Radurlaub liegt im Trend: Radreiseanalyse des ADFC veröffentlicht

Das sind die Lieblingsregionen zum Radfahren!

Radurlaub liegt im Trend: Radreiseanalyse des ADFC veröffentlicht

Radurlaub erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Vor allem Kurz- und Wochenendreisen mit dem Rad nehmen zu. Zudem erschließt der Radtourismus neue, interessante Zielgruppen. Und nach einem Radurlaub fahren Menschen auch im Alltag häufiger Rad. Das sind die wesentlichen Erkenntnisse aus der Radreiseanalyse 2020 des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC).
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Wer vor 10 Jahren auf eine Radreise ging, der war männlich und fuhr ein technisch hochausgerüstetes Sportrad. Heute sind 35 % der Radurlauber weiblich. Und die Arten der Radreisen sind vielfältiger: Es gibt den mehrwöchigen Urlaub auf dem Rad, die Wellness-Reise mit Fahrradausflügen, spontane Radkurztrips mit Städtebesuch,  Sterntouren mit einer festen Unterkunft oder die aktive Auszeit in der Nähe des Wohnortes. Damit können sich klassische Radreise-Destinationen, Städte und ländliche Regionen über viele neue Radtouristen freuen. „Radreisende geben 70 bis 100 Euro pro Tag aus und sind ein Konjunkturprogramm für die ganze Republik“, weiß ADFC-Tourismusexpertin Louise Böhler.

Deutschland einig Fahrradland

Wir haben es ja schon immer geahnt – nun ist es amtlich: Deutschland ist eine Nation der Radfahrer! Ganze 77 % aller Deutschen fahren Fahrrad – sei es im Alltag, zum Sport oder in der Freizeit bzw. auf Reisen. Ein Fahrradausflug oder -urlaub kommt daher für viele in Betracht. Grundsätzlich muss man in die drei Gruppen unterscheiden: Radreisende (mindestens 3 Übernachtungen), Rad-Kurzurlauber (höchstens 2 Übernachtungen) und Ausflugsradler (Ein-Tagestour).

Anzahl der Urlaube mit Fahrrad steigt deutlich

Die Anzahl der Radreisenden, die mitsamt Fahrrad mindestens drei Übernachtungen in ihrem Urlaub verbringen, ist auf gleichbleibend hohem Niveau. Im Jahr 2018 waren das 5,5 Millionen Menschen, im Jahr 2019 waren es 5,5 Millionen. Die Fahrrad-Kurzreisen mit einer Dauer von maximal zwei Übernachtungen erlebten jedoch einen wahren Aufschwung: um mehr als einem Viertel, nämlich 27 % nahm die Zahl der Kurzurlauber zu, die am liebsten mit dem Fahrrad unterwegs sind. 2019 waren das 5,2 Millionen Menschen. Die kurzen Alltagsfluchten auf dem Sattel machen am Wochenende anscheinend besonders viel Spaß: ganze 6,8 Millionen Rad-Kurzurlauber erkundeten am liebsten von Freitag bis Sonntag ein Urlaubsziel per Pedal.

Der Radausflügler fährt gerne Bahn

Radausflügler gibt es 34,3 Millionen Deutsche – also jeder zweite! Im letzten Jahr kamen so 330 Millionen Radausflüge in der Freizeit zustande und 65 Millionen Ausflüge im Urlaub. Interessant dabei, dass diese Ausflüge nicht unbedingt vor der Haustüre stattfanden: jeder zweite Ausflügler fährt mehr als 60 Kilometer zum Startpunkt seiner Radtour. Bei der Anreise spielt der öffentliche Personennahverkehr eine zunehmend wichtigere Rolle: während die Nutzung des Autos alleine im Jahr 2019 von 68 % auf 60 % sank, stieg im gleichen Zeitraum die Nutzung des ÖPNV von 32 % auf 40 %. Ein attraktives Radangebot im Nahverkehr kann also den regionalen Tourismus ankurbeln helfen.

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Zwei Arten von Radreisende

Die Radreisende teilen sich in diejenigen auf, die auf dem Rad „Strecke machen“ und denjenigen, die an einer Destination verweilen, um von dort aus sternförmig die Umgebung zu erkunden. Die „Streckenradler“ fahren durchschnittlich 7 Etappen mit 72 Kilometern Länge. Die „Sternradler“ legen an 6 Tagen ihres Urlaubs durchschnittlich 56 Kilometer zurück. Zwei Drittel der Streckenradler übernachten im Hotel, während nur die Hälfte der Sternradler im Hotel eincheckt. Streckenradler nutzen – wenn sie ein anderes Verkehrsmittel verwenden – mit 42 % die Bahn als häufigstes Transportmittel. Sternradler reisen zu zwei Dritteln mit dem eigenen Auto an.

Der Sternradler nutzt das Auto

Im Gegensatz zum Radausflügler nutzten Radreisende in 2019 vermehrt das Auto. So stiegen die Anzahl der Anreisen mit dem Auto um über 10 %. Der Grund für die abnehmende Bereitschaft in dieser Zielgruppe, mit der Bahn anzureisen, liefert die Studie auch schon: 70 % gaben unzureichende Kapazitäten bei der Bahn an, 53 % fahrradunfreundliche Bahnhöfe und 41 % unkomfortable Stellplätze für ihr Fahrrad. Bei den Radurlaubern ist das wichtigste Kriterium zur Auswahl einer Destination die Attraktivität des Standort selbst (80 %). Das Wetter (74 %) und die ausgewählte Strecke (66 %) haben den nächst größten Einfluss auf das (Etappen) Ziel.

Was fahren Radurlauber?

Die Radreiseanalyse zeichnet ein ziemlich „normales“ Bild vom Radausflügler: 47 % aller Freizeit-Ausflügler sind mit dem Citybike unterwegs, nur 27 % mit dem Tourenrad und 26 % mit dem sportlicheren Mountainbike. Der Freizeitausflügler möchte „an die Hand genommen“ werden: 19 % schätzen ein Angebot mit geführten Touren und  immerhin 79 % wünschen sich Tourenvorschläge.

Bei den Radreisenden (mit mehr als drei Übernachtungen), fährt die Mehrzahl, nämlich 44 % mit dem Trekkingrad. Fast genauso viele nutzen ein Cityrad (43 %). Und nur 13  % das sportive Mountainbike. Die Gruppe der Radurlauber ist nicht nur am Fahrrad interessiert: Stadtbesichtigungen, schwimmen und wandern gehört für nahezu drei Viertel zu einem Radurlaub dazu. Immerhin 59 % sind an kulturellen Sehenswürdigkeiten interessiert.

Und wo sind die Radurlauber am liebsten unterwegs?

Ganz einfach: Da wo es sich schön Radfahren lässt! Um herauszufinden, wo das ist, wurden die Radurlauber in der Radreiseanalyse zum ersten Mal nach ihrem  beliebtesten Bundesland gefragt. Hier liegen Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen vorn. Nach ihren liebsten Regionen befragt, wiederholt sich dieses Ergebnis:  so holt sich das Allgäu den Titel der beliebtesten Radregion, gefolgt von Emsland und Münsterland. Bei der Frage nach den beliebtesten Routen ist im Inland der Weser- Radweg der Liebling unter den Radfernwegen Deutschlands. Auf Platz zwei und drei liegen Elberadweg und RuhrtalRadweg. Beliebteste Radrouten im Ausland sind die Via Claudia Augusta, der Donauradweg und der Etsch-Radweg.

Auszeichnungen für Radfernwege

Wie der Gourmetführer Guide Michelin seine Sterne verteilt, verteilte der ADFC insgesamt 30 Sterne an acht Fahrradrouten, die den Radreisenden besonders „schmeckten“ und zeichnete zwei Radreiseregionen als radtouristisch besonders wertvoll aus. Drei Sterne als ADFC „Qualitätsrouten“ erhielten die Paderborner Land Route und der
Südschwarzwald-Radweg. Vier Sterne holten erneut Weser-Radweg, Saar-Radweg, Glan-Blies-Radweg, Radweg Deutsche Donau, DonauTäler-Radweg und die Radrunde Allgäu. Die HeideRegion Uelzen wurde als ADFC-RadReiseRegion geadelt. Neu dabei unter den ausgezeichneten ADFC-RadReiseRegionen ist die Region Inn-Salzach.
Weitere Trends: fortschreitende Digitalisierung Natürlich macht der allgemeine Trend zu Elektrofahrrädern vor der Urlaubsbranche nicht Halt. Nutzen im Jahr 2018 noch 23% ein Pedelec, so waren es 2019 bereits 29 %. Dies entspricht genau der Zuwachsrate der Pedelecs am Gesamtmarkt in der gleichen Zeit. Der Fahrradtourismus als Abbild des Alltags.

Dazu gehört auch die steigende Akzeptanz von digitalen Reiseplanern. So nutzten 51 Prozent aller Radreisenden Apps zur Navigation unterwegs. Eine Steigerung zum Vorjahr von über 10 %. Die beliebtesten Planer für die Fahrradreise heissen Komoot und Google Maps. Das Internet bleibt weiterhin Informationsquelle Nummer eins für Destination oder Route. Und 57 % aller Radreisenden planen bereits mit Tourenportalen.

Das waren 2019 die beliebtesten Radrouten in Deutschland!

Vor allem Kurzreisen am Wochenende werden für Deutsche immer wichtiger.

Radurlaub – ein Impuls für die Mobilitätswende?

In Urlaub oder Freizeit mit dem Fahrrad zu fahren, hat laut Analyse einen nachhaltigen Einfluss auf das Radfahrverhalten im Alltag. So ermittelte der ADFC durch gezielte Umfragen, dass 90 % derer, die im Urlaub auf dem Fahrrad eine angenehme Zeit verbracht haben, dieses danach auch häufiger im Alltag nutzen. (2019: 40 % fahren danach mehr Rad im Alltag, 2018: 35 Prozent). Dass die Menschen den Schwung aus dem Radurlaub in den Alltag hineintragen, ist ein positiver Trend, der sich verstärken  lässt, so Louise Böhler vom ADFC. Sie sieht mögliche Synergien in der Zusammenarbeit von Touristiker*innen und Verkehrsplaner*innen: „Es ist ein schöner Trend, dass  immer mehr Menschen die Freude am Rad vom Urlaub auch in den Alltag hinein tragen. Diesen Trend sollten wir verstärken, indem Touristikerinnen und Verkehrsplaner  häufiger zusammenarbeiten!“

Branchenbarometer seit über 20 Jahren

Die ADFC-Radreiseanalyse ist eine repräsentative Onlinebefragung des Fahrradclubs unter 8.122 Menschen in Deutschland. Die Befragung fand 2019/2020 zum 21. Mal statt. Als Radreise wurde eine Reise definiert, die das Radfahren als Hauptmotiv hat und mindestens drei Übernachtungen umfasst. Mehr Infos zur Umfrage auf der Website des ADFC!

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