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Stiftung Warentest Trekkingräder 2009

Nur zwei Fahrräder überzeugen die Stiftung Warentest

Stiftung Warentest Trekkingräder 2009

In ihrer aktuellen Ausgabe testet die Stiftung Warentest erneut verschiedene Trekkingfahrräder. Nach guten Praxistests können am Prüfstand nur zwei der Fahrräder überzeugen. Kritiker werfen der "StiWa" teils unrealistische Testmethoden vor. Sie sehen darin eine Ursache für das schlechte Ergebnis.
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Etwa jeder dritte Käufer entscheidet sich für ein Trekkingfahrrad. Die Allrounder sind am beliebtesten, da sie sich sowohl für den Stadtverkehr als auch für den Wochenendausflug im Grünen eignen oder sogar für eine ausgedehntere Fahrradreise. Immerhin kann man auf ihrem Gepäckträger bis zu 30 Kilogramm transportieren.

Zum einen wurden die Fahrräder einem Praxistest auf verschiedenen Strecken unterzogen, danach folgte im Labor ein Dauertest, mit dem die Prüfer eine Fahrleistung von 24 000 Kilometern simulierten.

Starke Unterschiede in Praxis und Labor

„Der Praxistest war durchweg gut und befriedigend“, sagt Martin Hofmann von der Stiftung Warentest, „doch das hat sich im Labor nicht bestätigt.“ So überzeugten die Räder von Stevens, KTM, Kalkhoff, Gudereit und Staiger zwar mit den besten Fahreigenschaften. Doch diese Favoriten zeigten im Labor allesamt Materialschäden.

Beim Stevens Jazz, dem Sieger im Vortest, riss der Rahmen ein, beim Diamant Ubari brach die Sattelstütze. Beide bekamen nur das Gesamturteil „ausreichend“.

Im Vergleich zum letzten Test im Jahr 2004 kamen die Materialschäden zwar nicht so zeitig, sagt Hofmann. „Trotzdem kann man die Probleme nicht schönreden, denn Sicherheit ist die Grundvoraussetzung.“ Von den 15 getesteten Rädern rissen vier Rahmen, es gab zwei Lenkerbrüche und gleich zehn Sattelstützen hielten der Dauerbelastung nicht stand.

Doch laut Stiftung Warentest gebe es auch eine positive Entwicklung. So hätten sich im Vergleich zum letzten Test die Ausstattung und die Bremsen verbessert. Nur beim Pegasus Avanti für 400 Euro war die Bremswirkung bei Nässe „mangelhaft“ – genauso lautete auch das Gesamturteil.

Die beiden Testsieger überzeugten mit insgesamt guten Fahreigenschaften. Punktabzug beim Epple Cross Cat gab es, da die Kraftübertragung beim Bergauffahren nicht optimal ist. Außerdem haftet die Lackierung weniger gut. Beim Puch Country, dem anderen „guten“ Trekkingrad, überzeugten besonders die Bremsen und die Sicherheit generell. Allerdings fährt sich das Rad mit Gepäck nur „befriedigend“.

Von den vielen Rädern im Mittelfeld ragt das Calvin Houston CA-620 besonders hervor. „Das war von der Haltbarkeit am besten, bei den Bauteilen gab es keine Ausfälle“, sagt Hofmann. Nur der spezielle Lenker war schuld daran, dass das Calvin Houston ein gutes Urteil nur knapp verpasste. Es handelt sich dabei um einen sogenannten Multifunktionslenker, der aussieht wie eine Acht. Der ermöglicht verschiedene Griffhaltungen, doch dadurch hat man nicht immer die Bremsen in der Nähe der Hände, bemängelten die Tester.

Anmerkungen von aktiv Radfahren

Uns sind Rahmenbrüche in der Art, wie sie die Stiftung Warentest produziert, kaum bekannt. Rückmeldungen von Lesern gibt es keine. Auch Experten, wie der in der Fahrradbranche als äußerst kompetent bekannte Ernst Brust von Velotech (Schweinfurt), kritisieren immer wieder die „übertriebenen Testmethoden abseits realer Praxisbedingungen.“ So wurde wie in diesem Jahr im letztjährigen Test etwa eine gebrochene Sattelfixierung moniert, die wohl aus einer losgerüttelten Sattelstützenschraube resulierte. Ernst Brust damals: „Jeder Fahrer würde eine lose Schraube bemerken und wieder festdrehen. Das ist ganz normal und verhindert augenblicklich Folgeschäden. Eine Maschine dagegen rattert und rattert unerbittlich gegen die Schraube an, bis sie bricht und weitere Bruchschäden auftreten!

Alle getesteten Räder der StiWa sind uns bekannt, teilweise können wir etwa beim Thema Schwache Gepäckträger deren Urteil nachvollziehen, teilweise nicht. Das Pegasus Avanti hatte in unserem Test keine mangelhaften Bremsen, da sie von einem Fachmann vorher routinemäßig eingestellt wurden – wie das in der Regel jeder Fachhändler tut.
Lenkerbrüche sind uns unbekannt, da sie weder von Lesern berichtet werden noch in der Branche zirkulieren. Unserer Meinung nach wäre es ein Fehler, aus dem „StiWa“-Test Rückschlüsse auf reihenweise Mängel bei Fahrrädern zu schließen. Das Gros der Radfahrer fährt seit Jahren problemlos – ohne Rahmen und Lenkerbrüche.

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