Standpumpe fürs Fahrrad: Luftpumpen im Test

Standpumpen im Test: Die Druckmacher

Standpumpe fürs Fahrrad: Luftpumpen im Test

Ein wichtiges Werkzeug für den sicheren Betrieb unserer Räder ist die Standpumpe. Mit ihr ist der Luftdruck einfach, schnell und komfortabel einzustellen. Doch wie über­zeugend geben sich aktuelle Modelle im Test? 21 Standpumpen von 29,99 bis 170 Euro im Praxis- und Prüfstandtest.
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Betrachtet man die Reifen von Radfahrern, fällt auf: Einige sind mit viel zu wenig Luftdruck unterwegs! Das zeigt, dass der richtige Druck von vielen noch immer zu wenig beachtet und deutlich unterschätzt wird. Dabei ist dieser eine der günstigsten und effektivsten Tuningmaßnahmen, um Leichtlauf, Komfort, Pannenschutz und Traktion in ausgeglichenem Einklang zu bringen! Dass die meisten dazu nicht die unhandliche Notfallpumpe vom Rad nutzen, kann man nachvollziehen. Aber mit einer guten Standpumpe ist der richtige Druck fix und komfortabel eingestellt. Und sie ist einfach im Auto verstaubar oder in auf Radfahrer ausgelegten Pensionen oder Hotels vorhanden. Kein Grund also, sie nicht einzusetzen!

Was muss eine Standpumpe leisten?

In vielen Haushalten sind verschiedene Räder zu finden: Trekkingräder, Rennräder, Mountain-, Gravel- und Cargobikes oder Kinderräder. Jedes Rad hat dabei seine spezifischen Laufraddurchmesser, Reifenbreiten und Ventilarten. Werden bei älteren Rennrädern noch bis zu acht bar benötigt, reichen für Balloon- oder Mountainbikes schon unter zwei bar Luftdruck. Und am besten können auch noch Luftmatratzen oder Bälle aufgepumpt werden. Eine gute Allroundpumpe muss daher eine große Bandbreite abdecken, um mit maximaler Variabilität zu punkten.

So wird Pumpen zum Kinderspiel

Damit der Pumpvorgang auch Spaß macht, müssen viele Punkte beachtet werden. Einen wichtigen Part dabei hat der Pumpenkopf. Idealerweise sollte eine Pumpe mit allen drei im Fahrradbereich vorkommenden Ventilarten zurechtkommen (Auto-, Sclaverand- und Dunlopventil). Allerdings ist jedes Ventil unterschiedlich aufgebaut und unterscheidet sich in der Handhabung teils deutlich.

Multifunktionsköpfe mit Auto- oder Dual-Head sind schnell und einfach zu bedienen, sind ohne Umbau meist mit allen Ventilarten kompatibel (Beto, Birzman, Bontrager, Crank Brothers, Merida, M-Wave, NG-Sports, Pedro’s, SKS, Specialized). Die Modelle von ­Airace, Blackburn, Contec, Lezyne, Rose, Silca und Syncros müssen über ein aufgeschraubtes Endstück auf das jeweilige Ventil umgebaut werden. Das geht schnell von der Hand und macht die Pumpenköpfe etwas kompakter. Einen Wählhebel besitzen Topeak und Zéfal. Beim Fixieren der bisher genannten Köpfe muss jeweils ein Hebel umgelegt werden. Dabei besitzen vor allem Birzman und SKS einen Vorteil, weil ihre Hebel zum Ventilkopf hin geschlossen werden, was die Bedienung in unseren Augen verbessert.

Alle Köpfe mit Hebel haben zudem einen Schwachpunkt: Fällt die Länge des Kopfes zu kurz aus, ist ein Verkanten beim Aufsetzen und Festmachen wahrscheinlich. Dabei werden nicht selten die sensiblen, aber meist verbauten Sclaverand-Ventile beschädigt. Sehr kurz fallen vor allem Beto, Crank Brothers, M-Wave, SKS und Zéfal aus. Deutlich besser funktioniert dies bei den aufdrückbaren Modellen von Acid, Pro und dem aufschraubbaren Kopf von Lezyne. Bei Lezyne braucht das Auf- und Abschrauben allerdings etwas Zeit. Eine einhändige Bedienung ist vor allem bei den Modellen von Acid, Birzman, Lezyne, Pro und SKS möglich.
Beim Design sollten weder scharfe oder unangenehme Kanten das Greifen und Betätigen stören. Auffälligkeiten hierzu finden sich bei den meisten Modellen. Wirklich gut gefallen in diesem Punkt nur Bontrager, Lezyne, Pedro’s und Specialized.

Pluspunkte gibt es für ein Luftablassventil, weil damit ein einfaches Feintuning möglich ist. Wirklich gut ist die Positionierung allerdings nur bei Acid und Bontrager gelöst, da sich dieses direkt im Bereich des Manometers befindet und so besonders benutzerfreundlich ausfällt.

Ein für viele unscheinbares Bauteil ist der Pumpenschlauch. Er verbindet Kopf und Pumpe, sollte für eine gute Handhabung möglichst lang ausfallen. Somit ist das Ventil dann gut erreichbar, egal ob das Rad am Boden steht oder in einem Montageständer eingespannt ist. Acid, Birzman, Blackburn, Lezyne und Pro bieten Längen jenseits der 1200 Millimeter. Zu kurz sind uns die Schläuche an den Modellen von Beto, Crank Brothers, Silca und vor allem NG-Sports und Topeak geraten.

Alles im Griff?

Der Großteil der Bedienung einer Pumpe findet über den Griff statt. Dieser sollte also möglichst ergonomisch und griffig ausfallen. Die Unterschiede sind hier besonders groß. Bei der Breite überzeugen Acid, Airace, Bontrager, Pro, Zéfal und vor allem Birzman und SKS. Viel zu schmal sind hingegen Beto und Silca. Große, breite und angenehme Auflageflächen bieten Blackburn, Bontrager, Merida, SKS und Specialized. Viele Modelle setzen auf gummierte Anti-Rutsch-Oberflächen, was besonders bei Birzman und SKS gelungen ist. Holzgriffe gefallen durch das natürliche Griffgefühl bei hoher Rutschfestigkeit, was Lezyne und Zéfal perfekt umsetzen. Abzüge gibt es indessen für die extrem kantigen Modelle von Beto und M-Wave, die teils zu stark geriffelten Oberflächen bei Contec, Crank Brothers, NG-Sports und Pro sowie für die rutschigen Oberflächen bei Airace und M-Wave.

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Alles im Blick: Manometer

Damit der Luftdruck bestmöglich ablesbar ist, sollte das Manometer bestimmte Parameter befolgen. Alle Pumpen bieten eine Druckskala in bar und psi, wobei wir im Test vor allem die bei uns verbreitete bar-Anzeige bewerten. Die am oberen Ende der Pumpe angebrachten Modelle sind wegen der kürzeren Distanz zum Auge oft besser ablesbar (Acid, Pedro’s, Syncros). Einen guten Kon­trast auf hellem Untergrund findet man vor allem bei Blackburn, Bontrager, M-Wave, NG-Sports und Rose. Wer auf geringe Drücke und breite Reifen am Balloon-, Mountain- oder gar Fatbike setzt, sollte sich vor allem bei Acid, Lezyne, Merida, Silca, SKS und Zéfal umsehen, da diese auf 0,1 bar genau anzeigen. Abzüge wegen einer zu groben Skala bekommen Airace, Beto, Birzman, Blackburn, Bontrager, Crank Brothers und M-Wave. Die digitalen Manometer von Acid, Lezyne und Zéfal sind besonders gut ablesbar, weil sie sich lediglich auf den aktuellen Druck beschränken. Pluspunkte dank integrierter Beleuchtung sammeln zudem Acid und Zéfal, weil sie als einzige auch bei schlechtem Licht perfekt ablesbar sind.

Die beste Ablesbarkeit hilft allerdings nichts, wenn das Manometer ungenau arbeitet. Dazu haben wir alle Modelle mit je einem geeichten manuellen und digitalen Manometer verglichen. 16 Hersteller weichen dabei nur maximal um 0,1 bar ab. Extreme Abweichungen gibt es bei Merida, M-Wave, Beto, Silca und vor allem Pro. Das ist schlicht nicht akzeptabel!

Kleine Helfer unterwegs: Mini-Pumpen im Test

Gib Druck!

Bei der Pumpleistung ist ein ausgeglichenes Maß von Kolbendurchmesser und Kolbenhub erforderlich, um eine gute Allroundpumpe zu stellen. Ein kleiner Kolben ermöglicht zwar ein leichtes Pumpen bis in den hohen (zweistelligen) Druckbereich, braucht aber bei großvolumigen Reifen deutlich mehr Hübe, um das Volumen zu füllen. Auf der anderen Seite lassen sich mit einem großen Durchmesser auch breite Reifen schnell füllen, benötigen aber bei hohen Drücken sehr viel Kraft. Hier sollte man also darauf achten, welche Reifenbreiten meist befüllt werden.

Die schnellsten Pumpen im Test stammen von Bontrager, Crank Brothers, Beto und Pro, sind also auch für großvolumige Reifen perfekt geeignet. Bontrager und Crank Brothers haben zudem die Möglichkeit, das Pumpvolumen per Umschalthebel zu verändern, können damit auch hohe Drücke mit vielen Hüben umsetzen. Am meisten Hübe benötigen hingegen Zéfal, ­M-Wave, Topeak, Pedro’s und vor allem Specialized. Diese bieten daher auch Vorteile bezüglich leichter Bedienung bei Drücken jenseits der sechs bar.

Bodenständig?

Je sicherer eine Standpumpe steht, umso angenehmer lässt es sich damit meist arbeiten. Dabei helfen möglichst große Standfüße, wie man sie vor allem bei Birzman, Blackburn, Contec, Rose und SKS findet. Kleine Standflächen besitzen hingegen Beto, M-Wave und vor allem NG-Sports und zeigen sich dadurch recht kippelig. Ist die Oberfläche dann wie bei Airace, Bontrager und Specialized schön griffig, rutschen auch glatte Schuhe nicht so schnell ab. Auf glatten Oberflächen bieten die meisten Pumpen nur wenig Halt, können durch die lackierten Metallkanten sogar Kratzer hinterlassen. Nur Blackburn, Contec und Rose bieten einen gummierten Unterbodenschutz.

Viele Pumpen erscheinen zudem auf den ersten Blick recht massiv, sind aber beim Pumpen selbst in sich recht flexibel. Hier gibt es Abzüge für Merida, M-Wave, NG-Sports, Pro, Silca, SKS und Zéfal.

Optik und Qualität der Standpumpe

Im besten Fall ist eine Standpumpe unverwüstlich. Daher ist eine haltbare, stabile Auslegung auf jeden Fall ratsam. Deshalb spielen die Materialwahl, die Verarbeitung in sich und an Kanten wie Oberflächen sowie der optische Eindruck eine wichtige Rolle. Passt alles, spricht das für ein langes Pumpenleben und sorgt für Spaß bei der Nutzung. Acid, Ai­race, Birzman, Lezyne, Pedro’s, Silca, Specialized und Topeak setzen hier die Standards.

So haben wir getestet

Im Radwerk Testlabor werden alle relevanten Pumpendaten ermittelt. Dazu gehören unter anderem Gewicht, Abmessungen an Pumpe, Schlauch, Pumpenkopf und Griff, die eingesetzten Materialien, die Verarbeitung sowie diverse Details am Manometer. Die Pumpvorgänge werden an einem speziellen Messsystem mit einem manuellen und digitalen Manometer durchgeführt. Für die Redundanz werden drei komplette Messreihen durchgeführt. Dabei wird der Testreifen von einem Startdruck von einem bar bis zum Zieldruck von vier bar aufgepumpt.

In der Praxis werden mit verschiedenen Personen die Eindrücke zur Handhabung des Pumpenkopfs, der Ergonomie des Griffes, der Ablesbarkeit des Manometers sowie der Standfestigkeit und Steifigkeit der Standpumpe eingeholt. So können alle Pumpen in diversen Punkten direkt miteinander verglichen und eine qualitative Aussage zur Leistung der jeweiligen Pumpe getätigt werden.

Fazit

Unterm Strich bekommt man mit allen Pumpen einen Reifen aufgepumpt. In der Praxis gibt es aber große Unterschiede, die zeigen, dass sich die Investition in eine hochwertige Standpumpe auf jeden Fall lohnt, denn die vielen Kleinigkeiten machen das Salz in der Suppe aus, entscheiden schließlich über Spaß oder Frust. Wer also genau hinsieht und auf seine individuellen Bedürfnisse eingeht, findet hier auf jeden Fall die passende Pumpe.

Welche ist die beste Standpumpe?

Alle Details zu den Modellen in der Bildergalerie, von günstig bis teuer.

 

 

 

 

 

Am Ende können vor allem die Pumpen von Acid, Birzman, Lezyne, SKS und Topeak vollauf überzeugen. Wer auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis achtet, kommt an SKS nicht vorbei. Die Air-X-Plorer bietet alles, was man braucht, ist zudem in Deutschland gefertigt. Eine Empfehlung für ein rundum gelungenes Produkt bekommen Acid (digital) und Birzman (manuell). Besonders erfreulich an den Testsiegern von Lezyne (digital) und Topeak (manuell) ist nicht nur, dass sie sich im Test quasi keine Schwächen erlauben, sondern auch, dass sie am Ende weniger als der Durchschnitt kosten!

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