Lenkerhörner und ergonomische Griffe mit Hörnchen im Test

Pack das Rad an den Hörnern! Lenkerhörner im Test

Lenkerhörner und ergonomische Griffe mit Hörnchen im Test

Gerade bei längeren Touren machen die Hände Probleme. Lenkerhörner können ein Problemlöser sein. Es gibt sie in vielerlei Ausführungen. Welche Form und Position wirklich hilft? Wir sind bei 20 Produkten handgreiflich geworden.
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Die Finger kribbeln, die Handfläche brennt: Schmerzen beim Radfahren bringen keine Lust, sondern Frust. Helfen auch eine kurze Pause und das Ausschütteln der Hände nicht, so wird die Wochenend- oder Urlaubstour dann schnell zur Tortur. Über Probleme in den Händen, Armen und dem Schulterbereich klagen fast 80 Prozent aller Radfahrer! Das liegt zum Teil daran, dass je nach Sitzposition bis zu 25 Prozent des Fahrergewichts am Lenker abgestützt wird. Passen Vorbau und Lenker in Höhe, Form und Winkel sowie der Griff nicht perfekt zum Radler, werden die Extremitäten über Gebühr belastet oder es schleichen sich Fehlstellungen ein. Lenkerhörner können dann die Lösung sein.

Warum bekomme ich Handprobleme?

Arme und Hände leiten einen Teil des Körpergewichts über den Griff in das Rad ab. Und auch für die Übermittlung aller Lenk-, Brems- und Schaltimpulse sind sie zuständig. Passen Lenkerform, -winkel und Griff dann nicht perfekt zu den ergonomischen Gegebenheiten oder persönlichen Vorlieben, können Fehlstellungen und Druckspitzen zu Überlastungen und Problemen führen. Die Hand ist dafür besonders anfällig, weil wichtige Nerven und Blutgefäße im Bereich des Handgelenks und der Innenhandfläche sehr sensibel reagieren.

Der Ulnar-Nerv verläuft an der Außenseite der Hand und versorgt den Ring- und kleinen Finger. Ein Nadelöhr ist der Karpaltunnel im Handgelenk. Durch ihn verlaufen Nerven und Blutgefäße, die für den Daumen, Zeige- und Mittelfinger zuständig sind. Werden diese Nerven und Blutgefäße durch hohe Belastung zu stark strapaziert oder gequetscht, führt das schnell zu Kribbeln oder einschlafenden Händen.

Handprobleme kennen viele Radfahrer.

Was hilft bei Handproblemen?

Am Ende sollte der Übergang von Unterarm zur Hand von oben und der Seite betrachtet immer einen möglichst gerade Linie bilden. Unterstützt werden kann die Hand etwa durch Flossengriffe. Sie leiten durch eine große Auflagefläche den Druck besser ab. So wird gewährleistet, dass das Handgelenk bestmöglich ausgerichtet und der Karpaltunnel nur gering belastet wird. Auf langen Touren bietet es sich zudem an, die Handstellung regelmäßig zu wechseln. Hier schlägt die Stunde der Lenkerhörnchen, auch Barends genannt. Auch das Ausschütteln der Hände kann eine kurzfristige Abhilfe schaffen beziehungsweise eine Linderung bei Schmerzen herbeiführen.

Viele Greifpositionen? Super!

Wer neben einem guten Griff durch zusätzlich vorhandene Hörner mehrere Greifpositionen am Lenker besitzt, kann während einer Tour schnell und einfach umgreifen. Spezielle Bereiche in der Hand und im Handgelenk werden so entlastet, weil sich die Belastung und Druckverteilung verändert. Und während die Hand bei ergonomischen Flossengriffen nur locker aufliegt, müssen Lenkerhörner bewusst kräftig gehalten werden. Durch die Aktivierung bestimmter Muskeln wird dann zusätzlich die Durchblutung mobilisiert.

Früher waren Multipositionslenker „state of the art“. Allerdings schränkten die gebogenen Enden die Griffbreite ein, erschwerten die Montage von Schalt- und Bremshebeln und machten die Nutzung von normalen Griffen komplett unmöglich. Ein klassischer Lenker ist daher die beste Wahl, weil sich dort jeglicher Griff, Schaltgriff und Barends beliebig montieren lassen. In den vergangenen Jahren wuchs die Lenkerbreite in vielen Radbereichen immer weiter an, wodurch Lenkerhörnchen mittlerweile fast vollständig verschwanden. Zu Unrecht, denn damit wurden auch die zusätzlichen Greifmöglichkeiten und die damit verbundene, variablere Sitzposition eliminiert.

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Lenkerhörner – der aktuelle Stand

Heutzutage finden sich Barends in drei unterschiedlichen Ausführungen: In den Griff integrierte Hörner sind optisch besonders formschön, passen ergonomisch perfekt zum jeweiligen Griff und reduzieren die Anzahl der Klemmflächen auf dem Lenker. Außen am Lenkerende montierte Hörner sind schon ewig auf dem Markt, sind oft eher günstig und in einer Vielzahl an Variationen erhältlich. Auch der Montageaufwand ist überschaubar, weil Schalt-, Bremshebel und Griffe nur verschoben, aber nicht demontiert werden müssen. Die großen Vorteile spielen sie durch eine maximal breite Abstützung über die gesamte Lenkerbreite gerade im Wiegetritt oder bergauf aus.

Die modernste Interpretation sind zur Lenkermitte hin montierte Hörner, die Innerbarends. Ihr Vorteil ist bei modernen, breiten Lenkern am größten. Weil die Arme und Ellbogen nach innen vor den Körper wandern, ergibt sich von vorne betrachtet eine kleinere Stirn- und damit Windangriffsfläche. Diese aerodynamische Haltung spart Kraft auf langen Geraden oder bei viel Gegenwind. Im Detail gibt es hier große Unterschiede, gerade im Bezug auf die Sicherheit. Je größer, desto besser lassen sie sich greifen, sind dann auch bei kleinen Schlaglöchern oder Windstößen noch gut kon­trollierbar. Hauptmanko ist die meist aufwendige Montage, weil Griff, Schalt- und Bremshebel demontiert werden müssen.

Flossengriffe gegen Beschwerden

Flossengriffe bieten der Hand eine große Auflagefläche. Das verteilt den Druck und entlastet so die Blutgefäße und Nerven. Auch das Handgelenk kann sinnvoll gegen ein zu starkes Abknicken nach unten abgestützt werden. Dadurch wird die Haltearbeit von Hand und Arm verringert, Kraft gespart und der Komfort gesteigert. Dazu sind hochwertige und durchdachte Flossengriffen immer als Schraubvariante ausgelegt, weil sich die Flosse nachträglich nicht verdrehen kann. Aber auch die Sicherheit steigt, weil sich der Griff bei Nässe nicht verdrehen oder vom Lenker rutschen kann.

Bei der Größe wählen Sportler eher kompakte Varianten. Sie schätzen dabei, dass die Hand besser um den Griff rotieren kann. Das unterstützt eine aktive Fahrweise, wie sie vor allem im Gelände gefragt ist. Touren- und Alltagsfahrer profitieren von einer großen Fläche deutlich mehr, weil die Kraft besser in die Fläche abgeleitet wird. Einige Hersteller bieten zudem verschiedene Größen an. Ob Kind, Jugendliche, Frauen oder Männer: Die Größe eines Griffes richtet sich vor allem nach der Handgröße, aber auch nach den individuellen Vorlieben. Verschiedene Varianten zielen auf unterschiedliche Schalthebel-Konfigurationen an Rädern ab: Klassische Daumenschalthebel benötigen zwei lange Versionen. Besitzt das Rad eine Getriebeschaltung, so findet sich meist ein Dreh-Schaltgriff, der auf der rechten Seite eine kurze Seite benötigt. Extrem selten sind Grip-Shift-Schaltungen. Hier braucht man zwei kurze Griffvarianten.

Bei den Materialien dominieren Gummi und Kork. Gummi bietet meist Vorteile bei Dämpfung und Griffigkeit, Kork indessen greift sich als Naturmaterial angenehmer und zeigt sich oft auch haltbarer. Kleine Gummi- oder Gelpolster an spezifischen Stellen sorgen für strukturelle Dämpfungsbereiche. Diese bauen Lastspitzen besser ab und lassen die Hand erst später ermüden.

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So testet Radfahren

Um Vor- und Nachteile der Testprobanden bestmöglich herauszufahren, werden alle Griffe und Hörner von kleinen wie großen Händen, Frauen wie Männern gefahren und bewertet. Dabei wird darauf geachtet, dass alle Produkte im Alltag, Sport und auf Reise sowie mit und ohne Handschuhe eingesetzt werden. Im Detail achten wir beim Greifkomfort dann auf die Unterstützung der Hand, die Stützbreite, den Durchmesser, die Haptik der eingesetzten Materialien, störende Kanten sowie die Art und Struktur der Oberfläche. Bei der Dämpfungscharakteristik spielen Positionierung, Komfort und Ermüdungserscheinung eine Rolle. Mit Blick auf die Kontrolle achten wir auf Details beim Umgreifen des Griffs, die Oberflächen-Griffigkeit, das Feedback vom Rad und das Verhalten bei Nässe.

Bei den Hörnern zählen die Integration und Einstellbarkeit zum Griff, auftretende Kanten, die gesamte Länge, der Durchmesser samt Greifmöglichkeiten. Aber auch Details der Klemmung, die Struktur der Oberfläche und die Verarbeitung werden genau überprüft.

Am Ende werden die Ergebnisse gesammelt, zusammengefasst und diskutiert. Eine bis ins Detail ausgeklügelte Gewichtung ist für die Benotung zuständig.

Fazit: Lenkerhörner bieten Vorteile

Hörner, egal in welcher Form und Ausführung, bieten handfeste Vorteile. Dabei sind sie in den vergangenen Jahren leider eher von der Bildfläche verschwunden. Zu Unrecht! Wer auf Touren Handprobleme hat, sollte mehr Greifmöglichkeiten ausprobieren und Lenkerhörner montieren. Welche, liegt am Ende auch an den persönlichen Vorlieben und dem genauen Einsatzbereich. Unsere Favoriten und Tipps aus unserem Praxistest werden in den jeweiligen Testbriefen genannt.
Bleibt am Ende zu sagen: Handgreiflich werden, macht mit guten Lenkerhörnern richtig Spaß! Wir wünschen eine allzeit gute Fahrt.

10 Lenkerhörner im Test – der Überblick

Klicken Sie sich durch die Bildergalerie, um sämtliche Bewertungen zu sehen!

 

 

 

10 ergonomische Griffe mit Hörnchen im Test – der Überblick

Klicken Sie sich durch die Bildergalerie, um sämtliche Bewertungen zu sehen!

 

 

 

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