Radwege im Winter: Nicht geräumt und oft gefährlich

Rutschige Radwege im Winter – was tun?

Radwege im Winter: Nicht geräumt und oft gefährlich

Eigentlich ist Radfahren im Winter eine tolle Idee. Gefährlich wird es nur, wenn man nicht geräumte Radwege hat – denn Laub, Matsch, Schnee und Eis machen die Fahrt zu einer echten Rutschpartie. Wann darf man den Radweg verlassen? Wozu sind die Kommunen verpflichtet? Und wie können wir uns schützen?
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Ungeräumte Wege können besonders für ungeschützte Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer extrem gefährlich werden. Dafür muss noch nicht mal viel Schnee gefallen sein: Auch Laub und Matsch sowie überfrierende Nässe sorgen für rutschige Radwege.

Gesetzeslage und Realität

Laut einem Urteil des Bundesgerichtshofs sind deutsche Kommunen dazu verpflichtet, „verkehrswichtige Radwege“ zu räumen und zu streuen und zwar morgens, bevor die Schule beginnt. Doch: Welche Wege werden als wichtig eingestuft? Das ist längst nicht eindeutig. In der Realität werden Radwege oft viel später geräumt als Autostraßen, oftmals werden Schnee- und Laubberge sogar von den Pkw-Fahrspuren auf die Radwege geschoben.

Auch ganz banale Gründe sorgen dafür, dass Autostraßen schneller vom Schnee befreit sind: Durch die Hitze der Motoren wärmt sich der Asphalt auf, was Schnee schmelzen lässt, auch frischer Schneefall bleibt oft gar nicht erst liegen. Auch werden separate Radwege in der Regel aus ökologischen Gründen nicht gesalzen, weil es von dort keinen Abgang in die Kanalisation gibt. Über die passenden Streumittel auf dem Radweg ist man sich indes nicht einig, der ADFC empfiehlt Salzlösung (Sole) statt Salz oder scharfkantigem Splitt.

Priorisierung des Radverkehrs beim Winterdienst

Der Fahrradclub ADFC weist darauf hin, dass jeder Weg potentiell verkehrswichtig für Radfahrer ist. „Ihre Wege beginnen direkt vor der Haustür und enden am Büro, an der S-Bahnstation, am Supermarkt oder an der Sporthalle“, erklärt der ADFC. „Alle diese Wege sollten von vermeidbaren Sturzfallen befreit sein.“ Auf kurzen Arbeitswegen unter fünf Kilometern pendeln derzeit im Schnitt 26 Prozent der Menschen per Fahrrad, im Winter sind es deutlich weniger. Doch Untersuchungen zeigen auch, dass der Rückgang von Radfahrern bei schlechter Wetterlage in Städten mit guter Radinfrastruktur geringer ist. Als vorbildliche Beispiele werden Oldenburg und Münster genannt, wo im Winter fast genau so viele Menschen Rad fahren, wie im Sommer.

Der ADFC fordert deshalb dringend eine Priorisierung des Radverkehrs beim Winterräumdienst. In den Niederlanden ist dies bereits Standard. Insbesondere wenn Deutschland zum Fahrradland werden solle, was ja immer wieder kommuniziert wird, müsse man unbedingt aktiv werden. ADFC-Bundesgeschäftsführerin Ann-Kathrin Schneider betont: „Radwege müssen 365 Tage im Jahr in Topzustand sein. Nur so kann das Fahrrad ganzjährig zum Lieblingsverkehrsmittel in Deutschland werden.“

Was tun bei unbefahrbaren Radwegen?

Sind die Radwege von Schnee oder Laub bedeckt bzw. sind sie vereist, ist die Nutzungspflicht des sonst benutzungspflichtigen Radwegs aufgehoben. Radfahrer dürfen dann also auf die Autofahrbahn ausweichen. Doch viele Radfahrer fühlen sich dabei nicht wohl, weil ihnen der Autoverkehr rücksichtslos und gefährlich erscheint – auch verstehen viele Pkw-Fahrer nicht, warum sich plötzlich ein Radfahrer mit ihnen die Spur teilt. Dazu kommt eine verengte Fahrbahn durch aufgetürmtem Schnee am Fahrbahnrand. Eine gute Lösung ist es also nicht.

Auf den Gehweg dürfen Radfahrer in solchen Fällen übrigens nicht ausweichen.

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Sichere Fahrweise für Auto und Fahrrad

Der ADFC empfiehlt Autofahrern, ihre Fahrweise auf die rutschigen Bedingungen einzustellen und Rücksicht auf Radfahrer zu nehmen. Statt des vorgeschriebenen Überholabstands von 1,5 Metern sollten besser zwei Meter Abstand eingehalten werden. Und auch Radfahrer können etwas für ihre Sicherheit tun: Ausreichend Abstand halten, passiv in Kurven gehen, vorausschauend fahren. Ein gutes Licht sowie reflektierende Bekleidung sind sinnvoll.

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