Schmerzen beim Radfahren: Lokalisation, Behebung und Vermeidung

Schmerzfrei Radfahren!

Schmerzen beim Radfahren: Lokalisation, Behebung und Vermeidung

Radfahren macht Spaß und ist gesund. Doch wenn es zwickt, ist Schluss mit lustig. Was kann man dagegen tun? Lesen Sie hier, wie Sie Probleme effektiv beheben.
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Die lange Radtour wird zum Kampf: Der Hintern schmerzt, die Finger schlafen ein, die Fußsohle brennt, und das Genick wird steif … Wer kennt das nicht? Der Großteil aller Radfahrer leidet immer wieder unter Problemen. Was tun? Ein kritischer Blick auf die Schwierigkeiten und vor allem die Ursachen lohnt sich. So können Sie sich am Ende wieder auf das Wesentliche konzentrieren: das Radfahren – und den Spaß daran.

Wo treten die Schmerzen auf?

Überall dort, wo der Körper in Kontakt mit dem Rad kommt, also an Sattel, Griffen und Schuh/Pedal, können Reibungspunkte für miese Stimmung sorgen. Warum? Po, Hand und Füße übertragen Kräfte auf das Rad. Über Hand und Arme stützen wir unseren Oberkörper am Lenker ab. Das Gewicht von Kopf und Rumpf wird über die Sitzknochen vom Sattel getragen. Vortrieb auf der Radstrecke erreichen wir durch kräftige Tritte in die Pedale. Stimmen dort Lage, Winkel, Passform und Druckverteilung nicht, zeigen dies Gelenke, Sehnen, Bänder und Nerven auf Dauer durch Schmerzen, Schwellungen oder Entzündungen. Der Rücken und die Wirbelsäule nehmen dabei eine gesonderte Stellung ein, denn sie sind kein Kontaktpunkt zum Rad. Sie sind aber das Bindeglied für den Spannungsbogen zwischen Hand, Po sowie Fuß, und so überaus wichtig für eine effektive Kraftübertragung. Die Geometrie, und vor allem die Sitzlänge wie auch die Lenker-Sattel-Überhöhung, spielen dabei eine essentielle Rolle. Stimmen die Eckdaten hier nicht, kompensiert die Wirbelsäule dies durch eine stärkere Krümmung vor allem im Brustwirbelbereich (Katzenbuckel) oder im Lendenwirbelbereich (Hohlrücken).

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Schmerzen auf Tour: Was tun?

Treten während der Tour Probleme und Schmerzen auf, so sind die Möglichkeiten meist beschränkt. Oft hilft eine kurze Pause und eine Aktivierung der betroffenen Körperregion durch Dehn- und Mobilisierungsübungen. Bleiben die Probleme und Schmerzen bestehen, können Griffe, Hörnchen, Schalt- und Bremshebel, Sattel, Feder-Elemente und Luftdruck verändert werden, um eine Verbesserung herbeizuführen. Hilft auch das nichts, können bestimmte Bauteile wie Sattel oder Griffe getauscht werden. Auf Tour funktioniert das allerdings nur mit einem Fahrradgeschäft auf dem Weg. Im Folgenden zeigen wir Ihnen mögliche Problemfälle und bieten Lösungsansätze.

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Oberer Rücken

  • Auf Tour: Aufrechtere und / oder kürzere Sitzposition, Feder-Elemente weicher abstimmen, Reifendruck etwas senken; falls Rucksack: Justage überprüfen und Gewicht in Packtaschen verlagern oder deutlich verringern.
  • Produkte: Breiterer Lenker, höherer Vorbau, Rucksack mit anderem Tragesystem, Federgabel, Ballon-Reifen.

Unterer Rücken

  • Auf Tour: Aufrechtere und/ oder etwas längere Sitzposition, Sattelneigung verändern, Feder-Elemente weicher abstimmen, Reifendruck etwas senken; falls Rucksack: Justage überprüfen und Gewicht in Packtaschen verlagern oder deutlich verringern.
  • Produkte: Sattel bezüglich Breite, Form und Polsterung ändern, Federstütze, Federgabel, Ballon-Reifen.

Gesäß

  • Auf Tour: Ab und an im Wiegetritt fahren, Sattelneigung verändern; falls Rucksack: Gewicht in Packtaschen verlagern oder deutlich verringern, hochwer tige Radhose mit Sitzeinsatz tragen (ohne Unterhose), Sitzcreme auftragen, auf Hygiene achten.
  • Produkte: Sattel bezüglich Breite, Form und Polsterung ändern, Federstütze, hochwertige Radhose mit Sitzeinsatz, Sitzcreme.

Pedale im Test: Plattformpedale, Klickpedale, Kombipedale

Füße

  • Auf Tour: Schuhe lockerer einstellen, wenn Klickpedal: Pedal-Cleat weiter zur Schuhmitte montieren, Socken ändern.
  • Produkte: Radspezifische Schuhe mit steifer Sohle, radspezifische Einlagen, radsportspezifische Socken, Klickpedal mit großer Standfläche.

Nacken

  • Auf Tour: Aufrechtere Sitzposition, Feder-Elemente weicher abstimmen, Reifendruck etwas senken; falls Rucksack: Justage überprüfen.
  • Produkte: Leichter Helm, leichte Brille, breiterer Lenker, höherer Vorbau.

Genitalbereich

  • Auf Tour: Immer mal wieder im Wiegetritt fahren, Sattelneigung verändern, Radhose mit Sitzeinsatz tragen (ohne Unterhose), Sitzcreme auftragen, auf Hygiene achten.
  • Produkte: Sattel bezüglich Breite, Form und Polsterung ändern, Federstütze, hochwertige Radhose mit Sitzeinsatz, Sitzcreme.

Hand

  • Auf Tour: Handstellung wechseln (Lenkerhörnchen), Neu-Justage von Griffen und Schalt-/ Bremshebeln, aufrechtere Sitzposition zur Entlastung, Gepäck weg vom Rücken in Gepäcktaschen, Reifendruck etwas senken.
  • Produkte: Ergonomische Flossengriffe mit Hörnchen, passende Griffgröße, Lenker mit stärkerer Rückkröpfung und/ oder größerer Breite, Federgabel, Ballon-Reifen, kräftigere Bremsanlage, ergonomische Handschuhe.

Knie

  • Auf Tour: Sattelhöhe verändern, Sattelversatz verändern, eher hohe Trittfrequenz wählen bzw. kleine Gänge fahren, Knie warm halten, Wärmesalbe.
  • Produkte: Wenn Klickpedal: mit großem seitlichen Spiel, Übersetzung ändern, X- und O-Beinstellung über Einlagen korrigieren lassen, hochwertige Radschuhe.

ElektroRad-Ausgabe 3/2018

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