Crossräder Aufmacher

Test Crossräder unter 1000 Euro

Cross und quer durchs Gelände

Test Crossräder unter 1000 Euro

Ein Crossrad ist ein wahres Multitalent. Schnelle Touren auf Asphalt, eine gemütliche Feierabendtour, der gelegentliche Geländeeinsatz oder mit Gepäckträger samt Schutzblechen ausgerüstet die Wochenendradreise – diese Radkategorie macht alles mit.
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„Ich wäre nie darauf gekommen mit einem Crossrad richtig ins Gelände zu fahren“, sagt Christoph etwas verdutzt nach unserer Testrunde, die anfangs eine steile Straße beinhaltet, später auf einen geschotterten Waldweg abbiegt und schlussendlich in einem MTB-Trail mit Kurvenanliegern, Dreckpfützen und kleinen Sprüngen endet. Doch das Lastenheft ist groß, einen solch großen Einsatzbereich müssen die Räder abdecken und wir somit auch abtasten. Die Unterschiede von Rad zu Rad sind teilweise riesig wie wir feststellen konnten. Dazu aber später mehr.

Begriffsklärung

Oftmals werden Crossräder mit den sogenannten Cyclocrossrädern/Querfeldeinrädern verwechselt. Doch diese beiden Kategorien unterscheiden sich im Detail um Welten. Cyclocrossräder sind quasi Rennräder fürs Gelände, die eine lange Radsporttradition haben und vor allem im Winter als Trainings- und Renngerät zum Einsatz kommen. Crossräder wie wir sie im Test haben sind eher ein Mix aus Trekkingrad und Mountainbike und stellen somit ein Hybrid-Fahrrad dar. Straßeneinsatz ist die Regel, Schotterwege sind Pflicht, echtes Gelände die Kür. Dazu treffen im Test ein dem Trekkingrad naher Aluminiumrahmen mit 28 Zoll-Laufrädern und -Reifen auf MTB-Technik wie Federgabeln, Scheibenbremsen und breitem Riserlenker aufeinander.

Variabilität ist Trumpf

Um den Alltags-, Freizeit- und Sporteinsatz wie das Fahren auf Teer-, Schotterstraßen, Waldwegen und Gelände zu ermöglichen, vereinen Crossräder Attribute von MTB und Trekkingrad. Sie sind sozusagen Jäger in verschiedenen Terrains. Vom MTB besitzen sie etwa die Quirligkeit, um beim Sport und im Gelände Sicherheit und Spaß gleichermaßen garantieren zu können. Wegen der Optik – meist werden sie ohne Schutzbleche, Gepäckträger und Seitenständer ausgeliefert – setzen sie viele gerne als sportive Alltagsräder ein. Vom Trekkingrad kommen Ösen an Federgabel und Rahmenhinterbau. Sie machen es für den Alltag fit, da Seitenständer, Schutzbleche und Gepäckträger nachgerüstet werden können. Schmalere 28 Zoll-Reifen mit geringem Rollwiderstand beschleunigen bei Bedarf auf Sportmodus, etwas Profil macht die Pneus fit für Fahrten abseits der Straße und den gelegentlichen Einsatz im Gelände.

Rahmenmaterial Alu

Aluminiumrahmen sind breiter Standard im Crossbereich. Grund sind das recht günstige Grundmaterial, die sehr guten Eigenschaften in der Verarbeitung, die gute Haltbarkeit sowie der günstigere Endpreis. Gerade in den letzten Jahren hat sich oftmals auch Hydroforming durchgesetzt, was interessante Rohrformen und eine teils bessere Nutzung der Metalleigenschaften mit sich bringt. Umso teurer die Räder werden, umso hochwertiger sind dann meist auch die Rahmen. Geringes Gewicht, aufwendige Details wie Innenzugverlegung, Hydroforming sind dann meist Standard.

Der Trend der Carbonrahmen ist in unserem Test nicht vertreten. Diese sind der Inbegriff von Hightech, was aber nicht immer zutrifft, denn oftmals sind teure Aluminiumrahmen mit denen aus günstigem Carbon absolut zu vergleichen und dabei günstiger.

Ausstattung

Federgabeln sind Standard und Pflicht. Funktionsunterschiede sind aber in der Praxis zum Teil deutlich zu erkennen. Meist sind bei teureren Crossrädern auch leichtere und vor allem besser funktionierende Federelemente zu finden, die etwa über eine Luftkammer per Hochdruckpumpe leicht abzustimmen sind. Bei günstigen Modellen findet meist ein Stahlfeder-Elastomermix seinen Einsatz, der in einem begrenzten Bereich per Vorspannung an das Fahrergewicht angepasst werden kann. Eine einstellbare Zugstufe, welche die Ausfedergeschwindigkeit regelt wie beim MTB, haben unsere Testmodelle hingegen nicht. Das fällt vor allem bei sehr sportlichem Einsatz im Gelände auf, wenn die Gabeln in schnellem Geläuf ungedämpft über Hindernisse hoppeln und so weniger Kontrolle bieten.

Bei den Bremsen hat man sich meist bei Scheibenbremsen bedient. Diese werden zum etablierten Standard – und das mit gutem Grund. Sie sind bei jeder Witterung absolut zuverlässig. Egal ob schönes Wetter, Regen, Matsch, Schnee oder Eis, die Funktion ist bis auf Kleinigkeiten immer gleich gut. Zudem sind sie auf Dauer deutlich sicherer, da sie nicht auf einem tragenden Bauteil – der Felge – bremsen und diese so auch nicht schädigen können. Eine große Bremsscheibe in der Front von 180 mm bietet eine noch bessere Dosierbarkeit sowie höhere Standfestigkeit auf langen Abfahrten. V-Brakes sind meist nur noch an günstigen Rädern zu finden. Sie haben an sich nur noch beim Gewicht Vorteile. In der Praxis sind sie aber durch die Seilzugbetätigung gerade durch Wasser, Dreck und Salz anfälliger in der Funktion.

Bezüglich Reifen macht der Allroundanspruch von Crossrädern die Wahl nicht gerade einfach. Daher besitzen die Modelle meist ein Semislickprofil oder eine sehr enge Stollenanordnung für weiches, schnelles und vor allem leises Abrollen. Den meisten Spaß hat man daher auf der Straße, Schotter- und leichten Waldwegen. Im Gelände setzen die Reifenbreite wie auch das enge Profil dann Grenze. Das beste Modell im Test ist Schwalbes Rapid Rob am Radon.

Übersetzungstechnisch sollte man auf eine große Bandbreite setzen. Die besten Räder bieten dazu eine Kurbel mit 26-36-48 Zähnen und im Heck ein Ritzelpaket von 11-34 oder 11-36 Zähnen. Damit fährt man auch steile Anstiege recht entspannt und kann auf langen Teergeraden bergab ordentlich in die Pedale treten.

Im Cockpit geht es um Kontrolle und Ergonomie. Breitere Lenker mit einer stärkeren Kröpfung sind anfangs für manchen vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, später will man ihn aber nicht mehr missen. Ein sogenannter Riser (auch Downhill-Lenker genannt) bringt mehr Übersicht und eine tendenziell aufrechtere, bequemere Sitzposition und somit etwas Entlastung im Halteapparat. Schraubgriffe sorgen für Sicherheit, da sie sich auch bei heftigem Regenwetter oder Matsch nicht drehen und somit immerwährende Kontrolle sichern. Eine Flossenform bietet den Händen eine größere Auflagefläche, unterstützt den sensiblen Kardantunnel und macht das Fahren gerade auf langen Touren deutlich entspannter.

Fazit

Durch ihre Variabilität benötigen Crossräder bei der Kaufentscheidung etwas mehr Zeit, denn der Einsatzbereich will genau abgesteckt werden. So hat man später aber auch wirklich Spaß und freut sich über einen wahren Tausendsassa.

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