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Karin Hanczewski: Das begeistert die Tatort Schauspielerin am Lastenrad

Im Interview: Tatort Schauspielerin Karin Hanczewski

Karin Hanczewski: Das begeistert die Tatort Schauspielerin am Lastenrad

Seitdem „Tatort“-Schauspielerin Karin Hanczewski zur Fortbewegung in ihrer Heimatstadt Berlin aufs Lastenrad setzt, hat sie Lebensqualität dazugewonnen. Im Radfahren-Interview erzählt sie, warum die Leute oft positiv auf ihr Verkehrsmittel reagieren und wo man in der Stadt unerwartet auf Juwelen trifft.
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Seit über einem Jahr bewegt sich die Schauspielerin Karin Hanczewski am liebsten per Rad durch ihre Geburts- und Heimatstadt Berlin.

Genauer: auf ihrem E-Lastenrad, in regelmäßiger Begleitung ihres Hundes, eines Border-Collie-Mischlings, der dann auf der großzügigen Ladefläche Platz nimmt.

Erwachsene auf dem Lastenrad mitnehmen? So gehts!

Und tatsächlich ist das praktische Cargobike für Fernseh- und Kinoschauspielerin Hanczewski rasch zum geschätzten Hauptverkehrsmittel geworden, das sie – befeuert von dessen E-Motor – ebenso flott zu Familienbesuchen, zum gemeinsam mit Freunden bestellten Garten am Rande der Hauptstadt oder ab und an ins Berliner Umland trägt.

Schauspielerin Karin Hanczewski im Interview

Und in der Unterhaltung darüber wird klar, wie belebend für ihren Arbeits- und Lebensalltag die 39-Jährige die Zeit im Radsattel empfindet, die nach einer Probefahrt mit dem Lastenrad eines Bekannten Fahrspaß und Vorzüge des „Cargos“ schätzen lernte.

Wichtige Verschnaufpausen und einen wertvollen Ruhepol als ausgleichenden Kontrast zu zeitlich durchgetakteten, langen Drehtagen, so scheint es, verschafft sich die Berlinerin sowohl in den Stunden auf dem Fahrrad als auch bei der Gartenarbeit.

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Der Hund kommt mit: Verkehrs- und Transportmittel zugleich stellt das E-Cargobike für die Berliner Schauspielerin Karin Hanczewski dar.

Der Erdkontakt, die frische Luft, das rhythmische Auf und Ab der Tretbewegung – für Karin Hanczewski hilfreiche Lebenszutaten, um in der Balance zu bleiben und die Kraft für ihre abwechslungsreichen Rollen in Fernseh- und Kinoproduktionen zu sammeln. Dazu zählen ernsthafte, wie die der Kommissarin Karin Gorniak im Dresdner „Tatort“ des MDR, ebenso wie humorvoll angelegte Rollen.

Letztere gesehen in der ZDF-Sexismus-Satire – #heuldoch – in der sie die feministische Gefängnisausbrecherin Lin spielt, die, gänzlich unerwartet, mit einer ebenfalls geflohenen Insassin vier sexuell übergriffige Männer verhaltenstherapeutisch „behandelt“.

Frau Hanczewski, wie ist es in Ihrer Heimatstadt Berlin, Lastenrad zu fahren und wie reagiert man dort auf Sie und das Rad?
Ich fühle mich auf meinem Lastenrad, das ja deutlich größer ist, um einiges sicherer als auf meinem normalen Rad, mit dem ich fahr, wenn ich ohne meinen Hund unterwegs bin. Die Autofahrer nehmen mich auch stärker wahr, weil das Rad größer ist.

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Ich glaube, die Leute rechnen immer damit, dass da vorne im Cargorad vielleicht Kinder drin sitzen und agieren vorsichtiger. Auf einem normalen Rad fahren Autos viel dichter an mich ran. Wenn in meinem Lastenrad noch der Hund mitfährt, lächeln mir die Leute zu, weil die sich freuen und das süß finden, dass ich meinen Hund durch die Gegend fahr. Wenn ich mit Freunden oder Fremden spreche, die mich auf dem Cargorad sehen, können sie sich das Lastenrad auch als eine Möglichkeit vorstellen.

Sie sind viel per Lastenrad in Ihrer Heimat Berlin unterwegs. Können Sie komplett aufs Auto verzichten?
Gut, wenn man mal was wirklich Größeres transportieren muss, kann man das natürlich nicht mit ’nem Fahrrad machen. So wie neulich, da musste ich für den Garten, den ich zusammen mit Freunden habe, lange Holzbretter transportieren, weil ich da was ausgebaut hab. Generell bewege ich mich in Berlin aber am liebsten mit dem Rad vorwärts, während andere im Stau stehen, viel Zeit verlieren und sich ärgern.

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Seit 2016 spielt Hanczewski im Dresdner „Tatort“ des MDR Kommissarin Karin Gorniak; hier in der Folge „Unsichtbar“, zu sehen in der ARD-Mediathek.

Und mit dem Fahrrad ist das ganz wunderbar, auch weil es immer mehr grün markierte Radstrecken gibt. Da verändert sich aktuell ganz viel in Berlin, was das Radfahren immer mehr zu einer großen Freude macht. Denn dass man immer mit den Autofahrern in Konkurrenz steht, und ab und an aggressiv angegangen wird, das braucht man ja nicht.

Gut zu hören, dass sich in Berlin offensichtlich etwas bewegt in puncto Radinfrastruktur…
Ja, das tut es! Ich glaube, den Autofahrern geht das auf den Keks, das merkt man ja auch, wenn man mit den Leuten über die vielen Radfahrer spricht. Es gibt mehrere Bezirke, wo man den Wandel richtig merkt: Da sind die Fahrradspuren doppelt so breit und grün gestrichen – oder rot an Stellen, an denen es wahrscheinlich schon öfter schwierig war zwischen Auto- und Radfahrern.

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Ich finde die Veränderungen großartig. Wenn Auto- und Radfahrspuren wirklich getrennt wären, wär’s noch besser und es Radwege gäbe, die nicht direkt an der Straße entlang führten, sondern mehr durchs Grüne. Denn ich glaube, Autofahren stresst doch so viele Leute und mit einer Radtour hat man ein bisschen was für die Seele getan – und sucht keinen Parkplatz.

Inwiefern ließe sich die Berliner Radinfrastruktur verbessern?
Mehr breite, grün markierte Radwege – das wünsche ich mir. Ich fahre wahnsinnig ungern auf der Straße und die Autofahrer fahren manchmal wirklich so nah an einen ran. Eine Trennung der Fahrspuren wäre wichtig, dann würden sich alle sicherer fühlen. Wenn ich zum Beispiel auf meiner gewohnten Strecke zu meinem Garten fahre, führt diese die ganze Zeit an einer vierspurigen Straße entlang – zwei Spuren in die eine, zwei in die andere Richtung – und da wünschte ich mir noch mehr „grüne Wege“ …

Klar: Inwiefern ist das möglich, die Stadt ist nunmal die Stadt, die sie eben ist und natürlich kann ich hier jetzt nicht ständig durch den Wald fahren (lacht). Ansonsten glaube ich, sind diese wirklich klar gekennzeichneten Radwege schon gut.

Ist Ihr Eindruck, dass Radfahren in Berlin mittlerweile sicherer geworden ist?
Ja, für mich ist es sicherer geworden. Bestimmte Strecken, die klar für Radfahrer markiert sind, machen das Radfahren besser. Es gibt aber durchaus noch Verbesserungspotenzial, wenn man sich zum Beispiel Kopenhagen anschaut.

Wie viel Zeit spart Ihnen Ihr Lastenrad in der Stadt, verglichen mit dem Auto?
Schwierig zu sagen, aber das Verrückte beim Aspekt Zeitersparnis: Ich guck vorher immer, wenn ich eine Adresse eingebe, wie lange es dorthin mit dem Fahrrad dauert und wie lange mit dem Auto. Manchmal sind das in Berlin zehn, maximal 15 Minuten Unterschied. Also ein kleiner Zeitgewinn, den ich mit dem Auto hab, wobei da die Parkplatzsuche noch nicht mit eingerechnet ist.

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Lastenrad? Logisch! Seit über einem Jahr ist das E-Lastenrad Hauptverkehrsmittel für „Tatort“-Schauspielerin Karin Hanczewski.

In welchen Situationen punktet das Fahrrad als Verkehrsmittel für Sie außerdem?
Wenn man im Sommer an einen See fahren will, kommt man per Auto häufig ja gar nicht bis an den See ran, insbesondere wenn es sowieso voll ist. Und dann parkt man einen Kilometer weit weg und schleppt sich zur nächstbesten Badestelle, zu der sich alle hingeschleppt haben.

Mit dem Rad fährt man direkt bis an den See, kann noch etwas weiterfahren und parkt dann dort, wo man auch liegt. Das hat schon was …

Ihr Lastenrad stellt für Sie sozusagen auch einen gewissen Luxus dar?
Total!

Fühlen Sie sich dem Radfahren seit jeher verbunden, sind früher etwa per Rad zur Schule gefahren? Oder ist das für Sie eine Neuentdeckung?
Nee, ich hab das schon immer gemacht. In die Schule bin ich zwar immer mit dem Bus gefahren, weil die weit weg war, aber ich erinnere mich, dass ich es schon immer sehr mochte, Rad zu fahren. So richtig in der Stadt schätzen gelernt hab ich es dann auch später in meiner Jugend.

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Es ist schön, sich aufs Rad zu schwingen, durch die Stadt zu fahren und den Wind zu spüren. Ich mag das Radfahren sehr! Auf dem Fahrrad zu sitzen und Musik zu hören. Natürlich so, dass ich alles um mich herum noch mitbekomme. Radfahren ist manchmal wie ein Antidepressivum.

Wo sind Sie mit dem Rad in und um Berlin gern unterwegs?
Ich fahre manchmal mit dem Rad in den Süden von Berlin, um meine Familie zu besuchen und dabei hab ich diesen Sommer schon ganz neue Wege und Orte entdeckt. Wäre ich die Autostrecke gefahren, hätte ich sie gar nicht gesehen.

Einen kleinen Bach zum Beispiel und zauberhafte Kleingärten. Raus Richtung Neukölln, dann weiter nach Treptow und noch vor Köpenick gelegen. Ein Kleinod mitten in der Stadt.

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Schön! Da freut man sich, wenn man etwas Vertrautes neu für sich entdecken kann, oder?
Ja, absolut. Wenn man sich so darüber unterhält, kommt man doch auf so viele Radfahr-Vorzüge. Man kann ja auch leicht irgendwo halten und weiterfahren. Wir kennen das doch alle: „Ach, guck mal, ’ne Eisdiele!“ Dann will man mit dem Auto halten, es gibt aber keinen Parkplatz – und man muss weiterfahren. Und mit dem Rad ist das
alles machbar!

Fällt es Ihnen leichter, Ihre Schauspielkunst zu pflegen, nachdem Sie auf dem Rad saßen?
Ja, Bewegung ist wahnsinnig wichtig! Ich entscheide mich zum Beispiel, wenn ich ein Casting in Berlin habe, immer fürs Rad. Egal, ob ich ein Auto habe oder nicht. Es sei denn, es regnet in Strömen.

Es ist etwas ganz anderes, als wenn ich im Auto auf meinem Hintern sitze und ein Lenkrad hin- und herdrehe. Wie beim Spazierengehen oder Joggen – und beim Radfahren eben auch. Man bewegt sich, ist meistens in der Natur, spürt den Wind, atmet frische Luft. Und man macht dabei ja letztlich Sport!

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Ihr perfekter Radtag, wohin würde der Sie führen?
Als ich mal an der Ostsee war, hab ich eine Radtour gemacht. Daran habe ich sehr schöne Erinnerungen. Das Meer im Augenwinkel und die salzige Luft in der Nase! Das war traumhaft. Den Jakobsweg befahren manche ja auch mit dem Fahrrad. Da fährt man mit dem Rad vielleicht 60 bis 80 Kilometer am Tag, während man zu Fuß nur etwa 25 Kilometer weit kommt.

Das könnte ich mir auch vorstellen, oder überhaupt mal eine größere Strecke mit dem Rad zurückzulegen. Eine Strecke von 1000 bis 1500 Kilometern zu meistern, für die man zwei oder drei Wochen Zeit hat, um sie mit dem Fahrrad zurückzulegen. Am besten mitten durch die Natur.

Ein Radtraum für Sie?
Ja, sehr. Den Hund vorn mit reingepackt, das fänd‘ ich ganz toll. Ein mehrtägiger oder sogar -wöchiger Fahrradtrip. Der wäre bestimmt spannender, als mit einem Auto …

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