Der Streetscooter von UZE ist in Mattschwarz gehalten. Hinten an der Seitenwand befindet sich die Werbefläche in Form eines E-Ink-Displays.

Streetscooter: UZE macht E-Cargo kostenlos

Kostenlose E-Lastwagen dank Big Data

Streetscooter: UZE macht E-Cargo kostenlos

Das Aachener Startup UZE will die bekannten E-Lastwagen von Streetscooter kostenlos zugänglich machen. Durch Werbung und Big Data. Das Sharing-Konzept wird vom Start weg unterstützt von Obi. Der Startschuss fällt in Köln, Dortmund und Bremen.
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Da kauft man bei Obi die Pfähle für einen kompletten Gartenzaun – und bekommt sie wie nach Hause? Die Antwort darauf hat das Aachener Startup UZE. Die beiden UZE-Chefs unterzeichneten am 12. Dezember den Abnahmevertrag für 500 geräumige Transporter von Streetscooter, die in einem eigenen Carsharing-Konzept eingesetzt werden sollen. Bald soll die Ausleihe sogar kostenlos sein – dank eines pfiffigen Werbekonzepts, das auf Big Data beruht.

Noch nicht elektrisch unterwegs? Hier gibt es die E-Bike-Kaufberatung.

Streetscooter für die breite Masse

Aber von vorn: Rund um die Themen Mobilität und Digitalisierung gründen sich ja gerade Startups am Fließband, dem Ideenreichtum sind kaum Grenzen gesetzt. Das betrifft gerade den Cargo-Bereich, die sogenannte letzte Meile ist in aller Munde, und nicht nur im gewerblichen Zustellverkehr passiert da einiges – sondern auch für private Anwender. Seit sie elektrounterstützte Lastenräder kaufen oder oft auch mieten können, rückt sogar die Abschaffung des eigenen Autos näher; zwei Kinder in den Kindergarten zu bringen oder einen ausgewachsenen Samstagseinkauf erledigen die E-Cargobikes ohne weiteres. Dazu kann man am Carsharing-Konzept in der Heimatstadt teilnehmen.
Doch gibt es immer wieder Anwendungen, die darüber hinaus gehen; der oben geschilderte Gartenzaun gehört dazu. Den schleppt der typische Carsharing-Fiesta aber nur in acht oder zehn Portionen vom Baumarkt weg. Womit UZE mit seinen Streetscooter auf den Plan tritt.

Kleinlaster für Privatanwender

Die Fahrzeuge, die UZE per Sharing zur Verfügung stellen wird, dürften viele schon mal gesehen haben: Das sind die kompakten gelben Postautos mit Elektromotor, die so witzig aussehen, weil der Laderaum-Quader einen ganz schönen Überhang hinter der Hinterachse hat. Sie stammen von der Firma Streetscooter, einem Tochterunternehmen der deutschen Post/DHL, das mittlerweile schon 8.000 dieser Fahrzeuge auf die Straße gebracht hat. Weitere Großkunden haben ebenfalls Fahrzeuge geordert, die bei der Produktion auf die jeweiligen Zwecke angepasst werden.

CEO Dr. Dr.-Ing. Achim Jablovski und CDO Sebastian Thelen haben UZE gegründet und wollen das Transporter-Sharing bundesweit ausrollen.

CEO Dr. Dr.-Ing. Achim Jablovski und CDO Sebastian Thelen haben UZE gegründet und wollen das Transporter-Sharing bundesweit ausrollen.

 

Nun also UZE. Die beiden Gründer, CEO Dr. Dr.-Ing. Achim Jablovski und CDO Sebastian Thelen, denken dabei nicht klein, sondern richtig groß. Sie wollen ihr Sharing-Konzept in alle deutschen Großstädte ausrollen – die ersten sollen Köln, Dortmund und Bremen sein; in Köln beginnt der Stresstest noch vor Weihnachten. In den größeren Städten sollen in der letzten Ausbaustufe durchaus 250 Fahrzeuge stehen, was auch für wirtschaftliche Skalierungseffekte sorgen soll. Unterhalb der UZE-Cases gibt es inzwischen bereits viele Angebote auf E-Bike-Basis, etwa zum Transportieren des Weihnachtsbaums.

Ausleihe bald kostenlos?

Damit aber nicht genug, die Ausleihe soll für die Nutzer verdammt günstig sein. Vom Start weg will man die im Carsharing üblichen Nutzungsentgelte für die Streetscooter-Flotte deutlich unterbieten und mittelfristig die Leistung sogar kostenlos anbieten. Wie soll das gehen?

Durch Werbung. Aber nicht einfach so, sondern durch ein ausgeklügeltes Konzept. In den Seitenfenstern der Streetscooter sind Displays eingelassen, in die wechselnde Werbemotive eingeblendet werden können. In der zweiten Version, die bald an den Start gehen soll, handelt es sich um E-Ink-Displays, die mit 90.000 Partikeln ein messerscharfes Bild liefern und dabei überhaupt keinen Strom verbrauchen sollen – beziehungsweise nur dann, wenn ein neues Motiv eingespielt wird.

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Zielgruppengenaue Werbung

Der häufige Motivwechsel ist Teil des Konzepts: Jede Stadt wird nämlich geclustert und das passende Motiv eingeblendet. Fährt der Streetscooter in der Nähe des Stadions, wird Sportwerbung eingeblendet; beim Durchfahren eines Villenviertels werden Motive von Luxus-Artikeln gezeigt, so die Vorstellung der Gründer. Das setzt natürlich voraus, dass die entsprechenden Werbekunden anbeißen – gelockt werden sie mit zielgenauer Werbung ohne Streuverlust, denn abgerechnet werden nur die Fahrzeiten, in denen zur Zielgruppe passende Zonen durchfahren wurden. Das ganze soll durch Blockchain-Technologie möglich werden, erklärt Fachmann Thelen.

E-Bike von Streetscooter zum Ausfahren kleinerer Lasten.

E-Bike von Streetscooter zum Ausfahren kleinerer Lasten.

Die Fahrzeuge werden stationsgebunden angeboten, man kann also den Minilaster nicht einfach stehen lassen, wenn man alles abgeladen hat. Man muss ihn zurückbringen, wo man ihn geholt hat, also beispielsweise bei Obi; die Baumarktkette wird vom Start weg mitmachen, Möbelhäuser sollen für das Konzept gewonnen werden. Auch gibt es ein Zeitlimit, man kann also nicht noch einen Familienausflug anhängen. Vergeben wird jeweils ein Slot für den Vor- und den Nachmittag jedes Tages.

Hin zum Obi und wieder weg? Ideen gibt es genug. Leider sind viele noch nicht erlaubt.

App in drei Schritten

Die beiden Gründer versprechen, dass Anmeldung und Ausleihe der Streetscooter maximal einfach von statten gehen mit Hilfe einer Smartphone-App. „Letztlich genügen drei Schritte“, verspricht Jablovski. Alles geht damit los, dass man seinen Führerschein und seinen Personalausweis fotografiert und hochlädt.

UZE macht übrigens noch mehr daraus, denn GPS-Sender in den E-Transportern zeichnen Fahrzeug- und Verkehrsdaten auf, die analysiert und ausgewertet werden. Digitale Nutzungsmodelle sind ihr Kernthema. Man will beispielsweise die Fahrzeuge mit Wettersensoren ausstatten und so straßengenaue Echtzeit-Wetterdaten liefern. Weitere Partner könnten sich mit weiteren Apps beteiligen.

Überhaupt wächst das erst am 31. Oktober 2018 gegründete Unternehmen schnell, es hat derzeit 25 Mitarbeiter und will bis Mitte 2019 sogar 150 Mitarbeiter haben. Um das zu ermöglichen, soll per Venture Capital eine Summe von 12,4 Millionen Euro beschafft werden, die ersten zwei Millionen sollen bereits beisammen sein. Zu den Investoren gehört der Autovermieter Europa Services. An der Ausrollung des Konzepts vor Ort beteiligt sich auch Lueg und Partner, der zweitgrößte deutsche Mercedes-Händler.

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