Pendlerbikes, Test, Kaufberatung

Pendlerbikes 2025 im Test: E-Bikes für Commuting und Pendeln

Mit (Fahr-)Spaß durch die Stadt

Pendlerbikes 2025 im Test: E-Bikes für Commuting und Pendeln

Egal wie kurz die Strecke sein mag: Wer täglich mit dem Rad durch die (Groß-)Stadt zur Arbeit fährt, sammelt reichlich Jahreskilometer. Und sollte genau deshalb keine Kompromisse bei der Wahl des dafür eingesetzten E-Bikes machen. Die Anforderungen sind nämlich vielschichtig wie individuell – und werden von unseren elf Testrädern teils sehr unterschiedlich gewichtet erfüllt.
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Es sind Bilder, die ein Werbefilm für das unbeschwerte urbane Mobilsein nicht schöner inszenieren könnte: blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, frühlingshafte 17 Grad – und eine Schar von Radfahrern, die vom Radweg an der Isar Richtung Münchener Innenstadt abbiegt. Jeder einzelne mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht. Viele auf einem schlicht wie stylischen Urbanbike unterwegs. Mehr braucht es an solchen Apriltagen in der Großstadt nicht. Doch der nächste Montagmorgen kommt bestimmt – und der Weg zur Arbeit sowie Stadtalltag wird dem Lieblingsgefährt eine Vielzahl an Fähigkeiten, praktischer Handhabung und Wetterbeständigkeit abverlangen. Hier kommt, wenn man so will, die Weiterentwicklung namens Pendlerbikes ins Spiel, deren Basis auch in 2025 noch auf dem Grundsatz klassischer Urbanbikes fußt – und sich in unserem Testfeld zunächst im Rahmenformat beziehungsweise dessen auf Schlankheit hin konzipiertem Erscheinungsbild niederschlägt.

11er-Testfeld: von ganz schlicht bis Cargobike

Unsere Bandbreite reicht hier vom sehr puristischen Ansatz eines Bikes der Heidelberger Leichtbau-Schmiede Coboc, bei dem auch auf eine Gangschaltung verzichtet wird, mit gerade einmal 15,6 Kilogramm bis hin zu Rädern von Stevens oder Winora mit Bosch SX-Motor und etwas höheren Stromreserven an Bord, die über 23 kg auf die Waage bringen.

Wie breitbandig Pendelalternativen mittlerweile ausfallen, demonstriert Vello mit seinem Lastenrad Sub Titan aus entsprechendem Rahmenmaterial und sehr kraftvollem Bosch Cargo Line-Aggregat, das mit beachtlichem knapp 27-kg-Gewicht zeigt, wie leichtfüßig und stilvoll täglicher Lasten- oder Kindertransport durch die Stadt sein kann. Vor allem aber skizzieren die genannten Testbeispiele sehr klar, welche Kernfragen sich vor dem Kauf eines Pendlerrades unbedingt jeder gestellt haben sollte.

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Bei aller Funktionalität kommt bei unseren elf Testrädern zum Pendeln durch die Stadt auch die Optik nicht zu kurz

Einsatzbereich definiert Schaltsysteme

Werden die Strecken überwiegend in der Ebene zurückgelegt, kann die Entfaltung der Gangschaltung geringer ausfallen. Neben dem bereits erwähnten Coboc setzt auch Tenways auf eine Singlespeed-Variante, bei der auf Topografiewechsel oder Geschwindigkeitsveränderungen zwecks Kadenzanpassung nur mittels Motorunterstützungsstufen reagiert werden kann.

Bulls und Winora verbauen die Nexus 8 bzw. 5 Nabenschaltung von Shimano mit ordentlichen  Übersetzungsbereichen von 263 bzw. 307 Prozent. Etwas darüber (bis 380 Prozent) liegt die stufenlos und ebenfalls per Drehgriff schaltende Enviolo (Stevens). Die mit 554 Prozent am breitesten übersetzende und per Knopfdruck über Funk die Gänge wechselnde Nabenschaltung sitzt mit der 3×3 Nine in Vellos Sub Titan. Darüber hinaus ist Pinions via Drehgriff zu bedienende C1.9 Getriebeschaltung (568 Prozent) in den beiden Testbikes von Desiknio und Urwahn verbaut.

Die drei Kettenschaltungen mit naturgemäß größerer Entfaltung für anspruchsvollere Anstiege und sportivere Tempofahrten finden sich am Crivit (Shimano Tourney), Momentum (Shimano Deore) und Ampler (Micro­shift) wieder. Dieses Trio, das seinen Schwerpunkt weniger in der Wartungsreduktion, denn Sportivität, hat, stellen wir abschließend auf den Seiten 32 bis 34 vor. Das Gros der Testräder kommt statt Kette mit einem Riemenantrieb daher. Von uns bewusst so zusammengestellt: Spielt ein möglichst geringer Pflegeaufwand doch eine beträchtliche Rolle für die meisten Ganzjahrespendler, die auch regelmäßig anspruchsvollster Witterung ausgesetzt sind. Gekapselte Nabenschaltungen haben hier außerdem auch den Vorteil, stets frei von Schmutz und Nässe zu bleiben. Ebenfalls ein Argument für den Riemenantrieb ist, dass keine Schmierstoffe zum Einsatz kommen (müssen), die gegebenenfalls am Hosenbein haften bleiben können.

Die Frage des idealen Antriebssystems

Die Wahl des verbauten Motorentyps hängt natürlich maßgeblich mit der gewählten Schaltungsvariante zusammen beziehungsweise umgekehrt. In unserem Pendler-Testfeld dominiert der Heckmotor (sieben) gegenüber dem Mittelmotor (vier) recht klar. Grundsätzlich gilt bei der Entscheidungsfindung: Direkt in der Hinterradnabe sitzende Aggregate bringen ihre Kraft effizienter und direkter auf die Straße, da diese eben nicht mittels Kette oder Riemen erst auf das Hinterrad übertragen werden muss. Ihre Fahrcharakteristik im Test ist durchweg schwungvoll – bergauf reißt ihre Dynamik bauartbedingt aber stets merklich ab.

Während Coboc und Ampler im Test auf eigene Entwicklungen setzen, ist der schwäbische Antriebshersteller Mahle mit seinem X20 (Urwahn) sowie X30 (Desiknio) gleich doppelt vertreten. Je einmal verbaut sind Aggregate von Mivice (Tenways), Ananda (Crivit) und Bafang (als Sync Drive Move im Momentum). Alle eint, dass sie mit vergleichsweise geringen Akku-Kapazitäten von 236 bis 360 Wattstunden ordentlich Strecke von über 50 km machen können. Ausnahme Tenways: beim Niederländer fährt eine satte Stromreserve von 475 Wh mit, was ein Wiederaufladen erst nach etwa 70 km erfordert. Exakt überprüft haben wir dies allerdings nicht.

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Einkäufe müssen möglich sein: für das spontane Picknick nach Feierabend eignet sich der Frontgepäckträger am Stevens E-Simeto perfekt

Bosch-Dominanz

Alle vier im Test vertretenen Mittelmotoren stammen von Marktführer Bosch. In den Bikes von Bulls, Stevens und Winora werkelt mit dem Performance Line SX der Leichtmotor der Schwaben, der sich je aus einer 400-Wh-Batterie speist. Der Einsatzbereich gestaltet sich vielseitig: zügiges Tempomachen in der Ebene reißt bergauf kaum ab – zudem passt der SX, dessen natürliches Habitat im Offroad-Bereich liegt, mit seiner ausgewogenen Antriebsharmonie  und Ausgewogenheit auch perfekt ins Städtische.

Alle drei Testräder sind so konzipiert, dass tägliche Pendelfahrten problemlos auch um ausgedehnte Feierabendrunden ergänzt werden können. Als viertes Bosch-Aggregat findet sich Boschs Cargo Line mit satten 85 Newtonmeter Drehmoment im Vello Sub Titan wieder und erweist sich mit seiner schwungvollen Kraftentfaltung als optimale Wahl für ein Lastenrad, das ein maximales Gesamtgewicht von 210 kg aufweisen kann.

Komfortpotentiale – wenn auch reduziert

Anders als bei E-Bikes für Wochenendtouren und mehr wird bei Pendlerbikes der Fahrkomfort etwas überschaubarer in den Fokus genommen und die Schwerpunkte beispielsweise auf geringeres Gewicht gelegt. Nachvollziehbar und logisch, sind die Strecken in der Regel deutlich kürzer und die gewünschten Fahreigenschaften in urbaner Enge von einem hohen Maß an Agilität und direkter Kraftübertragung geprägt. So dominieren Starrgabeln (sieben Stück), überwiegend aus Alu, das Testfeld.

Auf Carbon als gewichtsreduzierteren und noch steiferen Gabel-Werkstoff setzen Coboc und Urwahn. Beide sind mit 15,6 bzw. 17,1 kg nicht nur die leichtesten Testräder – sondern weisen in puncto Optik und Ausstattung auch am meisten Deckungsgleiche mit dem klassischen Urbanbike auf.

Einfach gehaltene Federgabeln finden sich an den beiden günstigsten Testbikes von Crivit (1199 Euro) und Tenways (1899 Euro) wieder. Bulls wiederum spendiert seinen Fahrern einen großzügigen 100-mm-Federweg, während Winora mit einer hauseigenen Feather­shock-Lösung, die unscheinbar zwischen Gabelkrone sowie Steuerrohr sitzt und vollständig gekapselt keinerlei Wartung bedarf, dezente 30 mm Hub liefert.

Apropos Winora: Mit einer absenkbaren sowie gefederten Sattelstütze finden wir hier ein absolutes Komfort-Testunikum vor – was zwar als sehr praktisches, aber keinesfalls zu erwartendes Pendlerbike-Bauteil zu betrachten ist. Weiter nehmen wir im Testverlauf positiv zur Kenntnis, dass reduzierter Fahrkomfort über großzügige und demnach angemessene Reifenbreiten von 47 (Ampler) bis gar 62 mm (Winora) kompensiert wird. Urbanbiketypisch schmaler geht es bei Urwahn (42 mm) zu. Desikno rollt gar mit nur 35 mm Reifenbreite entsprechend leichtfüßig daher.

Beim Stichwort Komfort fällt unser Augenmerk auch auf die Lenkerausstattung. Genauer: die Wahl der Griffe, wo sich sicher in der Hand liegende sowie stoßabsorbierende Flossengriffe als sehr willkommene Wahl, auch an Pendlerbikes, erweisen. Mit wenigen Ausnahmen erfüllen die Hersteller hier unsere Anforderungen. Besonders hochwertige Cockpit-Bauteile finden wir zum Beispiel am Winora, Desiknio, Stevens oder Vello vor.

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Fahrsicherheit: Licht- und Bremsanlage

Die meisten Radunfälle geschehen, wenig überraschend, in den Innenstädten, wo das Verkehrstreiben am dichtesten und folglich unübersichtlichsten ist. Daher müssen Pendlerbikes in puncto Sicherheitsvorkehrung am bestmöglichsten ausgestattet sein – allem optisch vielleicht hier und da stilvoller erscheinendem Purismus zum Trotz. Angefangen bei der Rahmensteifigkeit und daraus resultierendem sicheren und vorhersehbaren Fahrverhalten – auch bei möglicher Gepäckträgerbeladung.

Unsere elf Testräder weisen hier keine eklatanten Schwächen auf. Als durchaus bemerkenswert ist hier die für einen Tiefeinsteigerrahmen hohe Steifigkeit des Desiknio zu nennen. Aber auch der zweite Test-Tiefeinsteiger (Tenways) erfüllt diesbezüglich unsere Sicherheitsansprüche. Ausgestattet mit einer sich aus dem Strom des E-Bike-Akkus speisenden Lichtanlage sind, mit Ausnahme des Momentum, alle Testräder. Coboc und Urwahn warten hier beispielsweise mit schicken Rücklicht-Integrationen in die Sattelstütze auf. Ein hohes Sicherheitsplus liefert die Supernova-Lichtanlage am Vello, die mit einer Bremslichtfunktion den rückwärtigen Verkehr vorwarnt. Den Bremsanlagen-Standard eines hydraulischen Systems erfüllen bis auf das Crivit (mechanisch) alle Test-Teilnehmer.

Fazit

Bei einer Kaufpreisspanne von 1199 bis 8698 Euro bildet unser Testfeld ein sehr breites Spektrum an E-Bikes für tägliche Pendelfahrten durch die Stadt ab. Was sie eint, ist, neben  einer alltagstauglichen Vollausstattung oder deren Anbau-Option (Momentum), dass sie allesamt das Zeug haben, öffentliche Verkehrsmittel und vor allem das Auto auf dem Weg zur Arbeit durch die Stadt zu ersetzen. In Teilen sogar durch alle Jahreszeiten und deren Widrigkeiten hinweg.

Für Ihre Kaufentscheidung legen wir Ihnen ans Herz, die bevorstehenden Fahrstrecken und deren Beschaffenheiten und Distanzen sehr genau vorab zu kennen. Aus unseren elf Testberichten lesen Sie jedenfalls präzise heraus, für welchen Einsatzzweck sich die Räder optimal eignen – und für welchen nicht. Das Passende wird Ihnen mit Sicherheit ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht zaubern – nicht nur an frühlingshaften Apriltagen bei 17 Grad.

Diese Pendlerbikes haben wir getestet

Marke Modell Preis Prädikat Bewertung
Tenways CGO800S 1899 Euro   1,9 – Gut
Bulls Cross Lite Evo SX Belt 3999 Euro   1,5 – Sehr gut
Stevens E-Simento 3999 Euro   1,5 – Sehr gut
Winora iRide Pure R5f 3999 Euro   1,5 – Sehr gut
Coboc Brooklyn FAT Legacy 4218 Euro   1,7 – Gut
Desiknio Oxytocin 4795 Euro   1,6 – Sehr gut
Urwahn Stadtfuchs 5999 Euro Empfehlung 1,5 – Sehr gut
Vello Sub Titan 3×3 Special Edition 8698 Euro   1,5 – Sehr gut
Crivit Classic E-Bike 1199 Euro Preis/Leistung 2,1 – Gut
Momentum Voya E+ 1899 Euro   1,6 – Sehr gut
Ampler Stout 3389 Euro   1,6 – Sehr gut

Die ausführlichen Testberichte der Pendlerbikes lesen Sie in der ElektroRad 3/2025. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.

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