E-Gravelbikes 2025 im Test: 21 Räder für Schotter, Straße, Trails
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E-Gravelbikes 2025 im Test: 21 Räder für Schotter, Straße, Trails
in Test & Teile
Weit mehr als 90 Prozent aller Mountainbikes, die in den vergangenen Jahren über den Verkaufstresen gegangen sind, haben einen E-Motor an Bord. Fast immer mit enorm viel Kraft. Dazu kommen fette Federelemente und große Akkus. Dabei reizen die allermeisten Fahrer den Grenzbereich dieser Bikes kaum bis gar nicht aus.
Freizeittouren, ab und zu mal ein einfacher Trail und immer öfter auch Alltagsfahrten werden mit den brachialen Bikes unter die dicken Stollenräder genommen. Ist das nötig? Oder wird hier vielmehr mit Kanonen auf Spatzen geschossen? Klar, das muss jeder Fahrer für sich selbst entscheiden. Zum Glück gibt es mit den aufkommenden E-Gravelbikes immer mehr spannende Alternativen.
Rasante Entwicklung bei E-Gravelbikes
Wie dynamisch sich das Segment entwickelt, lässt sich allein schon an der Zahl der Testbikes ablesen. Im vergangenen Jahr waren es zehn E-Gravelbikes, die wir ausgiebig testeten. Diesmal – und bei der etwa gleichen Zahl an Anfragen an die hiesigen Hersteller – meldeten sich 21 Marken an. Auch auf der Eurobike-Messe Ende Juni waren E-Gravelbikes quasi in aller Munde.
Aber noch ein weiteres Segment? Sind wir mit E-MTBs als Fully und Hardtail, SUV-Bikes mit Vollausstattung, Reise-, Trekking- und Cityrädern aller Art nicht ausreichend aufgestellt, um für jeden das passende Bike zu finden? Was genau macht die Faszination E-Gravelbike aus? Nun, da ist zum einen das geringe Gewicht. Die Testräder wiegen zwischen 11,2 (Storck) und 21,7 Kilogramm (Yamaha). Zum Vergleich: Im Großen ElektroRad-Test 2024 (Ausgaben 1 und 2) brachten die getesteten Fahrräder im Durchschnitt deutlich mehr als 26 Kilogramm auf die Waage.
E-Gravelbikes im Test: Gewicht als Indikator
Das Gewicht ist auch ein Indikator für die unterschiedlichen Ansätze, wie die Hersteller ihre Bikes interpretieren. Das superleichte e:Grix von Storck etwa ist ein reinrassiger Sportler, das sich viele Komponenten mit dem ebensoleichten e:Nario E-Rennrad teilt. Moustache (18,4 Kilogramm) hingegen setzt voll auf Komfort. Vergleichsweise großer Akku, eine gefederte und absenkbare Sattelstütze und ein gefederter Vorbau heben aber auch das Gewicht.
Beim Fahreindruck unterscheiden sich die beiden Bikes ebenfalls deutlich. Hier das brettharte, ultrasportive Storck, dort das im Vergleich fast sänftenmäßige Moustache. Das schwerste Rad im Test, Yamahas Wabash RT, hat derweil den kräftigsten Motor und den mit 500 Wh dicksten Akku an Bord. Auch das Basso Volta spielt bei Motor und Akku in dieser Liga, ist allerdings deutlich leichter. Alle anderen Testbikes reihen sich zwischen diesen Beispielen ein.
Motoren bei den E-Gravelbikes
Apropos Motor: Im Moustache unterstützt – wie in vier weiteren Testbikes – der recht neue Bosch Performance Line SX-Mittelmotor. Sechs weitere Testbikes setzen ebenfalls auf Tretlagermotoren. Zehn Räder ziehen ihre Zusatzpower aus Hecktrieblern, darunter fünf aus Nabenmotoren von Mahle. „Made in Germany“ dominiert also im Antriebsstrang, zumal auch Fazua, TQ und Coboc heimische Fabrikate sind.
Wichtig bei allen Motoren, ob nun teutonisch oder nicht: Jenseits der Unterstützungsschwelle von rund 25 km/h entkoppeln sie nahezu widerstandslos. Gravelbikes sind dafür gemacht, schnell bewegt zu werden. Das bedeutet in den allermeisten Fällen bergab und oft auch in der Ebene deutlich höhere Geschwindigkeiten als das gesetzliche Limit für Pedelecs. Die Motoren setzen vor allem bei sportlichen Fahrten nur in Steigungen mit ein. Deshalb brauchen diese Bikes keine gigantischen Akkus, wie wir sie von klobigen SUV kennen. Die Stromspeicher fassen vergleichsweise überschaubare 236 (Desiknio) bis 500 Wh (Yamaha, Basso). Trotzdem sind tagesfüllende Touren kein Problem, da der Akku nicht permanent beansprucht wird. Eine dicke Batterie wäre sogar kontraproduktiv, denn je schwerer das Rad, desto mehr wird der Motor auch in der Ebene benötigt.
Je kleiner der Akku, desto dezenter oft auch der Motor. Die Leichtgewichte im Testfeld besetzen dabei den direkten Übergang vom klassischen Muskel-Fahrrad zum E-Bike. Die Fahreigenschaften dieser Pedelecs unterscheiden sich bei abgeschalteter oder entkoppelter Unterstützung wirklich nur in Nuancen von denen nicht-motorisierter Fahrräder. Je schwerer die Bikes, je kraftvoller der Motor, desto E-Bike-typischer das Fahrverhalten. Dort, am anderen Ende des Testfelds, bewegen sich die Bikes beispielsweise von Canyon (mit Federgabel) und Moustache (mit Elastomer-Dämpfung und 50-mm-Pneus) nahe am E-MTB-Hardtail. Das Yamaha und das Basso überzeugen durch Motorpower satt.
Kettenschaltung dominiert
Sehr klassisch geht es beim Antriebsstrang zu. Nur zwei Bikes (Mi Tech und Konrad) brechen aus dem traditionell sportlichen Setup aus Kette und Kettenschaltung aus. Zehnmal zählt die Kassette elf, neunmal zwölf Gänge. Die Gangspreizung reicht dabei an eigentlich allen Rädern, um auch ohne Motorhilfe Steigungen zu erklimmen. In Kombination mit elektrischer Unterstützung muss niemandem vor längeren Anstiegen Angst und Bange werden.
Gerade wer viel offroad unterwegs ist, muss allerdings auch eine gewisse Zeit in die Wartung investieren. Dreck und mögliche Schläge durch Äste oder Ähnliches ziehen die Schaltung in Mitleidenschaft. Einige elektronische Schaltungen justieren sich selbst, die anderen brauchen mehr Fürsorge. Den Putzlappen schwingen muss der Fahrer bei allen Bikes noch per Hand.
Das bleibt auch bei den beiden Bikes mit Riemenantrieb nicht aus. Denn zwar müssen die Carbonriemen nicht gefettet werden. Doch auch hier sorgen etwa kleine Steinchen zwischen Riemen und Riemenscheibe für Probleme. Für extrem schlammiges Terrain empfehlen wir diese Antriebe daher nicht.
Umso mehr aber taugen die gekapselten und daher nahezu wartungsfreien Schaltungen von Rohloff (Mi Tech) und Pinion (Konrad) für Dauerfahrer. Wer jeden Tag das gesamte Jahr über unterwegs ist, etwa als Pendler, der will nicht permanent ölen und putzen. Bei trockenem Wetter ist der Riemen sehr genügsam. Hin und wieder eine Dusche mit Wasser reicht oft aus. Die Schaltungen sind auch von fiesestem Dreck vollkommen unbeeindruckt. Zumal sie in beiden Bikes elektronisch geschaltet werden, also nicht einmal Schaltzüge verschmutzen können.
Alle Räder sind mit hydraulischen Scheibenbremsen ausgestattet. Leider fast immer mit nur 160-mm-Rotoren. Auch wenn die Bikes leichter sind als „herkömmliche“ E-Bikes: Für die Sicherheit wünschten wir uns 180er-Scheiben – mindestens vorn.
Alu und Carbon halten sich die Waage
Beim Rahmenmaterial halten sich Alu und Carbon die Waage. Hier spielt eher der Preis als das Gewicht die erste Geige. Die günstigeren Bikes fahren fast alle auf Leichtmetallrahmen, die teureren auf dem Verbundmaterial. Ausnahmen: Das günstige Carbon-Deruiz (3299 Euro) und das hochpreisigere Alu-
Mi Tech (6698 Euro). Letzteres ist allerdings auch mit Rohloff-Nabenschaltung ausgestattet und dank Baukasten quasi eine Einzelanfertigung. Beim zulässigen Gesamtgewicht gibt es bei vielen Rädern noch Luft nach oben. Lediglich vier Räder liegen hier über 130 Kilogramm. Große oder schwere Radfahrer kommen da inklusive Gepäck schnell ans Limit. Centurion, Coboc, Bergamont und Mi Tech bieten hier mehr.
Gravelreifen haben alle aufgezogen. Am häufigsten kommen Varianten von Schwalbes G-One zum Einsatz. Sechs Gravelbikes setzen auf die Reifen aus dem Oberbergischen Land. Viermal sind Maxxis-Reifen verbaut, dreimal Rambler, einmal Receptor. Ebenfalls vier Bikes rollen auf Continental-Reifen. Die Bandbreite reicht von Laufflächen mit minimalem Profil bis zu deutlich stollenbetonten Reifen. Feine Noppen rollen besser auf festem Untergrund, Stollenprofil ist auf Schotter und im Schlamm wesentlich bissfester.
Vom E-Bike zum Fahrrad umbauen
Wandelbar: Zwei der 21 Testräder Räder lassen sich von E-Bike zum Fahrrad umbauen: Beim Cyklær lässt sich der komplette Fazua-Antrieb entnehmen, beim FMoser zieht man den Akku aus dem Rahmen und tauscht das Hinterrad gegen das im Lieferumfang enthaltene Laufrad ohne Motor aus.
Insgesamt zeigt sich an der großen Varianz der Testräder, dass ein genauer Blick auf unsere Testbriefe lohnt. Wer ein echtes Sportgerät sucht, das leicht, hart und schnell ist, aber trotzdem einen „elektrischen Rettungsanker“ enthalten soll, der wird ebenso fündig wie der abenteuerlustige Freizeitfahrer, der vor allem ausgiebige Touren abseits der Zivilisation unternimmt, gerne auch über Nacht oder noch länger. Einige Bikes sprechen Alltagsfahrer an, die tagtäglich auf der Pendlerstrecke unterwegs sind, den Arbeitsweg auch sportlich absolvieren wollen. Für eine Vielzahl an Testbikes gibt es eine Vollausstattung, sprich Gepäckträger, Schutzbleche und Licht. Entweder zum Nachrüsten oder als eigenständiges Modell im Rahmen der E-Gravelbike-Familie eines Herstellers.
E-Gravelbikes im Test: Fazit
Unter den konsequent sportlichen Bikes heben wir das ultraleichte Storck mit einer Empfehlung hervor. Bei den eher alltagstauglichen Rädern empfehlen wir das Bergamont mit Vollausstattung. Und wer vor allem auf ein Top-Preis-Leistungs-Verhältnis setzt, dem legen wir das Van Rysel aus dem Hause Decathlon ans Herz.
Diese E-Gravelbikes haben wir getestet
Marke | Modell | Preis | Prädikat | Bewertung |
Van Rysel | E-GRVL AF HD Mahle X35+Testbrief | 2899 Euro | Preis/Leistung | 1,7 – Gut |
Deruiz | Santa Maria E-GravelTestbrief | 3299 Euro | 1,8 – Gut | |
BESV | JGR 1.1Testbrief | 3499 Euro | 1,8 – Gut | |
HoheAcht | Lumo Ripio | 3499 Euro | 1,7 – Gut | |
Poison | E605 | 3499 Euro | 1,8 – Gut | |
Yamaha | Wabash RT | 3499 Euro | 1,8 – Gut | |
Centurion | Crossfire | 4149 Euro | 1,5 – Sehr gut | |
Coboc | Torino GRV | 4499 Euro | 1,4 – Sehr gut | |
Moustache | Dimanche 29.4 | 4699 Euro | 1,4 – Sehr gut | |
Canyon | Grizl:ON CF 7 | 4799 Euro | 1,4 – Sehr gut | |
KTM | Gravelator SX Prime | 5899 Euro | 1,6 – Sehr gut | |
FMoser | E-Gravel Force | 5990 Euro | 1,6 – Sehr gut | |
Desiknio | Endorphin Gravel | 5995 Euro | 1,7 – Gut | |
Bergamont | E-Grandurance RD Expert | 5999 Euro | Empfehlung | 1,5 – Sehr gut |
Konrad | Urban Gravel X20 Smart Shift | 6295 Euro | 1,5 – Sehr gut | |
Storck | e:Grix Pro | 6399 Euro | Empfehlung | 1,5 – Sehr gut |
Basso | Volta Military | 6599 Euro | 1,7 – Gut | |
Mi Tech | E-Gravel SX Rohloff | 6698 Euro | 1,5 – Sehr gut | |
BH | iGravelX Pro 2.9Testbrief | 7999 Euro | 1,3 – Sehr gut | |
Cyklær | E-Gravel | 8199 Euro | 1,4 – Sehr gut | |
Cervélo | RouvidaTestbrief | 9999 Euro | 1,3 – Sehr gut |
Die ausführlichen Testberichte der E-Gravelbikes lesen Sie in der ElektroRad 8/2024. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.