54 kg
4798 Euro
Dolly Joy Hazelnut: Lastenrad im Test – Preis-Leistungs-Tipp
in E-Bike
Dolly Joy Hazelnut: Lastenrad im Test – Preis-Leistungs-Tipp
Großraumtransporter
Das Dolly Joy ist die neueste Entwicklung der Noord-Holländer, die viel Wert auf praktische Handhabung legen. Als Familienbike konzipiert, gehört das Joy zu den sogenannten Long John Cargobikes, deren Ladefläche zwischen dem Vorderrad und dem Cockpit platziert ist. Dies hat einen ganz praktischen Nutzen: Die Fahrerin oder der Fahrer hat stets im Blick, was die kostbare Ladung gerade so anstellt.
Viel Platz und Zuladung möglich
Um das tägliche (Transport-)Leben so einfach und komfortabel wie möglich zu gestalten, konstruierten die Dolly-Entwickler das Joy mit üppiger Platzausbeute: Die stabile, in verschiedenen Farben erhältliche Kunststoffbox offeriert ein Fassungsvermögen von 193 Liter. Damit bietet die Ladebox Platz für bis zu drei Kindern und trägt maximal 80 kg. Diese hatten wir beim Test fast ausgeschöpft und aufgelastet: sowohl die Wanne als auch die Fahrstabilität meisterten das hohe Gewicht rundum souverän. Die seitlichen Schlitze der Box können als Einstieghilfe dienen oder zum anheben. Die Haptik der geschlossenen Wanne – die es in unterschiedlichen Farben gibt – zeigt sich angenehm. Als Standardausstattung sind bereits zwei Kindersitze mit dazugehörigen Sicherheitsgurten im Lieferumfang enthalten und montiert.
Gerade das Merkmal Zuladung ist bei Cargobikes neben den Fahreigenschaften eines der ausschlaggebenden Kriterien. Das Systemgewicht beschreibt das maximale Gewicht des ganzen mobilen Systems aus Rad, Fahrer und Zuladung bestehend; beim Dolly Joy sind das großzügige 225 kg. Das Longjohn selbst bringt 54 kg auf die Waage, die Transportbox kann mit den bereits erörterten 80 kg maximal beladen werden und der Fahrer darf 100 kg wiegen. Wer das im Kopf addiert, stellt fest: Das sind summiert 234 kg?! Rechnerisch richtig, dennnoch dürfen die 225 kg Systemgewicht nicht überschritten werden. Das hängt u.a. mit einzelnen Komponenten zusammen, deren maximale Belastungen genau definiert sind und im Gesamtsystem zum Maximalgewicht (225 kg) führen. Ein wichtiger Punkt ist, dass das „Radfahren“ mit derartigen Massen eben nicht dem locker flotten Fahrradfahren eines Fahrrades oder E-Bikes gleicht. Hier sind Routine und Vorausschauen gefragt, das gilt für alle Cargos, nicht nur speziell fürs Dolly. Mit 225 kg ist eben dieses mehr als ordentlich ausgelastet und lässt sich im Rahmen dessen dennoch geschmeidig fahren.
Ausstattung und Komponenten
Beim Antrieb greifen die Niederländer auf ein bewährtes System zurück: Der für Trekkingräder entwickelte Bosch Performance Line Mittelmotor bietet ein maximales Drehmoment von 75 Newtonmeter und treibt, kumuliert mit der Tretkraft, die speziell für E-Bikes entwickelte Shimano Nexus Inter 5E Nabenschaltung an. Die Schaltung mit 263 Prozent Übersetzungsumfang, verteilt auf fünf Gänge, reicht unter den Punkten Entfaltung und Varianz für den Einsatz im urbanen Gelände aus. Der Gangwechsel mit dem Drehgriffschalter ist komfortabel und lässt sich – wichtig beim Cargobike – mit Griff am Lenker funktional schalten. Als E-Bike-Nabe hält die 5er Nexus den vom Treten und vom Motor ausgehenden Drehmomenten stand.
Stahl als Rahmenmaterial ist bewährt und robust, Komfort verschaffen die Federgabel sowie die breiten CST Brooklyn Pro Reifen mit ihrer Breite von 55 mm. Als Bremsen kommenTektro 4-Kolben-Bremssättel mit jeweils 180er Bremsscheiben zum Einsatz, die beim Test mit 210 kg Systemgewicht auch eine Vollbremsung bergab souverän verzögerten.
Ein sensibles Bauteil am Longjohn Cargobike ist der Ständer. Er muss sicheren Stand gewährleisten und der Nutzer muss das Rad mit Ladung vom Ständer herunter- und wieder hinaufhieven können. Bei Dollys breitem Ständer und den üppigen Standfüßen gelingt das recht gut. Etwas Übung und die richtige Technik mit Ziehen und Schieben mit beidseitigem Lenkergriff – so lies sich beim Testen das beladene Dolly ohne überzogenen Krafteinsatz auf- und abständern.
Fahreigenschaften des beladenen Dolly
Das Anfahren in der Ebene im Eco-Modus ist etwas tricky: Pedal waagerecht, Rad ausbalancieren, anschieben, zeitgleich antreten, losfahren und ab in den Sattel. Das verlangt Routine. Hier wäre eine versenkbare Sattelstütze eine gute Hilfe. Zum Herausbeschleunigen aus Kurven oder Kriechgeschwindigkeiten eignen sich der Sport- und Turbo-Modus sehr gut. Eco und Tour+ dagegen verlangen aktive Tretarbeit. Beim Starten am Berg reagiert das Rad in Eco dezent, in Tour + muss man fest antreten und das Rad geschickt ausbalancieren.
Grundsätzlich sollte vor der Fahrt mit voller Ladung der Reifendruck angepasst werden, damit das Dolly stabil geradeaus rollt und in Kurven nicht walkt. Wir fuhren mit 209 kg und vier bar Luftdruck, das passte für die Bedingungen und das Cargo spurte ordentlich. Ebenfalls top: dank relativ kleinem Wendekreis verläuft ein 180-Grad-Turn verhältnismäßig leicht.
Bergab benötigt das Cargobike eine feste Lenkerführung, beim Test fing es bei Tempos von rund 40 km/h mit der beladenen Transportbox etwas zu Pendeln an. Weiter lässt sich die Lenkung gut führen, das Lenkgestänge unter der Box ist u. U. mechanischen Einflüssen wie zum Beispiel Bordkanten ausgesetzt. Im Stadtgewusel heißt es achtsam und vorausschauend fahren, denn plötzliche Ausweichmanöver sind zwar kein Drahtseilakt, aber mann muss das Rad routiniert beherrschen, um schnell zu reagieren. Beim Test durch den Ismaninger Feierabendverkehr, ließ sich das Dolly mit entsprechnder Voraussicht gut durch die Kreisel, Abzweiger und über Brücken pedalieren, ohne zu gefährden oder gefährdet zu werden.
Grundsätzlich mögen beladene Cargobikes schnelle Lastwechsel weniger und geraten bei schnellen Lenkmanövern leicht ins Schlingern. Enge Kurven muss man mit antrainierter Routine und angepasster Geschwindigkeit durchsteuern, ansonsten fährt man ins Grüne oder das Rad kippt nach innen.
Dolly Joy Hazelnut im Test: Fazit
Dank großem Ladevolumen lässt sich vieles transportieren, beim aufgeladenen Systemgewicht von 225 kg ist das Dolly Joy Hazelnut noch nicht überfordert. Kinder sitzen in der Box mit Begurtung sicher und komfortabel. Der Bosch Performance Line bietet im flachen und sanft welligen urbanen Raum ausreichende Power, die Spritzigkeit des Motors zeigt sich eher moderat. Der Fahrer sitzt aufrecht und genießt guten Rundumblick. Das Dolly eignet sich für Routiniers, auch Cargoeinsteiger fassen rasch zum gelungenen Fahrverhalten Vertrauen.
Mehr Informationen zum Dolly Joy Hazelnut gibt es hier.
Dolly Joy Hazelnut: Detailaufnahmen
Das Dolly Joy im Testvideo
Technische Daten zum Dolly Joy Hazelnut
| Preis | 4798 Euro (Testrad) |
| Rad-Gewicht | 54 kg |
| zulässiges Gesamtgewicht | 225 kg |
| Fahrer/Ladung | max. 100/80 kg |
| Größen | Unisize |
| Rahmen | Stahl |
| Gabel | Federgabel mit Stahlfeder |
| Transport | Ladebox mit 193 Liter |
| Sattel | Selle Royal Rio Relaxed |
| Sattelstütze | Satori Comet mit Sicherung |
| Vorbau | Satori, verstellbar |
| Lenker | Alu |
| Bremsen | Tektro 4-Kolben, 160/160 mm |
| Schaltung | Nabenschaltung Shimano Nexus 5-Gang |
| Antriebssystem | Bosch Performance Line, 75 Nm Drehmoment |
| Akku | 400 Wh (opt. 545 Wh wie Testrad) |
| Sonstiges | Verstellbarer Vorbau, klappbarer Zweibeinständer, Transportbox, Kindergurte |



