E-Gravelbikes 2025 im Test: E-Graveller von 3799 bis 13.000 Euro
Auf zu neuen Horizonten
E-Gravelbikes 2025 im Test: E-Graveller von 3799 bis 13.000 Euro
in Test & Teile
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Man muss weiterhin ein bisschen suchen, wenn man in den Verkaufszahlen des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV) die Modellgruppe der elektrifizierten Gravelbikes finden will. Mit einem Marktanteil von einem einzigen Prozent finden sich die E-Schotterflitzer in der Auswertung von 2024 wieder. Wer also sportlich mit Motorunterstützung durchs Gelände fahren will, wählt offenkundig den klassischen Offroadspezialisten in Form eines E-Mountainbikes, der mit 40 Prozent weiterhin die Top-Wahl bei neu angeschafften E-Bikes ist.
Und dennoch attestiert der ZIV beim Blick in die nahe Zukunft den E-Gravelern einen Bedeutungszugewinn, der sich bei Inspizierung der 2025er-Modelle durchaus erschließt. Denn: die durch ihren Drop-Bar-Lenker von Natur aus sportlich anmutende Radgattung wird von immer mehr kleinen wie (ganz) großen Herstellern um die charakterisierende Cockpit-Gestaltung herum zunehmend alltagstauglicher gedacht. Was bei Vollausstattungen um Gepäckträger, Spritzschützer und fest in den Stromkreislauf integrierten Lichtanlagen beginnt. Und über moderatere Rahmengeometrien und ausgeprägte Flex-Eigenschaften von Lenker oder Sattelstützen weiter zum Komfort-Sportler hin gewandelt wird.
Trotz sportivem Ansatz: Alltagsnutzen rückt in Fokus
Denn klar ist – und bleibt auch: die Grundidee des E-Antriebs im Gravelbike lebt weiter und soll Menschen, die sich beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen, etwa nach einer Verletzung oder Erkrankung, erst wieder an einst gewohnte Belastungsgrenzen herantasten oder gewöhnen wollen, eine sportliche E-Bike-Heimat geben. Denn längst ist, nicht zuletzt aus zahlreichen Studien, bekannt, dass sich mit einem E-Antrieb ein schonender und kontrollierter Wiederaufbau der Form unterstützen lässt.
Auch liefert das E-Gravelbike weiterhin damit Verkaufsargumente, Leistungsunterschiede zwischen Trainingspartnern oder in Gruppen mindestens minimieren, wenn nicht gar vollständig ausgleichen zu können. So bieten sich bei der Zusammensetzung einer Gruppe für die Feierabendrunde neue Möglichkeiten, durch welche die Akzeptanz und Sinnhaftigkeit eines Elektromotors im sportiv ausgerichteten E-Graveler in den zurückliegenden Jahren recht erfolgreich in die breite Radfahrer-Masse getragen wurden. Und genau daran soll sich die eingangs beschriebenen Parallel-Entwicklung anschließen, die dem Gravelbike auch zunehmend einen festen Platz im Radalltag geben soll.

Bei allen auf Alltagstauglichkeit hin einzahlenden Entwicklungen stehen E-Gravelbikes weiterhin vor allem für ein Versprechen: pfeilschnell dem Alltag entfliehend neuen Abenteuern mit sportiver Unterstützung und Freiheitsgefühlen entgegenradelnd
E-Gravel-Gruppe 1: Für Alltag und Tour
So lässt sich unser 11er-Testfeld in drei Untergruppierungen gliedern, wovon die erste mit erhöhter Alltags- und Tourenkompetenz aufwartet – und mit Anschaffungspreisen von 3799 und 4199 Euro am erschwinglichsten ist. Neben dem Rahmenmaterial Aluminium eint das Duo aus Centurion und Bulls, von Boschs SX-Leichtmotor angetrieben zu werden, der mit zügigem Antritt auch bei gewichtigeren Zuladungen harmonisch performt. Mit 150 bzw. 135 kg sind die maximalen Systemgewichte für Gepäckanbringungen vergleichsweise hoch ausgelegt. Ebenfalls Spitzenwerte stellen die Eigengewichte um 18 kg dar. Die Folge in der Praxis: eher gesättigtes Aufliegen auf Schotter oder Asphalt bei erhöhter, rahmenmaterialbedingter, Laufruhe statt perfektionierter Steifig- wie Leichtläufigkeit.
Auch fallen die Sitzpositionen hinter dem Drop-Bar-Lenker gemäßigt und nicht zu sportlich aus, was auf (Bikepacking-)Touren oder im Pendelalltag die Sportcharakteristik vom Fahrer jederzeit selbst entscheiden lässt. Mit je 400 Wh sind auch die Stromreserven vergleichsweise hoch angesetzt, um mehr Spielraum ob dem Unterstützungsgrad der Motoren zu lassen. Mechanische Shimano-Kettenschaltungen wie die Einstiegsgruppe Cues (Centurion) oder Gravelgruppe GRX (Bulls) sowie hydraulische Bremsanlagen machen das robuste wie zuverlässige Komponenten-Set-Up rund. Während Centurion vollausgestattet am Test teilnimmt, kann bei Bulls – wie bei einigen anderen Testteilnehmern – problemlos nachgerüstet werden.
E-Gravel-Gruppe 2: Sportiver Fahrspaß
Apropos: auch unsere zweite und mit sechs Bikes größte Test-Untergruppe ist geprägt von Anbauoptionen durch beispielsweise Gabel- oder Rahmenösen. Bis auf Urwahn (Stahl) allesamt im Carbonchassis daherrollend, bieten Bergamont, Conway und Stevens viele Möglichkeiten, Bikepacking-Equipment anzubringen.
Als redaktionsinterner Hinweis sei an dieser Stelle erwähnt, dass im Falle der Verwendung längerer Schrauben, als am Rahmen standardmäßig montiert, im Unterrohrbereich unbedingt darauf geachtet werden sollte, dem Akku nicht „zu nahe“ zu kommen, da dieser bei der kompakten E-Gravelbike-Bauweise unmittelbar am Rahmenmaterial sitzt. Sehr sportiv ausgelegt, belassen es Scott und Giant bei Flaschenhalter-Vorrichtungen und rufen beim präferierten Einsatzzweck unmissverständlich den reinrassigen Temporitt aus.
Allerdings mit unterschiedlichen Antriebskonzepten: während im Giant mit dem SyncDrive Move Plus ein Heck-Aggregat werkelt, wird das Scott vom kompakt-leichten TQ HPR50 Mittelmotor angetrieben, das sich mit seiner sehr sportiven Ausrichtung in vier unserer elf Testteilnehmer im E-Gravel-Segment (zu recht!) fest etabliert hat.
Eher außergewöhnlich hingegen ist die Kombination aus einer gekapselten Pinion-Getriebeschaltung mit Smart-Shift-Funktion und Carbonriemen. Ihre Argumente hinsichtlich Wartungsarmut, Robustheit und hoher Übersetzungsbandbreite sind aber stark. Ebenso die Schubkraft des in der Hinterradnabe sitzenden Mahle X20 Motors, der vor allem auf ebenem bis leicht welligem Schottergeläuf zu überzeugen weiß. Etwas, das das Sextett in Testgruppe 2 in seiner Charakteristik am stärksten eint: viel Tempo, hoher Sportfaktor und großes Fahrspaßpotential beim sportiv geprägten Pedaltreten.
Beim weiteren Blick auf die verbauten Kettenschaltsysteme dominiert Shimanos GRX mit 1 x 11 bzw. 1 x 12 Gängen. Ebenfalls manuell wird bei Srams Apex (Conway) geschaltet, während Scott und Giant auf die Funkschaltungen Apex und die noch performance-orientiertere Rival, ebenfalls von Sram, setzen. Zu erwähnen an dieser Stelle: Das Giant-Testbike wird schlussendlich mit einer anderen Sram-Funkschaltung erhältlich sein.
E-Gravel-Gruppe 3: Das Luxus-Segment
Ebendiese elektrischen Schaltsysteme sind in unserer dritten Testgruppe Standard. Mit einem Preis von 8490 Euro liefert Look das erste von drei absoluten Premium-Gravelern, die sich neben ihrem ultraleichten Rahmen-Set-Up und außerordentlichen Race-Eigenschaften jedes für sich durch ganz eigene Features und Charakteristiken auszeichnen. Das erwähnte Look ist beispielsweise ein Hybrid-Bike, das sowohl als E-Gravelbike als auch motorisierter Straßenrenner eingesetzt werden kann. Neben dem Laufrad-Modell sowie unterschiedlich großem Kettenblatt unterscheiden sich beide Versionen nur im Schaltsystem. Der verbaute Fazua Ride 60 Antrieb hat längst bewiesen, sowohl auf Schotter als auch Asphalt eine sehr leistungsfreudige, effiziente und natürlich unterstützende Figur zu machen.
Abschließend deckeln Rotwild und Specialized mit 11.990 bzw. 13.000 Euro Anschaffungspreisen den absoluten Highend-Bereich nach oben hin ab, bei dem Erstgenanntes mit futuristischem Rahmendesign und ultra-leichten Carbonlaufrädern das Testleichtgewicht (12,5 kg) markiert. Specialized stellt mit seinem 1.2-Aggregat wiederum den stärksten Motor im Testfeld. Beide Bikes sind Welten für sich, die eindrucksvoll demonstrieren, auf welchem technischen Level E-Graveln im Jahr 2025 ist bzw. sein kann. Zweifelsfrei darf in beiden Fällen die berechtigte Frage nach dem hierfür realistisch prall gefüllten Geldbeutel des potentiellen Käufers gestellt werden.
Abwägung im Vorfeld: die Komfort-Frage
So bleibt bei einer angedachten Kaufentscheidung ohnehin sehr genau vorab abzuwägen, welcher Einsatzzweck primär abgedeckt werden soll. Auch die Komfortfrage sollte gestellt werden, welche Reifenbreiten unter 35 mm spürbar sparsamer beantworten. Obgleich durch Anpassungen im Reifendruck oft mehr Dämpfung herausgeholt werden kann, als man anfänglich für möglich hält.
Das beste Allround-Potential trägt aber dennoch die sechsmal im Test vertretene 45-mm-Bereifung ins sich. Wer noch breitreifiger und komfortabler über Schotter flitzen will, sollte vorab den hierfür vorgesehenen Spielraum des Rahmens checken (lassen). Während vieles nach- und umgerüstet werden kann, sind in diesem Punkt die Limits ganz klar im Vorfeld gesetzt.
Fazit: Hohe Bandbreite & klare Stärken
Schlussendlich haben alle elf E-Gravelbikes ihre schnell erkennbaren – und von uns in den Testbriefen herausgearbeiteten – Stärken, manche sogar auf Schotter und Asphalt gleichermaßen. Die Ausrichtungen sind aber oft grundverschieden. So sind manche Bikes klar auf Komfort und Alltagsoptionen ausgelegt. Büßen dafür aber an Leichtigkeit und agiler Sportivität ein. Andere sind wiederum genau darauf ausgerichtet, sind aber als reinrassige Sportler beispielsweise nicht fürs Bikepacking zu empfehlen.
Bevor wir Ihnen auf den nächsten Seiten unser Testfeld im Detail präsentieren, sei vorab versichert: Horizonte erweitern alle. Ob sportlich ambitioniert, gemütlich in geselliger Runde oder eben auf dem Pendelweg nach Hause und einigen Kilometern durch die Stadt.
Diese E-Gravelbikes haben wir getestet
Marke | Modell | Preis | Prädikat | Bewertung |
Centurion | Crossfire R1000 D EQ | 3799 Euro | 1,5 – Sehr gut | |
Bulls | Grinder Evo SX | 4199 Euro | 1,6 – Sehr gut | |
Conway | Nyvon 9.0 Allroad | 4399 Euro | Preis/Leistung | 1,5 – Sehr gut |
Bergamont | E-Grandurance Elite | 5799 Euro | 1,4 – Sehr gut | |
Giant | Defy Advanced E+ Elite AR | 5899 Euro | Empfehlung | 1,4 – Sehr gut |
Scott | Solace Gravel 30 | 5999 Euro | 1,3 – Sehr gut | |
Urwahn | Waldwiesel 2.0 | 6295 Euro | Empfehlung | 1,4 – Sehr gut |
Stevens | E-GetawayTestbrief | 6399 Euro | 1,4 – Sehr gut | |
Look | E-765 Optimum Rival AXS | 8490 Euro | 1,3 – Sehr gut | |
Rotwild | R.R 275 X Ultra | 11.990 Euro | 1,3 – Sehr gut | |
Specialized | S-Works Turbo Creo 2 | 13.000 Euro | 1,2 – Sehr gut |
Die ausführlichen Testberichte der E-Gravelbikes lesen Sie in der ElektroRad 5/2025. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.