Dr. Eckart von Hirschhausen: Arzt, Komiker, Radfahrer

Dr. Eckart von Hirschhausen: Der Humorologe

Dr. Eckart von Hirschhausen: Arzt, Komiker, Radfahrer

Dr. Eckart von Hirschhausen ist bekannt als Arzt und Komiker - ist aber auch begeisterter Radfahrer! In diesem Jahr wird er als Fahrradfreundlichste Persönlichkeit 2021 ausgezeichnet. Im Gespräch mit Radfahren verrät er, warum regelmäßige Bewegung nicht Sport bedeuten muss und warum er gern ein Gravelbike lenkt.
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Die komischen, ja bisweilen kuriosen Situationen menschlichen Daseins, sie bilden ein tragendes Element im Leben des Eckart von Hirschhausen. Diese bringt er als Kabarettist auf die Bühne und versteht es dabei großartig, Humor nicht nur oberflächlich zur bloßen Unterhaltung zu bemühen, sondern ihn vielmehr als Türöffner auch für tiefgründigere Themen einzusetzen. Etwa, wenn er für ein besseres Bewusstsein dem eigenen Körper gegenüber und einer entsprechend umsichtigen Ernährung sowie gesunden Lebensweise eintritt.

Wie elegant und kurzweilig er medizinisches Fachwissen und Spaß liiert, demonstriert Eckart von Hirschhausen bereits seit 1998 auch als Fernsehmoderator. Prominentes aktuelles Format: Die Wissens- und Spieleshow „Hirschhausens Quiz des Menschen“, in der er im Sinne der Wissensvermittlung über Geist und Körper immer wieder interessante, ebenso sportliche, Selbstversuche durchführt. Dass der in seinen Anfangszeiten als begeisterter Zauberer aufgetretene Kabarettist regelmäßig den Studierstuhl gegen den Radsattel tauscht, verwundert da nicht. Ein essentieller Ausgleich sicherlich für einen, der seinen von kindlicher Neugier und erwachsener Empathiefähigkeit motivierten Blick zugleich dorthin richtet, wo dieser auf die harten Seiten menschlicher Existenzen fällt und den Zuschauer mit eigenen, unbequemen ­Fragen konfrontiert.

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Eckart von Hirschhausen: Das Interview

Arzt, Autor, Moderator, Kabarettist – das klingt nach intensiven Arbeitswochen. Bleibt Ihnen wirklich noch Zeit zum Radfahren?

Ja – wo immer es geht, gehe ich nicht, sondern fahre mit dem Rad. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern vor allem auch für mich. Wenn ich auf Tour mit meinem Bühnenprogramm „Endlich!“ unterwegs bin, nehme ich die Bahn. Ich habe mir gerade zum Geburtstag eine Bahncard 100 geschenkt, das ist ein tolles Lebensgefühl – einfach jederzeit einsteigen und mobil sein.

Woher rührt Ihre Fahrrad-Beziehung? 

Ich war schon als Jugendlicher begeisterter Radfahrer. Gemeinsam mit zwei Kumpels haben wir in den Ferien Radtouren gemacht und sind von Jugendherberge zu Jugendherberge gefahren. Wir hatten sehr wenig Geld, aber umso mehr Zeit und viel Spaß. Es klingt ein bisschen wie „Opa erzählt vom Krieg“, aber damals gab es keine Mobiltelefone und keine Navigationsgeräte. Eigentlich ein Wunder, dass wir überhaupt irgendwo angekommen sind!

Sie sind in Berlin beheimatet. Haben Sie dort Lieblingsstrecken und -touren, auf denen Sie besonders gern unterwegs sind?  

In der Stadt ist es leider immer noch lebensgefährlich. Wenn man sich auskennt, kann man auf Nebenstraßen und Schleichwegen auch durchkommen, aber Spaß macht es „jwd“ – janz weit draußen. Vor einigen Wochen war ich in der Uckermark. Ich habe neuerdings ein Gravelbike, was also sowohl auf der Straße sehr gut rollt als auch auf den holprigen Waldwegen noch dabei ist. Und dann spontan mal in einen See zu springen und auf dem Rücken schwimmend in den Himmel zu schauen – das macht man eben nur, wenn man mit dem Rad unterwegs ist, mit dem Auto rast du an dem kleinen Abzweig zum See vorbei.

Radfahren macht den Kopf frei

Können Sie als begeisterter Radfahrer sagen, dass sich das Radfahren inspirierend für Ihre Arbeit als Künstler auswirkt?

Ich bekomme beim Radfahren wirklich den Kopf frei, die Laune steigt und oft komme ich auch auf witzige Ideen – blöd ist nur das Aufschreiben. Inzwischen diktiere ich dann die besten Ideen ins Telefon und versuche später dann zwischen dem Stöhnen die Infos wieder herauszuhören.

Können Sie beschreiben, was Sie beim Radfahren erleben, das Sie so von keiner anderen Sport- und Fortbewegungsart her kennen? Gibt es für Sie ein magisches Fahrradgefühl? 

Ich liebe das Gefühl, mich mit eigener Kraft ­extrem effizient zu bewegen. Und wenn ich mir einen Berg erkämpft habe, zu wissen – du wirst bergab wieder belohnt. Das ist beim Wandern anders, da geht bergab auf die Knie. Es klingt so abgedroschen, aber beim Radfahren bin ich sehr oft im „Hier und Jetzt“.

Was stellt das Fahrrad für Sie persönlich dar: Fortbewegungsmittel, Sportgerät – beides?

Ich brauche ein Ziel, nur für die Ertüchtigung macht es mir keinen Spaß. Dabei ist oft der Weg das Ziel und ich mache oft Schnappschüsse mit meinem Handy von lustigen Schildern oder Momenten. Neulich war ich in „Lachen“ und am Ortsende war das durchgestrichen und ich dachte: Ach – hier ist also Schluss mit lustig!

In Deutschland gibt es viele engagierte Radler, auch Sie setzen sich für die Aktion „Aufbruch Fahrrad“ ein. Warum kommt die deutsche Radinfrastruktur trotzdem nur so schleppend in Gang?

Weil es immer noch mehr Dienstautos als Diensträder gibt. Dabei wollen viele Menschen im Land lieber die Abgase von Radfahrern als von Autos einatmen! Als Arzt vermisse ich bei der ganzen Diesel-Diskussion die Tatsache, dass Umwelt und Mensch davon profitieren, wenn die gesunde Entscheidung aus eigener Kraft voran zu kommen, die leichtere Entscheidung wird. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Radweg!

Mit dem Musiker, Comedian und (Rad-)Abenteurer Wigald Boning (links)
teilt Eckart von Hirschhausen die Leidenschaft fürs Radfahren.

Gutes Team: Dr. Eckart von Hirschhausen und Wigald Boning

Ihr kuriosestes Raderlebnis?

Meine Tour mit Wigald Boning! Er ist einer der kuriosesten Menschen, die ich kenne und extremer Ausdauersportler. Für meine Sendung „Hirschhausens Quiz des Menschen“ haben wir gemeinsam NRW unsicher gemacht. Die größte Überraschung bei der Radtour war, dass wir plötzlich von über 50 Radlern begleitet wurden! Über Wigald Bonings und meine Facebook-Seite hatten wir dazu aufgerufen und der ADFC hatte den Aufruf ebenfalls in der Radfahrer-Community geteilt. Und als wir mit der Fähre die Rheinseite wechselten, stand da eine große, jubelnde Gruppe. Zusammen sind wir dann bei sengender Hitze nach Köln gefahren.

Was ich dabei gelernt habe: Ab einer bestimmten Größe der Gruppe gilt man nicht mehr als Ansammlung einzelner Radfahrer, sondern wird gemeinsam betrachtet und hat damit die Rechte eines großen LKWs. Keine Radwege-Pflicht mehr und: Man darf gemeinsam als Pulk auch noch über eine Ampel, wenn sie auf Gelb und dann auf Rot springt. Und ich hörte von der guten Idee, nach diesem Prinzip „Critical-Mass“-Rad-Demos zu machen, um zu verdeutlichen: Wir brauchen in den Städten mehr Raum und Sicherheit fürs Rad!

Würden Sie behaupten, dass Radfahren guter Laune, vielleicht sogar längeren Glückszuständen zuträglich ist?

Auch wenn das eine schöne Schlusspointe für ein Rad-Magazin wäre, muss ich Sie leider enttäuschen. Es kommt nicht darauf an, welchen Sport wir machen, sondern DASS wir Sport machen. Deswegen ein eindringliches Plädoyer für mehr Bewegung! Sitzen ist das neue Rauchen. Wir bewegen uns einfach viel zu wenig. In ­meinem aktuellen Bühnenprogramm „Endlich!“ habe ich Studien zitiert, die klar sagen: 15 Jahre unseres Lebens hängen am Lebensstil.

Es gibt keine Tablette, keine Operation und erst recht keine Creme, die uns besser schützt als fünf ganz einfache Dinge des Alltags: nicht rauchen, sich bewegen, Gemüse, erwachsen werden und Kind bleiben. „Sport“ klingt für viele schon unerreichbar. Dabei reicht es schon, sich im Alltag  jede Stunde mal fünf Minuten zu bewegen und vor die Tür zu gehen – am besten auch ohne Zigarette. Längere Telefonate führe ich inzwischen im Gehen. Einmal um den Block. Da kommt man schnell auf die 3000 Extraschritte und 15 Minuten Bewegung am Stück, die einen bereits vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützen. Deshalb heißen die Dinger ja auch „Mobil“-Telefone! Aber bitte – don’t call and bike!

 

In eigener Sache: Das Interview mit Dr. Eckart von Hirschhausen führten wir bereits Ende 2019, es erschien in der aktiv Radfahren 11-12/2019.

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