Andreas Scheuer bezeichnet sich auf dem Nationalen Radverkehrskongress in Dresden als Fahrradminister.

Radverkehrskongress: Grüne Welle für Radler

Verkehrsminister will Radfahren attraktiver machen

Radverkehrskongress: Grüne Welle für Radler

"Autominister", "Deutschlands Autolobbyist Nummer eins", "Kumpel der Autobauer", "Klimapolitischer Geisterfahrer" - die Spitznamen von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sind zahlreich. "Fahrradminister" ist neu. Diesen Spitznamen gab sich der Protagonist höchstselbst. Auf dem Radverkehrskongress in Dresden machte er zahlreiche Vorschläge, wie der Radverkehr in Deutschland attraktiver gestaltet werden kann. So stellte er etwa eine "grüne Welle" für Radfahrer in den Städten in Aussicht. Den schönen Worten müssen nun auch Taten folgen.
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Zeit, die Tagesschau, der Deutschlandfunk und viele mehr berichten zum Radverkehrskongress in Dresden übereinstimmend nahezu sensationelles: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer will den Radverkehr fördern. Er bezeichnete sich sogar selbst als Fahrradminister. Wer seine Arbeit in den vergangenen Monaten verfolgte, kommt eigentlich zu einem ganz anderen Schluss: Andreas Scheuer haftet das Image des knallharten Autolobbyisten an. Vollzieht er gerade eine Wandlung? Oder bleibt es bei schönen Worten? Doch von Anfang an:

Scheuer reist per Bahn zum Radverkehrskongress

Zum Radverkehrskongress in Dresden reiste Scheuer per Bahn an und legte die letzten Kilometer zum Tagungsort mit dem Fahrrad zurück. Keine schwere Limousine – schon mal ein deutliches, ungewohntes Zeichen des Verkehrsministers. Dass er Max Raabe als fahrradfreundlichste Persönlichkeit auszeichnete, war bereits bekannt. Nicht bekannt war, dass Scheuer dem Radverkehr in den Städten mehr Platz und dem Radfahrer selbst mehr Schutz zubilligen will. Mehr noch: Autofahrer müssten dafür auch Einschränkungen in Kauf nehmen.

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Radverkehrskongress: Scheuers „Vision Zero“

Andreas Scheuers Vorschläge, die in den neuen Radverkehrsplan 2021 einfließen sollen, sind ambitioniert. Beim Radverkehrskongress kündigte er lückenlose Radwege in den Städten, deutlich höhere Strafen für Autofahrer, die ihre Fahrzeuge auf dem Radstreifen parken und — als größtes Projekt sozusagen — Scheuers „Vision Zero“ an. Null Verkehrstote als Fernziel. „Wir brauchen eine bessere, möglichst lückenlose Radinfrastruktur. Wir müssen Radfahrer noch besser schützen und wir wollen noch mehr Innovation und Fortschritt“, sagte Scheuer.

Während des Radverkehrskongress' zeichnete Andreas Scheuer (rechts) Max Raabe als fahrradfreundlichste Persönlichkeit vor.

Während des Radverkehrskongress‘ zeichnete Andreas Scheuer (rechts) Max Raabe als fahrradfreundlichste Persönlichkeit vor.

Straßensanierungen: Radweg soll verpflichtend werden

„Ich werde eine Reihe bestehender Regelungen und Förderbedingungen prüfen und anpassen“, kündigte der Minister auf dem Radverkehrskongress an. Bei Straßensanierungen etwa solle in Zukunft ein Radweg verpflichtend sein. Nur auf Antrag und bei ausreichender Begründung solle darauf verzichtet werden. Neue Radwege müssten zudem breiter werden — unter anderem, um auch die bald legalen E-Tretroller aufnehmen zu können. Es dürfe nicht mehr vorkommen, dass Radwege plötzlich endeten. Eine entsprechende Planung der Städte und Gemeinden sei unabdingbar. Ebenfalls denkbar, so Scheuer: Eine Grüne Welle für Radfahrer, womöglich sensorgesteuert.

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Storck (ADFC): „Sehr überrascht, dass es von diesem Minister so deutlich gekommen ist“

Verbände äußerten sich verhalten optimistisch. „Bei der einen oder anderen Frage ist natürlich noch, wie würde das detailliert geregelt“, sagte etwa Burkhard Storck, Bundesgeschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) dem Deutschlandfunk. Er gehe bei allem mit, was er von Scheuer beim Radverkehrskongress gehört habe. „Vieles davon sind Dinge, die wir schon lange fordern.“ Inhaltlich habe ihn nichts überrascht, sagte Storck. „Aber es hat uns natürlich sehr überrascht, dass es vom Minister, von diesem Minister, so deutlich gekommen ist.“

Verbände und Initiativen wollen Scheuer auf die Finger schauen

Jetzt bleibt abzuwarten, wie ernst es Andreas Scheuer mit seinen Ankündigungen vom Radverkehrskongress nimmt. Verbände und Initiativen für fahrradfreundliche Städte, die derzeit überall in Deutschland entstehen, haben bereits angekündigt, dem Minister genau auf die Finger schauen zu wollen.

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