Fahrradwerkstatt für zuhause: Dieses Werkzeug brauchen Radfahrer

Die Werkstatt für zuhause: Einfach selber machen

Fahrradwerkstatt für zuhause: Dieses Werkzeug brauchen Radfahrer

Wenn Frau und Mann ein Fahrrad besitzen, fallen immer wieder kleinere Arbeiten an. Mit einfachen Werkzeugen kommt man schnell weiter. Vieles ist auch kein Hexenwerk, wenn man mit Verstand an die Sache geht. Wir stellen Teile für eine sinnvolle und hilfreiche Grundausstattung für die eigene kleine Fahrradwerkstatt zusammen.
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Wer ein Fahrrad besitzt, muss früher oder später selbst Hand anlegen. Daran führt kein Weg vorbei. Beim Kauf erledigen Händler bereits die nötigen Montagearbeiten und stellen Sattel und Lenker sowie Schaltung und Bremsen richtig ein. Aber es kommt doch vor, dass man mal den Sattel wieder richtig positionieren muss oder man hat mal den Lenker verdreht, vielleicht für einen Transport am oder im Auto, ebenso die Pedale demontiert. Gelegentlich müssen auch Räder zum Schlauchwechseln ausgebaut werden und so weiter. Kleinere Einsätze gehören also zu jedem Radfahreralltag. Dafür ist eine kleine, zweckmäßige Fahrradwerkstatt für zuhause sinnvoll, die sogar (fast) ohne Spezialwerkzeug auskommt. Erst, wer etwas ambitionierter an die Sache herangehen möchte, kann sich weitere Werkzeuge zulegen.

Luft benötigt man immer

Selbst, wer wirklich jede Arbeit am Rad an eine Fahrradwerkstatt auslagert, kommt nicht umhin sich eine Luftpumpe zuzulegen. Sie ist vielleicht das absolute Minimum der Grundausstattung. Empfehlenswert ist dabei unbedingt eine stabile Standpumpe. Durch den langen Kolben hat man einerseits mehr Leistung und anderseits eine bessere Ergonomie als bei Minipumpen. Es gibt Modelle für viel Volumen (MTB), hohen Druck (Rennrad) und Allroundmodelle, die für Alltagsräder gut geeignet sind. Ein gut ablesbares, großes Manometer erleichtert die Pumparbeiten zusätzlich. Wichtig ist, dass der Ventilkopf zum Ventil passt.

Die Druckmacher: Standpumpen im Test

Weiterhin gehören Reifenheber, die für wenige Euro erhältlich sind, zur notwendigen Grundausstattung. Auch wenn oft werkzeuglos zu bedienende Schnellspannachsen an Rädern eingesetzt werden: Um die üblichen Hutmuttern auf den Vollachsen von Nabenschaltungen zu bedienen, ist ein 15er Maulschlüssel notwendig. Mit ihm kann man auch einige Pedale anschrauben und spart sich so vielleicht einen separaten Pedalschlüssel. Etwas schlanker geschnitten ist der für viele Pedale aber eine sinnvolle Anschaffung, wenn der Platz für einen üblichen Maulschlüssel zu knapp ist. Alternativ besitzen Pedale, besonders höherwertige, oft einen Innensechskant in der Achse. Der kann aber unterschiedlich groß ausfallen.

Mit dem richtigen Dreh

Ein Satz Inbus-Schlüssel ist aber ohnehin mit der lohnenswerteste Besitz in der einfachen Fahrradwerkstatt. Mit Größen von 2 mm bis 10 mm bekommt man an modernen Fahrrädern fast jede Schraube bewegt. Vom Griff über den Vorbau, den Sattel, die Bremsen bis zur modernen Steckachse. Dabei sind 4 und 5 mm von allen die am häufigsten genutzten Innensechskantmaße. Entsprechende Schrauben finden sich sehr häufig an Vorbau, Lenker und Sattelstützenklemmung. Alternativ für die beiden kommen gerne die sternenförmigen Torx T25 zum Einsatz, beim Rohloff-Drehgriff ein Torx T20.

Kleine Kreuzschlitzschraubendreher sind nötig, um schnell die Kettenschaltung an Umwerfer und Schaltwerk einzustellen. Manche Bremszüge benötigen einen 8er Maul- oder Ringschlüssel.

Anstelle der Inbusschlüssel und anderen Schraubwerkzeugen bietet sich ein ergonomisch noch praktischeres Ratschenwerkzeug mit Bits und Stecknüssen an. Die Ratsche kann man auch auf engem Raum zügig bewegen. Und die Werkzeuge sind flexibel und schnell wechselbar. Beides – Schlüsselsätze und Stecknüsse – lassen sich auch jederzeit weiter ergänzen.

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Damit rohe Kräfte sinnvoll wirken

Viele schrauben zwar frei nach Schnauze und ziehen die Schrauben und Muttern gerne „handfest“ an. Um aber wirklich sicher zu sein, dass man keine Bauteile oder Schrauben durch zu hohe Kräfte zerstört oder nicht fest genug anzieht und somit auch die eigene und die Fahrsicherheit aufs Spiel setzt, sollte ein Drehmomentschlüssel von Anfang an auf der Beschaffungsliste stehen. Für Vorbau, Lenker, Griffe, Sattelstütze, also alles, was mit 3er, 4er, 5er Inbus und Torx T25 montiert ist, reicht ein kleinerer Schlüssel von 0 oder 2 bis etwa 20 Nm sehr gut aus. Eine günstigere Alternative kann es sein, die gängigen Werte 4, 5 und 6 Nm als vorgegebenen Schlüssel oder Zwischenbits zu besorgen. Damit bekommt man in der Regel alles zentral Wichtige und öfter Anfallende sicher fest – vor allem sicherer als nur mit Gefühl. Im Fall eines Unfalls kann das auch ein Haftungsaspekt sein.

An Tretlager und Kurbel muss man mit seinem Drehmomentschlüssel schon Werte teils bis 70 Nm erreichen können. Die Vollachse am Hinterrad benötigt ebenfalls bereits 40 Nm. Hier stellt sich die Frage, ob sich die Investition von durchaus 200 Euro wirklich rechnet.

Werkzeug im Überblick

Um die Konusse am Schaftvorbau älterer Fahrräder oder mancher City- und Hollandräder zu justieren, ist ein Steuerkopfschlüsssel sinnvoll. Z.B. Contec Steuerkopfschlüssel TFM-160, Größen: 30/32/36/40 mm. Preis: 14,95 Euro

Wer einen Schlauch flicken oder wechseln will, benötigt zwei bis drei Reifenheber. Erhältlich in vielen einfachen und preisgünstigen Varianten. Der Crankbrothers Speedier Lever funktioniert einzeln für Montage und Demontage und schützt die Finger. Preis: 5,99 Euro

Ein Pumpe gehört zur allernotwendigsten Grundausstattung. Eine Standpumpe mit gut ablesbarem Manometer macht die Arbeit leichter, einfacher und ergonomischer. Z. B. der neu aufgelegte Klassiker SKS Rennkompressor NXT, ideal für hohe Drücke bis 16 bar, Multiventilkopf. Preis: 99,95 Euro

Mit einem Inbus- bzw. Innensechskantschlüsselsatz kann man sehr viele Schrauben an den meisten Stellen an einem modernen Rad bedienen. Z. B. Contec Innensechskant-Winkelschlüsselsatz TFM-25o. Kugelköpfe und Griffknoten sorgen für ergonomisches Arbeiten. Größen: 2, 2,5, 3, 4, 5, 6, 8, 10 mm. Preis: 46,95 Euro

Günstige Einsteiger-Alternative zum Drehmomentschlüssel: kleine Sets oder einzelne Werkzeuge mit voreingestellten Drehmomentwerten für die gängigsten Einsätze. Z.B. Topeak Nano TorqBox DX mit 4, 5, 6 Nm. Preis: 64,95 Euro

Mit einem Drehmomentschlüssel zieht man die Schrauben schonend und sicher an. Bis ca. 20 Nm Drehmoment reichen für die allermeisten Arbeiten aus. Z. B. BBB TorqueSet Deluxe BTL-173; 2-24 Nm; 1/4"-Antrieb; inkl. Bitsatz; Testsieger, Rf 5/22. Preis: 99,95 Euro

Um die Fahrräder zu säubern und zu pflegen, gehört ein Reinigungs- und Pflegeset in jede Fahrradwerkstatt.

Eimer, Schwamm, Lappen und Bürste hat man meist eh zur Hand. Ein eigenes Set ist aber eine gute Empfehlung.

Die Fahrradwerkstatt für Fortgeschrittene: Wenn es weiter gehen soll

Wer sich aber an diese und andere ebenfalls seltener bedachte Fahrradelemente machen möchte, wird sich vermutlich Spezialwerkzeug wie zum Beispiel Ritzel- und Tretlagerwerkzeuge, Kettenpeitsche, Kettennieter, Zugschneider oder Konusaufschläger zulegen wollen.
Spätestens in dem Fall kann ein fahrradspezifischer (Einsteiger-)Werkzeugkoffer Sinn machen. Es gibt sie von relativ einfacher bis sehr umfangreicher, professionell bestückter Ausstattung. Lohnenswerte Zusammenstellungen, die natürlich auch die Grundausstattung abdecken, gibt es bereits ab etwa 200 Euro. In kompakten Koffern oder robusten Taschen sind die Werkzeuge übersichtlich sortiert, schnell zur Hand und gut aufgehoben.

Der Markt hält alle Möglichkeiten für Selbstverwirklichung in der eigenen Fahrradwerkstatt parat. Mit einfachen Werkzeugen, die wir in der Fotogalerie vorstellen, macht man auf jeden Fall die wichtigen ersten Schritte.

Spezialwerkzeug im Überblick

Hervorragend ausgestatteter und stabiler Koffer für ältere und aktuelle Räder. Die gute Qualität, tolle Ergonomie und hervorragende Garantie machen ihn für den Preis zum echten Schnäppchen. Mehr braucht man eigentlich nicht! Preis: 299 Euro

Mit einer Ratsche macht man sich das Schrauberleben teils deutlich leichter. Bitsätze sind flexibel einsetz- und erweiterbar. Ein umfangreiches Set wie Wera Bicycle Set 3A ist abgesehen von Spezialwerkzeugen beinahe eine komplette Miniwerkstatt, die auch unterwegs hilfreich sein kann. Preis: ca. 120 Euro

Für maximale Ansprüche und zudem noch ausbaufähig: Werkzeugkoffer Parktool EK-3. Fazit, Test Radfahren 9-10/2022: Die Superlative für Profischrauber. Mit Abstand der teuerste und beste Koffer mit viel Platz für weitere Werkzeuge. Die Ausstattung ist perfekt gewählt, extrem hochwertig und ergonomisch. Bezogen auf Preis pro Funktion sehr konkurrenzfähig. Preis: 1244 Euro

 

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