Minipumpen im Test: Luftpumpen für unterwegs

Kleine Helfer: Minipumpen im Test

Minipumpen im Test: Luftpumpen für unterwegs

Die Pumpe findet sich in vielen Redewendungen: Leute, wollte ihr ewig pumpen? Wer pumpt, verliert. Das ist mir Pumpe … Okay, kleiner Scherz! Dieser Test zeigt aber sicher, welche Mini-Touren-Pumpe nicht bloß heiße Luft produziert. Und bei welcher Ihnen die Pumpe geht. Wir haben 18 aktuelle Minipumpen von günstig bis teuer getestet.
TEILE DIESEN ARTIKEL

Jedem von uns fällt vermutlich schnell etwas ein, was das wichtigste Teil am Fahrrad ist. Aber Hand aufs Herz. An welcher Stelle taucht die Touren-Pumpe auf? Wahrscheinlich nicht an erster, zweiter oder dritter. Ja, es gibt Teile am Rad, ohne die wäre ein Fahrrad kein Fahrrad. Aber wenig ist so lange dabei, und seitdem kaum verändert, wie die Pumpe. Denn am frühen und am modernen Fahrrad ging und geht ohne Luft halt auch nichts. Klar, moderne Minipumpen sind kleiner, leichter, effizienter, genauer oder vielseitiger. Aber welche Pumpe ist die richtige für mein Fahrrad? Die kleine für die Trikottasche? Die dicke, die gerade noch in die Fahrradtasche passt? Mit welcher pumpe ich ewig, mit welcher bin ich ewig glücklich?

Worauf sollte man beim Kauf von Minipumpen achten?

Reifendurchmesser, Reifenbreite, Gewicht, Packmaß und Pumpkomfort sind die bestimmenden Auswahlkriterien. Wird die Pumpe regelmäßig benutzt oder kommt sie nur im Notfall zum Einsatz? Die Unterschiede im Detail sind riesig, hier das Wichtigste im Überblick: Beim Pumpenkopf gibt es verschiedene Systeme. Am komfortabelsten, aber auch oft groß und schwer, sind Multifunktionsköpfe. Hier können alle Ventilarten einfach und effektiv ohne Umbau genutzt werden (Bikers Dream, SKS, XLC). Das andere Extrem findet sich bei Silca und OneUp: Da die Minipumpen für Sporträder designt sind, können nur Sclaverandventile genutzt werden. Für alle, die Autoventile am Rad haben, ist das also die falsche Wahl.

Alle anderen Hersteller nutzen Pumpenköpfe, die zwar mehrere Ventilarten zulassen, aber jeweils auf eine Ventilart umgebaut werden müssen. Solange auf Tour nur an einer Ventilart gepumpt wird, stört das nicht weiter. Nur der Umbau ist teils etwas umständlich, weil sich die kleinen Bauteile oft nicht so leicht aus dem Kopf herausnehmen lassen und man bisweilen aufpassen muss, nichts zu verlieren. Deutlich einfacher ist es, wenn der Kopf nur in die Länge gezogen oder geschraubt werden muss, um die andere Ventilart, meist Sclaverand, nutzen zu können.

Sinnvolle Ausstattung von Minipumpen

Hilfreich ist auch eine Staubschutzkappe, die die innere Pumpenmechanik vor Spritzwasser und Dreck schützt. Im Test gilt das für die Mehrheit. Meist ist die fest mit dem Gehäuse verbunden. Bei Pro ist die Kappe aufgeschraubt und man könnte sie verlieren. Der eingesteckte Schlauch ist immer geschützt. Beim Pumpvorgang in der Praxis zeigt sich zudem, dass die flexiblen Schläuche den Pumpvorgang vom Ventil separieren. Das eliminiert Querbelastungen oder gar Schäden am Ventil, ist auch dem Pumpkomfort zuträglich (u. a. BBB, Procraft, XLC, Lezyne). Alle, die Wert auf den korrekten Luftdruck legen, freuen sich über ein Manometer, das den aktuellen Druck im Schlauch anzeigt. Beto, BBB, Bikers Dream und Crankbrothers bieten analoge Versionen, Topeak und Fumpa eine sehr gut ablesbare, digitale Anzeige. Und wer die Pumpe für verschiedene Räder nutzt, freut sich über die Variabilität von zwei möglichen Druckbereichen. So kann am Rennrad etwa mit hohem Druck, am Tourenrad mit viel Volumen gepumpt werden (Procraft, Voxom). Aber auch Teleskop-Pumpen bieten dieses Feature dank zweier unterschiedlicher Kolbendurchmesser, wenn der breite Kolben arretiert werden kann (SKS, BBB). Die Pumpe von Beto kann man als Reifen-Pumpe (großes Volumen) und Gabel- oder Dämpfer-Pumpe (hoher Druck) benutzen. Die kompakte elek­tronische Kompressor-Pumpe Fumpa aus Australien kommt ganz ohne körperliche Arbeit aus. Sie benötigt stattdessen bisweilen eine Steckdose. Auch die Bikers Dream entlastet als Fuß-Pumpe die Arme.

Großvolumige Pumpen, die auf einmal viel Luft in den Reifen bringen, können sich auch dafür eignen, leere Tubeless-Reifen schnell aufzupumpen. Im Test trifft das am ehesten auf die OneUp EDC zu. Besser ist aber eine spezielle Tubeless-Standpumpe zuhause oder unterwegs eine CO2-Kartusche. Manche Minipumpen haben einen Kartuschen-Adapter bereits integriert (OneUp, Crankbrothers). Zielgruppe sind aber eher sportliche Mountainbike- oder Rennradfahrer. Die OneUp hat zudem im Kolben Platz für ein passendes Werkzeug-Set. Für den Hausgebrauch bietet etwa Lezyne als weiteres Zubehör Ballnadel und Luftmatratzenspitze. Sonst eher bei Standpumpen üblich.

ElektroRad 6/2022, Banner, Reichweitentest, E-Bike

Hier können Sie die ElektroRad 6/2022 als Printmagazin oder E-Paper bestellen

Die Testkriterien im Überblick

Wird die Pumpe benötigt, zählt vor allem eines: die Pumpleistung! Alle Probanden wurden deshalb einem Prüfstandtest unterzogen, bei dem ein Reifen der Dimension 50-559 mit Ausgangsdruck 1 bar auf den Zieldruck von 3 bar aufgepumpt werden muss. Der Druck wird dabei von einem Präzisionsmanometer abgelesen, die Pumpenhübe in drei kompletten Durchgängen gezählt. Am Ende hängt die Leistung von einem ausgeglichenen Maß aus Durchmesser und Hub der Pumpe ab. Ein großer Durchmesser füllt schnell auch große Volumina, benötigt aber bei schmalen Reifen mit hohem Druck viel Kraft – und umgekehrt. Im Test reicht die Range von 79 (Bikers Dream Fußpumpe) und 91 (BBB) bis zu 744 Hüben (Pro). Das ist das 8- bis fast 10-fache und in der Praxis beim Zeitaufwand, aber auch in den Armen zu spüren.

Wer Ausdauer hat, kann aber auch mit einer kleinen Pumpe kraftsparend pumpen. Die Merida, die Specialized und selbst die Silca haben sich hier als guter Kompromiss erwiesen. Während die sehr schlanke, kompakte Pro Team zwar leicht, aber nur mit sehr kleinem Volumen pumpt und sich daher rein für schmale Hochdruckreifen empfiehlt. Die Volumen-Pumpen (OneUp, Bontrager) dagegen eignen sich ideal für Drücke bis 2,5 bar. Darüber kann es zäh werden.

Bei der Ergonomie und Haptik wird auf harte, scharfe Ecken und Kanten geachtet. Aber auch Durchmesser, Griffigkeit und Material der Oberfläche gehen mit in die Wertung ein. So bietet etwa blankes Alu bei Hitze und Kälte bei weitem nicht den Greifkomfort wie Kunststoff, gummierte, silikonierte oder Moosgummioberflächen. Die beste Griff-Haptik bietet Silca, gefolgt von SKS, Topeak und Specialized. Sehr griffig ist auch die geriffelte OneUp. Probleme mit unangenehmen Kanten haben Voxom, Procraft, aber auch SKS.

Ein großes Problem mancher Pumpen zeigt sich im Handling durch das Klemmrisiko von Fingern oder Handballen. Wegen teils kleiner kurzer Griffhüllen gilt das in erster Linie für lineare Modelle. Bei fast jeder Pumpe besteht ein gewisses Risiko, je „schärfer“ die Übergänge und je kürzer der Griff, desto höher das Risiko. Verbesserungswürdig sind vor allem Voxom, Beto, OneUp. Perfekt ist ein Anschlag im Hubsystem (BBB, Lezyne, SKS, Procraft, aber auch Merida).

Hochwertige Materialien und eine hochwertige Verarbeitung stehen für Haltbarkeit und oft auch gute Funktion. Herausragend sind hier Silca, Lezyne, Topeak, Pro. Die Schlusslichter heißen hier Voxom und Procraft. Das ist sicher dem Preis geschuldet. XLC zeigt, dass es auch anders geht und bekommt den Preis-Leistungs-Tipp.

Das Packmaß spielt vor allem eine Rolle, wenn die Pumpe in der Tasche oder dem Trikot verstaut wird. Am kompaktesten baut klar die Pro, gefolgt von Merida, Zefal und XLC. Auf den hinteren Rängen landen naturgemäß die Mini-Standpumpen von BBB, Lezyne, Procraft, Topeak sowie die Bikers Dream und die Fumpa.

Beim Gewicht ist weniger mehr. Die Pro setzt mit zarten 84 Gramm den Maßstab. Zefal, Merida und Specialized sind aber nicht soweit dahinter. Am schwersten sind die Bikers Dream und die Fumpa. Mit 322 g kommt die Topeak recht nah. Pro ist unverschämt leicht, BBB und SKS fast um den Faktor 3 schwerer.

Pumpen, pumpen, pumpen: Benötigte Pumpenhübe im Vergleich

Wissenswertes rund ums Pumpen

Der richtige Luftdruck ist abhängig von Fahrergewicht, Gepäck, Reifendurchmesser, -breite, Untergrund und Witterung. Minimal- und Maximaldrücke des Reifens sind auf der Seitenwand aufgedruckt und sollten nicht unter- oder überschritten werden. Die folgende Liste ist ein Vorschlag und grob auf Fahrer mit 85 Kilogramm Gewicht und 28“-Felgen abgestimmt:

Reifenbreite (mm) Luftdruck (bar)
23 7,5
25 7,0
28 6,5
32 5,5
37 5,0
40 4,5
47 4,0
50 3,5
55 3,0
60 2,5
65 1,5
70 1,0

Wer mehr oder weniger Gewicht auf die Waage bringt, sollte den Druck je Kilogramm um etwa ein Prozent nach oben oder unten anpassen. Für weniger Rollwiderstand auf Asphalt, höheren Durchschlagschutz und längere Reifenlebensdauer den Druck etwas erhöhen. Am Vorderrad, für mehr Komfort, Traktion und weniger Rollwiderstand im Gelände den Luftdruck etwas senken. Wer tubeless fährt, kann den Druck ebenfalls etwas senken. Breite Felgen erlauben zusätzlich leicht reduzierte Drücke, weil die Reifenflanken länger stabil bleiben.

Wie oft muss ich nachpumpen?

Laut Reifen- und Schlauchhersteller Schwalbe ist ein Druckverlust von knapp 1 bar im Monat bei Butylschläuchen völlig normal. Der Luftdruck sollte daher spätestens alle drei Wochen, bei Tube­less-Systemen alle zwei Wochen und bei Latexschläuchen sogar vor jeder Fahrt überprüft werden. Mit der Standpumpe im Keller oder der Garage ist der Aufwand zudem absolut überschaubar.

Daumendruck-Messmethode?

Viele Radfahrer meinen, dass der Luftdruckcheck per Daumendruck funktioniert. Die Reifenhersteller sind sich hingegen einig: Diese Messmethode ist unzuverlässig und wird zudem durch Karkassenqualität, spezielle Pannenschutzeinlagen oder das persönliche Druckempfinden deutlich verfälscht. Einzig die Messung über ein Manometer führt zum Ziel. Dabei ist es am Ende egal, ob sich dieses an der Standpumpe, einem Kompressor oder einem speziellen Prüfgerät befindet.

Die Minipumpen mit allen Bewertungen

Bitte einfach in der Galerie weiterklicken!

 

 

 

 

 

Minipumpen im Test: Fazit

Unsere Testpumpen bieten einen großen Markt-Querschnitt. Vor dem Kauf sollte man deshalb genau überlegen, was man benötigt. Wer eine Pumpe nur als Notnagel nutzt und vor allem auf geringes Packmaß und Gewicht setzt, bekommt mit Merida und Specialized einen guten Kompromiss aus Packmaß und Leistung. Eine zwar etwas schwächere, aber sonst sehr gute, günstige Pumpe ist die XLC – unser Preis-Leistungs-Tipp. Top Performance liefern die Standpumpen (nicht optimal im Packmaß) von Lezyne und Topeak, knapp geschlagen von der BBB, dem Testsieger! Für volumige Reifen eignen sich die großen, guten Bontrager und OneUp. Schnelle Gewichtsfetischisten greifen unbedingt zur Pro. Viele der kleineren, hier schwächeren Minipumpen eignen sich gut für schmalere Reifen. Die Bikers Dream Fußpumpe und die elektrische Fumpa empfehlen wir für zuhause oder den Camper. Die hochwertigste und sehr komfortable Pumpe ist klar die Silca.

Schlagworte
envelope facebook social link instagram