Thermoflaschen für Radfahrer: Isolierende Trinkflaschen im Test

Thermoflaschen fürs Rad: Wohlige Wärme

Thermoflaschen für Radfahrer: Isolierende Trinkflaschen im Test

Kalte Temperaturen kühlen uns Radfahrer spürbar aus und zehren an der Psyche. Ein warmer Schluck aus der Trinkflasche heitert da schon merklich auf. Doch wie lange halten Thermoflaschen heiße Getränke effektiv warm? Ein Test von 14 Modellen.
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Eine Ausfahrt im Schneetreiben macht bei Minusgraden mit der richtigen Ausstattung Spaß. Doch wehe, das Getränk ist in einer klassischen Trinkflasche abgefüllt. Dann wird der Spaß jäh gedämpft, wenn es einem Mund, Speiseröhre und Magen durch die kalte Plörre unangenehm zusammenzieht und die Zähne das Ganze mit einem Kälteschmerz quittieren. Doch es gibt einfache Hilfe in Form von Thermoflaschen.

Beim Check der auf dem Markt verfügbaren Flaschen fällt auf, dass das Angebot nicht wirklich groß ist. Zudem kommt die Frage auf, ob eine Outdoor-Thermoflasche nicht doch die bessere Wahl ist. Und überhaupt: Wie lange halten die Modelle überhaupt warm? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, finden sich eine klassische Radflasche, zehn Fahrrad- und vier Outdoor-Thermoflaschen im Test.

Viele Tops, wenige Flops!

Um alle Produkte bestmöglich miteinander zu vergleichen, durchlaufen diese ein über 25 Punkte langes Testprotokoll. Beim Handling etwa wird der Fokus auf eine griffige Oberfläche, Strukturen für einen sicheren Griff, die Form der Flasche und die Montage im Flaschenhalter gelegt. Bei den Outdoorprodukten fällt auf, dass drei von vier Probanden nur in einem großen PET-Flaschenhalter Platz finden. Oder man transportiert sie gleich im Rucksack oder der Packtasche. Einzig die Sigg-Flasche passt auch in so manchen herkömmlichen Flaschenhalter.

An die Flüssigkeit kommt man beim Trinken über drei Varianten: Das klassische, mit den Zähnen aufzuziehende Beißventil (Decathlon, Elite, Pro), eine Membran (BBB, BlenderBottle, Camelbak, Specialized, Zefal) oder ein Schraubverschluss bei den Outdoormodellen. Bei letzteren ist eine kleine Pause nötig, welche bei einem schönen Winterausblick aber auch nicht schadet. Damit die Flüssigkeit in den Mund gelangt, werden Fahrradflaschen einfach zusammengedrückt. Das ist bei den Thermomodellen aber nicht immer so einfach. Während Elite und Pro die geringsten Handkräfte benötigen, können Decathlon und vor allem M-Wave durch die starre Struktur gar als Grifftraining herhalten. Genial sind die integrierten Becher bei Sigg oder der Camelbak MultiBev, denn nur so verbrennt man sich garantiert nicht den Mund.

Generell sollte die eingefüllte Temperatur gerade bei den Radflaschen nicht über 70 Grad Celsius liegen, denn neben dem eigenen Mund sind extreme Temperaturen auch für Kunststoffe nicht wirklich ideal. Eine Schutzkappe schützt die Ventile vor Dreck und sichert eine gleichbleibend gute Funktion (BBB, Decathlon, Elite IceFly). Ein sperrbares Ventil verbessert den Auslaufschutz, was zwar nicht auf Tour, aber beim Transport in der Sporttasche oder im Auto relevant ist. Hier fallen vor allem Decathlon und Specialized auf, weil sie schon durch geringen Druck den Inhalt freigeben. Zum Test der Dichtigkeit werden alle Thermoflaschen mehrere Minuten geschüttelt und in einem zweiten Test lange Zeit über Kopf gelagert. Negative Auffälligkeiten gab es hier keine.

Bei der Verarbeitung werden die Materialien, Oberflächen, Kanten und Prints genau unter die Lupe genommen. Beim Gewicht belasten Outdoor-Trinkflaschen aus Edelstahl die Waage am stärksten. Zudem wiegt Zubehör wie ein Becher oder Schutzdeckel extra. Die Gewichte haben wir in Relation zum Volumen bewertet. Die leichtesten Kunststoffflaschen sind Pro vor Zefal. Bei den Outdoorflaschen hat die MiiR von SQlab deutlich die Nase vorne und reiht sich sogar knapp hinter der schwersten Kunststoffflasche von M-Wave ein!

Der interessanteste Punkt der Thermoflaschen ist aber ihre Isolationswirkung. Apropos Trinktemperatur: 60 bis 70 Grad Celsius wird oft als optimal für Tees angegeben, ist beim Sport aber zu heiß zum Trinken. Der optimale Temperaturbereich liegt für uns zwischen 20 und 40 Grad. 8 bis 10 Grad empfinden wir im Sommer als kühl und erfrischend. Unter 5 Grad wird es dann eiskalt und unangenehm. Zudem machen wir eine Testfahrt mit je einer baugleichen Trinkflasche im Flaschenhalter, Rucksack und der Packtasche am Heckträger. Die Ergebnisse: Die vakuumierten Edelstahlflaschen halten deutlich länger warm als Kunststoffflaschen. Durch den Fahrtwind kühlt die Flüssigkeit im Flaschenhalter am schnellsten aus. Im Rucksack hält die Flüssigkeit am längsten warm. Als Gründe können der Windchill-Effekt, die zusätzliche Isolationswirkung der Tasche und des Rucksacks sowie die Körper-Abwärme genannt werden.

Wie wurde die Isolation getestet?

Der Test fand bei Außentemperaturen zwischen –1,1 und 1,9 Grad Celsius statt. Über einen Zeitraum von 6 Stunden wurde alle 30 Minuten eine Testreihe durchgeführt. Dabei wurden die Wassertemperatur, mit einem Thermometer, sowie die Außentemperaturen an Flaschendeckel, -korpus und -boden mit einem In­frarot-Messgerät gemessen. Der Test wurde dreimal durchgeführt und die Werte am Ende gemittelt.

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Thermoflaschen für Radfahrer: Details und Wissenswertes

Preislich liegen die Flaschen weit auseinander. Während Decathlon sein Modell für nur 5,99 Euro anbietet, liegt die Camelbak Multi­Bev bei 56,95 Euro. Beim Volumen liegen die Fahrradflaschen zwischen 400 (M-Wave) und 710 ml (BlenderBottle). Die Outdoorflaschen bieten 650 (Camelbak) bis 1242 ml (SQlab). Farblich gibt es die meisten Alternativen bei BlenderBottle, Camelbak MultiBev (je 4) und vor allem Elite IceFly (7). Als Herstellungsland liegt China mit fünf Produkten vor Taiwan und Kroatien mit je zwei. Einmal vertreten sind Portugal und Frankreich. Bei zwei Herstellern (BBB und Specialized) war das Produktionsland nicht herauszufinden.

Ein wichtiger Punkt ist die Reinigung. Spülmaschinengeeignet sind die wenigsten. Und wenn, ist die Arbeitstemperatur meist auf 40 Grad begrenzt. Bei Specialized werden sogar Bürsten zur Reinigung untersagt, weil diese die innere Beschichtung zerstören können. Die Ventile bei BBB, BlenderBottle, Camelbak, Elite und Zefal können einfach zerlegt werden. Bei allen Edelstahlflaschen ist Handwäsche angesagt. Hier dürfen teils nur die Deckel in den Geschirrspüler. Die Flaschenöffnung spielt beim Reinigen und Abfüllen eine wichtig Rolle. Umso größer, je besser kann mit Bürste gereinigt und später mit Geschirrtuch getrocknet werden. Bei den Fahrradflaschen bieten alle Öffnungen von 49 bis 54 mm, im Outdoorbereich ist der Unterschied recht groß: kleine 44 mm bei Sigg bis zu großen 63 mm bei SQlab.

Interessante Details

Flaschenlage: Ob stehend oder schräg – dank wählbarer Modi wird bei der BlenderBottle in jeder Lage getrunken.

Hygiene: Ein zerlegbarer Deckel steht für beste Reinigungs-Ergebnisse (Camelbak). Im Test nur 50 % der Flaschen.

Zerlegbar: Die Flaschen von Decathlon und M-Wave sind nicht verschweißt und lassen sich zerlegen (im Bild: Decathlon).

Magnetische Kappe: Bei Camelbak hält ein Magnet die Kappe vom Ausguss fern. Stört dann nicht beim Trinken. Pfiffig!

Thermoflaschen in der Übersicht

Modell Volumen Preis Prädikat
Eurobottle Bigmouth 750 ml 2,50 Euro
Decathlon Triban Isotherme 500 ml 5,99 Euro
M-Wave PBO 400-Iso 400 ml 8,90 Euro
Elite Icefly 500 ml 13,95 Euro
Pro Team Thermal 600 ml 13,95 Euro
Zefal Arctica Pro 550 ml 13,95 Euro
BBB Thermotank Reflective 500 ml 19,95 Euro
Blender Bottle Halex Thermo Bike 710 ml 19,95 Euro
Specialized Purist Insulated Fixy 680 ml 22,90 Euro Empfehlung
Elite Nanofly 500 ml 24,95 Euro Empfehlung
Camelbak Podium Ice 620 ml 26,95 Euro Testsieger
Sigg Gemstone ITB 750 ml 34,95 Euro Testsieger
Camelbak Chute Mag Vacuum 1200 ml 44,05 Euro
SQlab MiiR 1242 ml 49,99 Euro Empfehlung
Camelbak Multibev 650 ml 56,95 Euro

Ausführlichere Testurteile

Eurobottle Bigmouth (ohne Isolation, zum Vergleich!): Die klassische Fahrradflasche kann bei Handling, Trinken, Gewicht und Preis punkten. Allerdings ist die Isolation nachvollziehbar miserabel, das Getränk schnell kalt.

Decathlon Triban Isotherme: Mit Abstand günstigster Preis. Die Isolation ist für eine Radflasche top! Hohe Handkräfte beim Trinken sowie die kleine Öffnung im Inneren zur Reinigung kosten viele Punkte.

M-Wave PBO 400-Iso: Günstige Flasche mit kleinem Volumen, die im Handling, Auslaufschutz und Isolation glänzt. Trinken ist nur durch Saugen möglich – braucht extreme Handkräfte.

Elite Icefly: Hochwertige und recht günstige Flasche, die einzig bei der Isolationswirkung schwächelt. Bietet beim Trinken sehr guten Komfort, weil sie nur geringe Handkräfte braucht.

Pro Team Thermal: Für das Volumen recht kompakte Flasche mit geringstem Gewicht, einfachem Handling und sehr klassischer Optik. Fällt vor allem bei der Isolation ab. Leichter Plastikgeschmack.

Zefal Arctica Pro: In Frankreich gefertigte Flasche mit Bestnoten bei Auslaufschutz, Verarbeitung und Gewicht. Überzeugt auch in der Anwendung. Einzige Schwäche: die Isolation.

BBB Thermotank Reflective: Auffällige Flasche mit reflektierendem Design für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Punktet bei Handling und Gewicht. Die Kappe stört beim Trinken.

Blenderbottle Halex Thermo Bike: Bietet bei den klassischen Radflaschen das größte Volumen. Kann als einzige Flasche perfekt im Stehen, schräg oder auf dem Kopf verwendet werden! Isolationsschwäche.

Specialized Purist Insulated Fixy: Interessantes Modell, das in der Praxis vollauf überzeugt und viel Volumen bietet. Beim Transport aufpassen: Der Auslaufschutz ist miserabel. Unser Tipp für echte Sportler.

Elite Nanofly: Bis auf den Auslaufschutz kann die NanoFly durchweg punkten und hält bei den Radflaschen am längsten warm. Mit bestem Trinkkomfort und perfekter Verarbeitung.

Camelbak Podium Ice: Hochpreisige Thermoflasche, die allerdings auch durch die Bank überzeugt und keine Schwäche hat. Der Deckel ist extrem aufwendig und durchdacht. Verdienter Testsieger.

Sigg Gemstone ITB: Sigg kann Thermoflasche und überzeugt bis auf das Gewicht durchweg mit Bestnoten. Hält mit Abstand am längsten warm, bietet einen integrierten Becher. Verdienter Testsieger.

Camelbak Chute Mag Vacuum: Die bullige Chute ist ein Klassiker mit vielen Varianten. Sie ist solide, nimmt viel Volumen auf, in drei Farben erhältlich und bietet schöne Details. Die beste für Outdoor.

SQlab MiiR: Die MiiR-Flasche ist ein bewährtes Outdoormodell mit leichtem Gewicht und großem Volumen. Für heiße Getränke fehlt eine Tasse, ansonsten überzeugt sie durch die Bank.

Camelbak Multibev: Großer Trinkbecher mit Silikondeckel, alles unscheinbar integriert. Mega! Auch ansonsten tolle, teure Thermoflasche. Die Details schlagen allerdings auf das Gewicht.

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Test-Fazit

Für langanhaltende Wärme hilft nur der Griff zu den großen, schweren und unhandlichen Outdoormodellen. Dabei schneidet Sigg am besten ab und holt sich den Testsieg, auch weil das Preis-Leistungsverhältnis exzellent ist. Die MiiR von SQlab ist indessen eine Empfehlung für alle, die viel Flüssigkeit mitnehmen wollen und eine separate Tasse benutzen.

Bei den klassischen Radtrinkflaschen empfiehlt sich Specialized für alle Sportler. Keine ist besser und einfacher in der Handhabung. Das beste Wärmemanagement bei guter Handhabung bietet allerdings Elites NanoFly. Und das beste Gesamtpaket aller Thermoflaschen? Liefert Camelbak mit der Podium Ice.

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