Akkulicht oder Dynamolampe am Fahrrad? Was ist besser?

Es werde Licht: Pro & Contra Akkulicht

Akkulicht oder Dynamolampe am Fahrrad? Was ist besser?

Die Tage sind kalt geworden und grau. Oft gibt es Nebel, trübe Wolken und viel zu wenig Sonnenlicht. Noch dazu sind die Tage so kurz geworden! Gegen den Winterblues hilft Radfahren und gegen Dunkelheit ein helles Licht am Rad. Doch welches soll es sein?
TEILE DIESEN ARTIKEL

Die kleinen Funzeln an alten Fahrrädern waren gefühlt schon ok. Und früher waren wir nichts anders gewohnt. Aber hat man mal ein modernes, wirklich helles Fahrradlicht ausprobiert – vielleicht sogar mit Fernlicht! –, kann man sich ein Leben oder zumindest eine Fahrt ohne dieses gar nicht mehr vorstellen. Strecken am Waldrand, an einem Fluss entlang oder selbst schlecht beleuchtete Abschnitte mitten in der Stadt: Alle diese Routen sind viel weniger düster und damit auch weniger furchteinflößend mit einem guten Fahrradlicht. Endlich ist der Weg gut sichtbar, rechtzeitig lassen sich Gefahren wie heruntergefallene Äste erkennen, auch entgegenkommende Menschen und Hunde sind früh sichtbar. Und: Es geht ja nicht nur ums Sehen, sondern auch ums Gesehenwerden.

Ein helles, gut funktionierendes Licht ist also Pflicht am Rad, ganz besonders zur dunklen Jahreshälfte. Und seit auch akkubetriebenes Licht am Rad erlaubt ist, kann man es sich wirklich frei aussuchen. Die Auswahl ist gigantisch und die Technik beeindruckend! Es gibt Scheinwerfer mit Fernlicht. Und Rücklichter, die beim Bremsen aufleuchten. Die Lichter sind heller, scheinen weiter und breiter als je zuvor. Wer also noch eine schwache Funzel am Rad hat, kann und sollte nachrüsten. Doch was ist überhaupt besser – ein Akkulicht oder eine Dynamolampe? Geschmacks- und Typsache oder doch elementare Sicherheitsfrage? In der Redaktion sind wir uneins und diskutieren.

Pro Akkulicht: Leicht, locker, lichtstark

Ein Kommentar von Stephan Kümmel

Die aktuelle Technik macht Akkulampen leicht, klein, hell und ausdauernd. Sie passen locker in die Jackentasche, sind fix angeklickt. Wozu sollte ich mir also einen schweren Dynamo ans Rad packen?

Seit inzwischen zehn Jahren sind batterie­betriebene Stecklichter ohne Einschränkungen als Fahrradbeleuchtung erlaubt. Heute sind die Scheinwerfer und Rücklichter klein, leicht und langlebig – LED-Leuchtmittel und Lithium-Ionen-Akkus sei Dank. Sie haben nichts mehr gemein mit den klobigen Halogen-Strahlern, die eine ganze Handvoll Mignon-Zellen brauchten, um eine Fahrt lang eher spärlich Sicht und Sichtbarkeit zu spenden.

Ich ziehe LED-Stecklichter einer Dynamo-Beleuchtung vor. Klar, der selbst produzierte Strom eines guten Nabendynamos ist umweltfreundlicher produziert, zudem brauche ich keinen Akku, der gleich in mehrfacher Hinsicht problematische Stoffe beinhaltet. Für mich gibt hier aber der praktische Nutzen den finalen Ausschlag.

Meine Akkulampe spendet zuverlässig und hell ihr Licht. Sie wird nicht schwächer, wenn ich langsamer fahre. Zugegeben, bei modernen Dynamos mit LED-Licht ist das heute nur noch bei wirklich sehr langsamer Fahrt ein Thema. Ein guter Dynamo bietet ein zuverlässiges Rundum-Sorglos-Paket. Mit meinem Stecklicht aber muss ich mir überhaupt keine Gedanken mehr machen.

Ich höre schon den Einwand: „Was, wenn der Akku leer ist?“. Guter Punkt. Und trotzdem nicht ausschlaggebend. Ich fahre regelmäßig und viel Fahrrad, gerade jetzt in Herbst und Winter sehr oft im Dunkeln. Mein Stecklicht hat eine klar ablesbare Akkustandanzeige. Ich sehe beim Ein- und Ausschalten sofort, wie viel Saft noch drin ist im Stromspeicher. Das regelmäßige Aufladen ist darum inzwischen Routine. Die USB-Buchse ist die gleiche wie bei meinem Handy, ich brauche also nicht einmal ein gesondertes Ladekabel. Einstecken, laden, fertig.

Starkes Lichtspiel: 20 Akkulampen im Test 2024

Flexibler Einsatz

Ebenfalls sehr angenehm: Ich habe mehr als ein Fahrrad. Insgesamt habe ich drei regelmäßig im Einsatz. Dank Akkulicht brauche ich nur eine „lichttechnische Einrichtung“ (im Ernst: so heißen Fahrradlampen in der StVZO). Fahre ich bis in den Abend hinein Rennrad, stecke ich das Rücklicht an mein Sattelrohr. Dort hängt es auch am Mountainbike und am Trekkingrad. Das Frontlicht bringe ich am Lenker an. Das ist die beste Stelle am Fahrrad, denn so scheint der Strahler von möglichst weit oben, das Lichtfeld ist groß und leuchtet den Weg vor meinem Rad ideal aus. Fest angebrachte Lampen hingegen werden oft tiefer montiert. Die Lichtausbeute ist weniger optimal, manchmal wirft sogar der Vorderreifen störende Schatten. Auch hängen manchmal die Bremsleitungen und Schaltzüge im Lichtkegel und dämpfen so die Lichtausbeute ab. Bin ich dann am Ziel angekommen und muss womöglich noch eine dunkle Gasse entlang, habe ich mit dem Stecklicht gleichzeitig eine Taschenlampe dabei, mit der ich mir auch als Fußgänger den Weg ausleuchten kann. Das geht mit einem Dynamo nicht.

Das Gewicht spielt ebenfalls eine Rolle. Mein Lampenset mit Akku wiegt keine 200 Gramm. Ein sehr guter (und somit teurer) Nabendynamo wiegt etwa das Doppelte, einfachere (und günstigere) gut und gerne 700 Gramm und mehr. Bei meinem Tourenrad wären das fünf Prozent Mehrgewicht. Das muss erst einmal bewegt werden. Dazu kommt die Mehrenergie, die ich für den Dynamo aufbringen muss. Auch die spare ich mir gerne.

Nicht zuletzt ist es für mich auch eine optische Sache. Ich mag meine Räder gerne auf das Nötigste reduziert. Ich möchte keinen unnötigen Schnickschnack am Bike. Tagsüber, wenn es hell ist, kann ich auf ein Licht verzichten. Erst in der Dämmerung hole ich es raus. Bis dahin stört kein Scheinwerfer und kein wuchtiger Dynamo die Silhouette meiner Räder. Das gefällt mir, das soll auch so bleiben. Und darum werde ich auch in Zukunft ein gutes, helles, leichtes Akkulicht der fest verbauten Variante vorziehen.

Ob Dynamo-oder Akkulicht: Wenn es dunkel ist, braucht man eine gute Lampe am Fahrrad.

Contra Akkulicht: Einfach, bewährt und gut!

Ein Kommentar von Sebastian Böhm

Im Alltag will ich mit meinem Rad keinen Stress. Es muss vor allem funktionieren – egal, wann und wo ich es einsetze! Daher ist für mich die klassische Lichtanlage mit Nabendynamo die erste Wahl.

Die nordischen Länder wissen es ja schon lange: Wer mit Rad, Motorrad oder Kfz auch am Tag mit Licht fährt, wird deutlich eher und besser erkannt und ist somit viel sicherer unterwegs. Deshalb fahre ich gerade im Alltag, wo ich mit vielen anderen Verkehrsteilnehmern zu tun habe, schon ewig und immer mit Licht! Gerade auch am Rad, wo ich keinerlei Knautschzone habe und die Sicherheitsabstände vieler Autofahrer viel zu gering ausfallen.

Da ich meine Alltagsstrecken immer mit dem selben Rad zurücklege, kommt für mich auch nur eine Nabendynamo-Lichtanlage in Frage. Das hat gleich mehrere Vorteile: Sie ist immer am Rad und steht mir so auch jederzeit zur Verfügung. Da sie fest verbaut ist, kann ich sie nicht verlegen oder vergessen. Und durch die seit Jahrzehnten solide wie bewährte Technik ist die Lichtanlage an meinem Alltagsrad auch schon seit über elf Jahren pro­blemlos im Einsatz. Einzig die Ausrichtung des Scheinwerfers checke ich immer mal wieder – schließlich will ich niemanden, der mir entgegenkommt, blenden und damit gefährden. Und die Rückleuchte habe ich vor einiger Zeit mal gegen ein aktuelleres Modell mit Bremslichtfunktion getauscht. So leuchtet es heller auf, wenn ich mal langsamer werde oder stark bremse. Für die Sicherheit ein echter Bonus für mich und alle, die hinter mir fahren!

Dass ich besser gesehen werde, bekomme ich immer mal wieder mit, wenn entgegenkommende Kfz aufblenden oder mich Fußgänger am helllichten Tag ansprechen: „Hallo! Sie haben vergessen, Ihr Licht auszuschalten!“ Ich entgegne dann mit einem freundlichen Lächeln: „Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Ja, ich lasse das Licht für mehr Sicherheit auch tagsüber brennen. Das scheint auch perfekt zu funktionieren!“

Zuverlässig: Dynamolampen leuchten immer

Dank Nabendynamo leuchtet das Licht, sobald ich losfahre. Da muss ich mich nicht darum kümmern, mehrmals die Woche die zwei Akkus für vorne und hinten zu laden. Und dank integrierter Kondensatoren leuchten meine Front- und Heckleuchte auch an Kreuzungen oder Ampeln. Oft wird über die Verlustleistung gesprochen, dass ein Rad ohne Nabendynamo so viel leichter laufen würde. Das kann ich weder in der Praxis noch in der Theorie bestätigen, denn Einflussfaktoren wie eine aufrechte Sitzposition, locker flatternde Bekleidung, Reifen mit hohem Rollwiderstand oder schwere Schläuche haben viel größeren Einfluss als die wenigen Watt, die der Nabendynamo zieht!

Da ich mich vor elf Jahren auch für teure, in Deutschland produzierte Produkte entschieden habe, fahre ich zudem mit immer noch recht aktuellem Lichtkegel. Aktuelle Lampen mögen mit der neuesten LED-Generation noch etwas heller sein, aber das ist für mich im direkten Vergleich nicht wirklich relevant. Für mich spielt das gute Gewissen im Punkt Nachhaltigkeit, Binnenwirtschaft und lokale Arbeitsplätze eben auch eine wichtige Rolle. Und sollte am Licht oder Nabendynamo ein Problem oder Defekt auftreten, weiß ich, dass ich mich auf einen tollen und schnellen Service verlassen kann! Auch dass die Produkte mit überschaubarem Aufwand zu reparieren sind, finde ich super! Und da weder ein Akku noch viel aufwendige Steuerungselek­tronik verbaut sind, sind Probleme meist einfach und schnell zu lösen. Etwa, wenn man nach einem Laufradausbau vergessen hat, die Lichtkabel wieder an den Nabendynamo zu stecken … So bin ich mir sicher, dass die Lichtanlage auch noch in einigen Jahren stressfrei funktioniert.

Trotzdem hat auch Akkulicht seine Berechtigung: Ich setze sie vor allem beim Laufen, Wandern oder Mountainbiken ein. Hier habe ich keinen Nabendynamo und bin daher auf den Einsatz von Akkus angewiesen.

Schlagworte
envelope facebook social link instagram