Bikepacking: Tipps fürs Reisen mit dem Gravelbike

Und los gehts! Tipps fürs Bikepacking

Bikepacking: Tipps fürs Reisen mit dem Gravelbike

Seit Jahren ist der Trend nicht wegzudenken – Bikepacking. Reisen mit dem Fahrrad gibt es zwar schon lange, sie werden zudem zunehmend beliebter. Und –  die Art zu reisen ändert sich.
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Statt auf komfortable Trekking- oder Reiseräder setzen immer mehr Menschen auf Gravel-Bikes für den Radurlaub. Diese Gattung ist leicht, schnell und kommt durch fast jedes Gelände. Ein Gepäckträger stört allerdings die Linie der schlanken Räder – oder eine Montage ist schwierig bis unmöglich. Dafür tragen viele Gravel-Bikes Ösen, um Halter und Zusatzgepäck aufzunehmen. Die gängigste Lösung ist eine Satteltasche, die schmal und lang vom Sattelrohr nach hinten reicht; sie ist im Regelfall wasserdicht. Wird mehr Stauraum benötigt, findet er in Lenker- oder Rahmentaschen seinen Platz. Wie Gravelräder selbst, sollte aber auch das Gepäck reduziert sein, um einen möglichst unverfälschten Fahreindruck zu erhalten.

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Tipp 1: Weniger ist mehr

Die Frage, die sich jeder Bikepacker immer wieder stellen sollte, ist: Was benötige ich wirklich? Auch wenn die Verstaumöglichkeiten am Rad vielfältiger werden, muss jedes Gramm bewegt werden. Dabei geht es beim Bikepacking ja gerade um Freiheit, um reduziertes und einfaches Fahren. Sonst könnte man auch das bequemere Trekkingrad mit Taschensystem nehmen. Eine Garnitur zum Fahren und eine Garnitur für die Erholungszeit reichen im Regelfall vollkommen aus. Lieber etwas Waschmittel für unterwegs einpacken, falls Gerüche überhandnehmen. Wenn möglich, auf einen Rucksack verzichten. Besser sind Sattel- und Rahmentaschen.

Tipp 2: Route gut planen

Einfach losfahren? Das kann funktionieren, wenn Zeit keine Rolle spielt. Meist wird aber ein Ziel angefahren. Dann ist es sinnvoll, sich vor der Tour einen Überblick über den Verlauf zu verschaffen. Möglich ist das ganz klassisch mit einer Radkarte oder mit digitalen Helfern wie entsprechenden Websites und Apps. Wenn es sich um bekannte Ziele oder Routen handelt, kann ein Blick in Online-Portale wie Komoot helfen. Dort finden sich geplante Touren von anderen. Diese können verändert oder einfach nachgefahren werden. Wird die Route heruntergeladen – meist als gpx-Datei –, kann sie auf anderen Geräten wie Smartwatches oder Bike-Computern importiert werden. Bei der Navigation per Karte hilft eine Kartentasche enorm, um ständiges Umpacken zu vermeiden. Zu empfehlen ist außerdem ein Smartphonehalter und bei langen Touren eine Powerbank zum Nachladen.

Bikepacking lebt von der Flexibilität

Tipp 3: Flexibel bleiben, nichts erzwingen

Die Route ist geplant, also geht es los. Doch unterwegs kann der Weg ganz anders aussehen. Die Gründe dafür können vielfältig sein: Baustellen, Umleitungen oder neue Wege sind keine Seltenheit. Die Karte kann veraltet sein, die Online-Tour schon vor Jahren absolviert. Hilfreich ist es dann, nicht stoisch an der erarbeiteten Route festzuhalten. Die Änderung lieber als Chance sehen, von bekannten Wegen abzuweichen. Natürlich sollten Tagesziele erreicht werden, vor allem, wenn vorab eine Unterkunft gebucht wurde. Mit ein bisschen Glück ergeben sich vor Ort aber sogar schönere Alternativen.

Tipp 4: Die Augen offen halten

Um alternative Routen und auch ungeahnte Sehenswürdigkeiten zu bemerken, hilft es aufmerksam zu bleiben. Beim Bikepacking geht es nicht darum, neue Bestzeiten auf Streckenabschnitten zu erreichen. Die Natur, eine Region wird mit dem Fahrrad bereist und erkundet. Ist der Zeitplan nicht zu eng gesteckt, entdeckt man unterwegs vielleicht einen Bachlauf, der zu einer Pause einlädt, einen pittoresken Ortskern oder einen anderen Ort, der es Wert ist, eine Pause einzulegen. Dabei kann man auch mit Einheimischen ins Gespräch kommen, die mit etwas Glück den ein oder anderen Insider-Tipp parat haben. Ganz klassisch lohnt sich auch ein Besuch der Tourist-Information, statt lange online nach Ideen oder Lösungen zu suchen.

Wichtige Vorbereitungen

Tipp 5: Verpflegung – Flüssigkeit ist wichtig

Bikepacking steht für Freiheit, steht für Abenteuer. Bei Sonnenschein durch traumhafte Landschaften pedalieren und das Leben genießen. Dieses Bild wird durch brennenden Durst deutlich getrübt. Daher sollte vor allem genug Flüssigkeit mit auf Reisen gehen. Reisetaugliche Räder haben in der Regel viel Platz für Flaschenhalter. Bei sehr hohen oder niedrigen Temperaturen helfen isolierende Trinkflaschen dabei, den Inhalt bei der richtigen Temperatur zu lagern. Wenn ein Rucksack getragen wird, bietet sich eine integrierte Trinkblase an. Führt die Route regelmäßig durch bewohnte Gebiete, ist es sinnvoller, Vorräte wie frisches Obst öfter aufzufüllen, statt große Mengen mitzuführen.

Tipp 6: Vorbereitung am Rad

Nichts ist ärgerlicher als ein Defekt, der die lang ersehnte Tour in Gefahr bringt – vor allem, wenn er durch gute Vorbereitung vermeidbar gewesen wäre. Vor der Abfahrt ist es daher sinnvoll, nicht nur die Kette zu ölen und den Luftdruck zu checken. Je nach Typ lohnt es sich, das Rad einer Werkstatt zur Durchsicht zu geben oder selbst Zeit zu investieren. Haben die Speichen genug Spannung? Sitzen alle Schrauben fest – auch am Gepäcksystem? Haben die Bremsbeläge genug Reserven? Ist die Schaltung so eingestellt, dass Schaltvorgänge flüssig möglich sind und die Schaltung nicht schleift? Wird ohne Schlauch gefahren, kann es sinnvoll sein, Dichtmilch nachzufüllen. Ein Ersatzschlauch, ein Multitool und Kabelbinder können außerdem unterwegs wertvolle Pro­blemlöser sein.

Tipp 7: Passende Kleidung

Reibende Shorts, rutschende T-Shirts – das nervt. Gerade, weil nicht viel Ersatz dabei ist, sollte die gewählte Kleidung passen. Daher keine Neuanschaffungen auf großer Tour ausprobieren. Textilien mit Merinowolle oder integrierten Silberfasern verhindern unangenehme Gerüche, das hilft bei Mehrtagestouren ohne Waschmöglichkeit. Bei Regenkleidung unbedingt auf eine hohe Atmungsaktivität und Belüftungsöffnungen achten – sonst ist der Regenschutz bei Anstrengung innen so nass wie außen.

Gemeinsam Bikepacking erleben

Tipp 8: Zusammen fahren

Radtouren sind meist noch schöner, wenn man das Erlebnis gemeinsam erfährt. Wenn kein Familienmitglied mitfahren möchte, bietet sich die Nachfrage im Freundeskreis an. Oftmals steigt die Begeisterung, wenn die Routenplanung schon geleistet ist und man sich einfach anschließen kann. Alternativ gibt es geführte Radtouren von Reiseveranstaltern oder Vereinen oder Radclubs. Zuletzt bieten auch Rad-Apps und Online-Communities, Blogs und Ähnliches die Möglichkeit, sich zu vernetzen und gemeinsam Urlaub zu planen.

Tipp 9: Distanzen langsam steigern

Immer höher und immer weiter. Ein Bike­packing-Rad ist ja meist ein Gravel-Bike, also im Grunde fast ein Rennrad – also sollten 300 Kilometer am Tag kein Problem sein. Doch das ist der falsche Ansatz! Beim Bikepacking geht es nicht darum, möglichst schnell möglichst große Distanzen zu bewältigen. Vielmehr steht das Erlebnis im Vordergrund. Etappenziele können leichter gesteigert als gekürzt werden. Noch eine kleine Runde am Tagesziel, eine entspannte Dusche oder ein Bad im See bringen mehr Urlaubsfeeling als Nachtfahrten, um gebuchte Unterkünfte zu erreichen. Wenn alles klappt, können die Strecken für den nächsten Urlaub gesteigert werden, das sorgt für Vorfreude.

Tipp 10: Den Moment genießen

Schnell noch ein Bild und ein Video hier, ein fixes Social-Media-Posting dort. Das Licht muss stimmen, der Hintergrund auch. Oft betrachten wir unsere Umgebung nur durch ein Display und eine Kamera-Linse. Natürlich ist es schön, Urlaubserinnerungen auch bildhaft festzuhalten und sie nachher zeigen zu können. Erholsamer – und das ist ja oft das Ziel eines Kurztrips mit dem Rad in die Natur – ist das Erleben des Augenblicks. Die Wahrnehmung von Naturgeräuschen, die Düfte, die Farben, die Schwankungen der Temperatur. Das alles können eine Kamera oder ein Smartphone nicht oder nur schwer einfangen. Wir können es aber – und wir sollten diese besonderen Momente bewusst genießen.

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