Aktion Radmesser zeigt: Autofahrer überholen Radfahrer zu eng
Aktion Radmesser: Autofahrer überholen Radfahrer viel zu nah
Aktion Radmesser zeigt: Autofahrer überholen Radfahrer zu eng
in Story
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Radfahrer haben oft dieses unangenehme Gefühl, dass sie von Autos viel zu dicht überholt werden. Aber wie sieht die Realität aus? Zwei Monate lang waren 100 Berliner Radfahrer mit Abstandsmessern im Straßenverkehr unterwegs und ermittelten, wie viel Abstand Autofahrer beim Überholen wirklich einhalten.
Wie viel Abstand ist nötig?
Zunächst einmal: Wie viel Abstand ist eigentlich geboten? Autofahrer, die einen Radfahrer überholen müssen nach § 5, Absatz 4 der Straßenverkehrsordnung einen Sicherheitsabstand einhalten. Da heißt es: „Wer zum Überholen ausscheren will, muss sich so verhalten, dass eine Gefährdung des nachfolgenden Verkehrs ausgeschlossen ist. Beim Überholen mit Kraftfahrzeugen von zu Fuß Gehenden, Rad Fahrenden und Elektrokleinstfahrzeug Führenden beträgt der ausreichende Seitenabstand innerorts mindestens 1,5 m und außerorts mindestens 2 m.“
Eine genaue Meterangabe gab das Gesetz sehr lange gar nicht an, also auch 2018, als das Projekt durchgeführt wurde. Die Rechtsprechung in den letzten Jahren hat dies allerdings klar definiert: Beim Überholen eines Fahrrads muss der Autofahrer mindestens 1,5 Meter Abstand halten. Auch größere Abstände von etwa 2 Metern können geboten sein, zum Beispiel bei widrigen Straßen- oder Wetterbedingungen oder auch wenn ein Kind auf dem Fahrrad transportiert wird. Das Bußgeld bei zu engem Überholen liegt bei 30 Euro.
Seit der Reform der Straßenverkehrsordnung ist der Mindestabstand von 1,5 m beim Überholvorgang Pflicht. Wenn dieser nicht eingehalten werden kann, darf nicht überholt werden – dafür gibt es mittlerweile auch spezielle Überholverbots-Schilder. Das Bußgeld von 30 Euro ist gleich geblieben.
Die Reform der Straßenverkehrsordnung: Mehr Sicherheit für Radfahrer?
Radmesser: Autofahrer überholen mit zu wenig Abstand
100 Berliner Radfahrer wurden 2018 für das Projekt Radmesser vom Berliner Tagesspiegel mit Abstandssensoren ausgestattet. Zwei Monate lang und auf insgesamt 13.300 km prüften sie, wie eng sie von Autofahrern überholt wurden. In der ersten Analyse wurden 16.700 Überholmanöver von Autos, aber auch LKWs, Bussen und Rollern ausgewertet. Dabei wurde 9402 mal zu eng überholt, das heißt mit einem Abstand von weniger als 1,5 Metern. 3019 mal hielten Autofahrer sogar weniger als einen Meter Abstand ein, was bereits als sehr gefährlich zu sehen ist. 192 Autofahrer gingen noch weiter bzw. dichter: Weniger als 50 Zentimeter Abstand hielten diese beim Überholmanöver ein und riskierten damit schwere Unfälle!
Selbstbewusstes Fahren schützt
Die Aktion Radmesser zeigt deutlich, dass die Mehrheit der Autofahrer beim Überholen eines Fahrrads nicht ausreichend Abstand hält. Sie zeigt dank weiteren Daten auch, dass Radfahrer sich teilweise davor schützen können. In der Analyse wird nämlich klar: Wer nah an parkenden Autos vorbei fährt, wird ebenfalls dicht überholt. Wer selbstbewusst mittig auf der Fahrbahn fährt und selbst ausreichend Sicherheitsabstand zu parkenden Autos hält, wird beim Überholen mehr respektiert. Keinen Unterschied beim Überholvorgang machten hingegen das Tragen einer Warnweste, das Geschlecht oder das Alter.
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