Giant Defy Advanced E+ Elite 1: E-Rennrad mit Rennradfeeling
Mit dem neuen Defy Advanced E+ Elite hat Giant einen richtig guten E-Renner am Start
Giant Defy Advanced E+ Elite 1: E-Rennrad mit Rennradfeeling
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Echt, ein E-Rennrad? Die Verwandtschaft zum fast baugleichen Defy Advanced Rennrad ist verblüffend. Das Rad selbst hat fast die Dimensionen wie das Defy. Wobei das Antriebssystem erst auf den zweiten Blick erkennbar ist. Dies äußert sich unterwegs durch das Grüßen entgegenkommender Rennradfahrer, die ja ansonsten mit E-Bikern wenig gemein haben. Auch beim Gewicht merkt man, dass wir technisch im Jahr 2025 angekommen sind: Schlappe 13,1 kg bringt der schlanke E-Renner mit.
Carbon-Rahmenset
Um ein derartiges Traumgewicht zu erreichen, setzen die Taiwanesen auf einen leichten Carbonrahmen mit abgesenkten Hinterbaustreben und einer starren Vollcarbongabel mit D-förmigem Overdrive Aero-Steuerrohr. Der leicht gesloopte Rahmen verfügt über Montagepunkte für Spritzschützer. Hervorzuheben ist das in der Abdeckung der Sattelstützklemmung integrierte Rücklicht. Dieses lässt sich mit der Giant RideControl App an und ausschalten.
Giant Defy Advanced E+ Elite 1 Cockpit aus Carbon
Passend zum D-förmigen Gabelschaft klemmt Giant den neuen Contact SLR Aerolight Vorbau aufs Steuerrohr. Damit ist ein Verdrehen des Lenkers auf dem Gabelschaft nicht mehr möglich, der Lenker sitzt automatisch richtig. Am Defy-Vorbau platziert Giant den hauseigenen Contact SLR D-Fuse Carbonlenker mit leichtem Flare und innengeführten Bremsleitungen. Die Bremsleitungen treten an der Lenkermitte nicht waagrecht ins Vorbauinnere, sondern leicht schräg nach unten. Der aus Carbon gefertigte Contact SLR Vorbau verfügt an dessen Unterseite über eine Art Hohlkehle. In dieser sind die beiden Bremsleitungen aus dem Lenker heraus von außen eingebettet und führen von da aus durch den Steuersatz ins Rahmeninnere. Diese Konstruktion bietet zwei Vorteile:
- Die Carbon Lenker/Vorbau-Kombination ist mit 200 g und 123 g = 323 g extrem leicht als Cockpit.
- Der Wechsel des Vorbaus ist ohne Probleme möglich, da die Bremsleitungen außerhalb geführt sind. Dennoch habt Giant das und trotzdem von oben und der Seite nicht sichtbar sind.
Display und Remote
Ein Display gibt´s am Cockpit des Defy E-Rennrades nicht. Taster sucht man ebenfalls vergebens, bis man den Oberlenker greift. An dessen Unterseite fühlt man rechts und links zwei kleine Drucktaster (Sram Blips), die mit den Fingerspitzen bedient werden können.
Mit den beiden Tasten lassen sich nicht nur die Unterstützungsstufen durchschalten, auch der Umwerfer kann durch Druck auf beide Tasten gleichzeitig hoch und runter schalten! Clever! Optisch ist das Cockpit dergestalt absolut clean, die Bedienung des Antriebssystems funktioniert unterwegs klasse genauso wie das Umwerfer-Feature.
Antriebssystem fürs E-Rennrad: Hecknabenmotor SyncDrive Move Plus
An einem hochsensiblen Sportgerät wie einem Rennrad ist die perfekte Gewichtsverteilung der Komponenten für maximale Geschwindigkeit und perfektes Handling das A und O. Das Giant ausgerechnet zu einem Hecknabenmotor fürs Rennrad greift, der das Rad potentiell hecklastig macht, erzeugt Fragezeichen.
Zur Optimierung des Gewichts ist der Griff zum Hecktriebler klar: Der neue SyncDrive Move Plus-Nabenmotor ist leicht, verursacht keinen verstärkten Rahmen im Tretlagerbereich und ist somit auch insgesamt günstiger in der Herstellung. Dennoch wiegt das Hinterrad alleine gute 3,13 kg. Kommt das Rad mit dem pfundigen Hinterrad auch noch zackig durch die Kurven? Auf das Handling waren wir vor der ersten Testfahrt gespannt.
Demontage Hinterrad
Ausbauen lässt sich das Hinterrad mit der Antriebsnabe wie jedes andere Hinterrad, zusätzliche Kabel für den Motor gibt´s keine. Einfach die Steckachse aufschrauben und das Hinterrad nach unten rausziehen. Die Kontakte hat Giant in die Nabe und das linke Ausfallende integriert. Lediglich beim Einfädeln muss die Achsmutter mit der „UP“-Kennzeichnung nach oben eingeführt werden. Steckachse verschrauben – fertig!
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Der Motor verfügt laut Werksangaben über ein maximales Drehmoment von 30 Nm, fünf Modi sorgen für die nötige Unterstützung unterwegs. Diese unterteilen sich in Eco, Tour, Active, Sport und Power. Darüber hinaus reguliert der zusätzliche Smast Assist Mode als Automatik-Modus und lernt permanent hin zu.
App fürs E-Rennrad
Die einzelnen Modi sind mit der Giant RideControl App übers Smartphone individuell konfigurierbar. Drei verschiedene Einstellmöglichkeiten stehen dabei zur Verfügung. Die Unterstützung selbst kann für jede der fünf Modi ab 50 % der eigenen Tretleistung bis 450 % gewählt werden. Ebenso lässt sich der Drehmoment der Unterstützungsstufen individualisieren. Spannend ist auch die Abstimmung der Beschleunigung auf den eigenen Fahrstil: Wer unbedingt mit Karacho aus den Kurven „fliegen“ will, stellt z.B. in der Powerstufe im Setting „Launch“ das Level auf 11. Das fetzt! Da kann jeder frei Spielen und sich ausprobieren. Die Nutzer- und Bedienungsfreundlichkeit der App ist wirklich gut gelungen. Das Koppeln der Giant RideControl App mit dem Rad klappt jedes Mal auf Anhieb, und eine in sekundenschnelle durchgeführte Systemdiagnose gibt einen raschen Überblick über den Zustand der Antriebskomponenten.
Um dem SyncDrive Move Plus-System alle Daten die zur Verfügung gestellt werden zu entlocken, empfehlen wir die Kopplung via ANT+ mit einem üblichen Radcomputer wie Garmin, Wahoo, Sigma & Co. Damit lassen sich beim E+ Elite 1 Informationen wie Kadenz, Tretleistung, Akkuladung aus dem System generieren.
400er Akku
Als Energielieferant kommt der im Unterrohr eingebaute 400 Wh Akku zum Einsatz. Geladen wird der Akku mit dem vier Ampere Lader, dessen Stecker zum Verbinden mit der Ladebuchse über dem Tretlager sanften Druck benötigt, damit er optimal sitzt. Bei der Frage nach der Reichweite gilt: Kommt drauf an, wie intensiv man das Antriebssystem tatsächlich einsetzt. Meistens fährt man mit dem Flitzer sowieso ohne Unterstützung, der antriebsbedingte Innenwiderstand ist nicht wahrnehmbar. Als Beispiel: Auf der letzten 2h-Runde mit 47 km und 519 Hm, einer ∅-Geschwindigkeit von 23,1 km/h bei einer ∅-Temperatur von o°-Celsius waren am Ende immer noch 98% Restkapazität im Akku. Wer die Unterstützung am Berg intensiver zuschaltet, kann immer noch Runden von weit über 100 Km fahren. Clever ist es sicherlich, sich selbst erstmal leer zu fahren und die Akkureserven am Ende zu mobilisieren. Das wirkt selbst bei einem drohenden Hungerast Wunder.
Rennrad Komponenten am Defy E-Renner
Neben dem Carbon-Cockpit findet man am neuen Defy natürlich weitere DeLuxe-Komponenten: Srams kabellose obere Mittelklasse-Schaltgruppe Force transportiert die Kette zwischen Ritzel und Kettenblätter ohne Wenn und Aber hin und her. Die Carbon-Kurbelgarnitur kommt von Praxis und ist mit zwei Kettenblättern mit moderner Übersetzung von 46/33 Zähnen garniert. Das Force Ritzelpaket umfasst 12 Ritzel von 10 – 33 Zähnen. Mit einer Entfaltung von 2 – 10 m lässt sich alles fahren, auch ohne Unterstützung.
Die D-Fuse Sattelstütze verjüngt ishc nach oben hin und bietet guten Flex auf ruppigem Untergrund.
Fahrperformance des Giant E-Renners Defy Advanced E+ Elite 1:
Im mitunter stigmatisierten Mindset eines sportlichen Radfahrers passen Rennrad und E-Bike irgendwie nicht zusammen. Das eine superleicht, filigran, sehr agil, das andere potentiell schwer, träge und eher korpulent.
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Doch was Giant aus seinem neuen E-Renner herausholt, kann sich mehr als sehen lassen! Setzt man sich drauf und schaltet im Kopf für einen Moment aus, dass es sich um ein E-Bike handelt, überrascht die spritzige Fahrdynamik des Giant Defy Advanced E+Elite 1 völlig. Sehr agil lässt sich das Defy durch Kurven steuern, auch bergauf fällt das – im Vergleich zu einem Rennrad – Mehrgewicht von rund fünf Kilo bei deaktivierter Unterstützung in leicht hügeligen Terrain nicht spürbar relativ wenig ins Gewicht. Ausnahme: Wenn´s in die zweistelligen Prozente geht, kann man sich entweder des Trainings wegen drüber quälen oder man aktiviert die Unterstützung.
Diese wiederum gibt ordentlich Schub und ermöglichte beim Test am Berg ab dem Felsenhäusel im Altmühltal munteres Plaudern zwischen unseren Testern, die an selber Stelle mit dem Rennrad normalerweise schweigend ihrer Atmung folgen. Im direkten Vergleich der aktuellen sportlichen Light-Antriebssysteme fällt der Giant durch seine Präsenz auf. Den einen stört es mehr, den anderen weniger. Unser Test- und Technik-Leiter empfand das hintergründige Arbeitsgeräusch nicht verdrießlich.
Das Defy am Berg
An kernig steilen Anstiegen 20% + unterstützt der Hecknabenmotor die Trainingsentwicklung des Radsportlers. Hier fällt, bedingt durch die eher geringe Rotationsgeschwindigkeit des Hinterrades, die Drehzahl des Antriebs und somit die Unterstützung etwas geringer aus und das Defy fordert zur Mitarbeit heraus. Das große Potential des SyncDrive Move Plus Antriebssystems liegt beim Klettern auf langen und weniger brachial steilen Anstiegen. Hier unterstützt der Hecktriebler kräftig, sehr gleichmäßig und harmonisch. Je nach gewünschter Unterstützung lassen sich durch die Individualisierung der einzelnen Modi die Stufen gut abgrenzen und an Trainingsrevier, Vorlieben und Trainingszustand anpassen. so kann der Trainingseffekt im Laufe der Zeit spielerisch gesteigert werden.
Zielgruppen: Für wen eignet sich das E-Rennrad Giant Defy Advanced E+ Elite 1
Die Erfahrungen des Redaktionsteams mit E-Rennräder und E-Gravelbikes sind inzwischen vielfältig. Die E-Unterstützung ermöglicht Touren im hügeligen und/oder bergigen Terrain in einer gemischten Gruppe aus routinierten Radsportlern und Rockies. Der Routinier kann es rollen lassen und die Geschwindigkeit frei gestalten, dem Novize oder weniger Trainierten eröffnet Giant Defy Advanced E+ Elite die Möglichkeit, im Flachen im Geschwindigkeitsbereich über der Unterstützung ab 25 km/h + entspannt mitrollen zu können und an Anstiegen nicht zu leiden.
So ermöglichte uns kürzlich der E-Einsatz im Rennrad ein paar herrliche Radtouren in den Französischen Alpen mit Kollegen und Kolleginnen mit total unterschiedlichen Fitnesslevel. Vom wirklich fitten Kollegen aus Beduin (am Fuße des Mont Ventoux) bis zur neugierigen Novizin aus London war das Leistungsniveau breit gefächert. Und dennoch hatten alle ihren Spaß und keiner war am Ende „abgekocht“. Speziell Rennradbegeisterte mit wenig Trainingsmöglichkeiten eröffnet der Giant E-Renner die Welt des Pässefahrens, ohne dabei sich mit einem zeitintensiven Trainingsprogramm – wie das normalerweise notwendig ist – vorbereiten zu müssen. Dass man mit dem Giant Defy Advanced E+ Elite 1 auch wie ein Profi abfahren könnte, diese Leistungsfähigkeit bietet das Rad, wie oben erörtert, zu. Und auch in diesem Punkt hat Giant alles richtig gemacht: Die Fahrperformance des E-Rennrades sind wirklich mehr als gelungen, damit braucht man sich nicht zu verstecken. Konzept, Ausstattung, Geometrie und Fahrpotential passen!
Mehr Infos zum neuen Giant E-Rennrad: giant-bicycles.com
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