Ostsee-Küstenradweg

Ostsee-Küstenradweg : Garantiert mit Meerblick

Garantiert mit Meerblick

Ostsee-Küstenradweg : Garantiert mit Meerblick

Radeln auf dem Ostsee-Küstenradweg - stets weht eine frische Brise um die Nase. Der Blick schweift permanent in die Ferne, die große Freiheit ist greifbar. Und die kreischenden Möwen liefern die passende Geräuschkulisse dazu. Immer dem Meer entlang. Eine Tour, die bleibende Eindrücke hinterlässt.
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Imposante Backsteinkirchen, schön restaurierte Giebelhäuser und ein herausgeputzter Hafen, in dem Ausflugsboote, Fischkutter und Yachten festmachen – so präsentiert sich die UNESCO-Welterbestadt Wismar. Zur Hansezeit wurden im Alten Hafen Salz, Getreide, Wolle, Fische und vieles mehr umgeschlagen.

Bis heute hat sich die Form des historischen Hafens kaum verändert, allerdings ist er nicht mehr von so wirtschaftlicher Bedeutung, sondern der Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Und nicht selten auch Filmkulisse.

Ostsee-Küstenradweg – Startpunkt Wismar

Ostsee-Küstenradweg

Unser Autor startet seine Reise in Wismar.

Mit etwas Glück liegt im Hafen auch die Kogge „Wissemara“ vor Anker, ein Nachbau der sogenannten Poeler Kogge aus dem 14. Jahrhundert, einem Schiffswrack, das 1997 vor der Insel Poel entdeckt wurde. Interessenten können auch mitsegeln. Es lohnt sich! Der Verein Poeler Kogge bietet regelmäßig Törns auf die Ostsee an.

Wismar ist der wunderschöne Ausgangspunkt unserer Tour auf dem Ostsee-Küstenradweg, die nach Rerik und Kühlungsborn und weiter entlang der Küste Richtung Warnemünde führt. Das erste Etappenziel heißt Rerik, direkt an der Ostsee gelegen.

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Um dort hinzugelangen, radeln wir entlang der Landstraße mit dem sog. „Salzhaff“ zu unserer linken Hand. Salzhaff heißt diese, zwischen dem Festland und der Halbinsel Wustrow gelegene, Bucht, die vom offenen Meer fast abgetrennt ist. An den Rändern gibt es fruchtbare, artenreiche Salzwiesen und unterschiedliche Wasservogelarten sind hier ständige Gäste.

Ein paar wenige Kilometer weiter und wir erreichen das Ostseebad Rerik, das Tor zur Halbinsel Wustrow. Der Ort ist vergleichsweise klein, nicht extrem trubelig und deshalb bietet sich an der dortigen Hafenpromenade eine ausgedehnte Rast an.

Am Ostsee-Küstenradweg gibt es immer frischen Fisch

Ostesee-Küstenradweg

Die Fischkutter bringen täglich frische Fang an Land

Zahlreiche Restaurants und Imbisse bieten frischen Fisch oder Fischbrötchen auf die Hand an, während des Verzehrs man den Blick über den kleinen Hafen und das Salzhaff schweifen lassen kann. Rerik hat viele Gesichter: Egal ob man das morgendliche Treiben der Fischer am Fischereianleger, die Stille im Reich der Natur am Salzhaffufer oder die klassischen Klänge der Orgel in der St. Johannes Kirche bevorzugt, ein Streifzug durch den Ort ist immer ein Erlebnis.

Weiter geht es nordostwärts Richtung Kühlungsborn. An der trubeligen Promenade, die gesäumt ist von großen Hotels und Appartmentanlagen, lernen wir den „Massentourismus“ kennen. Den Höhepunkt findet der Trubel bei der Seebrücke, dem Zentrum des Ostseebades.

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Etwas gemütlicher ist da schon die Begegnung mit „Molli“, der alten Dampflok, die noch heute zwischen Kühlungsborn, Heiligendamm und Bad Doberan verkehrt. Um den einzigartigen Nostalgie-Charakter zu bewahren, wurden sechs Molli-Wagen mit Liebe zum Detail aufwändig rekonstruiert.

So entstand in den letzten Jahren das Schmuckstück der Mecklenburgischen Bäderbahn – der „Hundertjährige Zug“. Die originalgetreu aufgearbeitete Innenausstattung der Wagen schafft ein Flair von Dampfzug-Nostalgie.

Weiter östlich treffen wir kurz darauf auf einen Küstenwald und erreichen anschließend das mondäne Ostseebad Heiligendamm, mit seinen unzähligen, weißen Prunkvillen. Das Zentrum bildet das prächtige 5-Sterne-Grandhotel Heiligendamm.

Ostseebäder und G8-Gipfel

Ostsee-Küstenradweg

Manche Highlights sind nur zu Fuß erreichbar.

In dieser imposanten Kulisse fand 2007 der G8-Gipfel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel als Gastgeberin statt. Ein Großaufgebot aus Polizei- und Sicherheitskräften isolierte damals diesen Ort von seiner Außenwelt.

Heiligendamm ist der älteste Seebadeort Deutschlands und wurde bereits 1793 als solcher gegründet. Durch seine weiße Häuserzeile entlang der Küstenlinie trägt es auch heute noch den Beinamen „Weiße Stadt am Meer“.

Mystisch wird es kurz darauf im sog. „Gespensterwald“. Die Eichen, Buchen, Hainbuchen und Eschen sind 90 bis 170 Jahre alt. Sie stehen relativ weit auseinander. Zwischen ihnen wächst wenig bis gar kein Strauchwerk – viel Raum für Licht und Schatten.

Über Jahrzehnte haben der salzhaltige, feuchte Ostseewind und die vielen Stürme das Aussehen des Waldes geprägt. Die scheinbar vor dem Wind fliehenden Kronen und Stämme werden auch „Windflüchter“ genannt.

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Die ungewöhnlichen und bisweilen bizarr anmutenden Formen der Bäume sorgen insbesondere bei Dämmerung, Nebel und Wind für eine mystische Stimmung und regen unweigerlich die Phantasie an. Gespenster, Geister und Fabelwesen scheinen den Ästen und Zweigen auf wundersame Weise Leben einzuhauchen.

Doch genug gegruselt. Es geht weiter auf unser Tour Richtung Osten. In Warnemünde lädt der Alte Strom zum Spaziergang mit Räucheraal oder Fischbrötchen ein. Der Alte Strom war bis 1903 der einzige Schifffahrtsweg in den Rostocker Hafen.

Yachten, Frachtschiffe und Fischkutter – ständige Begleiter auf dem Ostsee-Küstenradweg

Ostsee-Küstenradweg

Auf dem Ostsee-Küstenradweg ist Meerblick garantiert.

Heute gehen hier nur noch vorwiegend Yachten, Fahrgastschiffe und Fischkutter vor Anker. Neben den vielen reizvollen Boutiquen und Fischerkneipen bietet der Alte Strom eine unverwechselbare maritime Atmosphäre.

Warnemünde ist neben Markgrafenheide, Diedrichshagen und Hohe Düne das bekannteste der insgesamt vier Seebäder. Aus dem ehemaligen Fischerdorf und „Kapitänskiez“ wurde ein gefragter Hotspot für Badeurlauber, Wassersportler und Thalasso-Anwender.

Wagen Sie beim Bummeln durch die charmanten Gassen einen Blick in die Fenster der liebevoll gepflegten Kapitänshäuser. Und Warnemünde bietet noch viel mehr: frischen Ostseefisch, majestätische Kreuzfahrtschiffe und den Warnemünder Strand, die Krönung eines jeden Rad-Urlaubstages.

Er ist geprägt durch feinkörnigen weißen Sand mit wenig Steinen. Das Flachwasser im Uferbereich ist ideal für Familien mit Kindern. Mit einer Breite von bis zu 200 Metern gilt er als der breiteste der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns.

Der Ostsee-Küstenradweg bleibt am Meer und wir überqueren mit einer Fähre die Warnow. Mit bunten Kapitänshäusern und urigen Zeesbooten stimmt dann Wustrow auf die wildromantische Halbinsel Fischland-Darß-Zingst ein.

Ehemalige Künstlerkolonie Ahrenshoop

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Ein Höhepunkt ist die ehemalige Künstlerkolonie Ahrenshoop, deren reetgedeckte Häuser wie ein Kunstwerk in die sanfte Dünenlandschaft integriert wurden. Auf der Halbinsel geht es ganz gemächlich zu. An kilometerlangen weißen Sandstränden reihen sich beschauliche Fischerdörfer mit den typischen Backsteinkirchen aneinander.

Und wer noch Zeit und Lust hat, kann auf dem Ostsee-Küstenradweg weiterradeln. Im Frühjahr und im Herbst begleiten Kranichschwärme die Radfahrer bis in die UNESCO-Welterbe-Stadt Stralsund, dem Tor zu Deutschlands größter Insel.

Rügen ist ein von der Natur geschaffenes Meisterwerk. Einmal rund um die Insel führt der Radweg – vorbei am wild-romantischen Kap Arkona, dem sagenumwobenen Königsstuhl und den Feuersteinfeldern südlich von Sassnitz, sowie den eleganten Bädervillen in Binz, Sellin und Göhren.

Von der Universitäts- und Hansestadt Greifswald ist es nicht mehr weit bis zum Peenestrom. Bei Wolgast öffnen sich die Tore zur Sonneninsel Usedom. An breiten Stränden reihen sich die Ostseebäder mit ihren langen Promenaden und der sehr gut erhaltenen Bäderarchitektur aneinander. Sehens- und
empfehlenswert.

Ostsee-Küstenradweg – über 1000 Kilometer durch zwei Bundesländer

Mehr als 1000 Kilometer Strecke, zwei Bundesländer und ein Meer: Auf dem Ostsee-Küstenradweg wird es niemals langweilig. Als Teil der EuroVelo-Route 10 um die gesamte Ostsee führt der deutsche Abschnitt von Flensburg im Norden bis nach Usedom an die polnische Grenze.

Meist geht es durch sanftes Hügelland oder flach direkt am Wasser entlang. Allerdings kann der manchmal kräftige Wind an der Küste zum kleinen Problem werden. Zwischen den unzähligen Sehenswürdigkeiten führt der Weg abwechslungsreich mal durch urbane Städte, über einsame weite Felder, dann an einer belebten Strandpromenade entlang.

An der Küste reihen sich Strände aneinander, die vom feinsten Sandstrand bis zur einsamen Bucht an der Steilküste
alles bieten, was vorstellbar ist.

Der Radweg macht seinem Namen alle Ehre und bietet dem Radler eine ganze Palette unterschiedlicher Küstenformen. Der Bodenbelag ist sehr abwechselungsreich: Teilweise ist er sehr einfach zu befahren, teilweise ist die Fahrt eher anspruchsvoll. Die Strecke ist überwiegend asphaltiert, doch stellenweise verläuft sie über Platten, Verbundsteine, Sand und Schotter oder Kopfsteinpflaster.

Entlang der Küste führt der Radweg größtenteils durch ebenes Gebiet. Abschnittweise gibt es jedoch einige Hügel mit kurzen, stärkeren Steigungen. Vor allem, wenn der Fernradweg in das Landesinnere führt, muss man einige Steigungen überwinden. Generell sollte man bei einer Ostsee-Küstenradweg-reise daher mit einem verlässlichen Tourenrad unterwegs sein. Für Rennräder ist eine längere Tour nicht unbedingt zu empfehlen.

Der Einfluss der See ist stets spürbar

Die Jahreszeiten sind an der Ostseeküste mitunter stärker ausgeprägt als im restlichen Deutschland. Der Einfluss der See ist stets spürbar. Wer in den Genuss von Sonne und Strand kommen will, wählt am besten die Sommermonate für den Trip entlang der Ostsee. Doch in der Ferienzeit herrscht hier Hochbetrieb.

Auch im Frühling und im Herbst bietet diese Radroute ihren ganz besonderen Reiz: Die Küste zeigt dann hier und da ihre rauen Seiten – ein Garant für besondere Romantik und ganz besondere Momente auf dieser Route. Eine Tour, auf der kaum Wünsche offen bleiben. Sonne, Sand und Meer, lecker Fisch und schöne kleine Städtchen!

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