Umweltfreundlicher E-Biken: Tipps zur Nachhaltigkeit

Der grüne Faktor: Anregungen zum umweltfreundlichen E-Biken

Umweltfreundlicher E-Biken: Tipps zur Nachhaltigkeit

Jedes E-Bike, auch wenn grundsätzlich ein klar umweltfreundliches und nachhaltiges Fortbewegungsmittel, beansprucht in der Herstellung und der Nutzung Ressourcen und Energie. Mit einer vernünftigen, umsichtigen Nutzungsweise lassen sich die Umweltauswirkungen des E-Bike-Fahrens allerdings auf ein Minimum reduzieren.
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Ohne Frage besetzt das E-Bike in der Verkehrswende eine zentrale, kraftvolle Rolle als nachhaltiges, die Umwelt schonendes und die Gesundheit des Fahrers förderndes, Fortbewegungsmittel. Mithilfe der Schubkraft aktueller E-Antriebe überwindet man sowohl Steigungen als auch längere Strecken flotter und erheblich kraftsparender. Kurzum: In einem Radius von bis zu 20 Kilometern macht man im Sattel eines Pedelecs oder noch schnelleren, bis 45 km/h unterstützenden S-Pedelecs, munter Meter – und vermag fortan etwa seine Pendlerstrecke nicht länger per Auto zu bestreiten. Darüber hinaus lassen sich mittels E-Lastenrad wunderbar täglich Zweckfahrten tätigen, sei es die Fahrt zur Kita oder die Tour von der Kita nach Hause, mit Kind und Einkäufen auf der Ladefläche. Hatten wir schon den Wegfall der leidigen Parkplatzsuche beim künftigen Verzicht aufs Auto erwähnt? Na, wenn das keine Motivation ist!

Nun könnte man gegen die praktische, spaßige Innovation E-Bike anführen, dass ein Elektrofahrrad bedingt durch die Herstellung des Akkus und der Bauteile, wie dem Lenker-Display, niemals so umweltfreundlich sein kann wie das klassische Fahrrad. Und würde damit vollkommen recht haben! Zunächst zumindest, denn tatsächlich wandelt sich die Ökobilanz eines E-Bikes oder E-Cargobikes entscheidend ins Positive, wenn man das Rad mit Motorunterstützung regelmäßig nutzt, damit Autofahrten ersetzt. Laut Umweltbundesamt sind die bei der Herstellung eines Standard-E-Bike-Akkus entstehenden 27,5 bis 37,5 kg CO2 eq-Emissionen bereits nach 150 bis 300 Kilometern E-Bike-Fahrten abgegolten, stellt man diese Werte den CO2 eq-Emissionen der eingesparten Auto-Kilometer gegenüber. Nichtsdestotrotz sollte das Ziel sein, das eigene Elektrorad möglichst umweltfreundlich zu fahren.

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Was brauche ich wirklich?

Umweltfreundlich E-Bike fahren, das bedeutet auch, sich vor dem Kauf seines neuen Wunsch-Elektrofahrrads möglichst darüber im Klaren zu werden, welches Modell den eigenen Ansprüchen am besten entspricht. Bedeutet, dass man das E-MTB, das man sich wegen seiner sportiven Optik und der fahrsicheren Breitreifen, erträumt, dann aber primär als Alltagsrad und maximal für kurze Geländeexkursionen nutzen wird. Und in diesem Fall macht ein extra stark motorisiertes, tendenziell mehr Strom verbrauchendes E-MTB mit über 1000 Wh Akku-Leistungskapazität nur wenig Sinn. Tatsächlich ist der erhöhte Rohstoffeinsatz – Stichwort Akku-Herstellung! – für ein Bike, das dann kaum ausgereizt wird, letztlich nicht zu rechtfertigen. Im genannten Fall kann es eventuell sinnvoll sein, ein gebrauchtes, gut erhaltenes E-MTB zu erwerben. Schonender ist das dann auch für den eigenen Geldbeutel, ohne dass der Fahrspaß deswegen zu kurz käme.

Wer sein E-Bike gerne bestmöglich ökologisch verträglich und nachhaltig bewegen will, tut das am besten, indem er es langjährig fährt. Selbstverständlich: Auch die Redaktion weiß um die verführerische Kraft des „Neuen & Besseren“, mit der man sich jährlich spätestens zu den Neuheitenmessen und, sozusagen allgegenwärtig, auf Social-Media-Plattformen konfrontiert sieht. Keine Frage, die technische Weiterentwicklung von Fahrrad und E-Bike ist so wichtig wie sinnvoll. Ökologisch betrachtet, ist es indes ein Graus, ein tolles, voll funktionsfähiges E-Bike nach nur wenigen „Dienstjahren“ als „ausgedient“ zu betrachten – und aufs nächste zu schielen. Entscheidet man sich dennoch dafür, lohnt es sich doppelt, sein „altes“ als Gebrauchtbike zu verkaufen. Finanziell ohnehin und zudem reduziert sich die Umweltbelastung, wenn für den Käufer des Gebrauchtrades kein neues Bike hergestellt werden muss. Stattdessen bleibt Wertvolles im Nutzungskreislauf! So oder so sollte man beim Neu- wie Gebrauchtkauf darauf achten, ein E-Bike in guter, hochwertiger Qualität zu erstehen. Andernfalls läuft man Gefahr, binnen Kurzem einen teuren Zweitkauf tätigen zu müssen, weil das vermeintliche Schnäppchen die Erwartungen nicht erfüllt oder gar – wie es bei einem billigen Discounter-E-Bike der Fall sein kann – funktionelle Mängel aufweist. Natürlich ginge das zulasten der Umwelt, da Rohstoffe und Energie für ein E-Bike aufgewendet wurden, das nicht gefahren wird.

Vor dem E-Bike-Neukauf empfiehlt es sich außerdem, mit dem Händler zu klären, wie lange er für das Wunschmodell die Lieferbarkeit von Ersatzteilen gewährleisten kann. Nicht zuletzt gilt das für den Akku, für den essentiell ist, dass er austauschbar und ergo möglichst lange als Ersatzteil verfügbar ist, will man sein Elektrofahrrad über viele Jahre nutzen. Selbstredend sollte das E-Bike so beschaffen sein, dass ein Akkuwechsel technisch auch möglich ist.

Umweltfreundlicher E-Biken: Tipps zur Akkupflege

Umsichtiges Fahrverhalten erhöht Lebensdauer

Damit das eigene E-Fahrrad auch tatsächlich viele Jahre alt werden kann, lohnt es, darüber hinaus umsichtig zu fahren. Sprich, in vielen Situationen ist es schlicht nicht erforderlich, im stärksten Unterstützungsniveau zu fahren; in Flachpassagen oder moderaten Anstiegen reicht die mittlere Fahrstufe des Motors leicht aus. Und weniger Fahrten im Turbo-Modus bedeuten, den Akku nicht so oft aufladen zu müssen – was diesem einen längeren Lebenszyklus ermöglichen kann. Natürlich muss man ergänzen, dass die konsequente Nutzung des Eco-Unterstützungslevels auf der morgigen, zügigen Fahrt zur Kita mit zwei Kindern im entsprechend beschwerten Radanhänger insbesondere an Steigungen nicht realistisch ist. Situationen, in denen man schlicht auf die Extra-Motorpower einer Turbo-Fahrstufe angewiesen ist.

Die am E-Bike aufgrund der Motorpower und damit einhergehender, heftiger Lastwechsel unter erhöhter Belastung stehenden Schaltkomponenten schont man ferner durch geschmeidige Gangwechsel und den Verzicht auf allzu häufige, rabiate Antritte. Bei City-E-Bikes mit Nabenschaltung ist es daher extra sinnvoll, vor dem eigentlichen Schaltvorgang bewusst etwas Pedaldruck von der Kette zu nehmen. Das erleichtert den Schaltvorgang und erspart den involvierten Komponenten unnötigen Stress. Dies verlängert das Leben der Parts, die infolge der am E-Bike höheren Belastungen und rascheren Abnutzung ohnehin schon früher als am Fahrrad getauscht werden müssen.

Permanentes Fahren in stärkster Unterstützungsstufe auf E-MTB-Touren bedeutet
natürlich häufigeres Nachladen und einen höheren Stromverbrauch.

Umweltfreundlicher Umgang: Pflegen und reparieren statt „weg damit“

Strom sparen und umweltfreundlicher pedalieren lässt sich am E-Bike mit einer ganz einfachen Maßnahme, indem man stets mit korrektem, sprich ausreichendem, Rei­fen­luftdruck fährt. Ein nahezu platter Pneu erhöht den Rollwiderstand und kostet Batteriestrom. Abgesehen davon, verschlechtern sich mit zu geringem Luftdruck die Fahreigenschaften. Mehr noch: Die Sturzgefahr erhöht sich. Umwelt wie Geldbeutel schont man, indem man die Kette seines E-Bikes regelmäßig (bei längeren Ausfahrten direkt danach) von Dreck und Staub reinigt und anschließend mit einem hochwertigen Kettenschmiermittel pflegt. Der vorhergehende Reinigungsvorgang ist hierbei wichtig, andernfalls provoziert man beim Abschmieren einer verdreckten Kette, dass der Schmutz auf den Außenlaschen mithilfe des Schmiermittels ins Ketteninnere gelangt. Dies führt leider, und erst recht eine ausbleibende Kettenpflege, zu einer massiven Verkürzung der Lebensdauer des essentiellen Kettenstrangs. Und aufgrund der ausbleibenden Schmierung erhöht sich die Reibung (ungünstig: Metall auf Metall!) zwischen Kette/Kassette und Kette/Kettenblatt, was den Lebenszyklus aller Antriebskomponenten beschneidet. Konsequenz: Die Komponenten müssen vorzeitig ausgetauscht werden, was die Umwelt und den Geldbeutel stärker belastet.

Stichwort Reparatur: Anders, als man es aufs Erste annehmen würde, lassen sich nicht nur Metallrahmen aus Stahl oder Aluminium, je nach Art ihrer Beschädigung natürlich, reparieren. Das funktioniert ebenso mit Carbonrahmen, die seit langem auch an sportiven E-Bikes (E-MTB, E-Gravelbike, E-Rennrad) Verwendung finden. Ein beschädigter Rahmen muss längst nicht das Aus für das Bike bedeuten. Stattdessen lohnt es sich finanziell wie ökologisch, die Expertise ausgewiesener Carbon-Reparaturspezialisten zu beanspruchen. Die gibt es etwa im Allgäu mit Jostec Carbon Bike Service (www.carbon-bike-service.de) oder in der Schweiz mit Bieri Bike Care (www.bikecare.ch). Eine professionelle Reparatur kann die strukturelle Stabilität von Kohlefaserrahmen wieder völlig herstellen und vermeidet Sondermüll. Denn: Unter anderem aufgrund der Verwendung von Epoxidharzen ist das Recycling von Carbonrahmen diffizil. Anmerkung: Als Laie einen Carbonrahmen reparieren zu wollen, verbietet sich – andernfalls riskiert man beim erfolglosen Versuch einen Rahmenkollaps und sein Leben! Die Reparatur verlangt in jahrelanger Arbeit erworbenes Know-how.

Das Diagramm illustriert die CO2-Emissionen eines Pedelecs im Gebrauch, ermittelt auf den Personenkilometer (Pkm). Auffallend sind die, verglichen mit dem Auto, geringen CO2-Emissionen des Pedelecs.

Diese auf Daten des TÜV Rheinland beruhenden Grafik zeigt den CO2-Fußabdruck eines E-Bikes, wobei Parameter wie Herstellung, Betrieb und Recycling einbezogen werden. Die größte Umweltbelastung stellen die verwendeten Materialien sowie der Herstellungsprozess dar (121 kg Co2-Äquivalent). Hiervon ragt der Akku mit 59 % Anteil deutlich hervor.

Ökostrom

Sozusagen das i-Tüpfelchen fürs umweltfreundliche E-Bike-Fahren bildet das Laden des Akkus mit Ökostrom. Achten sollte man hierbei auf sogenannte gelabelte Ökostromtarife. Denn: Das Grüner-Strom-Label sowie das Okay-Power-Label gewährleisten, dass durch den Bezug von Ökostrom Neuanlagen zur Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen eine Förderung erfahren. Generell lässt sich festhalten, dass die Ökobilanz eines rege genutzten E-Bikes schon jetzt positiv gewertet werden kann, vergleicht man es mit dem Auto. Gemäß einer rechnerischen Gegenüberstellung des Umweltbundesamtes (UBA) erzeugt ein Pkw 194 g CO2 eq (CO2-Äquivalent) pro Personenkilometer, ein Pedelec hingegen nur 15 g CO2 eq. Vereinfacht ausgedrückt, so schlussfolgert das UBA, ist das E-Bike mehr als 12 Mal umweltfreundlicher hinsichtlich der CO2-Emissionen als ein Auto. Dies gelte, so das UBA, für alle Lebenswegabschnitte, also Nutzung, Energiebereitstellung, Fahrzeug und Infrastruktur.

Eine starke Motivation also für all jene, die noch sehr am Auto festhalten, sich von diesem zu lösen und verstärkt aufs E-Bike als zukunftssicheres, durchaus flottes Fortbewegungsmittel zu setzen.

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