Predictive Technology“ ermöglicht eine Ferndiagnose der Zellen; bei Defekten kann der Nutzer zum Werkstattbesuch aufgefordert werden; dort müssen dann aber nicht mehr der ganze Akku, sondern nur noch einzelne Zellen ausgetauscht werden – ein Vorteil nicht nur der Nachhaltigkeit, sondern auch der Kosten.

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Der auffällige grosse Antriebsring.

Die Batterie ist optisch bereits ein Teil der namensgebenden Sacoche; im oberen, abschliessbaren/ abnehmbaren Teil ist Platz für ein Regencape, Handschuhe, Schloss und Pumpe.

Das unscheinbarste, aber gewiss exklusivste Teil ist direkt in die Vorbaukappe integriert: das Display des On-Board Computers. Hier blitzt direkt die Genfer Horloger-Tradition auf: Der Mini-Bildschirm besteht wie bei hochwertigen Uhren aus Saphirglas mit Antireflexions- und Anti-UV-Behandlung.

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Auf kleinstem Raum werden hier alle wichtigen Informationen angezeigt – Minimalismus pur! Inbegriffen ist ein Anti-Obsoleszenz-Programm: Kostenlose lebenslange Aktualisierung der Bikesoftware.

Preis steigt wie bei Auktionen…

Im Herbst vor einem Jahr hat Paul Merz seine Motosacoche-Neuauflage Type-A 2021 vorgestellt. Die Auslieferung soll anfangs 2023 beginnen. Die erste limitierte Serie mit 100 nummerierten Rädern dürfte nächstes Jahr ausverkauft sein.

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Generationentreff auf dem Genfer Hausberg Le Salève: Type-A historisch (1907) und modern (1922).

Vom „Subskriptionspreis“ von 12‘300 Euro/CHF (noch basierend auf Renderings) über die aktuellen 14‘890 Euro/CHF wird der Preis ab Möglichkeit zum Testen nochmals steigen. Modernes Pricing für rare Ware (plus Einpreisung der inzwischen gestiegenen Materialkosten)!

Für nächsten Frühling ist auch eine Kapitalerhöhung geplant plus Bezug einer eigenen Lokalität, womöglich im angestammten Quartier Acacias, dem früheren Firmendomizil – mit Atelier und Flagshipstore.

Motosacoche S-Pedelec im Test: Detailaufnahmen

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Der auffällige grosse Antriebsring.

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Preziose I: Das Glasfenster im MAG-Motor.

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Die charakteristische Carbon-„Sacoche“, bestehend aus Motor, Batterie und Ablagebox.

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Preziose II: Der in den Vorbau integrierte Bordcomputer.

Sie haben Interesse am Motosacoche? Weitere Informationen bekommen Sie auf der offiziellen Website des Herstellers.

Technische Informationen zum Motosacoche S-Pedelec

Preis 14.850 CHF/Euro
Gewicht 33 kg

Antriebssystem

Motorart Mittelmotor, MAG 1000 W, 80 Nm mit Rekuperation
Kapazität Akku Motosacoche 1200 Wh (im Schnellmodus in 2 Std. ladbar)

S-Pedelec

Rahmen Chromoly-Stahl, hergestellt teils in Frankreich und Tschechien
Gabel Truss-Typ – bietet grössere Steifheit und dazu eine Vintage-Optik
Lenker Baramind mit eingebetteten Elastomeren zur Vibrationsdämpfung
Bremsen Magura T5 4 Kolben (ABS in Prüfung)
Schaltung CVT Enviolo
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