Kult: Das Bonanzarad von Crazy D. mit Originalteilen
Wie lässig ist das denn?
Kult: Das Bonanzarad von Crazy D. mit Originalteilen
in Hintergrund
Diese Haltung! Diese Sitzbank! Dieses einzigartige Fahrvergnügen! – Das kann nur ein Bonanzarad. Ich bin mir sicher, jetzt gerade kommen die Erinnerungen hoch. Die Erinnerung an den Bananensattel und die verchromte Sissybar, den „Überroll“-Bügel. Die Erinnerung an Sehnsucht und wahre Glücksmomente, an Freiheit und lässige Posen. Die Schaltkonsole und der typische Rahmen hat kein Kind unberührt gelassen. Ob ewig unerreicht oder glücklich erfüllt, das Bonanzarad war der Traum von mehr als einer Generation Heranwachsender.
Stingray und Chopper
Seinen Aufstieg begann das Bonanzarad Anfang der 60er-Jahre in den USA. – Wo auch sonst? Das Schwinn Stingray hatte noch unterschiedlich große Räder und war wahnsinnig erfolgreich. Genauso wie das ähnliche Raleigh Chopper in Großbritannien. In Europa bekam das Rad dann zwei 20-Zoll-Räder und dank Neckermann den Namen Bonanzarad verpasst. Der Modellname stand ab da als Synonym für diese heißbegehrten Tretmühlen.
Paletten voller Glück
Für viele Jungs und Mädchen verkörperten die Räder, die in ihrer ungewöhnlichen Optik an Chopper erinnern, ein Gefühl von Freiheit und auch den amerikanischen Traum. In jedem steckte schließlich auch ein Easy Rider. Fast jeder sehnte sich danach, lässig auf den Bananensattel zu steigen. Jeder wollte den typischen Schaltknüppel bedienen und zwischen Rasant und entspannt das Tempo wählen. Und jeder hatte seine eigenen Vorstellungen, wie das Rad aussehen musste. Ein Fuchsschwanz und ein Wimpel waren aber fast immer zwingend notwendig.
Dass die Träume schnell geweckt sind, stellt man fest, wenn man selbst wieder die Gelegenheit bekommt, den Allerwertens auf dem langen Sattel zu platzieren. Aber auch, wenn sich Köpfe drehen und sich in den Gesichtern ein Grinsen breit macht. Da das kultige Rad leider bereits seit Anfang der 1980er-Jahre nicht mehr in Serie gebaut wird und nur noch sehr selten zu sehen ist, sind solche Momente rar. Doch zum Glück gibt es die Sammler und Restaurierer, die sich mit Leidenschaft gegen das Aussterben dieser Drahtesel stemmen. Und es gibt tatsächlich Menschen, die das Bonanzarad neu unter die Haben-Wollenden bringen. Wie zum Beispiel der in der Szene bestens bekannte Christoph Dieckmann alias Crazy D. Er hatte, selbst begeisteter Bonanzareiter, das große Glück palettenweise auf Original-Teile zu stoßen.
Träume 2.0
Nun, jede Goldader ist irgendwann abgebaut, der Bedarf aber weiterhin vorhanden. So entstanden Nachbauten nach Original-Vorbildern. Wie unser Modell, das unter anderem mit der originalen, „nussvertäfelten“ Sachs-Dreigang-Schaltkonsole aufwarten kann.
Zugegeben, dieses Super de luxe ist noch etwas nackt. Vielleicht passt es so nüchtern ganz gut zu der Bike&Co-Gruppe, über deren Händlernetz das Rad vertreiben wird. In jedem Fall lässt es aber genug Spielraum, sich kreativ an die Verzierung zu machen. Ein Wermutstropfen kommt zum Schluss: Da so ein Rahmen nur in kleinen Stückzahlen gefertigt wird, ist das Rad leider nicht ganz günstig. Damit bleibt es wohl für Einige weiterhin ein unerfüllter Kindheitstraum.
Nach 50 Jahren endgültig Schluss
Mehr als 50 Jahre ist es jetzt her, dass Neckermann das Bonanzarad zum ersten Mal unter die Jugend brachte. Pünktlich zum 50. Jubiläum gab es leider eine traurige Nachricht. Wie Christoph Dieckmann alias Crazy D. auf seiner Internetseite bekannt gab, ist die letzte Serie in die Montage gegangen. Die Paletten voller Orignalteile aus den 70ern seien aufgebraucht, heißt es weiter. „Eine Neuauflage ist daher für immer ausgeschlossen.“ Wer großes Interesse an einem Bonanzarad hat, kann eine Mail schicken, vielleicht ergibt sich dann noch was.