Reiseräder im Test: Fahrräder für die Radreise und den Radurlaub
Reiseräder im Test: Den Weg erleben
Reiseräder im Test: Fahrräder für die Radreise und den Radurlaub
in Test & Teile
Wenn wir früher in den Urlaub gefahren sind, dann war das ein großes Packen. Alles musste rein in die Familienkutsche. Und was wir da alles eingepackt haben! Vom Koffer, na klar, übers Sandspielzeug und Schlauchboot bis zur Kühltruhe, ebenso klar. Endlich fertig, konnte der Diesel sich auf der 19-Stunden-Gewaltfahrt mal so richtig freipusten und den Ruß in dunklen Wolken aus dem Auspuff bollern. Heute hat sich die Welt schon ein paarmal weitergedreht. Diesel stinken zwar immer noch. Aber immer mehr Menschen nutzen das Fahrrad anstelle des Autos, um von A nach B zu kommen. Auf solche Art von Touren sind die acht Reiseräder in unserem Test spezialisiert.
Da eine Reise an sich schon Abenteuer genug ist, sollte der fahrbare Untersatz nicht auch noch für Überraschungen sorgen. Sprich, das Rad muss möglichst verlässlich oder zumindest gut zu reparieren sein. Dass dabei weder Komfort noch Funktion leiden sollen, sind weitere Ansprüche.
Reiseräder: Einfach? Kompliziert!
Dabei werden einige Fragen durchaus emotional debattiert. Sollte es einfache Technik sein, die man ganz leicht selbst reparieren kann? Etwaige Funktionseinbußen nimmt man dann in Kauf. Oder hochwertige und sehr robuste Baugruppen, die so gut wie nie kaputt gehen? Wenn dann aber etwas passiert, ist man eventuell aufgeschmissen.
Beispielhaft müssen dafür mechanische – leicht zu reparieren – und hydraulische – sehr haltbar und zuverlässig – Bremsen herhalten. In diesem Reiseräder-Test vertritt das, ohnehin etwas andere, Surly Bridge Club die mechanische These allein gegen alle anderen.
Was macht ein Reiserad aus? Begriffsklärung und Definition
Eine vergleichbare Diskussion wird lebendig um das Rahmenmaterial geführt. Aluminium und Edelstahl stehen dabei meist zur Debatte. Für manche kommt auch nur Titan, das in diesem Test außen vor bleibt, in Frage. Während Aluminium sehr leicht ist und sehr gezielt den Anforderungen angepasst werden kann, aber auch unerwartet reißen kann, steht Stahl in dem Ruf, erstens komfortabel, zweitens unzerstörbar zu sein und drittens überall in der Welt von jedem Dorfschmied zur Not wieder zusammengebruzzelt werden zu können. Die Dorfschmied-These allerdings ist ziemlich steil. Denn moderne Stahlrahmen sind so fein gearbeitet und so dünnwandig, dass die falsche Temperatur mehr Schaden als Hilfe bringen kann.
Immerhin hat der Test für jedes Lager etwas zu bieten. Fünfmal Stahl, auf ganz verschiedenem Preisniveau und dreimal Aluminium.
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Viel Geld, viel Wert
Apropos Preisniveau: weil zuverlässige Technik mit zufriedenstellender oder sehr guter Funktion nicht ganz billig ist. Weil die Rahmen sehr hochwertig und belastbar sind, bekommt man ein modernes Reiserad kaum noch unter 2000 Euro. Je nach Aufwand können schnell auch ein paar Tausend Euro zusammenkommen. Auch das zeigt dieser Test sehr deutlich. Wir haben es also durchaus mit der ersten Sahne auf dem Fahrradmarkt zu tun.
An den Rädern wird man seine lange Freude haben. Dafür stehen auch herausragende Garantiezeiten, die in Einzelfällen zehn (Fahrradmanufaktur) und 15 Jahre (Patria) betragen. Wodurch der Preis sich wieder relativiert. Zumal man die Räder auch dank der praktischen Alltagsausstattung jederzeit vor und nach der Reise im Alltag nutzen kann.
Diese acht Reiseräder haben wir getestet
Marke | Modell | UVP | Prädikat |
Surly | Bridge Club | 1399 Euro | |
VSF Fahrradmanufaktur | TX-400 | 1599 Euro | Preis/Leistung |
Patria | Kosmos | 3444 Euro | |
ROSE | Activa Pro Pinion 18Testbrief | 3999 Euro | |
Velotraum | VK 12 | 4980 Euro | |
Tout Terrain | Silkroad Xplore Premium | 5743 Euro | Kauftipp |
Idworx | oPinion BLT | 6090 Euro | Testsieger |
Rennstahl | Reiserad 853 Pinion | 6589 Euro | Preis/Leistung |
Die kompletten, ausführlichen Testbriefe der getesteten Reiseräder finden Sie in der aktiv-Radfahren-Ausgabe 9-10/2019. Sie bekommen die Ausgabe am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder bei uns im Online-Shop als Printmagazin oder in digitaler Form.
Die getesteten Reiseräder im Bild
Wie viel Aufwand betreiben die Hersteller für das perfekte Reiserad?
Am meisten Aufwand – mehr als jede andere Firma – um das perfekte Reiserad zu kreieren, betreibt unserer Meinung nach Idworx und ist dabei noch nicht einmal das teuerste Rad im Test. Wie viel Detailarbeit in dem Rahmen und den zahlreichen Eigenentwicklungen am Rad steckt, das kann der Test nur annähernd ausdrücken. Minuspunkte sammelt es mit nur einer Rahmenform in nur drei Größen. Weswegen der Eindruck täuschen kann. Aber das oPinion BLT ist nicht umsonst unser Testsieger.
Räder wie das Rennstahl 853 Pinion oder Tout Terrain Silkroad Xplore glänzen ebenfalls mit großem Ideenreichtum bei der Fahrradkonstruktion. Hoher konstruktiver Aufwand ist auch Velotraum, Patria und Rose nicht abzusprechen. Wobei Velotraum und Patria mit den robusteren Rahmen aus Stahl (Patria) und Alu (Velotraum) glänzen und zudem individuelle Vermessungen anbieten. Bei Patria kann das sogar zu einem Maßrahmen führen, der dann perfekt passt.
Reiseräder: Es geht auch günstiger
Dass ein vernünftiges Reiserad aber nicht teuer sein muss, das zeigt das TX-400 der vsf Fahrradmanufaktur für 1599 Euro. In manchen Punkten ist es zwar etwas einfacher gehalten, aber alles was nötig ist, bietet es auf einem hochwertigen, haltbaren Niveau. Noch günstiger ist im Test das Surly Bridge Club. Es ist allerdings als einziges Rad komplett ohne Alltags- und Reiseausstattung. Dafür hält es einem mit zahlreichen Gewindeösen im Stahlrahmen alle Möglichkeiten der Bestückung offen.
Für alle gilt: Sie sind in der Lage, ordentlich Gepäck zu tragen. Bis zu 185 Kilogramm kann das Rennstahl samt Eigengewicht transportieren. Andere liegen bei 180 oder 170 Kilogramm. Bei 140 Kilogramm (Rose) ist die Weitreisetauglichkeit etwas eingeschränkt. Damit würde man vielleicht näher an der Zivilisation bleiben oder weniger für alle Eventualitäten planen.
Verzicht als Gewinn
Das Packen mag bei einem Reiserad ähnlich oder sogar komplizierter sein als bei einer Reise mit dem Auto. Und sicher muss man auf das eine oder andere verzichten. Das Reiseerlebnis ist aber auf jeden Fall ein wunderbar anderes!
„Jedes Mal wenn ich Reiseräder teste, erinnere ich mich an meine eigene große Tour. Das satte Gefühl eines voll beladenen Reiserades empfinde ich als sehr befriedigend!“ Jens Kockerbeck, Redakteur Test & Technik