Kinder auf dem Fahrrad: Tipps, Sicherheit, Spaß

Kinder auf dem Fahrrad: 10 Tipps für einen erfolgreichen Start

Kinder auf dem Fahrrad: Tipps, Sicherheit, Spaß

Wer früh sicher Fahrrad fährt, traut sich auch als Erwachsener locker zu, im Alltag viel und entspannt Fahrrad zu fahren. Darum gibt es für Eltern vieles zu beachten, wenn es um pedalierenden Nachwuchs geht. 10 Tipps für Kinder auf dem Fahrrad.
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Hanna Petersen blickt fasziniert auf ihre kleine Tochter Sophie. Die Vierjährige kreist ganz entspannt über den großen Hof – auf ihrem kleinen Fahrrad. Sie tritt beherzt in die Pedale und lacht dabei laut. Mit ihren kleinen Beinchen und der hohen Frequenz, mit der das Mädchen strampelt, sieht es fast ulkig aus. Auch Hanna lacht, wegen des Anblicks und vor Stolz, dass ihre Tochter so früh so gut Fahrrad fährt.

Hanna selbst erinnert sich an quälende Stunden mit ihrem Vater. Er hielt sie am Sattel fest, schob sie vor sich her. Sobald er los ließ, kippte sie leicht zur Seite – bis sie die Hände ihres Vaters wieder sicher auffingen. Da war sie schon in der Grundschule. Ihre Stützräder waren noch am Rad, aber leicht nach oben gebogen, sodass sie ohne Hilfe das Gleichgewicht halten musste. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie alleine fahren konnte. Und Spaß machte es am Anfang auch nicht. Wieso also tut sich Sophie so leicht?

Wir haben zehn Tipps zusammengestellt, die Eltern helfen können, ihrem Nachwuchs das Radfahren schmackhaft zu machen.

Tipp 1: Erfolgsgeschichte Laufrad

Heute sitzen Kinder schon kurz nach dem Laufenlernen auf Laufrädern. Sie halten sich am Lenker fest, sitzen locker auf der Sitzbank und stehen mit beiden Füßchen sicher auf dem Boden. Zuerst rollen sie in der Wohnung hin und her, bald aber auch draußen – natürlich unter Aufsicht ihrer Eltern. Das schult von klein auf die motorischen Fähigkeiten und den Gleichgewichtssinn. Vor lauter Abenteuerlust werden die Kleinen ganz von selbst immer schneller, heben bald wie selbstverständlich die Beine und rollen viele Meter ganz ohne sich abzustützen. Von diesem Moment an ist der Sprung aufs Fahrrad nicht mehr schwer. Übrigens: Die Unfallgefahr ist auf dem Laufrad gar nicht so groß. Denn schnell sind die Füße wieder auf dem Boden. Gefahren lauern natürlich trotzdem einige. Darum empfehlen wir hier schon, den Kleinen einen Helm aufzusetzen.

Tipp 2: Keine Stützräder

Der ADFC rät ganz klar von Stützrädern ab. Denn so gewöhnen sich Kinder eine falsche Haltung auf dem Fahrrad an – lehnen sich etwa in Kurven nach außen statt nach innen. Fahren sie dann irgendwann ohne Stützen, fühlen sie sich unsicher, weil diese Art zu fahren für sie ungewohnt ist. Beim direkten Umstieg vom Lauf- aufs Fahrrad hingegen erfahren Kinder die Techniken des Dahingleitens auf ganz natürliche Art. Die Bewegungen gehen ihnen in Fleisch und Blut über, Radfahren wird zur Selbstverständlichkeit. Und Verlernen werden sie es dann Zeit ihres Lebens nicht mehr.

Anders bei Stützrädern. Der ADFC warnt sogar vor diesen früher so beliebten „Fahrradlernhilfen“. Denn an Bordsteinkanten oder Schlaglöchern könnten die Stützräder wegsacken, das Kind fällt ohne trainierten Gleichgewichtssinn um und kann sich schwer verletzen. Auch könnten sich Kinder mit Stützrädern weitere unnatürliche Bewegungsmuster angewöhnen, etwa das Rückwärtsfahren. Auch das kann gefährlich werden.

Tipp 3: Die richtige Größe

Nur, wenn das Kind auf einem passenden Fahrrad sitzt, macht ihm das Fahren auch so richtig viel Spaß. Da geht es den Kleinen nicht anders als uns Erwachsenen. Klar kann einem schummrig werden, wenn der Nachwuchs mal wieder einen Schuss macht und Pullover, Hosen und Schuhe nach wenigen Wochen zu klein sind. Dann obendrein direkt schon wieder ein neues Fahrrad kaufen? Tut’s das alte nicht auch noch? Tja, fragen Sie Ihr Kind doch mal, ob es in viel zu kleine Schuhe schlüpfen will. Also: Auch das Kinderrad sollte passen. Wer jetzt wegen der gepfefferten Preise zu stöhnen beginnt, der sei beruhigt: Kinderfahrräder sind sehr wertstabil. Gehen die Kleinen pfleglich mit ihrem Fahrrad um, wird der Kaufpreis beim Wiederverkauf alsbald zurück ins Portemonnaie gespült. Umgekehrt geht es natürlich auch: Auf den einschlägigen Elternplattformen im Internet oder auf Basaren werden oft gebrauchte Kinderfahrräder angeboten.

Kleiner Tipp: Kennen Sie sich selbst nicht so gut mit Fahrradtechnik aus, nehmen Sie zu einem Gebrauchtkauf jemanden mit, der schauen kann, ob das Kinderfahrrad Ihrer Wahl in einwandfreiem technischen Zustand ist.

Tipp 4: Kinder machen lassen

Apropos einwandfreier technischer Zustand und Fahrradpflege: Lassen Sie die Kleinen ruhig selbst Hand anlegen. Das hat gleich mehrere Vorteile: Die Kinder entdecken, erleben und verstehen die Fahrradmechanik in all ihrer Form, sie sorgen selber dafür, dass ihr Fahrzeug gut funktioniert, können im Notfall schnell selbst handeln – etwa bei einem Platten – und lernen den Wert eines jederzeit griffbereiten, ordentlich laufenden Fahrrads schnell zu schätzen. Natürlich ist es am besten, wenn Mutter oder Vater anfangs mit Rat und Tat zur Seite stehen und mit Hand anlegen. Erklären Sie den Kindern, auf was sie zu achten haben. Ganz besonders wichtig: funktionierende Bremsen und Lichter. Für den Spaß und die Lust aufs Fahrradfahren aber ebenfalls nicht zu unterschätzen: eine gut geschmierte Kette, eine funktionierende Gangschaltung und der richtige Luftdruck in den Reifen.

Tipp 5: Verkehrsregeln lernen

Wer allein die Fahrtechnik auf dem Fahrrad beherrscht, bewegt sich noch lange nicht sicher durch den Straßenverkehr. Auch die wichtigsten Regeln sollten schon kleine Kinder kennen – zu ihrer eigenen Sicherheit. Die Fahrradprüfung in der Grundschule steht je nach Bundesland in der dritten oder vierten Klasse an, vorher sollten Kinder auch nicht alleine an verkehrsreichen Straßen unterwegs sein. Sie als Eltern aber können am besten einschätzen, ob Ihr Kind reif ist, auch früher schon auf Nebenstraßen, Radwegen und Kurzstrecken unterwegs zu sein. Sei es in die Nachbarschaft zu Freunden oder zur Schule. Als Faustregel aber gilt: Unter Achtjährige sind in ihrer Wahrnehmungsfähigkeit noch nicht so weit, die Gefahren im Straßenverkehr richtig einschätzen zu können. Um zu erkennen, wie gut Ihr Kind radelt, müssen Sie auf jeden Fall anfangs immer mit dabei sein, später regelmäßig mitfahren, um die Fortschritte zu kennen, die Ihr Kind auf dem Rad macht. Ohne gemeinsames Training sollten Sie Ihr Kind auf keinen Fall alleine losfahren lassen.

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Tipp 6: Die Acht-Jahre-Regel

Bis zum achten Geburtstag müssen Kinder auf dem Bürgersteig Rad fahren, das Fahren auf der Straße ist nicht erlaubt. Bis zum zehnten Geburtstag dürfen die Nachwuchsradler weiterhin auf dem Gehsteig bleiben. Erst danach und bestenfalls mit bestandener Fahrradprüfung müssen sie wie Erwachsene auf der Straße fahren. Ausnahmen: Wenn es sichere, baulich getrennte Radwege gibt. Dort dürfen die Kleinen schon vor dem achten Geburtstag Rad fahren. Übrigens ist es seit 2016 auch begleitenden Eltern erlaubt, mit ihren Kindern gemeinsam auf dem Bürgersteig zu fahren. Wichtig dabei: Überqueren sie zusammen eine Straße, müssen sie absteigen und schieben – Kinder und Erwachsene.

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Tipp 7: Kinder brauchen einen Helm

Schaut man sich einschlägige Statistiken an, zeigt sich: Die allermeisten Kinder fahren heutzutage mit Helm Fahrrad. Je älter sie aber werden, desto eher lassen sie den Helm zuhause. Bei Erwachsenen ist es dann nur noch eine Minderheit, die immer Helm trägt. Seien Sie also Vorbild: Tragen auch Sie einen Helm, wenn Sie mit den Kleinen unterwegs sind. Sie werden erkennen: Mit dem Fahrradhelm ist es wie mit dem Sicherheitsgurt im Auto: Sind Sie ans Tragen gewöhnt, können Sie gar nicht mehr ohne losfahren. Diesen Gewöhnungseffekt gibt es auch bei Kindern. Trotzdem brauchen sie zusätzlich Vorbilder.

Kleiner Tipp: Beim Helm gilt das Gleiche wie beim Fahrrad selbst: Achten Sie regelmäßig darauf, dass er gut passt und dass die Riemen richtig eingestellt sind. Wichtig beim Kauf sind TÜV- und GS-Siegel. Kaufen Sie einen gebrauchten Helm, sollte der keine erkennbaren Schäden haben und nicht älter als maximal drei Jahre sein. Das gleiche gilt übrigens auch für Helme für Erwachsene: Tauschen Sie ihn bei regelmäßiger Nutzung spätestens nach drei bis fünf Jahren aus.

Tipp 8: Zubehör am und fürs Fahrrad

Was gibt es nicht alles an Schnickschnack für Kinder fürs Fahrrad. Schaumstoff-Einhörner, bunte Bändchen für die Lenkerenden, große Hupen und Frontkörbe. Auch Einhornköpfe aus Schaumstoff für den Lenker werden als Deko verkauft. Verzichten Sie besser darauf. Denn zum einen lenken diese Spielereien vom Straßenverkehr ab, zum anderen können sie im Falle eines Sturzes Verletzungen verursachen.

Viel wichtiger sind gute Reflektoren, eine funktionierende Lichtanlage, Spritzschützer und ein Kettenschutz, damit Hosenbeine nicht in die Kette gezogen werden. Für die Fahrt zur Schule gehört natürlich auch ein solides Fahrradschloss dazu. Am besten ein langes Seilschloss. So kann das Kind sein Fahrrad an einem Fahrradständer oder einer Laterne an- und nicht nur bloß abschließen. Wählen Sie außerdem für Ihr Kind besser ein solides Zahlenschloss, dann kann es den Schlüssel nämlich nicht verlieren. Für Kleinkinder, die die Zahlen noch nicht kennen, gibt es sogar Schlösser mit einfachen Symbolen.

Tipp 9: Die richtige Bekleidung für radfahrende Kinder

Auch hier gilt: Was für Erwachsene gut ist, kann für Kinder nicht schlecht sein. Heißt: Lassen Sie Ihr Kind nur mit festem Schuhwerk aufs Fahrrad. Der Rest der Bekleidung sollte der Witterung angepasst sein: Eine gute Regenjacke, Helmüberzieher und eine wasserdichte Überhose pulverisieren jede Ausrede wegen schlechten Wetters. Je nach Fahrstrecke sollten Kinder gerade im Winter auch nicht zu dick angezogen sein, sonst kommen sie verschwitzt am Ziel an. Bewährt hat sich das Zwiebelprinzip.

Tipp 10: Unsere Tipps zum Fahrradkauf

Hier lesen Sie unseren Radfahren-Kaufberater für Kinderfahrräder. Darin finden Sie ganz viele nützliche Tipps, worauf es zu achten gilt.

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