Lastenräder 2026 im Test: Cargobikes für Transport und Familie
Spart Platz & Lebenszeit
Lastenräder 2026 im Test: Cargobikes für Transport und Familie
in Test & Teile
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Das Lastenrad ist längst kein Exot mehr. Es begegnet einem in Städten und auf dem Land, es wird von Familien, Alleinstehenden und Gewerbetreibenden genutzt. Auch nahezu jeder Fahrradhersteller hat mittlerweile ein Cargobike entwickelt, was zu einer erstaunlichen Vielfalt führt. Lastenrad ist nicht Lastenrad: Während ein Longtail einem normalen Rad mit verlängertem Heck gleicht, ist ein Longjohn mit Box oder Ladefläche ausgestattet. Der Einspurer ist häufiger vertreten, aber es gibt auch zweispurige Modelle wie unser Testrad von Chike. Zusätzliche Lastenflächen vorn und hinten ergänzen die Mitnahmekapazitäten.
Cargobike-Test: Alles, nur nicht gewöhnlich
Mit 14 Cargobikes war unser Teilnehmerfeld in dieser Kategorie noch nie so umfangreich, wie im Test dieser Ausgabe. Obwohl jedes Lastenrad für sich selbst einen Meister der Transporteffizienz darstellt, war die Logistik mit den doch recht großen Transporträdern auch für uns außergewöhnlich. Die „Frachtschiffe“ brauchen halt Platz. Auch die Rangiererei im Testkeller war eine Herausforderung der besonderen Art. So konnten wir auch nicht jedes Lastenrad in unserem üblichen Fahrrad-Lager unterbringen, die Flure im Gebäude sind dafür nicht ausgelegt.
Dann stand natürlich auch das Testprogramm als solches im Fokus. Normalerweise schnappen wir uns die von unserem Werkstattleiter fahrfertig vorbereiteten Testräder, beladen Tourer oder Citybikes mit etwas Gepäck, und rollen vom Hof des Verlagsgebäudes Richtung vorher definierten Testparcours. Ein Lastenrad allerdings „leer“ zu fahren, bringt keinen großen Erkenntnisgewinn und geht gänzlich am Produkt vorbei. Ergo mussten Sandsäcke her, damit wir die Testräder bis an ihre jeweilige Zuladungsgrenze auslasten konnten. Oder die Testfahrer mit Kindern nutzten die Gelegenheit und chauffierten ihren Nachwuchs zum Kindergarten, Spielplatz oder zur Oma. Zur Freude der Sprösslinge – wir konnten „nebenher“ wertvolle Praxiserfahrung sammeln.
Ein Punkt, der beim Beladen der Testbikes auffiel: Die Lastgrenzen finden sich selten irgendwo am Cargobike wieder. Wenige Hersteller dokumentieren direkt am Rad, wie viel wo platziert werden kann. Aber gerade dies ist am Lastenrad eine hilfreiche Information!
Miteinhergehend erkannten wir bei unserem detaillierten Testprozedere, dass vor dem Beladen die Reifendrücke entsprechend erhöht werden müssen. Wer mit Sack und Pack unterwegs einen Durchschlag erleidet, prost Mahlzeit. Anmerkungen der Hersteller zum Luftdruck: Fehlanzeige. Ergo pumpten wir in der Regel 3,5 bis 4 bar in die Pneus. Ergebnis: sämtliche Testfahrten der 14 Teilnehmer verliefen plattfußfrei.
Unterschiede bei den Fahreigenschaften
Erwartbar für alle testenden und erfahrenen Kollegen war, dass sich die vollgeladenen Bikes nicht mehr wie „normale“ E-Bikes oder Fahrräder fahren lassen. Dennoch überraschte es uns, dass es beim Eingewöhnen an die Fahreigenheiten deutliche Unterschiede gab. Vorab muss man hier erläutern, dass Raderfahrung auf jeden Fall hilfreich ist, eine Portion Mut und Selbstbewusstsein, das Cargobike samt Fracht durch die Kurve zu steuern, und schlussendlich eine vorausschauende Fahrweise unerlässlich sind. Der Ismaninger Feierabendverkehr mit seinen vielen SUVs, Kleinlastern und LKWs mutierte zur Lehrstunde. So wird es schnell ein Balanceakt, wenn plötzlich ein PKW ohne Umsicht eine Ausfahrt rausfährt und den Lastenradfahrer geflissentlich übersieht. Mit beladener Transportbox weicht man dann definitiv nicht mehr so locker aus wie mit einem Stadtrad. Und, wenn noch Kinder an Bord sind, sind zudem Leben gefährdet. Wir lernen: nicht nur vorausschauend pedalieren, auch verkehrs- und gefahrenarme Strecken nutzen.
Die Lernkurve beim Lastenradfahren beginnt allerdings nicht erst auf dem Rad, sondern bereits vorher. Schon das Beladen birgt seine Tücken: Zum einen bemerkt man recht schnell, ob der verbaute Ständer auch seinen Ansprüchen gerecht wird und das Gefährt stabil in Parkposition hält. Zum anderen muss auch die Ladung gesichert werden: Kinder gehören zur Sicherheit angegurtet, schwere Dinge festgezurrt. Dann erst aber schlägt die Stunde der Wahrheit: Bring ich das aufgelastete Rad noch vom Ständer? Da unterscheidet sich einfache von durchdachter Technik ziemlich deutlich.
Ok, startklar? Losfahren ist dann auch so eine Sache: Eine versenkbare Sattelstütze ist ein Segen, wenn im Sattel sitzend beide Beine fest am Boden stehen und man dann durchstarten kann. Ansonsten wird das Aufsteigen und Anfahren zum Balanceakt, gleichzeitig muss man das Rad noch geradeaus steuern, um gegebenenfalls anderen Verkehrsteilnehmer nicht in die Quere zu kommen.
Bosch-Dominanz bei Antriebssystemen
Nicht nur ein ausbalanciertes Fahrverhalten macht ein gutes Lastenrad aus, auch der Antrieb spielt eine große Rolle. Hier trumpfte einmal mehr der gleich in sechs Testteilnehmern verbaute Bosch Cargo Line auf mit bäriger Kraft vor allem beim Anfahren und am Berg. Im Dolly arbeitet Boschs Trekking-Pendant Performance Line; das Rad fiel mit seiner guten Fahrdynamik auf, der Motor unterstützt solide. Auch Shimanos EP6 Cargo-Variante stand diesbezüglich in nichts nach – und hinterließ im Douze und Chike einen überaus kräftigen Eindruck. Weiter überraschte Tarrans eigener Mittelmotor mit satten 100 Newtonmeter Drehmoment positiv mit harmonisch-kraftvollem Anschubverhalten.
Auch der im Tenways verbaute Bafang M 410 lieferte eine ansprechende Performance ab. BBF nutzt die Gelassenheit des Bafang Max Drive M420, der es eher gemütlich angeht und im Flachen seine Stärken ausspielt. Als Speerspitze technischer Innovation werkelt Pinions Motor-Getriebe-Einheit MGU E1.12 in i:SYs Premium-Lastenflitzer, der auch in puncto Erschwinglichkeit mit 9058 Euro den Testspitzenreiter darstellt.
Apropos Alleinstellungsmerkmal: Chikes Cargo Pro ist das einzige zweispurige Lastendreirad im Test. Sein Anschaffungspreis verortet sich mit 8199 Euro in ähnlicher Kaufpreisliga.
Schaltsystem der Lastenräder im Test
Beim Blick auf die Schaltsysteme herrscht absolute Naben-Dominanz. So findet sich die stufenlose Enviolo in der Heavy-Duty-Ausführung gleich achtmal im Test wieder. Shimanos Nexus mit fünf Gängen je einmal in manueller und elektronischer Variante. Ebenfalls vertreten: die 3×3-Nabenschaltung mit neun Gängen.
Lediglich zweimal wird mit einer Kettenschaltung die gewünschte Übersetzung angepasst: mit Shimanos Cues Di2 (10 Gänge) wahlweise automatisch, mit der XT manuell (11 Gänge). Bei der bereits erwähnten Pinion MGU sind Motor und Schaltung in einem Bauteil vereint – und halten eine beachtliche, auf zwölf Gänge verteilte, Übersetzung von 600 Prozent bereit.
14 Lastenräder von 3499 bis 9058 Euro
Beim Blick auf die Bauart finden sich Longtails mit langem Heck mit drei Exemplaren im Testfeld wieder: den Preiskracher von Tenways (3499 Euro), das Specialized Turbo Port (6466 Euro) sowie das Veloe Multi Lungo für 6603 Euro. Longjohn-Lastenräder sind hingegen vor allem deshalb beliebt, da man hier die Ladung vor sich und stets im Blick hat. Ob das beim Kindertaxi eher ein Vorteil ist, oder man zu sehr abgelenkt wird, ist der Perspektive geschuldet. Mit 4798 Euro ist das Dolly Joy das günstigste, das oben erwähnte i:SY der „Luxus-Schlitten“ unserer Testflotte.
Diese Lastenräder haben wir getestet
| Marke | Modell | Preis | Prädikat |
| Tenways | Longtail Duo | 3499 Euro | Preis/Leistung |
| Dolly | Joy HazelnutTestbrief | 4798 Euro (Testrad) | Preis/Leistung |
| BBF | eCargorider2.3 RoyalTestbrief | 6499 Euro | |
| Specialized | Turbo Porto | 6466 Euro | Empfehlung |
| Lovens | Explorer S85 | 6499 Euro | Empfehlung |
| Veloe | Multi Lungo Bosch Cargoline | 6603 Euro (Testrad) | |
| Tarran | T1 Pro | 6999 Euro | |
| Urban Arrow | FamilyNext ProTestbrief | 7049 Euro | |
| Douze | Hêta 2S Cues Di2 | 7413 Euro | |
| Bergamont | E-Cargoville LJ Elite | ab 5599 Euro, Testrad: 70 cm Ladefläche & Zubehör 6898 Euro | |
| Gazelle | Makki Travel | 7689 Euro | |
| Chike | Cargo Pro | 8199 Euro | |
| Riese & Müller | Load5 60 Touring | 8328 Euro | Empfehlung |
| i:SY | Cargo P12 ZR Maxi | 9058 Euro |
Die ausführlichen Testberichte der Lastenräder lesen Sie in der ElektroRad 8/2025. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.
