Schuhe für Radfahrer im Winter: Gegen kalte Füße auf dem Rad
Nasse oder kalte Füße? Schuhe für Schmuddelwetter im Test
Schuhe für Radfahrer im Winter: Gegen kalte Füße auf dem Rad
in Test & Teile
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Die überwiegende Zahl aller Radschuhe wird für die warme Jahreszeit produziert. Dabei ist ein luftiges Tragegefühl ein Entwicklungsziel. Doch damit geht ein fehlender Schutz gegen Wind, Wasser und Dreck einher. Das macht es schwierig, die Füße im Herbst, Winter und Frühjahr bei niedrigen Temperaturen warm oder bei Nässe trocken zu halten. Erschwerend kommt hinzu, dass der Körper bezüglich der Wärmezufuhr erst den Rumpf und zuallerletzt weit entfernte Extremitäten wie Hände und Füße beheizt. Ein Wohlgefühl stellt sich so nicht ein! Wer sich bei Freunden, im Verein oder online schlau macht, findet viel zu Überschuhen, dicken Socken und andere Tipps. Manches davon funktioniert gut, vieles weniger. Am Ende bieten nur echte Schlechtwetterschuhe das bestmögliche Verhältnis aus Funktion und Komfort!
Schlechtwetterschuhe lohnen sich!
Wer nicht so schnell friert oder das ganze Jahr mit den Schuhen unterwegs sein will, sollte sich die Modelle von Chrome, Endura, FiveTen, Leatt, Quoc und Shimano (GF 800) ansehen. Frostbeulen wählen hingegen 45North, Fizik, Giro, Northwave, Sidi, Shimano (MW 702) und Vaude, weil sie bei niedrigen Temperaturen auch ordentlich wärmen. Hardcore-Winterstiefel haben wir nicht einbezogen, da ihr Einsatzbereich für die meisten deutschen Radler zu spitz ausfällt.
Beim Nässeschutz lassen Membranen Wind und Wasser draußen, andererseits Feuchtigkeit von innen entweichen. Bezüglich ihrer Anwendung gibt es verschiedene Wege: Giro, Leatt und Sidi legen die Membran flexibel über einen eher klassischen Halbschuh. Alle anderen arbeiten diese fest in die Konstruktion mit ein. Einzig der Quoc ist mit seinem gewachsten Leder recht speziell. Im städtischen Kurzstreckenbereich macht er eine gute Figur, nur lange Regenfahrten mag er nicht. Viele Hersteller verlängern den Schaft der Schuhe nach oben, wodurch eine lange Hose Wasser über den Schuh ableitet. Die Bestwerte erzielen Endura, FiveTen, Fizik Nanuq, Northwave und Shimano MW 702. Einschränkungen durch einen zu weiten Schaftabschluss sind bei Chrome oder Sidi zu finden.
Da Ganzjahresmodelle auf eine Isolierung verzichten, lassen sie bei kalten Temperaturen erwartungsgemäß Federn. Während sich Chrome, Endura, Leatt mit dicken Socken noch anständig schlagen, wird es in FiveTen, Quoc und Shimano GF 800 schnell frisch. Bei den Wintermodellen gibt es ausschließlich positives Feedback, wobei sich Fizik Nanuq, Giro und Northwave auch bei tiefen Temperaturen besonders gut schlagen.
Mit Blick auf die Schmutzanfälligkeit bieten glatte wie reduzierte Oberflächen weniger Angriffspunkte, lassen sich später auch einfacher reinigen. Kontraproduktiv sind die offenen Schnürsenkel bei Chrome und FiveTen wie auch strukturierte Gewebe bei FiveTen, Fizik Nanuq, Quoc, Shimano GF 800 oder Vaude Moab.
Elementar: Tragekomfort
Jeder Fuß ist einzigartig. Daher hilft nur das Ausprobieren, um den für sich perfekten Schuh zu finden! Bei den Größen bieten 45North und FiveTen von 36 bis 50 das größte Angebot. Dank feiner Unterteilung lassen sich aber FiveTen und Fizik am besten anpassen. Normal fallen die Schuhe von Endura, Fizik, Northwave, Sidi, Shimano und Vaude aus. Etwas kleiner sind FiveTen und Giro, wobei vor allem 45 North und Leatt größer gewählt werden sollten. Groß fällt alleine Chrome aus.
Dann zählt der Einstieg. Trotz ihrer teils bulligen Optik lassen sich 45North, Endura, Giro, Shimano MW 702 und Vaude weit öffnen und auch ohne Schuhlöffel einfach anziehen. Starke Einschränkungen gibt es indessen bei FiveTen, Leatt und Shimano GF 800: Hier hakelt der Einstieg, ein Schuhlöffel ist von großem Vorteil. Bei den Modellen von FiveTen, Northwave und Shimano GF 800 sollte man am Schaftende Vorsicht walten lassen, damit das Material auch lange hält.
Im Detail sind geräumige Zehenboxen von Vorteil, wie sie bei Chrome, Leatt Flat, Northwave, Shimano Flat, Vaude und vor allem 45North und Fizik Nanuq zu finden sind. Besonders beachten sollte man den knapp bemessen Platz bei Giro, Leatt Clip und Quoc. Wer am oberen Spann Probleme mit dem Zungenende oder Verschlusssystem hat, muss bei 45North, Endura, Fizik, Sidi und Vaude aufpassen. Leichte Druckstellen beim Gehen können oberhalb der Grundzehengelenke durch zu starres Material bei Endura, Fizik Nanuq und Vaude Moab auftreten. Und während der Schaftabschluss bei Giro für manches Bein zu eng ist, wirken die Schaftabschlüsse bei Sidi oder Vaude Moab zu starr.
Recht trist sieht es mit Blick auf die Einlegesohlen aus: Nur 45North und Endura bieten eine kleine Pelotte und damit Unterstützung im Fußquergewölbe. Wirklich gute, ergonomische Einlegesohlen bietet aber kein Hersteller. Auffällig ist die spezielle Sohlenpassform bei Quoc, die beim Treten wie Gehen ein unangenehmes Gefühl zurücklässt. Während Leatt seine Einlegesohle mit einer antibakteriellen Oberfläche ausstattet, sind die Schuhe von Fizik, Quoc und Leatt perforiert und damit besser belüftet als andere Modelle. Dem Tragekomfort zuträglich sind warme Fußsohlen, wie es Fizik, Giro, Sidi, Shimano MW 702, Vaude und vor allem Northwave bieten.
Zutreten möglich?
Im Test finden sich Klick- und Flatpedalschuhe. Beide Genres haben ihre Anhänger, wobei Klickpedalschuhe eine bessere Kraftübertragung und Ergonomie durch eine leichte Rotation auf dem Pedal zulassen. Bei der Kraftübertragung der Sohle zeigen sich die Modelle von 45North, Fizik Nanuq, Leatt Clip und Sidi recht steif. Eher weich fallen Endura, Leatt Flat, Quoc, Shimano GF 800 sowie Vaude aus. FiveTen, Fizik Artica, Giro, Northwave und Shimano MW 702 treffen den goldenen Mittelweg. Die Druckverteilung und Fixierung des Schuhs am Fuß gelingen fast allen Firmen mindestens gut. Einzig Giro und Quoc fallen leicht ab. Große Unterschiede gibt es beim Fersenhalt: Während Fizik Artica, Giro, Leatt Flat und Shimano Flat besonders überzeugen, lässt sich bei 45North, Endura, Quoc und Sidi viel Schlupf feststellen.
Da geh ich gerne!
Abseits des Rades gefallen FiveTen, Fizik Nanuq, Giro, Leatt Flat, Northwave und Shimano GF 800 durch ihren hohen Gehkomfort. Negativ fallen hingegen 45North durch die zu steife Gesamtkonstruktion sowie Endura durch Schlupf und Druckstellen auf. Im Bereich der Ferse bieten Endura, FiveTen, Quoc und Shimano GF 800 etwas Dämpfung beim Auftreten, während die restlichen Klickpedalschuhe darauf verzichten.
Beim Abrollgeräusch gibt es zwei Strömungen: Während Flatschuhe leiser abrollen, kommt es bei Klickpedalschuhe durch das integrierte Pedalcleat gerade auf schlechtem Untergrund zu einer erhöhten Geräuschentwicklung. Endura fällt durch eine flache Gummisohle auf, wodurch das Pedalcleat regelmäßig mit dem Boden in Kontakt kommt.
Mit Blick auf die Sohle kommt es auf einen guten Mix aus verschiedenen Punkten an: Die griffigste Gummimischung bieten Endura, FiveTen und Vaude. Die beste Sohlenstruktur ist bei 45North, Chrome, Endura, FiveTen, Fizik Nanuq, Leatt Flat, Quoc Shimano GF 800 und Vaude zu finden. Und während die Selbstreinigung bei FiveTen, Fizik, Giro, Sidi und Shimano MW 702 besonders gut ausfällt, macht das Profil bei 45North, Endura, Shimano GF 800 und vor allem Northwave zu schnell dicht. Ein breiter Profilaufbau verhindert Kippeln und macht das Laufen sicher. Abstriche gibt’s bei Fizik Artica, Giro, Northwave, Sidi und Shimano MW 702. Unterm Strich kommen die ausgewogensten Sohlen von FiveTen, Fizik Nanuq, Leatt Flat und Vaude Moab.
Die Details im Blick
Das Schuhgewicht ist in der Praxis durchaus relevant. Das liegt daran, dass der Fuß bei einer Trittfrequenz von 80 Kurbelumdrehungen pro Minute während einer Stunde Fahrzeit ganze 4800 Mal das Innenlager umrundet. Ein geringeres Gewicht macht daher Sinn und spart Energie. Die Werte können Sie im Balkendiagramm direkt miteinander vergleichen.
Für mehr Sicherheit sorgen Reflexstreifen. Von hinten sind Giro, Quoc, Shimano MW 702 und Vaude sehr gut sichtbar, weil die Applikationen weit heruntergezogen und nicht von der Hose verdeckt werden. Von der Seite sind indessen nur Giro, Leatt Flat, Northwave, Sidi, Vaude Moab und vor allem Shimano MW 702 gut sichtbar. Wer beim Fahren oder Gehen mit dem Schuh an einem Gegenstand hängen bleibt, weiß eine verstärkte Zehenbox zu schätzen. Die stabilsten Ausführungen findet man bei 45North, Fizik Nanuq, Leatt Flat, Sidi und Vaude.
Schuhe für kalte Temperaturen: Fazit
Für viele sind die dunkleren Jahreszeiten trist und fad. Diese haben aber auch ihren besonderen Reiz! Wer den inneren Schweinehund bei Schmuddelwetter überwindet und weiter Rad fährt, kann den Winterblues auch besser überwinden. Dabei darf es auch gemütlich werden – etwa durch Schlechtwetterschuhe. Sie steigern Komfort und Performance deutlich, sind für uns ein echtes Must-have!
Unsere 16 Testprobanden zeigen dabei viel Licht und wenig Schatten. Trotzdem sind im Detail große Unterschiede vorhanden. Am Ende stechen sechs Modelle besonders hervor: Für Flatpedale heimst Northwave eine Empfehlung für richtig kaltes Wetter ein. Den Testsieg teilen sich dann FiveTen als exzellenter Allrounder auch für wärmeres und Fizik für kaltes Wetter. Bei den Klickpedalen erhält Giro für das tolle Gesamtkonzept eine Empfehlung für den Winter. Der Testsieg geht aber an Leatt (Ganzjahres-Allrounder) und Shimano (kalte Temperaturen).
Die Schuhe aus dem Test im Überblick
Flatpedal-Schuhe
| Marke | Modell | UVP | Bezug |
| Five Ten | Trailcross GTX | 180 Euro | Jetzt bestellen |
| Chrome | Storm 415 Traction Boot | 190 Euro | Jetzt bestellen |
| Shimano | SH-GF 800 GTX | 209,95 Euro | Jetzt bestellen |
| Leatt | HydraDri 7.0 Flat | 219 Euro | Jetzt bestellen |
| Vaude | AM Moab Mid Winter STX | 260 Euro | Jetzt bestellen |
| Northwave | Multicross Plus GTX | 269,99 Euro | Jetzt bestellen |
| Fizik | Terra Nanuq GTX Flat | 279 Euro | Jetzt bestellen |
Klickpedal-Schuhe
| Marke | Modell | UVP | Bezug |
| Endura | MT 500 Burner | 189,90 Euro | Jetzt bestellen |
| Sidi | Algor | 190 Euro | Jetzt bestellen |
| Leatt | HydraDri 7.0 Clip | 219 Euro | Jetzt bestellen |
| Giro | Blaze | 220 Euro | Jetzt bestellen |
| Quoc | Chelsea | 230 Euro | Jetzt bestellen |
| Vaude | Minaki Mid II STX | 230 Euro | Jetzt bestellen |
| Shimano | SH-MW 702 | 249,95 Euro | Jetzt bestellen |
| 45North | Ragnarök Boa | 249,99 Euro | Jetzt bestellen |
| Fizik | Terra Arctica GTX | 259 Euro | Jetzt bestellen |
Test-Ergebnisse
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Oft unterschätzt: Schuhpflege
Schlechtwetter- und Winterschuhe besitzen mehr Material und fallen dichter als ihre Sommerkollegen aus. Daher sollte auch die Pflege nicht zu kurz kommen. Ist der Schuh außen dreckig, so reinigt man diesen mit lauwarmem Wasser und einer weichen Bürste. Die Einlegesohlen werden zum Lüften regelmäßig herausgenommen. Zum Trocknen dürfen die Schuhe nicht auf die Heizung oder in die Sonne, da so Material, Klebe- und Nahtstellen über Gebühr strapaziert werden. Um den Innenschuh schonend zu trocknen, hilft Omas Trick mit eingestopftem, altem Zeitungspapier, das die restliche Nässe aufnimmt. Auch technische Hilfsmittel wie lauwarme Wärmequellen oder speziell designte Luftventilatoren leisten gute Dienste. Ein Schuh-Deo sorgt für angenehmen Geruch sowie bessere Hygiene. Damit der Schuh am Ende länger sauber und trocken bleibt, sollten die Oberflächen hin und wieder imprägniert werden.




