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Gravelbikes 2021 im Test: 18 Räder für Straße und Schotter

Wir sind so frei!

Gravelbikes 2021 im Test: 18 Räder für Straße und Schotter

Der Wald ist voll, die Stadt auch wieder. Warum nicht neue Wege gehen? Mit Gravelbikes kann man wunderbar aus der Routine ausbrechen, Abenteuer und Freiheit erleben – unabhängig von Weg und Preis. Darum testen wir 18 Räder für viel und wenig Schotter.
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Unberührte Landschaft begleitet die einsame Straße. Langsam windet sie sich den Berg hinauf. Vögel zwitschern, der Wind rauscht und der Schotter knirscht unter den Reifen. Oben dann kommt das Auto zum Stehen. Worte von Freiheit, Abenteuer und Unendlichkeit werden eingeblendet. Was die Autoindustrie verspricht, hält das Gravelbike: Die Freiheit einfach abzubiegen, sich ins Abenteuer zu stürzen, bisher unbekannte und ungeahnte Wege zu entdecken. Man ist nicht nur nah dran an der Natur, sondern mittendrin. Nichts stört das unmittelbare Erlebnis, keine Klimaanlage filtert den Staub aus der Luft. Stattdessen legt er sich als feine Schicht auf Kette, Rahmen und Gesicht. Man spürt die Natur, die Erde unmittelbar, auch über die ungefederten Räder. Und anders als bei bolidenhaften Mountainbikes genießt man die Leichtigkeit des Rennrad-Typus. Es gilt hier die Besinnung auf das Wesentliche. „Reduce to the max“ als Motto der neuen Freiheit. Und da die Gravelbikes eben auch alltagstauglich ausgestattet werden können oder auch als Reiserad taugen, hat man noch mehr Vielseitigkeit als mit den Mountainbikes – deren Fahrern das immer auch ein Graus ist.

Die Rennradgene versprechen sportliche Leichtigkeit, der gebogene und unten ausgestellte Lenker steht für ausdauernden Komfort – dank vieler Greifoptionen –, seine Kompaktheit bringt stabile Griffigkeit. Von Rennradfahrern niemals für möglich gehaltene, breite Stollenreifen bringen Freude in Form von Komfort, Leichtlauf und Traktion. Und mit mehr oder weniger vielen Ösen lässt sich auch mehr oder weniger Gepäck transportieren. Für das kleine Abenteuer und für das große.

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Gravelbikes: Jung und vielgestaltig

Das Gravel-Segment als solches ist ja eher jung – obwohl es mit den Cyclocrossern und Randonneuren auch Vorfahren hat. Und doch bietet es schon eine erstaunlich große Bandbreite. Angebot und Nachfrage haben dafür gesorgt. Aber das passt auch zum Anspruch der Freiheit: Es zählt, was Spaß macht. Ein Rad, das irgendwo auf der Achse zwischen Rennrad und Mountainbike liegt. Denn in gewisser Weise nähern sich die Gravelbikes auch den Mountainbikes wieder an.

Die 18 Testräder bilden grob das ganze Spektrum ab. Preislich gruppieren sie sich stark unter und um 2000 Euro und noch mal unter 3000 Euro. Dann geht es in größeren Schritten aufwärts. Eine sinnvolle Einstiegspeislage vertritt das Nuroad EX mit fairen 1449 Euro. Am oberen Ende im Test – der Markt ist da noch flexibler – rangiert das Titan-Rad Aristos CX von Falkenjagd. Für die preisliche Einordnung der einzelnen Räder spielt das Rahmenmaterial weniger eine Rolle als die Summe aller Teile.

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Diese 18 Gravelbikes haben wir getestet

Marke Modell Preis Prädikat
Cube Nuroad EX 1449 Euro Preis/Leistung
Liv Devote 1 1499 Euro
Stevens Prestige 1799 Euro
Tout Terrain Vasco GT 28 Select 2.1 1890 Euro
Drössiger Gravel Pit Basis 1952 Euro
Felt Breed 30 1999 Euro
Breezer Radar X Pro 2049 Euro
Rose Backroad AI GRX RX810 1×11 2249 Euro
Fuji Jari 1.1 2259 Euro Empfehlung
Bombtrack Hook 2349 Euro
Scott Addict Gravel 20 2799 Euro
Vaast A/1 2799 Euro Empfehlung
Storck Grix Pro 2999 Euro
Parapera AnemosTestbrief 4152 Euro Preis/Leistung
Idworx Grandone 4270 Euro Empfehlung
Simplon Inissio Gravel 5399 Euro
Niner MCR 9 RDO 4-Star 6299 Euro
Falkenjagd Aristos CXTestbrief 7578 Euro Empfehlung

Die ausführlichen Testberichte der getesteten Gravelbikes finden Sie in der Radfahren 6/2021. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.

Was ist uns im Test der Gravelbikes aufgefallen?

Schaltung: Shimanos gravelspezifische GRX-Gruppen überzeugen mit schnellen Gangwechseln und definiertem Auslösen. Die kraftvollen Bremsen lassen sich dosiert an den Druckpunkt bringen. Die Schaltbremshebel sind breit, gut geschwungen und gut griffig. So lassen sie sich von oben und unten sehr gut greifen und bedienen. Die schnellsten und direktesten Gangwechsel verzeichnet im Test die, kostspielige, elek­tronische Shimano Di2 am Simplon, wenn die Finger die Schaltsensoren nur anzutippen brauchen. Sie bringt aber auch den, kleinen, Nachteil mit, dass man immer mal wieder an die Akkus denken muss.

Sram ist knackiger im Schalten, aber die Ergonomie ist ebenfalls überzeugend. Die sogenannten Double-Tap-Hebel mit unterschiedlichen Weglängen für Auf und Ab funktionieren sehr direkt. Die Bremsen hätten gerne etwas mehr Kraft entfalten können.

Highlight für sportive Fahrer

Ein absolutes Highlight, besonders für sportive Fahrer, ist die Campagnolo Ekar. Mit 1×13 -Gängen hat sie ein intuitives, vereinfachtes Schaltprinzip. Die Kassette mit 9-42 Zähnen ist ungewöhnlich und für Sportler ideal abgestuft mit vielen kleinen Ritzeln und dann zunehmend größeren Gangsprüngen am Berg. Die Gänge wechseln wunderbar leicht, schnell und präzise. Auch die Bremse hat „Campa“ perfekt hinbekommen. Sie ist sehr genau zu dosieren und packt am Ende kräftig zu. Dazu ist die Gruppe noch sehr edel mit viel Carbon. Die mehrfach geschwungenen Hebel sind optimal zu greifen und der typische Daumenhebel hat eine neue, von überall gut zu bedienende, geschmeidige C-Form bekommen.

Während sich die 1-fach-Varianten durch Leichtigkeit und vereinfachtes Schalten auszeichnen, bieten die 2-fach-Schaltungen eine deutlich größere Spreizung mit mehr Berg- und Tempo-Gängen. Damit eignen sie sich bestens für Fahrer, die mit dem Umbau zum Randonneur liebäugeln. Beispielhafte Entfaltungen sind 2,11 bis 8,07 Meter (Cube, 40/11-42) und extreme 1,71 bis 9,53 Meter (Idworx, 46-30/11-40).

Schaltwerke mit Dämpfer

Praktisch fürs Gelände sind die Schaltwerke mit Dämpfer. Im Test kommen sie durchweg zum Einsatz. Bei Shimano ist er per Hebel zuschaltbar, bei Sram und Campa fest eingebaut. Die gestrafften Schaltwerke halten die Kette auf Spannung. So läuft sie ruhiger und schlägt viel weniger. Das schont Kette, Kettenstrebe und Gehör, verringert aber auch das Risiko, dass die Kette abspringt und erhöht die Schaltgenauigkeit. Den Schaltvorgang beeinflusst die erhöhte Spannung höchstens marginal.

Bei den insgesamt sehr guten Bremsen fällt die am Idworx mit dem besten „Wumms“ auf. Idworx kombiniert die kraftvollere 4-Kolben-Shimano SLX am Vorderrad noch mit einer 180er-Scheibe (statt 160er). Für leichte Fahrer kann das zu viel sein. Mit Gepäck auf langen, zügigen Bergabfahrten – dafür ist das Grandone perfekt ausgelegt – aber ist das genau richtig.

Fester Griff

Je besser man den Lenker im Griff hat, desto sicherer und genauer kann man fahren.

Die besten Eindrücke hinterlassen der Oval-Lenker am Fuji mit einer idealen Breite von 44 Zentimetern und einem sehr guten Flare sowie der ebenso breite und oben ergonomisch angenehm abgeflachte Ritchey am Drössiger. Mit engen Bögen am Oberlenker sind die Modelle am Parapera und am Falkenjagd ebenfalls sehr gut zu greifen.

Gravelbikes, Test

„Das breite Testfeld passt zum Anspruch der Freiheit: Es zählt, was Spaß macht!“

Ganz direkt

Als Rahmenmaterial kommt die ganze Bandbreite zum Einsatz: Aluminium (Cube, Fuji, Stevens, Felt, Idworx etc.), Carbon (Scott, Parapera etc.), Stahl (Breezer, Tout Terrain), Titan (Falkenjagd) und Magnesium-Legierung (Vaast).

Während die Stahlräder eher komfortabel abgestimmt sind, gewinnen sie keine Leichtgewichtspreise. Das Breezer wiegt immerhin 14,2 Kilogramm! Gewichtsersparnis bleibt den Carbonrädern überlassen, wobei die Spitzenwerte deutlich unter 9 Kilogramm liegen (Parapera: 8,3, Simplon: 8,6), mit Pedalen gemessen. Die Alu-Räder bringen um die 10 Kilogramm auf die Waage, Falkenjagd und Vaast bleiben knapp darunter.

Außer den Stahlmodellen sind die Räder fast alle spürbar steif, wobei sich einige da noch hervortun. Nicht immer ist das nur dem effizienten, spritzigen Vortrieb gedient, sondern auch deutlich an Gesäß und Händen zu spüren. Flexible Sattelstützen, wie die aus Titan am Idworx, oder das Carbon-Modell am Liv federn das dann wieder ab. An einigen Rädern besteht aber noch Bedarf (Stevens, Simplon). Etwas zu viel bietet andersherum das Niner als – einzigartiges – vollgefedertes Gravelbike mit der stark flexenden Stütze.

Reifen für den Komfort

Das effektivste Mittel zum Komfort-Zweck sind die Reifen. Das ist im Test klar spürbar. Je breiter, desto komfortabler sind sie. Mit mehr Volumen und weniger Druck schlucken sie jede Menge Schläge. Und sorgen obendrein für leichtes Abrollen und viel Traktion. Gesteigert noch in der Schlauchlos-Version. Je schmaler die Reifen, desto mehr tendiert das Rad Richtung Straße. Entscheidend für das Fahrvergnügen ist auch das Profil. Ein grobstolliger Schwalbe G-One Bite (Idworx, Stevens) gräbt sich gerne durch den Matsch. Ein Schwalbe G-One Allround ist perfekt auf Schotter und kommt entsprechend oft vor. Für noch festere Wege eignet sich ein noch flacheres Profil wie am Vittoria Terreno (Felt).

Ösen an Rahmen und Gabel machen die Räder vielseitig und einen der Reize am Gravelbike aus. Sie verkörpern das Abenteuer und die Freiheit. Im Test sind sie unterschiedlicher zu sehen. Von kaum vorhanden (etwa Scott) bis überreichlich (Breezer). Damit kann kompaktes Leichtgepäck für (Mehr-)Tages-Ausflüge am Rad befestigt werden. Diese neue Art zu packen, kombinieren überraschend selbst die sportlichsten Hersteller mit der klassischen Art, wenn sich auch Gepäckträger und sogar Schutzbleche montieren lassen. In Einzelfällen auch Licht und Seitenständer (Idworx, Stevens, Fuji).

Gravelbikes im Test: Welches ist das beste Rad?

Für Sportler ganz klar das Parapera Anemos. Es ist leicht, schnell, perfekt, edel und bietet die beste (Sport-)Schaltung und das für einen sehr attraktiven Preis.

Extrem vielseitig, robust, durchdacht, fahrfreudig und komfortabel ist das Idworx Grandone Gravel. Ein Rad mit den meisten Detaillösungen, ohne jeden Mangel, aber mit sehr starken Bremsen.

Wer sich für den Highend-Bereich interessiert, kommt am Falkenjagd Aristos CX nicht vorbei. Es bietet perfekte Details, perfekte Verarbeitung und viel Komfort.

Wer kein großes Budget hat, und trotzdem ein solides wie spaßbringendes Rad sucht, findet das im Cube Nuroad EX. Eine Preisstufe darüber ist das Drössiger Gravel Pit unsere erste Empfehlung.

Von allen das homogenste Rad ist das Fuji Jari 1.1. Für einen immer noch sehr attraktiven Preis bietet es die beste Gesamtabstimmung: Fahreigenschaften, Ergonomie sind top. Der Reifen ist der beste für fast alle Wege. Und es bietet die kompletteste Ausbauliste: vom Gravelgepäck über Licht, Schutzbleche bis zur absenkbaren Sattelstütze.

Die genannten sind nur die Spitze des hochwertigen Feldes. Mit allen Rädern heißt das Motto: „Diese Freiheit nehm ich mir!“

Die getesteten Gravelbikes in der Bildergalerie

Cube Nuroad EX, Gravel, Test, Kaufberatung

Cube Nuroad EX

Liv Devote 1, Kaufberatung, Test, Gravelbikes

Liv Devote 1

Stevens Prestige, Test, Kaufberatung

Stevens Prestige

Tout Terrain Vasco GT 28 Select 2.1, Gravel, Test

Tout Terrain Vasco GT 28 Select 2.1

Drössiger Gravel Pit Basis, Test, Gravelbikes

Drössiger Gravel Pit Basis

Felt Breed 30, Gravelbikes, Test, Kaufberatung

Felt Breed 30

Breezer Radar X Pro, Test, Gravelbike

Breezer Radar X Pro

Rose Backroad AI GRX RX810 1x11, Test, Gravelbikes, Gravelbike

Rose Backroad AI GRX RX810 1x11

Fuji Jari 1.1, Test, Gravel, Kaufberatung

Fuji Jari 1.1

Bombtrack Hook, Test, Gravelbikes, Kaufberatung

Bombtrack Hook

Scott Addict Gravel 20, Test, Kaufberatung, Gravel

Scott Addict Gravel 20

Vaast A/1, Test, Gravel, Gravelbikes, Kaufberatung

Vaast A/1

Storck Grix Pro, Test, Kaufberatung, Gravelbikes

Storck Grix Pro

Parapera Anemos, Test, Kaufberatung, Gravelbikes

Parapera Anemos

Idworx Grandone, Test, Gravelbikes, Kaufberatung

Idworx Grandone

Simplon Inissio Gravel, Kaufberatung, Gravel, Gravel Bike, Test

Simplon Inissio Gravel

Niner MCR 9 RDO 4-Star, Gravelbikes, Test

Niner MCR 9 RDO 4-Star

Falkenjagd Aristos CX, Gravelbikes, Test

Falkenjagd Aristos CX

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