Pinion-Trekkingräder, Pinion, Test, Kaufberatung

Pinion-Trekkingräder 2020 im Test: Sorglosräder mit Pinion-Getriebe

Immer stressfrei unterwegs

Pinion-Trekkingräder 2020 im Test: Sorglosräder mit Pinion-Getriebe

Pinion ist Englisch und bedeutet etwa Zahnrad. So banal, so klug gewählt. Der eingängige Name für das deutsche Tretlager­getriebe ist in vieler Munde. Die moderne Schaltung mit Pkw-Technik sitzt inzwischen in zahlreichen Fahrrädern. Wir beleuchten Technik und Hintergrund. Und unsere 11 Pinion-Trekkingräder liefern die Argumente, weshalb sich die Stuttgarter Firma gegen anfangs zahlreiche Zweifler durchsetzen konnte.
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Skepsis war schon da. Kann man mit einem Getriebe, dass nochmal gut ein Kilogramm mehr wiegt als die bekannte Premium-Nabe, wirklich Erfolg haben? Das zudem im Tretlager sitzt und eine spezielle Tretlager-Aufnahme benötigt, wodurch der Rahmen auf dieses eine System festgelegt ist. Und haben die Jungs die nötige Erfahrung im Getriebebau, in der Fertigung? Wie gehen sie mit den Fertigungstoleranzen um? Wartungsarmut? Ja gut, aber da gibt es ja schon Rohloff, die sich mit Dauerhalt­barkeit und Wartungsarmut der Speedhub einen legendären Ruf erarbeitet haben. Es wird also schwierig, sagen nicht wenige Stimmen, die 2010 die ersten Pinion-Trekkingräder sahen.

Wow! Endlich wieder eine Revolution! 18 Gänge, 636 Prozent Gesamtübersetzung mit gleichmäßig feinen Gangsprüngen von rund 11,5 Prozent sind schon sehr attraktive Argumente! – sagen andere. Außerdem bringen die Erfinder, Christoph Lermen und Michael Schmitz, die Erfahrung aus dem Getriebebau für Porsche mit. Weshalb ihre Schaltung auch, wie im PKW, als zweistufiges Stirnradgetriebe aufgebaut ist und nicht wie sonst üblich als Planetengetriebe.

Früh überzeugt

Von den Vorteilen, zu denen auch der zentrale Schwerpunkt zählt, der das hohe Gewicht wieder etwas relativiert, und auch die Möglichkeit, das Hinterrad leicht und frei aufbauen zu können, sind auch gleich ­einige Hersteller überzeugt. Firmen wie Tout ­Terrain oder Stevens gehören dazu. Denn der Nachteil, dass man einen speziellen Rahmen benötigt, erweist sich als gar nicht so schwerwiegend. Für die Rahmenbauer ist es einerlei, ob sie ein übliches Tretlager oder eine Getriebebrücke zwischen Sitz- und Unterrohr bauen. Für ein E-Bike gilt ja genau das gleiche. Und die Kunden akzeptieren die Festlegung mehr und mehr, vertrauen da auch ihren Herstellern und stetig zunehmenden, positiven Erfahrungen.

So etabliert sich Pinion erfolgreich und schnell im Markt. Anfängliche Probleme werden mit der Zeit aus der Welt geschafft. Mit einer eigenen Hinterradnabe mit fein verzahntem Freilauf kompensiert man zum Beispiel den kritisch beäugten längeren Leerweg an der Kurbel. Weitere Entwicklungen und Optimierungen folgen. Jüngstes Produkt ist ein zusammen mit den Ergonomie-­Experten von Ergon entwickelter, ergonomisch opti­mierter Griff, der auch das Schalten präzisiert und die Zugführung aufräumt. Um auch andere Zielgruppen außer Reiseradlern anzusprechen, und leichtere Getriebe anzubieten, bringt Pinion zunächst Abwandlungen mit 12 und 9 Gängen auf den Markt. Der Getriebeaufbau macht es relativ einfach, aus 3×6 = 18 auch 3×4 oder 3×3 abzuleiten.

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Pinion-Trekkingräder: Der Preis als Hemmschwelle

Eine der größten Hürden bleibt aber noch der Preis. Denn die komplette Entwicklung, Fertigung und Montage in Deutschland ist ebenso kostspielig wie das gefräste Aluminium-Gehäuse. Entsprechend hoch fallen auch die Preise der Räder aus, die damit besonders zahlungskräftige Kunden ansprechen.

Als Antwort kommt 2016 schließlich die C-Linie (Compact-Linie) in den Markt, mit dem Ziel, auch Pinion-Räder unter 2000 Euro zu ermöglichen. Anstatt des Aluminium-Gehäuses kommt ein um ein Drittel leichteres und einfacher zu produzierendes Magnesium-Gehäuse zum Einsatz. Durch weitere günstigere, nicht schlechtere, Teile bleibt der Preis zusätzlich niedrig. Das Getriebe bleibt aber im Kern unangetastet. Genauso wie die komplette Made-in-Germany-Kette! Die neuen Modelle bieten zudem einen ­schmaleren Q-Faktor – 166 statt 174 mm –, also eine schmalere Standbreite für die Füße. Und auch die etwas elegantere Optik des Gehäuses weiß zu gefallen.

Das sind Faktoren, die die C-Linie auch für Hersteller und Kunden höherpreisiger Räder interessant machen, wie unser Test zeigt. Dass Pinion von der Qualität überzeugt ist, dafür stehen die 5 Jahre Garantie für jetzt alle Getriebe. Bei der Laufleistung gibt es keine bekannten Unterschiede zur Premium-Linie. Alle Modelle haben sich inzwischen längst als dauerfest erwiesen. Pinion gibt hier 60.000 Kilometer an. Die C-Linie ist mit 12, 9 und 6 Gängen erhältlich. 18 Gänge bleiben der Oberklasse vorbehalten.

Pinion-Trekkingräder im Test: Diese Sorglosräder haben wir getestet

Marke Modell Preis Prädikat
Contoura Pollino Pinion 2749 Euro
Stevens C12 Lite 2799 Euro Preis/Leistung
Poison Atropin Pinion 3004 Euro  
Veloheld Lane Pinion 3499 Euro  
Tout Terrain Metropolitan Xpress 3524 Euro Kauftipp
Maxx Crossmaxx 28“ Deluxe Pinion C 1.12 4235 Euro Kauftipp
Maxcycles Pinjen 4414 Euro  
Mi Tech Tyke P1 4449 Euro  
MTB Cycletech Papalagi GPITestbrief 5346 Euro  
Idworx oPinion 6100 Euro Kauftipp
Rennstahl 853 PinionTestbrief 6738 Euro Kauftipp

Die ausführlichen Testberichte dieser Pinion-Trekkingräder finden Sie in der aktiv Radfahren 4/2020. Hier können Sie das Magazin als Printausgabe oder E-Paper bestellen.

Pinion-Trekkingräder, Test, Kaufberatung

Diese elf Pinion-Trekkingräder garantieren sorglose Radtouren

Zwei tun sich hervor

Das P1.18 und das C1.12 sind die Verkaufsschlager. Das belegen auch unsere 11 Testräder. Überraschend ist dabei, dass das C1.12-Getriebe davon sechsmal vertreten ist, ganz unabhängig vom Preisniveau. Das günstigste Rad von Contoura (2749 Euro) schaltet genauso damit, wie das zweitteuerste, das Idworx oPinion (6100 Euro).

Man muss einmal näher betrachten, wie groß oder klein die Unterschiede in der Auslegung und Anwendung dieser beiden Getriebe sind: Das 18er Getriebe hat seine Vorteile in der sehr breiten Spreizung und der sehr feinen Abstufung. Damit findet man in den Bergen, mit viel Gepäck oder in der Ebene bei reichlich Gegenwind leicht den passenden Gang. Reiseradfahrer sind eine typische Zielgruppe. Sie schätzen auch die insgesamt robustere Ausführung der P-Linie. Und wer sich schon für ein Premium-Fahrrad entscheidet, der greift auch gleich zur Top-Schaltung.

Ein gutes Beispiel aus dem Test ist das Rennstahl, ein ausgewiesen robustes Reiserad mit allgemein sehr hohem Qualitätsanspruch. Die Räder von Maxcycles, MiTech und MTB ­Cycletech zeichnen sich ebenfalls durch Vielseitigkeit und Beanspruchbarkeit aus. Von der weiten Spreizung der Getriebe, insbesondere des P1.18, profitieren besonders auch Liegeradfahrer, wenn sie zum Beispiel, ohne in den Wiegetritt gehen zu können, bergauf pedalieren müssen. Im Alltag und für Fahrer, die ausschließlich in einem flachen Stadtterrain unterwegs sind, oder immer nur mit Leichtgepäck reisen, wäre das Top-Getriebe technisch etwas zu hoch gegriffen und die Abstufung zu fein. Als Folge schaltet man viel zu viel und ständig mehrere Gänge.

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Passende Argumente

Das 12er Getriebe hat mit 600 Prozent Spreizung nicht wesentlich weniger Potenzial und auch sportliche Reserven. Seine 17-Prozent-Gangsprünge reichen für die allermeisten Fahrer voll aus. Und es ist noch über ein Pfund leichter. Für die sechs entsprechenden Kandidaten im Test, Contoura, Stevens, Maxx, Idworx, Veloheld und Poison sind das, wie gesagt ganz unabhängig vom Preis, genau die passenden Argumente.

Die Möglichkeiten des Getriebes zeigen sich einerseits in dem als Reiserad aufgebauten Maxx Crossmaxx, andererseits in dem ordentlich sportlichen Stevens C12 Lite, das mit 14,9 Kilogramm tatsächlich ziemlich leicht ausfällt. Trotz unterschiedlicher Spreizung ist der leichteste Gang übrigens bei allen Getrieben außer der 6-Gang-Variante, die eher für E-Bikes eine Rolle spielt, gleich übersetzt. Nur am schnellen Ende gibt es dann die Unterschiede.

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Äußere Anpassung

Die interne Übersetzung kann man natürlich nicht anpassen. Die Übersetzung und Entfaltung (Radumdrehungen pro Kurbelumdrehung) moduliert man über die äußere, hier sekundäre, Übersetzung.

Wie sehr sich die Entfaltungen mit verschiedenen Sekundärübersetzungen unterscheiden können, auch davon legt der Test Zeugnis ab. Nicht immer ist das 18er-Getriebe länger übersetzt als das 12er. Während am unteren Ende die Unterschiede naturgemäß nicht so groß sind (1,31 bis 1,61 Meter), ist die Spanne zwischen 7,84 Meter und 10,6 Meter schon beachtlich. Die kürzeste lange Entfaltung steht für eine gewisse Entschleunigung. Im Stadtverkehr und für ein Trekkingrad ist das sogar ziemlich langsam. Dafür sind die kleinen Gänge sehr bergtauglich, fast schon zu kurz übersetzt. Über 10 Meter maximale Entfaltung sind dagegen schon sehr sportlich. An einem schweren Reiserad wird man das, wenn überhaupt, nur sehr selten ausnutzen können. An kleinen Gängen fehlt es trotzdem kaum.

Interessant für Mountainbiker und Alltagsfahrer ist auch die 9-stufige Version mit den großen 24-Prozent-Gangsprüngen, das P oder C1.19XR. Wer eh sehr druckvoll fährt, viele Wechselsituationen hat – Ampel, Abbiegen, Beschleunigen, Anhalten oder ständiges Auf und Ab im Gelände – der will gar nicht so oft schalten. Das passt sehr gut zu dem einzigen C1.9XR-Vertreter im Test, dem sehr breitbandigen Alltags- und Tourenrad Tout Terrain Metropolitan Xpress, das mit reichlich Vorwärtsdrang antritt. Auf ihm vergisst man tatsächlich, dass die Gänge große Sprünge machen.

Pinion-Trekkingräder: Wirkungsvolles System

Oft wird bei Schaltungen vom Wirkungsgrad gesprochen. Der liegt laut externer Messungen bei Pinion ganz ähnlich hoch wie bei der Rohloff-Speedhub. Eine neue Kettenschaltung liegt zwar darüber. Aber ohne Pflege und bei Matsch und Schnee sind die Getriebe unschlagbar.

Pinion geht es auch nicht darum, Konkurrent zu Rohloff zu sein. Ihnen geht es darum, Kettenschaltungsnutzer gemeinsam von den Vorteilen eines Getriebes zu überzeugen. Nämlich, dass man das ganze Jahr über stressfrei fahren kann. Dass man fahren kann, ohne sich täglich um den Antrieb kümmern zu müssen und dennoch ein immer zuverlässiges, hochwertiges System nutzen zu können. Was die Ganzjahresnutzung angeht, bietet Pinion reichlich Reserven und gibt die Betriebstemperaturen von –30 bis +40 Grad Celsius an. In diesem Rahmen soll auch das synthetische Ganzjahresöl ohne Einbußen funktionieren.

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Den Markt verändert

Die Marktanteile von Pinion, von Getriebeschaltungen allgemein, mögen zwar geringer sein als die von Kettenschaltungen. Aber sie wachsen.

Daran haben die sehr hohe Qualität, die einwandfreie Funktion, die Wartungsarmut, die Vielseitigkeit und die Vielfältigkeit der Pinion-Getriebe einen sehr großen Anteil. Gepaart mit wachsendem Qualitätsanspruch, und der wachsenden Kundschaft, ist ein Sektor entstanden, der das Fahrradfahren erfolgreich evolutioniert hat. Die Skeptiker sind vestummt und eine Revolution war nie das Anliegen der Stuttgarter.

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