E-Bike-Lampen, Test, Kaufberatung

E-Bike-Lampen im Test: Pedelec-Lampen von 30 bis 449 Euro

Mit Licht läuft’s!

E-Bike-Lampen im Test: Pedelec-Lampen von 30 bis 449 Euro

Aktuelle Lampen bieten so viele Features wie nie zuvor. Doch welche braucht man wirklich und was macht Sinn? Wir haben 22 Modelle von 17 Herstellern aufwendig im Labor sowie auf und abseits des Asphalts getestet.
TEILE DIESEN ARTIKEL

Nun ist sie da, die dunkle Jahreszeit. Deshalb brauchen alle, die weiterfahren ein ordentliches Licht am Rad. Es sorgt für gute Sicht vor dem Rad, aber auch von uns selbst. City- und Trekkingräder mit einer Vollausstattung sind mit einer Lichtanlage ausgestattet. Doch im Alltagsverkehr finden sich auch viele motorisierte Mountain-, Fitness-, Gravelbikes und Rennräder, die ohne Licht ausgeliefert werden. Wer täglich unterwegs ist, sollte über einen dauerhaften Einbau nachdenken. Wer indessen vom vorhandenen Standardlicht nicht überzeugt ist, findet im Test auch Lampen, die als Upgrade echte Vorteile bieten.

Dabei sind aktuelle Lampen besser denn je, weil die Technik in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht hat. Wegweisend war die LED. Sie basiert auf einem Halbleiter-Bauteil, welches Licht emittiert, sobald Strom in Durchlassrichtung fließt. Deshalb auch der Name: Light Emitting Diode. Im Vergleich zu anderen Lampentechnologien ist die LED-Technik effizient, robust und langlebig. Der zweite Meilenstein sind hochwertige Spiegel und Linsen, die das Licht zielgenau in der Fläche verteilen und damit das Optimum aus der vorhandenen Lichtmenge herausholen. Dazu gesellen sich technische Finessen wie Tagfahrlicht und neuerdings auch Fernlicht.

Besonderheiten beim Pedelec

Beim klassischen Fahrrad wird das Licht mit Wechselstrom betrieben und vom Nabendynamo gespeist. Somit leuchtet die Lampe nur, solange man fährt oder eine Standlichtfunktion besitzt. Anders beim Pedelec: Hier läuft die Lichtanlage mit Gleichstrom, wird an das Stromnetz des Pedelecs angeschlossen und bezieht ihren Strom vom Haupt-Akku. Somit besitzen viele Lampen keinen Ein-/Ausschalter, bieten ein helles Standlicht und werden über das Bedienfeld des Antriebs angesteuert.

Damit die Lampe bei fast leerem Akku noch Strom für die letzten Kilometer bekommt, schaltet die Motorsteuerung zuerst den Antrieb ab. Weiterhin haben die verschiedenen Antriebshersteller unterschiedliche Voraussetzungen. Damit aktuelle Lampen überall einsetzbar sind, legen die Hersteller deshalb die mögliche Betriebsspannung von 6 bis zu 48 Volt sehr breit aus.

Die Krux mit Lux und Lumen

Traditionell werden Lampen mit dem Helligkeits-Wert (Einheit Lux) angepriesen, weil für die StVZO-Konformität verschiedene Lichtpunkte in einer Matrix vermessen werden. Der daraus angegebene Wert beschreibt aber lediglich den hellsten Punkt des gesamten Lichtfeldes, was zu einer falschen Interpretation der Lichtqualität einer Lampe führt. Hart gesagt, wäre ein Laserpointer mit seinem extrem hohen Lux-Wert ideal. In der Praxis bietet er aber kein Licht in der Fläche.

Das führt dazu, dass er zum Radfahren schlichtweg ungeeignet ist. Zum Vergleich besser geeignet ist der Lichtstrom (Einheit Lumen), welcher die gesamte Licht-Emission einer Lampe angibt. Wie gut das Licht einer Lampe wirklich ist, zeigt am Ende nur die gebündelte Betrachtung der Lichtqualität (Lux-, Lumen-Wert) sowie dem Lichtbild in der Praxis.

ElektroRad 6/2023, Banner

Hier können Sie die ElektroRad 6/2023 als Printmagazin oder E-Paper bestellen

Stärken und Schwächen auf dem Prüfstand

Damit die wichtigsten Lampendaten miteinander vergleichbar sind, haben wir alle Lampen auf den Prüfständen des Herstellers Supernova in Freiburg untersucht. Dabei lag für jede Lampe die Spannung von 12 Volt an. Beim ersten Test wurde überprüft, ob alle Lampen konform mit den StVZO-Vorgaben sind. Dabei fährt ein vorgegebenes Programm verschiedene Lichtpunkte im Leuchtbild an und vermisst diese. Bis auf kleine Auffälligkeiten bei Contec und Smart bestanden diesen Check alle Lampen mit Bravour.

Der zweite Test misst den hellsten Punkt, wodurch eine gute Vergleichbarkeit der maximalen Helligkeit besteht. Beim Abblendlicht sind die dunkelsten Modelle Litemove RX-E90, Büchel Shiny Fl, Fuxon und Union. Die hellsten Lampen kommen von Smart, Supernova (beide) und SON. Beim Fernlicht begeistern die Modelle von Herrmans, Busch + Müller und vor allem Supernova, weil sie im Verhältnis zum Abblendlicht deutlich heller werden. Fuxon, Lezyne oder Spanninga legen hingegen nur wenig zu.

Beim Test des gesamten Licht-Outputs werden die Lampen in einer Ulbrichtkugel vermessen. Beim Abblendlicht schneiden die günstigen Lampen von Büchel (Shiny FL), Smart, Lunivo und Union erwartungsgemäß schlechter ab. Die teuren Lampen von SON, Busch + Müller, Supernova, Lezyne, Lupine und Herrmans gehen getrost als echte Flutlichter durch. Beim Fernlicht lassen Büchel Shiny FL, Spanninga und Fuxon etwas Federn, wohingegen Lupine, Herrmans und vor allem Supernova richtig Gas geben.

Beim Gewicht messen wir auf einer Digitalwaage auf ein Gramm genau. Alle Lampen werden dabei ohne Montagehalter, mit zehn Zentimeter langem Stromkabel sowie Fernlicht-Taster (wenn vorhanden) gewogen. Die leichtesten Standardlampen bieten Lunivo, Union und SON. Bei den Modellen mit Fernlicht überraschen vor allem Litemove RX-E90, Büchel und Lupine. Die Schwergewichte sind Supernova M99 Pro 2, Busch + Müller IQ-XL sowie beide Modelle von Herrmans.

E-Bike-Lampen: Am Ende zählt nur die Praxis!

Die besten Prüfstandwerte sind nichts wert, wenn das Lichtbild in der Praxis nicht taugt. Deshalb haben wir alle Lampen an einen 12 Volt Anschluss (Bosch) angeschlossen und sind eine definierte Strecke gefahren. Der Untergrund variierte dabei zwischen Asphalt, Kopfsteinpflaster und leichtem Waldweg. Am Ende wurden alle Lampen noch mal in einem 35 Meter langen Tunnel mit der gleichen Kameraeinstellung abfotografiert. Die Bilder dazu finden Sie auf den Seiten 81 und 83. Dabei wollen wir erwähnen, dass das Auge das Bild noch mal anders wahrnimmt als die Elektronik der Kamera! Deshalb bezieht sich unsere Bewertung vor allem auf den subjektiven Eindruck auf der Straße, unterstützt von den Lichtbildern im Tunnel.

Beim Abblendlicht zerlegen wir das Lichtbild in den Nah-, Mittel-, Fern- und Seitenbereich sowie die Homogenität mit Bezug auf eine gleichmäßige Ausleuchtung und scharfe Kanten. Während bei langsamen Geschwindigkeiten die Ausleuchtung im Nahfeldbereich eine große Rolle spielt, nimmt die Relevanz des Mittel- und Fernbereiches mit der Geschwindigkeit zu, weil der Blick damit weiter nach vorne schweift. Die Ausleuchtung der Seitenränder spielt in der Stadt sowie außerorts eine sehr wichtige Rolle, um andere Verkehrsteilnehmer oder anderweitige Gefahren an der Seite schneller wahrzunehmen. Am Ende überzeugen bei der Ausleuchtung vor allem Busch +  Müller, Supernova, Lezyne, SON, Lupine und Herrmans. Bei der Homogenität trumpfen vor allem Busch + Müller, Herrmans, Litemove AE 130, Lupine, SON und Supernova M99 Pro 2 auf.

Ausleuchtung des Blickfelds

Da das Fernlicht meist bei schneller Fahrt und außerhalb von Ortschaften und Städten eingesetzt wird, spielen die Ausleuchtung an den Seiten und oberhalb der StVZO Hell-Dunkel-Grenze eine große Rolle. Damit werden das Blickfeld und die Kurven besser ausgeleuchtet, die Sicherheit steigt.

Die besten Modelle stellen Herrmans und Supernova, weil das Licht weit nach oben reicht und somit sogar für echte Mountainbike-Einsätze taugt. Bleibt man vor allem auf der Straße, sind auch Lezyne und Lupine absolut empfehlenswert. Beim Check der Bedienhebel geht es um Erreichbarkeit, Größe, Ergonomie sowie deren Kabellängen und Steckverbindungen. Hier bekommt am Ende nur Supernova Bestnoten, weil eine Steckverbindung und verschiedene Kabellängen verfügbar sind.

Sicherheit geht vor!

An dieser Stelle weisen wir explizit auf die Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer durch extreme Blendwirkung von falsch eingestellten Lampen oder Fernlicht hin! Eine Erklärung samt Einstelltipps finden Sie auf Seite 78. Wer sich dabei nicht sicher ist, lässt den Lichtcheck beim Händler durchführen. Die Einstellung sollte zudem regelmäßig kontrolliert werden. Durch den Transport oder das Abstellen des Rades kann sich die Einstellung teils stark verstellen.

Für beste Sicherheit am Tag sollte man immer mit Licht fahren. Einer dänischen Studie nach sind Radfahrer, die tagsüber mit Licht fahren, 19 Prozent weniger anUnfällen beteiligt. Der Grund ist die bessere Früherkennung. Wer trotzdem Strom sparen will, findet zwei pfiffige Lösungen: Cateye dimmt bei Stopps über einen Bewegungssensor automatisch ab. Noch besser sind allerdings Tagfahrlichter, weil sie gut gesehen werden und weniger Strom verbrauchen als das Abblendlicht (Büchel Shiny 120 D, Busch + Müller, Fuxon, Lupine, Supernova M99 Pro 2).

Eine Lampe kann auch durch intelligent angebrachte Seitenfenster die Sicherheit erhöhen, weil man von der Seite besser erkennbar wird, was gerade in der Stadt mit vielen querenden Straßen ein Vorteil ist. Vor allem Busch + Müller IQ-XL, Contec, Lunivo, Trelock sind hier top. Eine Lampe kann aber auch negative Aspekte zeigen und den Fahrer selbst blenden. Etwa, wenn die Linse oder der Reflektor über das Gehäuse hinausragen und ein Teil des Lichts nach oben strahlt. Stör­effekte treten dann vor allem bergauf oder im Wiegetritt sowie vermehrt bei am Lenker montierten Lampen auf (Litemove AE 130, Smart, Trelock und vor allem Contec).

Und wer auf Reflektoren setzt, muss bei Busch + Müller IQ-XL, Cateye, Herrmans, Lezyne, Lupine, SON und Supernova nachrüsten. Bei allen anderen sind abnehmbare Reflektoren verbaut. Einzig Smart integriert den Reflektor so unglücklich in den Halter, dass er oft wirkungslos bleibt.

Details bringen Mehrwert

Die Qualität und Haptik der Lampen werden subjektiv bewertet. Dabei spielen Materialien, Verarbeitung, Oberflächen-Struktur und -Güte, Ecken und Kanten sowie Spaltmaße eine wichtige Rolle. Herausragend schneiden hier die hochpreisigen Modelle von Busch + Müller, Herrmans, Lezyne, Lupine und Supernova ab. Pluspunkte gibt es für Gehäuse aus Aluminium, weil sie eine höhere Bruchfestigkeit sowie eine bessere Wärmeleitfähigkeit aufweisen. Wir überprüfen zudem auch das Wärme-Management, etwa durch Aluminiumbauteile oder eine integrierte Wärmeregulierung via Software.

Wer die Lampe am Lenker oder Vorbau über Kopf montieren möchte, kann dies nur bei Busch + Müller IQ-X E, Cateye und den Modellen von Herrmans. Eine Steckverbindung am Stromkabel macht den Tausch bei einem Defekt oder der falschen Kabellänge einfach, ist aber nur bei Büchel, Cateye, Contec, Herrmans, Lupine, SON, Supernova, Trelock und Union zu finden. Die besten Halter in Bezug auf Qualität, Verarbeitung und Steifigkeit kommen unterdessen von Lupine, Supernova und Trelock. Mehrere Firmen bieten zudem verschiedene Halter an, damit die Montage an Lenker, Vorbau oder verschiedenen Starr- und Federgabeln erfolgen kann. Da bis auf Cateye und Lupine alle Hersteller quasi den gleichen Montagestandard nutzen, können auch die Halter anderer Hersteller nach- und aufgerüstet werden.

E-Bike-Lampen im Test: Fazit

Aktuelle Lampen zeigen viel Licht, aber auch Schatten. Da viele vollausgestattete City- und Trekkingräder sowieso schon mit einer guten LED-Lichtanlage ausgestattet sind, macht es am Ende nur Sinn, wenn das Upgrade auch deutliche Vorteile bietet. So fallen unsere Tipps dann meist auch auf teurere Modelle, weil diese in der Praxis bei Ausleuchtung, Homogenität und Licht-Output auch sichtbare Verbesserungen erzielen. Bei den Lampen ohne Fernlicht bekommen Union und Büchel den Preis-Leistungs-Tipp, weil diese zum Nachrüsten für Räder, die in städtischer Umgebung bewegt werden, einfach unschlagbar günstig sind.

Wer bestes Licht sucht, greift dann aber zum Bumm IQ-X E oder dem farbigen SON. Den Testsieg heimst überraschend der eher unbekannte Herrmans Nordic Pro ein. Bei den Lampen mit Fernlicht überzeugt im unteren Preisbereich Fuxon am meisten und holt sich den Preis-Leistungs-Tipp. Im höherpreisigen Segment überzeugt Lupine mit einem kompakten Gehäuse und leuchtstarken Lichtbild. Die Testsiege gehen am Ende dann aber an die teuren Modelle von Herrmans und Supernova. Beide bieten beim Abblend- wie Fernlicht ein echtes Aha-Erlebnis und sind selbst für sportive Mountainbiker empfehlenswert.

Diese E-Bike-Lampen haben wir getestet

Marke Modell Preis Prädikat
Union Extreme-E 29,95 Euro Preis/Leistung
M-Wave Apollon E 100 39,90 Euro
Smart Elite 100 39,90 Euro
Lunivo eDIA F90 39,95 Euro
Büchel Shiny 120 D 54,95 Euro Preis/Leistung
Büchel Shiny FL 79,95 Euro
Contec DLUX 120 E+ 84,95 Euro
Litemove RX-E90 89,95 Euro
Trelock LS 780 Bike-i Airflow 94,99 Euro
Spanninga Axendo 80 XEFc 99,90 Euro
Fuxon FF-100 EB High Beam 99,95 Euro Preis/Leistung
Cateye G E100 124,95 Euro
Busch + Müller IQ-X E 169,90 Euro Empfehlung
Herrmans Nordic Pro 175,00 Euro Testsieger
Lezyne Super H8 StVZO E1000 179,95 Euro
Litemove AE 130 ab 179,95 Euro
Son Edelux DC 170 ab 190,00 Euro Empfehlung
Lupine SL NanoTestbrief 215,00 Euro Empfehlung
Supernova M99 Mini Pro-25 299,00 Euro
Busch + Müller IQ-XL 299,90 Euro
Herrmans Nordic Xtreme 350,00 Euro Testsieger
Supernova M99 Pro 2 449,00 Euro Testsieger

Die Testberichte der E-Bike-Lampen lesen Sie in der ElektroRad 8/2022. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.­

Schlagworte
envelope facebook social link instagram