Apps, Tracker und Co: Smarte Lösungen für Radfahrer

Smarter Radfahren: Unsere 10 Tipps

Apps, Tracker und Co: Smarte Lösungen für Radfahrer

Fahrradfahren lernen die meisten im Alter von etwa vier Jahren, zehnjährig ist dann die Fahrradprüfung dran. Alles ganz easy also? Doch sicherlich hat sich seitdem viel getan, nicht nur im Bereich Fahrradtechnik. Es gibt immer mehr digitale Lösungen für Radfahrer, von denen einige durchaus praktisch sind. Zehn Tipps fürs smarte Radfahren.
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Egal ob bei der Ticketbuchung für die nächste Bahnfahrt, die Wettervorhersage für den Abend oder das Nachrichten-Update: Fast alles macht Susanne mittlerweile mithilfe von Apps. Das Smartphone ist sowieso immer mit dabei und bietet so viele Möglichkeiten, dass man es kaum aus der Hand legen will. Beim Radfahren gehört es selbstverständlich in die Tasche oder in eine Handyhalterung – aber nützlich ist es auch hier!

Tipp 1: Digitale Tourenplanung

Klassische Radkarten sind super! Und oft in der Vorbereitung für eine Radreise besonders angenehm, weil man sich gemeinsam darüber beugen kann und einen guten Überblick behält. Trotzdem wird die digitale Navigation immer beliebter. Klar: Bei den meisten Anbietern lassen sich Pakete für die gewünschte Region herunterladen, es gibt Tourenvorschläge für die Planung und unterwegs wird einem direkt via App oder Navigationsgerät der Weg gezeigt.

Im Gegensatz zu Google Maps kennen die kostenpflichtigen Anbieter wie Komoot auch wirklich jeden Radweg und berücksichtigen weitere Faktoren wie beispielsweise Fitness-Level und Radgattung. Außerdem können Touren im- und exportiert werden; bei manchen Pedelecs sogar direkt aufs E-Bike-Display. Weitere empfehlenswerte Apps für Radtouren-Navigation sind ADFC-Karten, Bikemap, Bike Citizens, Ride with GPS sowie Fietsknoop.

Tipp 2: Diebstahlsicher parken

Safety first: Schlosshersteller lassen sich immer mehr einfallen, um Diebstahl auch mit digitalen Lösungen zu verhindern. Das 770A SmartX von Abus lässt sich beispielsweise per Smartphone öffnen und verriegeln, reagiert dank eingebauter Sensoren bei Diebstahlverdacht mit einem Alarmsignal – und der kann irgendwann ohrenbetäubend sein. Ähnliches können die Schlösser I lock it und Linka, viele Schlosshersteller experimentieren mit Bluetooth- und Fingerabdruck-Lösungen. Andere Möglichkeiten sind GPS-Chips, die bei der Suche eines gestohlenen Rades helfen können. Zahlreiche E-Bike-Hersteller integrieren solche Systeme inzwischen ab Werk. Wer sein Fahrrad bei der Polizei registrieren lässt, kann einfach per Fahrradpass-App einen Diebstahl melden.

Tipp 3: Der richtige Luftdruck

Wer hat schon immer exakt den richtigen Luftdruck im Reifen? Tatsache ist, dass mit dem richtigen Druck nicht nur der Fahrspaß erhöht wird, sondern auch Pannen verhindert werden. Wer den Reifendruck nicht ständig manuell checken will, kann das ein praktisches Tool machen lassen: Das Quarq TyreWiz lässt sich bei vielen Reifen am Ventil befestigen, es sendet per Bluetooth Informationen direkt an den Bordcomputer bzw. die passenden Apps zum aktuellen Luftdruck. LED-Leuchten zeigen an, wenn der Reifendruck außerhalb des Sollbereichs liegt. Und wer im unterschiedlichen Gelände zu ganz verschiedenen Bedingungen unterwegs ist, ist dankbar über die personalisierten Empfehlungen den Luftdruck betreffend. Vergleichbare Systeme bieten SKS und Schrader.

Tipp 4: Räder vor Ort leihen

Am liebsten ist man auf dem eigenen Fahrrad unterwegs, das ist klar. Doch das Rad überall hin mitnehmen kann unpraktisch sein. Wer also einen Kurzurlaub in eine andere Stadt plant, ist mit einem Leihrad gut bedient. Wie herrlich es ist, per Fahrrad einen neuen Ort zu erkunden! Man sieht mehr, spürt mehr und nimmt einfach alles viel intensiver wahr. In den meisten Orten gibt es mittlerweile Verleihsysteme von der Deutschen Bahn (Call a Bike) oder den regionalen Verkehrsverbünden, die man alle mittels Smartphone nutzen kann. Eine spannende Alternative ist die Plattform ListNRide, bei der Privatpersonen und Händler ihre Fahrräder und E-Bikes zur Miete anbieten können. Da gibt es je nach Stadt eine bunte Auswahl an Trekking-, City und Lastenrädern, aber auch Gravel- oder Mountainbikes, viele auch elektrifiziert. Die Online-Plattform wächst: An mehr als 1000 Orten gibt es mittlerweile mehr als 50.000 verschiedene Fahrräder mit und ohne Motor. Und wer mag wird einfach selbst zum Vermieter.

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Tipp 5: Kostenlos übernachten

Die Community ist eben alles, nicht nur beim Radverleih! Über die Website One Night Tent können Menschen mit Garten oder einem Stück Acker ihren Platz fürs Camping anbieten. Besonders Outdoorfreunde und Wanderer, aber auch Radfahrer sind angesprochen. Über die Onlinekarte lassen sich passende Schlafplätze in der Nähe anzeigen und die Gastgeber kontaktieren. Das Prinzip funktioniert also in etwa so wie Couchsurfing, nur dass diese Plattform mittlerweile kostenpflichtig ist. Und da Wildcampen zumindest in Deutschland fast überall verboten ist, bekommt man so auf legale Weise sein Naturerlebnis zurück, ganz ohne Gebühren für einen offiziellen Campingplatz.

Tipp 6: Hilfe im Notfall

Auch Helme werden immer smarter, ermöglichen Telefonate oder die Steuerung von Lichtern am Hinterkopf via App. Am interessantesten für alle, die gerne mal alleine unterwegs sind, sind jedoch die Funktionen rund um den Notfall. Ein eigenständiges System, das mittlerweile von verschiedenen Helmherstellern (z. B. Alpina, Ekoi, Uvex) integriert wird, ist Tocsen. Hier wird eine Art Knopf auf den Helm geklebt oder direkt in die Schale eingebaut, dessen Sensoren jeden Sturz erkennen. Automatisch werden zuvor festgelegte Notfallkontakte sowie die Rettungsgemeinschaft in der Nähe alarmiert. Per App oder SMS wird dann der Standort übertragen, sodass man leicht auffindbar ist.

Tocsen kann man sich auch einfach selbst kaufen und so den Helm nachrüsten. Specialized hat mit dem ANGi-System etwas Ähnliches im Angebot. Andere Helm-Hersteller wie beispielsweise Cratoni haben ihre eigenen Smarthelme entwickelt, die ebenfalls über ein solches System verfügen. Egal ob mit Smarthelm oder ohne unterwegs: Praktisch sind auch Erste-Hilfe-Apps wie die vom Deutschen Roten Kreuz. Hier wird man interaktiv und Schritt für Schritt durch Notfallsituationen begleitet.

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Tipp 7: Fahrten tracken und teilen

„If it’s not on strava it didn’t happen“ heißt leicht ironisch die neue Redewendung rund um Fitness-Apps. Denn die bekannteste unter diesen ist Strava, die viel von Läufern und Radfahrern genutzt wird. Hier kann jede Fahrradstrecke getrackt werden, Kalorienverbrauch und Geschwindigkeiten werden erfasst. Auch kann eingetragen werden, welches Rad genutzt wurde und vieles mehr. So lassen sich sportliche Erfolge speichern und sogar mit anderen teilen. Das ist nicht nur Angeberei, sondern kann auch zu neuen Kontakten und Ideen für schöne Ausfahrten in der Gegend führen. Wichtig: Man sollte stets die erweiterte Privatsphäre einstellen, sodass die Touren nicht direkt von der Heimatadresse aus getrackt werden, sonst lädt man Fahrraddiebe direkt zu sich nach Hause ein. Ein Kilometer Radius bleibt bei der richtigen Einstellung frei.

Die App Runtastic funktioniert ganz ähnlich wie Strava. Eine spielerische Alternative ist die Radbonus-App, bei der einfach Kilometer gesammelt werden. Es gibt Challenges und Gewinnspiele sowie Rabatte für Vielfahrer bei diversen Shops und Marken.

Tipp 8: Mehr sehen

Es gibt sogar smarte Brillen für Radfahrer. Die Firma Everysight beispielsweise hat mit der Raptor AR Smartglass eine Brille im Angebot, die mit dem Smartphone gekoppelt wird und direkt im Sichtfeld nützliche Informationen anzeigt. So erfährt man ohne den Blick Richtung Lenker zu senken, wo es lang geht und wie schnell aktuell die Geschwindigkeit ist. Das System erinnert an Head-up-Displays, die mittlerweile häufig in Pkw verbaut werden und ebenfalls dafür sorgen, dass der Fahrer seinen Blick auf der Fahrbahn behält. Ein ähnliches Konzept ist übrigens die Google Glass, die jedoch nicht speziell für den Sport konzipiert wurde. Man darf aber sicher sein, dass im Bereich Smart Glasses noch einiges kommen wird in den nächsten Jahren, mehrere Firmen sind in der Entwicklung und am Experimentieren. Dann werden sicher auch E-Bike-Fahrdaten wie Akkustand und Unterstützungsstufe im Head-Up-Display zu sehen sein. Analoge Alternativen: Rückspiegeln, die in Helme oder Brillen integriert oder einfach am Lenker befestigt werden.

Tipp 9: Riemenspannung checken

Das wünscht man sich für die Kette auch: Gates bietet für Menschen mit Riemenantrieb eine App namens „Carbon Drive“. Mit dieser kann die korrekte Spannung des Zahnriemens einfach kontrolliert werden, auch ohne eine Werkstatt aufzusuchen. Dafür wird das Smartphone mit der aktivierten App einfach an den Riemen gehalten und an diesem gezupft. Anhand der Vibrationsfrequenz stellt die App fest, ob die Rahmenspannung noch in Ordnung ist. Weil sich hierbei kleine Messfehler einschleichen können, empfiehlt sich die Messung mehrfach bzw. an verschiedenen Stellen, der Mittelwert dürfte dann ziemlich präzise sein.

Tipp 10: Betreutes Trinken mit Apps

Gerade im Sommer passiert es schnell: Egal ob am Schreibtisch oder auf Tour, das Durstempfinden ist bei vielen Menschen eher gering ausgeprägt und wir trinken dadurch zu wenig. Laut Studien schafft es jeder Dritte Deutsche nicht, wenigstens 1,5 Liter am Tag zu trinken und das ist immer noch wenig! Sinnvoll ist es daher, sich regelmäßige Zeiten vorzunehmen – also beispielsweise alle 20 Minuten einige Schlucke zu trinken. Wer eine Erinnerung und den besseren Überblick braucht, kann mit Apps nachhelfen. Kostenlose Trink-Apps sind beispielsweise Aqualert Water Tracker, Mein Wasser oder Hydro Coach, hier trägt man jedes Glas Wasser ein und hat so immer im Blick, wie viel man noch trinken sollte. Noch aussagekräftiger wirds, wenn die App eigene Daten wie Geschlecht, Wetter, Aktivitäten erfassen darf. Ebenfalls praktisch: Mit der Web-App Refill kann man sich Orte und Geschäfte anzeigen lassen, an denen man seine Wasserflasche kostenlos auffüllen kann.

Manch digitale Lösung rund ums Radfahren ist reine Spielerei, andere sind richtig praktisch. Soviel ist klar: Nicht jedem taugen sie. Wer auf den Geschmack kommt, dem steigert die ein oder andere App ganz bestimmt den Fahrradspaß. Und nicht zuletzt sorgen einige Gadgets für mehr Sicherheit. Cool! Das Schöne ist ja, jeder kann sich rauspicken, was ihm selbst taugt. Und den Rest lassen wir einfach weg …

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