Alltag mit dem E-Bike: Tipps fürs tägliche Radfahren

E-Bike-Alltag: Wissenswertes rund ums tägliche Biken

Alltag mit dem E-Bike: Tipps fürs tägliche Radfahren

Wer auf einem Flussradweg oder durchs Mittelgebirge unterwegs ist, trifft fast nur noch auf E-Biker. Als Reisemobil ist das Pedelec also längst zum Standard geworden. Was aber ist mit dem Alltag in Stadt und auf dem Land? Wir geben Tipps, wie die täglichen Fahrten mit dem E-Bike noch schöner werden.
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Kathrin ist frustriert: Die Spritpreise sind weiterhin hoch, oft steht sie mit dem Auto im Stau. Und ihr Arbeitgeber verlangt nach langer Home­office-Regelung wieder die Rückkehr zur Präsenz im Büro, wenigstens an drei Tagen in der Woche. Diese Pendelfahrten hatte sie nun wirklich nicht vermisst! Aber könnte sie das nicht zum Anlass nehmen, endlich aufs ­E-­Bike umzusatteln? Immerhin steht das ebenfalls in der Garage, direkt neben dem Pkw. Und die 15 Kilometer zum Arbeitsplatz müssten doch machbar sein …? Zumindest manchmal? Ein Kollege wohnt in der Nachbarschaft, mit dem spricht sie sich ab. Und dann wagen sie es.

1. Das E-Bike fit für den Alltag machen

Klar, das E-Bike muss zunächst mal allen Anforderungen des Alltags gerecht werden: Damit ein Rad verkehrstauglich ist, muss es laut StVZO mit einer Schlussleuchte, einem Scheinwerfer, einem Rückstrahler sowie Seiten- und Pedalstrahlern ausgestattet sein. Außerdem müssen zwei voneinander unabhängige Bremsen zur Verfügung stehen sowie eine helltönende Klingel montiert sein. Alles muss natürlich auch funktionsfähig sein. Damit E-Biken im Alltag auch bei jedem Wetter Spaß macht, sind des Weiteren gute Schutzbleche von Vorteil. Ein Gepäckträger hilft dabei, mehr als nur einen Rucksack zu transportieren. Nützliche Accessoires für den Alltag: Handy-Halterung, Regenschutz für den Sattel und ein Rückspiegel.

2. Die richtigen Strecken finden

Schnell hat man einen Weg von A nach B mit Google Maps gefunden. Doch nicht immer kennt das beliebte Navigationssystem jeden Fahrradweg, zudem geht es hier immer nur um Effizienz. Wer andere Kriterien an seine täglichen Pendelfahrten stellt, sollte genauer hinschauen und einfach verschiedene Strecken testen. Manchmal lohnt sich ein Umweg von wenigen Kilometern, weil auf der Alternativroute bessere Radwege oder weniger schneller Autoverkehr in unmittelbarer Nähe ist. Vielleicht findet sich eine Strecke mit mehr Natur und weniger Feinstaub. Generell ist die ­Abwechslung verschiedener Strecken empfehlenswert – der psychologische Effekt ist groß. Denn Routine kann langweilen, Neues hin­gegen weckt Neugier und macht Spaß.

3. Das E-Bike gegen Diebstahl sichern

Fahrradklau kommt gerade in Städten häufig vor und je teurer das E-Bike, umso größer ist das Risiko. Was bei Fahrradpendlern noch dazu kommt: Sie stellen ihr Fahrzeug regelmäßig am gleichen Ort ab, dies erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Diebstahls. Das E-Bike sollte daher am Arbeitsplatz gut gesichert sein. Schließen Sie Ihr Rad nicht nur ab, sondern auch an! Nutzen Sie einen gut einsehbaren Stellplatz und im besten Fall zwei verschiedene Schlossarten, zum Beispiel ein Bügel- und ein Kettenschloss. Dies erschwert den Klau, weil Diebe in der Regel auf eine Schlossart spezialisiert sind und von verschiedenen Schlössern eher abgeschreckt werden.

Falls es an Ihrem Arbeitsplatz keine guten Stellplätze gibt, sprechen Sie mit Ihrem Chef. Sie können auch darauf hinweisen, dass sich Arbeitgeber vom Fahrrad-Club ADFC als „Fahrradfreundlich“ zertifizieren lassen können, dafür müssen sie allerdings auch ihren Angestellten etwas bieten.

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4. Steuervorteile nutzen

Die Entfernungspauschale (die sogenannte „Pendlerpauschale“) gilt für jedes Verkehrsmittel. Wer also mit dem Rad zur Arbeit fährt, kann in der Einkommensteuererklärung unter den Werbungskosten seine Fahrten angeben, dazu muss nur eingetragen werden, an wie vielen Tagen im Jahr gefahren wurde und wie viele Kilometer für einen Weg zurückgelegt werden. Pro Entfernungskilo­meter werden 30 Cent berechnet. Ab dem 21. Kilometer beträgt die Pendlerpauschale aktuell sogar 0,38 Cent statt typischerweise 0,35 Cent, diese Anhebung hängt mit dem Steuerentlastungspaket 2022 zusammen.

5. E-Bike über Leasing finanzieren

Und noch ein Spartipp: Wer plant, viel und regelmäßig mit dem E-Bike zu fahren, kann über eine Leasingfinanzierung nachdenken und mit seinem Chef darüber sprechen. Es gibt unterschiedliche Anbieter und Modelle: Arbeitgeber und Arbeitnehmer können sich die Kosten teilen, sie können das Bike aber auch jeweils komplett finanzieren. Übernimmt der Angestellte die Kosten, wird ein Teil seines Brutto-Gehalts für die monatliche Leasing-Gebühr abgezweigt. Damit wandelt der Arbeitnehmer einen Teil seines Entgelts in eine Sachleistung um und muss dafür keine Steuern bezahlen. Es profitieren also alle Seiten und am Ende ist gar das teure S-Pedelec sauber finanziert.

Eine Alternative dazu: Wer sich ein Lastenrad anschaffen möchte, kann sich bei seiner Gemeinde über Kaufprämien informieren. Viele Kommunen und Länder bieten eine finanzielle Unterstützung bei E-Cargobikes an.

6. Nur ein kleines Pendler-Frühstück

Vor dem Radfahren sollten Sie keine allzu schwere Kost einnehmen, denn Sport mit einem vollen Magen ist nie zu empfehlen. Wichtig ist jedoch, ausreichend zu trinken. Für Radpendler empfiehlt sich als Frühstück eine kleine Mahlzeit mit ausreichend Kohlenhydraten, also beispielsweise ein bisschen Brot oder Müsli, Obst oder ein Energieriegel. Je nach ­Distanz und persönlicher Verfassung kommt man auch komplett ohne Frühstück aus und isst dann erst bei der Ankunft. Dies unterstützt die Fettverbrennung. Ansonsten muss man es nicht übertreiben: Alltags-Radfahren ist keine Tour de France und die Ernährung drumherum keine Wissenschaft. Gesundes und leichtes Essen ist grundsätzlich zu empfehlen, egal ob vor oder nach der Fahrt mit dem E-Bike.

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7. Die richtige Ausstattung

Idealerweise kann man sich nach der Ankunft am Arbeitsplatz etwas frisch machen und sogar umziehen. Dann ist funktionale Fahrradbekleidung die erste Wahl, denn sie ist fürs Radfahren optimiert. Wer eher kurze Distanzen fährt und kaum ins Schwitzen gerät, freut sich über urbane Radbekleidung, die es heute bei vielen Marken gibt. Von der Bike-Jeans mit witzigen Reflektoren am Saum bis zum atmungsaktiven Flanellhemd gibt es ganz unterschiedliche Bekleidung für jeden Geschmack, die so gar nicht nach Radfahren aussieht und im Büro einfach angelassen werden kann. Auf Mini-Distanzen reicht Alltagskleidung oft aus.

Das gleiche gilt für Accessoires wie Taschen: Wer nur kurz fährt, kann seine geliebte Umhängetasche oder den bewährten Rucksack nutzen. Bei weiteren Distanzen sind Packtaschen am Gepäckträger oft angenehmer, so lässt sich unkompliziert auch mehr mitnehmen: Wechselbekleidung, Snacks, Trinkflasche und auf dem Heimweg noch der Einkauf fürs Abendessen. Ein passender Helm sollte beim täglichen E-Biken sowieso Standard sein.

8. Das Wetter immer im Blick

Vorbereitung ist alles! Wer sich vor der Fahrt über die Wetterlage informiert, kann sich passend einpacken. Und mit der richtigen Ausstattung schreckt auch kein Dauerregen mehr ab. Generell ist es gut zu wissen, dass Regentage viel seltener sind, als wir gemeinhin annehmen. Und: Es regnet ja selten den ganzen Tag. Empfehlenswert sind deshalb Wetter-Apps mit aktuellem Regenradar, die recht präzise die nächste Stunde vorhersagen können. So lässt sich eine Fahrt sogar ein bisschen nach hinten verschieben, wenn man lieber im Trockenen unterwegs sein will. Die Apps von WetterOnline, Meteoblue oder Pflotsh Storm gibt es alle kostenlos zum Download fürs Smartphone oder Tablet.

9. Motivation erhöhen

Finden Sie heraus, was Sie motivieren kann, noch öfter das E-Bike zu nutzen. Sind es Freunde oder Kollegen, die mit Ihnen gemeinsam fahren? Ist es die schöne Strecke durch den Park? Oder schaffen Sie sich ein persönliches Belohnungssystem und gönnen sich etwas Besonderes nach einer fahrradintensiven Woche? Wer zusätzliche Motivation braucht, kann sich in verschiedenen Portalen anmelden und so Fahrten tracken. Fitness-Apps wie Strava oder Runtastic erfassen jede Fahrradstrecke, ermitteln Kalorienverbrauch und Geschwindigkeiten. So lassen sich sportliche Erfolge speichern und sogar mit anderen teilen.

Bei der App Radbonus gibts Rabatte und Gewinnspiele für Menschen, die viele Radkilometer sammeln und das Programm „Mit dem Rad zur Arbeit“ von ADFC und AOK belohnt ebenfalls mit tollen Verlosungen. Die Aktion läuft jedes Jahr zwischen Mai und September, man kann auch Teams aus Kollegen anmelden.

10. Sich in Gelassenheit üben

Verkehrssituationen können stressig sein: Im Nichts endende Radwege, zugeparkte Fahrstreifen und andere Verkehrsteilnehmer, die zu dicht auffahren oder einem die Vorfahrt nehmen. Vieles davon ist ärgerlich, doch sollte man sich in Gelassenheit üben. Die meisten Konflikte im Straßenverkehr gehen auf Fehler und nicht auf absichtliches Missverhalten zurück. Bleiben Sie also rücksichtsvoll, rechnen Sie mit Fehlern anderer und verzeihen Sie diese: Der andere Verkehrsteilnehmer ist auch nur ein Mensch. Versuchen Sie, sich in das Gegenüber hineinzuversetzen und viele Konflikte werden vermieden. Falls doch jemand aggressiv fährt, sollte man sich davon weder beeindrucken noch anstecken lassen. Rache-Aktionen sind fehl am Platz und können gefährlich enden. Nutzen Sie lieber die Gelegenheit, Fehlverhalten anderer anzuzeigen und kommen Sie mit anderen ins Gespräch. Wer gelassen bleibt, tut allen etwas Gutes: den anderen Verkehrsteilnehmern, deren Fahrt entspannter bleibt und sich selbst, denn das ist einfach gut für unsere Psyche.

Kathrin ist glücklich: An das regelmäßige Radfahren hat sie sich ziemlich schnell gewöhnt und stellt fest, wie gut es ihr tut. Sie kommt gut gelaunt und hellwach bei der Arbeit an und auf dem Rückweg strampelt sie sich nach einem stressigen Arbeitstag regelrecht frei. Nun fällt es ihr leicht, auch andere Alltagsfahrten mit dem E-Bike zurückzulegen: Auch die Arztpraxis, die etwas weiter entfernt liegt, und der größere Einkauf im Supermarkt sind keine Hemmschwelle mehr. Kathrin ist der lebende Beweis, dass Menschen Gewohnheitstiere sind. Der Clou liegt darin, das E-Biken zur neuen Gewohnheit werden zu lassen und es nicht nur als Freizeit-Spaßgerät zu sehen.

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