E-Bike Weltreise: Tanja und Denis Katzer auf Expedition Asien

Tanja und Denis Katzer auf großer E-Bike Expedition

E-Bike Weltreise: Tanja und Denis Katzer auf Expedition Asien

80.000 Höhenmeter, 17.000 Kilometer, elf Länder – die Berufs-Abenteurer Tanja und Denis Katzer haben zwischen 2015 und 2017 die bis dato längste E-Bike-Expedition der Welt unternommen. 2021, wenn der Corona-Spuk hoffentlich vorbei ist, wollen sie ihre XL-Elektrorad-Tour in Südostasien fortsetzen.
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Wenn jemand weiß, wie Abenteuer geht, dann sind es Denis Katzer und seine Frau Tanja: 1991 wurde ihm ein sicherer Job bei einem Büromaschinenhersteller angeboten. Er lehnte ab – und entschied sich stattdessen für eine ausgedehnte E-Bike Weltreise.

Jahrzehnte lange E-Bike Weltreise

Andere machen das für einige Monate oder ein paar Jahre. Für die Katzers wurde es zum Lebensinhalt. Sie haben in knapp 30 Jahren rund 430.000 Kilometer ohne Flugzeug zurückgelegt: auf den Rücken von Pferden, Kamelen und Elefanten, zu Fuß, mit der Eisenbahn, ab 2005 mit dem Fahrrad.

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Das Duo war von den weiten und offenen Landschaften der Mongolei begeistert – obwohl es dort nur selten Steckdosen gab.

Zwischen 2015 und 2017 unternahmen sie ihre erste E-Bike-Expedition, die sie vom heimischen Behringersdorf in Mittelfranken 17.000 Kilometer durch Sibirien, die Mongolei, China, Vietnam,
Kambodscha, Laos und Thailand führte. Schon jetzt ist das ein einsamer Rekord.

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Genauso wie ihre nunmehr fast drei Jahrzehnte dauernde Reise die längste dokumentierte Expedition der Menschheitsgeschichte ist. Doch darum geht es den beiden nicht. Das ist höchstens für einige Medien und für die Sponsoren wichtig. Die beiden haben ganz einfach immer noch einen Riesenspaß am Reisen – und wollen 2021 ihre Tour in Südostasien fortsetzen.

Zu wenig Sport? – Definitiv nicht

„Die Idee, eine so gewaltige Reise mit dem E-Bike zu wagen, war ein Glückstreffer“, sagt Denis Katzer. „Wir wurden mit intensiven Erlebnissen abseits der touristischen Routen belohnt und verbrannten trotz der Bosch-Motoren mehr als genug Kalorien, so dass wir nie das Gefühl hatten, zu wenig Sport zu machen.“

Jeder Tag brachte neue Überraschungen. Je einsamer die Gegend wurde, je weiter weg die nächste Steckdose war, desto abenteuerlicher wurde es, desto komplexer gestaltete sich das Akku-Management.

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Die Katzers in der chinesischen Provinz Shaanxi ...

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... und hier in Yunnan im Süden Chinas.

Katzer erinnert sich noch gut an einen denkwürdigen Tag in der Wüste Gobi in der Mongolei: „Schon am Morgen hatten wir mehr als 30 Grad im Schatten, dazu blies uns heißer Wind ins Gesicht. Wir wussten: Unsere Akkus reichen laut Bordcomputer 110 Kilometer, doch unser Tagesziel, die Stadt Sainschan, ist etwa 130 Kilometer entfernt. Dazwischen? Nichts.“

Akku im Grenzbereich auf der E-Bike Weltreise

Die Katzers nutzen deshalb nur den Tour-Modus, Unterstützungsstufe zwei von vier, was bei den schweren Lasten im Anhänger anstrengend genug ist. Sie machen ordentlich Strecke, brauchen aber auch ordentlich Strom. Nach 30 Kilometern ist Akku 1 leer, nach 60 Kilometern Akku 2. Mit dem Fernglas halten sie Ausschau nach einer Siedlung, einem Gasthaus oder einem Laden.

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Denis überquert mit seinem E-Bike einen halb zugefrorenen Fluss im Qin-Ling-Gebirge, Provinz Shaanxi.

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Während des 15 Tage andauernden Neujahrs- oder Frühlingsfestes werden in China Löwen- oder Drachentänze aufgeführt.

Nach 90 Kilometern sagt Akku 3 leise Servus. „Jetzt kam der über Solar geladene Akku 4 zum Einsatz, der eine geringere Kapazität und maximal 20 Kilometer Reichweite hat. Da Tanja stets in meinem Windschatten fährt, holt sie zehn Prozent mehr Strecke aus jedem Kraftspeicher. Trotzdem tauschen wir jedes Mal auch ihren Akku. So kann ich, wenn meine Batterien alle ausgelutscht sind, die Restenergie ihrer Akkus nutzen, und wir fahren alle Batterien gleichzeitig leer. Um noch mehr Energie zu sparen, fahren wir ab sofort im Eco-Modus.“

E-Bike Weltreise: Auf den letzten Metern

Trotzdem wird es immer enger. Endlich sehen sie Gebäude, etwa fünf Kilometer sind es noch. „Doch die Entfernung täuscht: Die Häuser wollen nicht näher kommen. Bis auf Tanjas Akku 3 sind alle
meine Powerpakete leer. Ich setze ihn ein: Restreichweite fünf Kilometer. Noch immer keine Stadt in Sicht. Als wir endlich vor unserem Hotel absteigen, werfe ich einen Blick auf das Display.

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Gefahrene Strecke: 132 Kilometer, restliche Reichweite: 0 Kilometer.“ Trotz dieser mitunter nervenaufreibenden Erlebnisse möchte Katzer keinen Tag missen: „Die Weite der Mongolei, die großen Herden der Nomaden – wir wurden in eine längst vergangene Zeit katapultiert.

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Die erbarmungslose Wüste Gobi mit ihrer Hitze, den Kamelen und Nächten in Jurten: unvergesslich.“ Ein knappes Jahr durchradelte das Paar mit Hund Ajaci (nein, er wurde nicht gegessen …) China – rund 6000 Kilometer von Nord nach Süd.

„Die Freundlichkeit der Menschen hat uns überrascht. Die Volksrepublik mit ihrer sagenhaften Natur, der Jahrtausende alten Kultur und dem unbedingten Fortschrittsglauben ist enorm vielfältig und hat unsere Herzen erobert genauso wie das atemberaubend schöne Vietnam.“

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Das Duo, oder besser: Trio neben den buddhistischen Felsenhöhlen in der Wüste Gobi.

Die Kehrseite: vom Monsun durchweichte Ausrüstung, Erkältungen, irrwitziger Verkehr in den Großstädten Chinas, gnadenlose Umweltzerstörung, gefährliche Fahrten über hohe Pässe, lehmige Wege, die eher an umgepflügte Äcker erinnern, tiefe Schlaglöcher.

„In Sibirien hatten wir Angst vor Braunbären“, erzählt Katzer. „Einmal stoppten uns Wegelagerer. In China machten uns Lastwagen das Leben zur Hölle, im Winter waren wir wegen der unvorstellbaren Luftverschmutzung oft mit Atemschutzmasken unterwegs, im Gebirge machten uns Steinschlag und vereiste Passstraßen zu schaffen.

Fahrradhelm wird zum Lebensretter

Auf einer ungesicherten Bambusbrücke in Vietnam geriet mein Vorderreifen zwischen zwei Bretter, ich flog vom Rad, landete zwei Meter tiefer auf einem Felsen und brach mir die Schulter – ohne Helm hätte es wohl den Kopf erwischt.“

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Trotzdem wollten die Katzers dieses Jahr erneut auf die Sättel steigen. Der Plan war, die E-Bikes samt Ausrüstung in ein Offroad-Wohnmobil zu laden und damit rund 30.000 Kilometer bis nach Kambodscha zu fahren.

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In der Jurte flickt Denis den zweiten Platten des Tages.

Dort wollten sie das Fahrzeug unterstellen, die E-Bikes auspacken und in einer zweijährigen Reise einen 20.000 Kilometer großen Kreis durch Südostasien ziehen, um danach die Räder wieder in den Offroader zu laden und zurück nach Deutschland zu cruisen.

Drei Jahre hatten sie insgesamt dafür eingeplant, das Budget dafür liegt im oberen sechsstelligen Euro-Bereich. „Eigentlich wollten wir ja unsere in Thailand eingelagerten Akkus wiederverwenden“, sagt Katzer. „Aber die Technik hat sich so rasant weiterentwickelt, dass wir neue Batterien in unser Wohnmobil laden werden.

Aufgeladen in den hohen Norden

Im Rückblick sind das eher kleine Herausforderungen. Denn im Frühling kam ihnen das Virus in die Quere. „Corona zwang uns dazu, unsere E-Bike-Expedition auf das kommende Jahr zu verschieben. Aber wer weiß, wofür das gut ist?

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Denis und Ajaci durchqueren die Wüste Gobi.

Nach unseren Erfahrungen ergibt alles, was geschieht, einen Sinn, auch wenn wir Menschen ihn nicht immer akzeptieren wollen“, sagt Katzer. „Die C-Krise zwingt jeden von uns zu Toleranz und Veränderung“, findet er. „Als in Europa die Grenzen wieder durchlässig wurden, haben wir uns deshalb überlegt, was wir mit dieser wunderbaren Freiheit machen wollen.

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Nach Corona: Auf nach Südostasien

Spontan entschieden wir uns für eine dreimonatige Tour in den hohen Norden.“ Tanja und Denis werden auf ihrer Webseite live über die Erlebnisse berichten. Und 2021, wenn der Corona-Spuk hoffentlich vorbei ist, wollen sie dann endlich nach Südostasien aufbrechen.

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Vor Ort möchten sie auf das Schicksal der asiatischen Elefanten aufmerksam machen. „Viele werden für Touristenausflüge und als Arbeitstiere geschunden und gequält. Wir steuern deshalb Nationalparks und Initiativen zu deren Schutz an und berichten darüber. Die Sache liegt uns wirklich am Herzen und ist keineswegs nur ein Thema für die Medien“, betonen die Katzers.

„Es gibt uns Energie und Kraft, unsere Reise fortzusetzen. Wir haben den besten Job aller Zeiten und machen ihn weiter, solange es Knochen und Psyche aushalten.“ Und natürlich: solange die Akkus schnurren.

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Tipps für Fernreisen mit dem E-Bike

Die Mammut-Tour der Katzers ist für Normal-E-Biker natürlich eine Nummer zu groß – und zu lang. Trotzdem interessieren sich viele für Fernreisen mit dem E-Bike.

Das Problem: Akkus gelten als Gefahrgut, dürfen nicht mit ins Flugzeug. Der Versand per Luftfracht ist teuer, das Verschicken der Batterien per Schiffsfracht zeitaufwändig – und bei beiden Methoden mitunter ein bürokratischer Marathon, weil Gefahrgut-Formulare, Zollerklärungen und Pro-Forma-Rechnungen beschafft werden müssen.

Viel einfacher ist es, auf E-Bikes zu steigen, die bereits vor Ort sind. Immer mehr Bike-Reiseveranstalter schicken Flotten in die Zielländer – und das sind beileibe nicht nur europäische Staaten. Inzwischen gibt es E-Räder zum Leihen vor Ort auch in „exotischen“ Destinationen wie Peru, Nepal und Südafrika.

Google-Suche bewährt sich

Die Auswahl wächst ständig. Am besten einfach das Zielland bei Google eingeben und schauen, welche Angebote die Suchmaschine ausspuckt. Wichtig: Es gibt unter den Veranstaltern unseriöse Trittbrettfahrer, die vom E-Bike-Boom profitieren wollen.

Deshalb so genau wie möglich prüfen, welche Modelle vor Ort zur Verfügung stehen, in welchem Zustand sich diese befinden und wie gut die Tour ausgearbeitet ist. Eventuell nach Referenzen
früherer Kunden fragen.

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