Verletzungen am Jahresanfang durch Neujahrsvorsätze

Verletzungen zu Jahresanfang verhindern

Verletzungen am Jahresanfang durch Neujahrsvorsätze

Im Januar kommen gehäuft Menschen mit Verletzungen in Praxen und Kliniken. Sie sind ihre Neujahrsvorsätze überambitioniert angegangen. Wie lässt sich dies verhindern und wie gelingt der nachhaltige Einstieg in den Sport? Ein Interview mit dem Sportmediziner Dr. Csaba Losonc.
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Jahr für Jahr herrscht im Januar großer Andrang in den Praxen von Sportmedizinern und Krankenhäusern. Daran sind zum Großteil Neujahrsvorsätze schuld, die sich häufig um mehr Bewegung im Alltag drehen. Dabei schießen einige jedoch regelmäßig übers Ziel hinaus und schmieden Pläne, die kaum umzusetzen sind.

„Sind die Neujahrsvorsätze zu ambitioniert, steigt das Verletzungsrisiko. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die sportliche Betätigung recht schnell wieder aufgegeben wird, weil sie eine zu einschneidende Veränderung darstellt“, erklärt Sportmediziner Dr. Csaba Losonc. Im nachfolgenden Interview verrät er, welche weiteren Ursachen zu Verletzungen am Jahresanfang führen und wie sie sich vermeiden lassen.

Dr. Csaba Losonc im Interview

Dr. Csaba Losonc, herzlich willkommen! Neujahrsvorsätze sind doch erstmal eine feine Sache. Was ist das Problem damit?

Das Problem bei Neujahrsvorsätzen ist, dass es oft radikale Entscheidungen sind. Immer wieder heißt es dann „Ich muss 10 Kilogramm abnehmen“ oder „Ab dem neuen Jahr muss ich 20.000 Schritte pro Tag laufen“ oder „Ich gehe jetzt sechsmal in der Woche ins Fitnessstudio“. Solche radikalen Umstellungen sind einfach nicht für unser Gehirn gemacht. Menschen reagieren mit emotionalen Stress auf Umstellung ihrer Lebensgewohnheiten. Dadurch werden Neujahrsvorsätze oft nicht in unser Leben integriert. Man sucht Ausreden, warum man diese nicht mehr durchführen kann. Nach ungefähr drei bis vier Wochen landet man dort, wo man früher auch war.

Mit welchen Verletzungen kommen die Menschen in ihre Praxis zu Anfang des Jahres?

Die häufigsten Verletzungen sind tatsächlich Verletzungen beim Skifahren oder Verletzungen bei Glatteis. Dabei sind es häufig auch banale Probleme, die zu schwerwiegenden Verletzungen führen. Letztes Jahr zum Beispiel war ein Skifahrer mit einer komplexen Knieverletzung bei mir in der Praxis, der sich in der Skihütte verletzt hatte, da er dort ausgerutscht ist. Ein weiteres typisches Problem ist, wenn ältere Menschen vor die Haustür treten, um zu schauen, wie glatt es ist und sich dabei schwerwiegende Knochenbrüche zu ziehen.

Sportmediziner Dr. Csaba Losonc.

Wie kann ich solche Verletzungen verhindern?

Um solchen Verletzungen vorzubeugen, muss man vorher entsprechend gewappnet sein. Somit ist die gute alte Skigymnastik gar nicht zu verachten. Früher sind die Menschen wochenlang zur Skigymnastik gegangen, bevor sie in den Urlaub gefahren sind. Das ist heute nicht mehr üblich. Dementsprechend fahren viele ungeübte und untrainierte Menschen in den Skiurlaub, um einfach mal zu entspannen. Leider ist die Muskulatur nicht auf solche Belastungen vorbereitet und es kommt zu schwerwiegenden Verletzungen.

Bei den Senioren ist es außerdem so, dass sie generell durch das Älterwerden entsprechende Prozesse am Körper durchleben. Dazu gehört der permanente Abbau der Muskulatur. Das führt zur Abnahme der Leistungs- und Reaktionsfähigkeit, was letztendlich ursächlich ist für zahlreiche Verletzungen. Sie können den Prozess nur abmildern, wenn sie regelmäßig trainieren. Hilfreich ist es immer, mit einem erfahrenen Sportmediziner gemeinsam ein Konzept zu entwerfen, das auf die individuellen Bedürfnisse angepasst ist.

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Kontinuierlich am Fahrradfahren dranbleiben – so geht es!

Ich möchte im neuen Jahr mehr sportlich Rad fahren. Wie kann der Einstieg gelingen?

Erst einmal muss ein Fahrrad mit entsprechendem Equipment ausgestattet sein. Das heißt, dass ich auch bei schlechtem Wetter in der Lage sein sollte, das Fahrrad zu nutzen. Des Weiteren muss man sich kleine Ziele setzen. Ich spreche also nicht von einer 40-Kilometer-Strecke, das wäre für den Körper eine zu radikale Belastung. Sinnvoller ist ein Ziel, wie beispielsweise an einem bestimmten Tag mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Wenn man das vier Wochen lang kontinuierlich durchgeführt hat, kommt ein weiterer Tag hinzu – bis man sein Endziel erreicht hat. Bis Sie das Radfahren komplett in Ihr Leben eingebaut haben, kann das mitunter auch sechs bis zwölf Monate dauern.

Wie schaffe ich es, auch im Alltag mehr das Fahrrad zu nutzen – also über den Jahresanfangs-Enthusiasmus hinaus?

Um das Fahrradfahren fest in den Alltag zu integrieren, sollte man sich ein gutes Fahrrad und auch entsprechendes Equipment kaufen. Das kostet dann vielleicht ein wenig mehr, lohnt sich aber auf lange Sicht, wenn das Fahrrad als angenehmes Fortbewegungsmittel empfunden wird. Bestimmt kennen wir alle noch die Standardfahrräder ohne Gänge, mit denen man sich das ein oder andere Mal von A nach B gequält hat. Auch würde ich dazu raten, wie eben schon angesprochen, zunächst nur einmal pro Woche das Fahrrad zu nutzen. Dann sind die Hemmschwelle und der Druck niedriger und die Chance steigt, diese Gewohnheit beizubehalten. Erst im Laufe der Zeit sollte man die Nutzung dann auf den täglichen Gebrauch ausweiten. Wenn Sie die Nutzung des Fahrrads von einem Tag auf den anderen Tag umsetzen wollen, wird es wahrscheinlich dazu führen, dass Sie scheitern und letztendlich das Vorhaben wieder aufgeben. Also lieber in kleinen Schritten vorgehen.

Über Dr. Csaba Losonc:

Dr. Csaba Losonc ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Der Gründer und Leiter des medizinischen Versorgungszentrums MEDICUM Rhein-Ahr-Eifel in Bad Neuenahr-Ahrweiler verhilft gemeinsam mit seinem Team aus verschiedenen Fachärzten Menschen zu einem schmerzfreien Leben. Dabei setzt er auf eine ganzheitliche Behandlung und verzichtet nach Möglichkeit auf Kortison oder Operation. Mehr Informationen dazu unter: https://medicum-rae.de

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