Fahrrad und Bahn: Preiserhöhung und 9-Euro-Ticket

Fahrrad & Bahn: Dann halt nicht ...

Fahrrad und Bahn: Preiserhöhung und 9-Euro-Ticket

Viel Ärger um die Deutsche Bahn? Eigentlich fahren wir gerne mit dem Zug und nehmen auch gerne unser Fahrrad mit. Aber die neusten Entwicklungen missfallen auch unserem Redaktionsleiter Stephan Kümmel. Ein Kommentar.
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So viel vorneweg: Ich fahre sehr gerne Bahn. Vor allem lange Strecken. Ich reihe mich auch nicht ein in die Riege der Menschen, denen es zum Hobby geworden ist, gegen die Bahn zu stänkern. Trotzdem: Die jüngsten Entwicklungen beim großen Eisenbahnunternehmen missfallen mir. Vor allem, weil sie eine konsequente Verkehrswende dauerhaft verhindern.

Jetzt hat die Bahn die Preise für die Radmitnahme erhöht, von acht auf neun Euro. Der Grund laut Bahn: In den vergangenen Jahren gab es „einen sehr starken Nachfragezuwachs“, teilt uns ein Unternehmenssprecher mit. Wie reagiert die Bahn darauf? In dem sie das Angebot unattraktiver, sprich teurer macht. Zugegeben: Immer mehr ICE und alle IC haben Fahrradstellplätze – der ICE 4 zum Beispiel hat ganze acht für rund 900 Passagiere. Die Frage, wann alle Schnellzüge mit Fahrradstellplätzen ausgestattet sein werden, beantwortet uns die Bahn nicht. Auch schweigt sie, warum der Rabatt für Bahncard-Inhaber gestrichen ist. So erhöht sich der Fahrradpreis für BC-Kunden nämlich deutlich von gut fünf auf jetzt neun Euro. Das alles hat für mich nicht den Anschein, als lege die Bahn großen Wert auf Fahrradfahrer in ihren Zügen.

Fahrradmitnahme im Fernverkehr: Wann gilt was?

Dazu kommt: Das Neun-Euro-Ticket hat die Schwachstellen des Nahverkehrs offen gelegt. Vielerorts sind die Züge vor allem zu Stoßzeiten übervoll. Dann wird Radfahrern die Mitfahrt komplett verweigert. Ja, das Ticket kam kurzfristig. Das Chaos war vorprogrammiert. Darum sind Schuldzuweisungen müßig.

Bahn und Politik müssen nun aber die richtigen Schlüsse ziehen: Mehr Züge, die auch Radfahrer mitnehmen, sichere Fahrradabstellplätze an den Bahnhöfen, engere Taktung, mehr Komfort. Dafür ist die Bahn verantwortlich. Die Politik muss begreifen, dass es nicht nur feierwütige Punks auf dem Weg nach Sylt sind, die die Züge verstopfen. Sondern Menschen, die sich nach einer bezahlbaren Alternative zum Auto sehnen. Vielleicht lässt sich ja die eine oder andere Subvention weg vom Auto hin zu günstigen, deutschlandweit gültigen Bahn­tickets umlenken – natürlich mit Fahrradmitnahme.

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