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Kompakträder 2023 im Test: Kompakte E-Bikes für Alltag und Tour

Kleine E-Bikes mit großem Potential

Kompakträder 2023 im Test: Kompakte E-Bikes für Alltag und Tour

Klein, wendig und immer transportfreudiger: Kompakträder gewinnen im Familienalltag, bei Büropendlern oder Campingurlaubern immer mehr an Attraktivität. Dabei ist die reduzierte Rahmengröße längst nicht mehr das einzig schlagende Kaufargument, wie unsere acht Testräder eindrucksvoll unter Beweis stellen.
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Alles kleiner, alles ungemütlicher, höchstens für die Kurzstrecke: Es ist gar nicht so lange her, als Kompakträder noch belächelt oder gar nicht erst als vollwertige E-Bikes ernst genommen wurden. Es hatte fast etwas Komisches, wenn Großgewachsene auf einem optisch viel zu klein scheinenden Miniatur-Rahmen mit gedanklich eher im Kinderradsegment verorteten 20-Zoll-Reifen daherrollten und sich in Gesprächen gerne selbst den Puristen-Stempel verpassten, dass es sich in durchweg reduzierter Form doch noch fahrfreudiger in die Pedale treten und das Kompaktrad wirklich überall abstellen lässt. Quasi der Smart unter den Fahrrädern. Der einem stillen Protest ähnelnden Gegenentwurf zum protzigen und ressourcenverschwendenden (E-)SUV-Trend nahekommt.

Komfort, ausgefeilte Ergonomie oder modernste Motorentechnologie als willkommene Kraftunterstützung – das braucht es alles nicht. Und vor allem: Das gab der Markt bis vor gar nicht so langer Zeit auch schlichtweg nicht her. Kompakträder waren ein absolutes Nischenthema und für viele aufgrund von überschaubarem Einsatzspektrum bei ihrer Kaufentscheidung auch im Entferntesten keine ernsthafte Alternative.

Ein 2023er Trend: das E-Kompaktrad

All das hat sich mittlerweile geändert, wie beispielsweise auf der Eurobike dieses Jahr eindrucksvoll zu beobachten war. Der Trend hat auch durch den E-Bike-Boom während Corona rasant Fahrt aufgenommen.

Immer mehr namhafte Hersteller haben ein kompaktes E-Bike mit einer Ausstattung im Portfolio, das der seiner „großen“ Geschwister in nichts (mehr) nachsteht. Ganz egal ob Schaltung, ergonomische Komponenten, Bremsanlagen oder der elektrifizierte Maschinenraum. Womit wir auch bei unseren acht Testrädern angekommen wären, die allesamt nachweisen konnten, dass sie auch in puncto Fahreigenschaften Bemerkenswertes vorzuweisen haben. Nun aber der Reihe nach.

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„Mit der immer größer werdenden Leistungs- und Reichweitenstärke einhergehend, steigt auch das Gesamt-gewicht von Kompakträdern wenig überraschend immer mehr an.“

Starke Motoren und große Akkus

Angefangen mit dem Technischen, dem Herzstück eines jeden E-Bikes, herrscht im Motorenbereich absolute Bosch-Dominanz. Während der kultivierte und eher sanft anschiebende Active Line Plus mit maximalem Drehmoment von 50 Newtonmetern in zwei Testrädern (Gepida und Hercules) verbaut ist, dominiert der kräftigere und bergfreudigere Performance Line im weiteren Teilnehmerfeld. Mit Riese & Müller, i:SY, Flyer, Bergamont und QiO statten gleich fünf Hersteller ihr Testbike mit dem seit Jahren bewährten Trekking-Aggregat der Schwaben aus und definieren damit auch den Einsatzzweck weit über die Stadtgrenzen hinaus. Mit drehmomentfreudigen 60 bzw. 75 Newtonmeter bewies das Quintett beachtliches Tourenpotential. Kompaktrad-Pionier i:SY verpasst seinem E5 ZR gar Boschs schubstärksten CX-Antrieb (85 Newtonmeter) und lieferte im Test, wenig überraschend, die besten Kletterwerte –wenn auch unüberhörbar. Auch sind die Zeiten vorbei, in denen bei Kompaktradfahrern eher überschaubare innerstädtische Aktionsradien vermutet wurden.

Alle im Test vertretenen Bikes haben Batterien mit einem Speicherpotential von mindestens 500 Wattstunden an Bord. Die bevorzugte Unterbringung ist hier weiterhin extern hinter dem Sitzrohr. Die Vorteile: schlankere – im Test alle aus Aluminium bestehende – Rahmen, einfaches Abmontieren für Ladevorgänge in der Wohnung sowie günstige Schwerpunktverteilung direkt unter dem Fahrer in der Radmitte. Flyer, Gepida und Bergamont integrieren die Akkus bei ihrem Upstreet, Pugio, bzw. Hans-E vollumfänglich ins Unterrohr. Das mag dem ein oder anderen als optisch sauberer und zeitgemäßer erscheinen, lässt die Rahmenkonstruktionen aber insgesamt massiver, robuster, gar bulliger erscheinen.

Klein, aber gar nicht mehr so leicht

Mit der Leistungs- und Reichweitenstärke einhergehend, steigt das Gesamtgewicht von Kompakträdern wenig überraschend immer mehr an. Mögen die kleinen Flitzer mit ihren 20-Zoll-Reifen optisch so zierlich wirken, so ist keines im Test leichter als 24 Kilogramm.

Gewichtstechnisch, aufgrund von optional angebauten Frontgepäckträgern oder Kindertransportmöglichkeiten, ohnehin untereinander nur bedingt vergleichbar, markiert das i:SY mit 24,9 kg unser Testleichtgewicht. Das macht Kompakträder im Jahr 2023 nur noch bedingt komfortabel tragbar. Ob in den heimischen Keller oder Treppenstufen hinauf – bei Tern, QiO oder i:SY erfreut man sich zumindest an Querverstrebungen, die das Anheben erleichtern.

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Fokus auf wartungsarme Konzepte

Was im Alltag hingegen erfreut und bei sechs Testrädern konsequent umgesetzt wurde, ist der gering anfallende Wartungsaufwand. So setzen R&M, i:SY, Flyer, Gepida, Hercules und QiO auf eine Antriebseinheit aus Carbonriemen und gekapselter Nabenschaltung. Mehrheitlich ist Shimanos Nexus mit wahlweise fünf oder acht Gängen verbaut. R&M spendiert seinem Tinker 2 sogar die stufenlose Enviolo. In Kombination mit Shimanos Inter 5E-Nabenschaltung kommt an Terns Quick Haul eine Kette zum Einsatz.

Bergamont verbaut an seinem Hans-E Shimanos Tiagra-Kettenschaltung mit zehn Gängen. Großes Lob für alle Räder in Bezug auf Bremssicherheit: Ob von Tektro, TRP, Clarks oder mehrheitlich Shimano: die mit Hydraulik funktionierenden Systeme brachten allesamt überzeugende Werte zu Papier.

Fahrkomfort: Wo sind die Grenzen?

Keine Frage: Verzicht auf Federgabel, kleinere Reifen und direktere Lenkung haben Abstriche beim Gesamtkomfort zur Folge. Dennoch hat unser Test gezeigt, dass sich Kompakträder auch hier spürbar weiterentwickeln und längst mit bewährten Komponenten der „Großen“ bestückt werden.

So beugt Hercules mit einer Federstütze vor starken Schlägen im Sattel vor, während QiO, Flyer und R&M selbiges mit einer Parallelogramm-Variante überzeugend gelingt. Letztgenannter Hersteller bedient sich als einziger dann doch einer Federgabel und bietet mit der Spinner Grind OS komfortable 50 Millimeter Hub.

Reifenbreiten von mindestens 55 Millimetern haben ebenfalls zu teilweise überraschend guten Komfortwerten geführt. Ob Schwalbes Big Ben, Big Apple oder Pick-Up: Bei nicht zu starkem Reifendruck beweisen diese ebenso gutmütige Schlagfederung im Handgelenk wie der E.Contact von Continental.

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Das Kompaktrad Tern Quick Haul überzeugte im Test mit umfangreicher Variabilität

Leichtfüßig-agile Fahreigenschaften

Die zulässigen Gesamtgewichte starten bei 130 kg. An der Spitze stehen i:SY und Tern mit 150. Unser Testprozedere sieht vor, alle Bikes auch in den Bereich dieser Maximalwerte zu bringen bzw. zu beladen. Hier schneidet Tern mit beachtlicher Rahmensteifigkeit am besten ab.

Aber auch Hercules weiß diesbezüglich mit dem Futura Compact zu überzeugen. Einzig Gepidas Pugio fährt sich auch ohne Gepäck bereits etwas zu weich und offenbart gerade bei flinken Lenkmanövern Schwächen bei der Agilität.

Die Ansteuerung generell erfolgt bei allen acht Kompakträdern sehr direkt. Varianten mit leicht nach innen gekröpftem Lenker ernten Pluspunkte beim Komfort. Da alle acht Räder mit Schnellspanner oder Speedlifter sehr aufwandslos an die gewünschte Fahrergröße anpassbar sind und fast alle auch mit tourentauglichen, nicht zu weichen, Sätteln bestückt sind, konnten wir überraschend hohe Tourenpotentiale attestieren – die sich in den Gesamtnoten entsprechend niederschlagen.

Hohe Preise – viel Qualität!

Mit 3449 Euro stellt Gepida das günstigste Testrad, R&M mit 5048 das hochpreisigste. Keine Frage: Nach Schnäppchen klingt das auf den ersten Blick nicht. Als solche, gar belächelte, wollen Hersteller ihre Kompakträder aber auch längst nicht mehr auf den Markt werfen.

Im Gegenteil: Ausgestattet mit technisch hochwertigsten Komponenten sind Kompakträder im Jahr 2023 auf einem unübersehbaren Weg, raus aus dem Nischendasein zu flitzen. Zu Recht!

Diese Kompakträder haben wir getestet

Marke Modell Preis
Gepida Pugio Pro Belt Nexus 8 3449 Euro
Hercules Futura Compact F8 3599 Euro
Tern Quick Haul P5i 3599 Euro
Bergamont Hans-E 3999 Euro
QiO EINS P-5 3999 Euro
Flyer Upstreet1 7.43 4699 Euro
i:SY E5 ZR F CX 4799 Euro
Riese & Müller Tinker 2 Vario 5048 Euro

Die ausführlichen Testberichte der getesteten Kompakträder lesen Sie in der ElektroRad 5/2023. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.

Die getesteten Kompakträder in der Bildergalerie

Gepida Pugio Pro Belt Nexus 8, Kompakträder, Test, E-Bike, E-Bike-Test, Kaufberatung

Gepida Pugio Pro Belt Nexus 8

Hercules Futura Compact F8, E-Bike, E-Bike-Test, Kaufberatung

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Tern Quick Haul P5i

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Flyer Upstreet1 7.43, Kompakträder, Test, E-Bike-Test

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Riese & Müller Tinker 2 Vario, Test, Kaufberatung, E-Bike, E-Bike-Test

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