Eine Fahrradreise ins Baltikum lohnt sich.

Fahrradreise: Baltikum per Rad – drei Länder in drei Wochen

Hansestädte, Moore und Findlinge

Fahrradreise: Baltikum per Rad – drei Länder in drei Wochen

In drei Wochen durchfahren wir das Baltikum von Estlands ­Hauptstadt Tallinn bis zum Memel­land in ­Litauen. Ein kleines ­Abenteuer. Alte Hansestädte, ­Burgen aus der Zeit des ­Deutschen Ordens, Gutshäuser und ­leb­hafte ­Metropolen wie Riga und Tallinn gewähren ­Einblick in die wechsel­volle ­Geschichte der ­Region.
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Die Radtaschen sind gepackt, die Räder gecheckt, die Route auf das Navi geladen – es kann losgehen! Wir nehmen Estland, Lettland, Litauen unter die Räder. Unsere Tour führt uns einmal quer durch das Baltikum. Wir reisen per Fähre an. So können wir problemlos unsere eigenen Tourenräder mitnehmen. Von Lübeck-Travemünde geht es zunächst nach Helsinki, von dort weiter mit einer kurzen Fährüberfahrt in die Hauptstadt Estlands.

Tallinn empfängt uns höchst mittelalterlich und lädt uns mit seiner verwinkelten, durchweg historischen Altstadt zu einem Erkundungsgang ein. Wir schlendern durch die Gasse Pikk mit den Gildehäusern, entlang der massiven Stadtmauer und zur noch massiveren „Dicken Margarethe“, einem alten Wehrturm. Auf dem riesigen Rathausplatz wird gerade Markt abgehalten. Tallinn gefällt!

Fahrradreise im Baltikum: Lahemaa-Nationalpark

Unsere Tour führt uns nach Osten, zum Lahemaa-­Nationalpark. Einsame, mit riesigen Findlingen gespickte Buchten, mit Moosen und Beerensträuchern bewachsene ­Wälder, Hochmoore, alte Gutshäuser und urige ­Fischerdörfer. Wenig befahrene Straßen laden zum entspannten Radeln ein. Eine wunderbare Einstimmung!

Im Café in Altja genehmigen wir uns einen Snack bei rustikalem Ambiente. Mit unserer Kellnerin Leena kommen wir ins Gespräch. Sie spricht Deutsch und wundert sich: „Mit dem Rad bis nach Litauen?“ Es kehrten hier zwar immer mal Radurlauber ein, aber die Distanz scheint ihr doch zu abwegig.

Auch der gigantische Peipussee liegt auf unserer Route. Er bildet die Grenze zwischen Estland und Russland. Die Einsamkeit der Landschaft schafft eine schon fast magische Atmosphäre. Wir radeln entlang des Ufers und genießen die unbeschreibliche Ruhe. Weil das Radfahren hier so angenehm ist, erlauben wir uns einen zusätzlichen Abstecher und besuchen die Dörfer Varnja und Kolkja. Hier leben Altgläubige, eine Glaubensgemeinschaft, die sich im 17. Jh. während der Reformation der russisch-orthodoxen Kirche abspaltete. Die Siedlungen werden auch „Zwiebeldörfer“ genannt, viele Menschen leben hier von der Zwiebel­zucht. Oder vom Fischfang.

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Fischfang auf der Reise

Apropos Fischfang: An einem kleinen Verkaufs­stand am See erstehen wir bei einer alten Dame einen geräucherten Hecht für ein Picknick am See. Einfach, aber oho! Und auch unsere Beine danken uns bei der strammen Etappe für diese Rast.

Wir kehren dem See den Rücken zu und fahren durch die „Estnische Schweiz“: Hier und da fordern uns ein paar Hügel heraus. Nach dem flachen Gelände in Lahemaa und am Peipussee müssen wir hier nun etwas kräftiger in die ­Pedale treten.


Die Perle des Baltikums

Riga, die „Perle des Baltikums“, ist ein wahres Kontrastprogramm zum ländlichen Estland und Lettland. Hier haben wir einen ganzen Tag „radfrei“! Nicht die schlechteste Idee, nach bereits mehr als 500 km Strecke …

Wir können es kaum abwarten, Riga zu erkunden, und schlendern zum Marktplatz. Hier steht das Schwarzhäupterhaus, es diente zur Zeit der Hanse als Treffpunkt für Kaufleute. Wir bewundern die prächtige Fassade und besuchen im Anschluss das Okkupationsmuseum nebenan. Es arbeitet die Geschichte der Besatzung Lettlands durch die Nationalsozialisten und die Sowjets auf. Harte Kost, gut präsentiert. Dann nehmen wir noch ein bisschen Weg in Kauf und spazieren durch das Jugendstilviertel in der Neustadt.

Von Riga aus radeln wir – zunächst durch den Stadtverkehr, später auf ruhigen Wegen parallel zur Bahntrasse – nach Jurmala. Ein mondänes Seebad vor den Toren der Hauptstadt, das mit wunderschöner Bäderarchitektur und einem langen Sandstrand besticht. Zumeist auf Landstraßen geht es dann an den nächsten beiden Tagen durch die lettische Provinz – durch das historische Kurland – zur Küste.

An der Bernsteinküste

Ab jetzt steht die Ostsee im Fokus. Palanga, Klaipeda, … dann ist es nur noch ein Katzensprung auf die Kurische Nehrung. Wir fahren auf dem gut ausgebauten Radweg durch lichte Nadelwälder und passieren riesige Dünen. Immer wieder erhaschen wir dabei einen Blick auf Haff und Ostsee. Ziel ist der ehemalige Fischerort Nida. Beschaulich – das trifft es wohl am ehesten. Bunte, in den typischen Kurenfarben Rotbraun, Blau und Weiß gestrichene Holzhäuser säumen die Promenade. Die Vorgärten sind liebevoll bepflanzt, teils mit skurrilen Holzschnitzereien bestückt.

Wir sind nicht die ersten, die dieser herrlichen Atmosphäre verfallen. Schon Künstler wie Max Pechstein, Ernst Mollenhauer und Thomas Mann wussten die inspirierende Atmosphäre der Nehrung zu schätzen. Thomas Mann ließ sich hier in den 1920er-Jahren sogar ein Sommerhaus errichten, heute ein sehenswertes Museum.

Nachdem wir uns in einem Restaurant an der Haffpromenade gestärkt haben – es gibt ­kalte Suppe mit Rote Beete und dazu ein kühles ­Svyturys – unternehmen wir einen Abendspaziergang zur Hohen Düne, die Räder haben mal Pause. Der Sonnenuntergang, die Kulisse der weitläufigen Dünen … einfach toll!

Idylle im Memelland

Wehmut: Unsere letzte Etappe steht an. Wir verladen die Räder auf das kleine Schiff ­„Forelle“. Kapitän Rimas steuert uns lässig über das Haff und hinein ins Memeldelta. In dem kleinen Ort Minija satteln wir wieder um und radeln durch das Memelland. Wenig Verkehr, Idylle pur. ­Einige Abschnitte führen über Schotter, das ist in dieser Region kaum zu vermeiden, aber verkraftbar. Die Kulisse entschädigt für alles.

Als wir den Fährhafen von Klaipeda erreichen, sind wir mächtig stolz auf uns. Das ganze Baltikum, von Nord nach Süd, per Rad. Knapp 1.000 km Erlebnis liegen hinter uns! Die Vielfalt der Landschaften, die urigen Orte und lebhaften Städte – hier warten noch einige Landstriche auf ihre Erkundung. Wir kommen wieder!

Regenbekleidung für Radfahrer: Regenjacken, Regenhosen, Zubehör!

 

Info zur Baltikum-Reise

Die beschriebene Radreise findet sich unter dem Titel „Baltikum per Rad – ganz ­individuell“ im Portfolio des Reise­veranstalters und Radreise-Spezialisten Schnieder Reisen. Die 20-tägige Tour ist buchbar ab 1.199 Euro p.P. im Doppel­zimmer (inkl. ­Fähranreise).
Schnieder Reisen – CARA Tours GmbH Hellbrookkamp 29, 22177 Hamburg,
www.schnieder-reisen.de, ­
info@schnieder-reisen.de,
Tel.: 040-3802060

Durchführung

Die Tour von Schnieder Reisen wird mit dem eigenen Rad gefahren. Der Routenverlauf ist bewährt, die Unterkünfte sind organisiert. Eine ausführliche Routenbeschreibung, Kartenmaterial und die GPS-Daten (gpx) der einzelnen Tagesetappen werden zur Verfügung gestellt.

Tourencharakter

Die Radreise richtet sich an routinierte Touren­radlerInnen. Eine solide Kondition und reisetaugliche Räder sind erforderlich.

Das Baltikum ist meist flach bzw. leicht hügelig und damit ein ideales Terrain für eine Radreise. Die Tagesetappen liegen zwischen 45 und 90 km. Die Route führt teils über Radwege, teils über Schotter und viel über Landstraßen, die meist jedoch wenig befahren sind. Abschnitte mit stärker befahrenen Landstraßen lassen sich dennoch nicht immer vermeiden.

Unterkünfte

In den größeren Städten Mittelklasse-Hotels, in den abgelegeneren Gebieten sind die Unterkünfte meist einfacher.

Was sonst noch?

Individuelle und GPS-gestützte Radreisen, aber auch Gruppenreisen zählen zum Portfolio von Schnieder Reisen. Reiseziele sind v.a. das Baltikum, Polen und das Kaliningrader Gebiet. Im Programm finden sich moderate Reisen für Genussradler, aber auch ambitionierte Touren für erfahrene Radurlauber mit Kondition.

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