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XCYC: E-Cargobike Hersteller aus Calw im Firmenporträt

Im Porträt: Der E-Cargobike Hersteller Coboc

XCYC: E-Cargobike Hersteller aus Calw im Firmenporträt

Die Macher der Cargobikemarke XCYC bauen optisch laute, hoch belastbare E-Lastenräder – tatkräftig unterstützt von Mitarbeitern mit Handicap. Ein Besuch dort, wo das mit dem German Design Award ausgezeichnete Modell „Pickup“ erdacht wurde.
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Extra voluminöse Alurahmen, gepaart mit massiven Doppelbrückenfedergabeln sowie von Fatbike und Gelände-Quad inspirierte Monsterreifen: Mit diesem ungewöhnlichen Look setzte E-Cargobike-Newcomer XCYC bereits beim Debüt auf der Eurobike-Messe 2016 ein Ausrufezeichen.

E-Cargobike Hersteller aus Calw

Angesichts dieser erfrischenden Extravaganz mutet die Geburtsstätte der dreirädrigen E-Cargotrikes beinahe bescheiden an: Ein flacher, silber-metallicfarbener Sachbau in der Oberstadt des idyllischen, badenwürttembergischen Fachwerkstädtchens Calw im Nordschwarzwald. Hier, im Calwer Werk 2 der Gemeinnützigen Werkstätten und Wohnstätten GmbH (GWW), entstand 2015 die Idee, ein E-Lastenrad über die dazu gegründete Cargobikemarke XCYC in puncto Technik und Style anders zu denken.

Die GWW agiert als Sozialunternehmen und Zusammenschluss von Landkreisen, Kreisstädten und Vereinen der Behindertenhilfe für Menschen mit Handicaps und seelischen Erkrankungen. In den Landkreisen Calw und Böblingen unterstützt sie diese darin, sich möglichst intensiv ins gesellschaftliche Leben einzubringen. An neun baden-württembergischen Niederlassungen hat die GWW für 1100 Mitarbeiter mit Handicap unterschiedliche Arbeitsplätze im Produktions- und Dienstleistungsbereich geschaffen. So übernimmt das Personal im Calwer Werk 2 verschiedene Produktionstätigkeiten für Industriekunden wie Bosch oder Siemens. Für Bosch etwa spritzt man die Dichtungen der E-Bike-Akkus.

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Einen Arbeitstag beansprucht der Aufbau eines E-Ladenrads à la Pickup Life.

E-Bike wird zum Thema

Vor diesem Hintergrund war die Entscheidung naheliegend, sich in Sachen E-Bike zu engagieren, wie der Projektleiter der neuen Cargo-Marke Tim Bisinger weiß. „Um uns als GWW wirtschaftlich breiter aufzustellen respektive unabhängiger zu machen, war unser Ziel, neben den am Standort Holzgerlingen gefertigten Festzeltgarnituren ein zweites, starkes Eigenprodukt zu entwickeln und dazu gezielt Synergieefekte zu nutzen. So sind wir aufs E-Cargobike gekommen, das eigenständig im Unternehmen entwickelt, produziert und vermarktet werden sollte. Und hinsichtlich unserer Mitarbeiter mit Handicap sollten die Räder dank erhöhter Fahrstabilität auch gut nutzbar sein“, beleuchtet Bisinger die Entstehungsgeschichte der jungen Cargo-Radmarke.

Zu deren Umsetzung griff das Entwicklungsteam unter Federführung von Produktmanager Bisinger und Entwicklungsleiter Uwe Keller auf regionale Kompetenzen zurück, engagierte in der Anfangszeit des Projekts E-Lastenrad mit dem einstigen Co-Gründer und Geschäftsführer der MTB Firma Votec und Konstrukteur der legendären Steiner- Doppelbrückenfedergabel, Jürgen Steiner, einen erfahrenen Fahrradentwickler aus dem unweit von Calw gelegenen Pforzheim.

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Eingebunden in die Entwicklung des E-Cargobikes war zudem der renommierte Karlsruher Rahmenbauer Ingo Müller, der  – in Zeiten der Fernostproduktion ein Novum – sowohl den ersten Rahmenprototypen als auch die aktuellen Chassis von Hand schweißt. Qualitätssiegel? Allerorten sehr sauber gelegte, gleichmäßige Schweißnähte. Und auch fürs widerstandsfähige Dekor setzen die Calwer E-Cargobike-Bauer auf Qualität aus dem „Ländle“; werden die Rahmen bei einem Pulverbeschichter in Stuttgar-tFellbach veredelt.

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Ausgelegt auf ein Systemgewicht von bis zu 300 Kilo, empfiehlt sich das Pickup Work 2.0 als viel seitiges Transportrad.

E-Cargobike wird weiterentwickelt

Der erste offizielle Prototyp des heutigen, 2016 auf der Eurobike präsentierten Modells „Pickup“ trug denn auch Steiners Handschrift. Das bullige 24″-Vorderrad im Fatbike-Stil war mittels Steckachse in einer, die Konstruktion versteifenden, Doppelbrückenfedergabel von Steiner montiert – und eine einzigartige Optik damit garantiert. Diese nahm auf der Prioritätenliste einen der oberen Plätze ein, schließlich war die Kreation eines eigenen Designs eine wesentliche Motivation für Bisingers Team, sich überhaupt an die Entwicklung eines E-Cargobikes zu wagen: Von der Anmutung damals am Markt befindlicher Lastenräder fühlte man sich nicht angesprochen.

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„Die Optik war einer der wichtigsten Gründe für die Entwicklung eines E-Cargobikes, für das wir von Anfang an eine selbstbewusste Silhouette wollten“, so Bisinger. Gleichwohl stand freilich schon für das Ur-Pickup von 2016 eine unerschütterliche, wohl durchdachte Konstruktion im Fokus. Ablesen lässt sich das beispielsweise an der tief zwischen den beiden super breiten, Quad-ähnlichen Hinterreifen platzierten Transportfläche des XCYC-Pickup Erstlings.

Durchdachte Achskonstruktion

Auf diese Weise liegt der Schwerpunkt des Cargobikes selbst bei ordentlicher Beladung tief und deshalb günstig für Fahrsicherheit und ein agiles Handling. Im Sinne eines kippstabilen Fahrverhaltens und satter Straßenlage verfügt das erste Pickup über die gleiche, dreirädrige Trike-Konstruktion der aktuellen Pickup-Modelle und eine massive, selbst entwickelte Hinterrad-Achskonstruktion. Höchste Solidität war jenseits des Designanspruchs oberstes Entwicklungsziel für das E-Cargobike Pickup: Schließlich geben die Badener ihr aktuelles Pickup Allround für ein Systemgewicht von 250 Kilo frei, was beeindruckenden 192 Kilo maximaler Zuladung entspricht.

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Entwicklungsleiter Uwe Keller prüft Produkte und Neuentwicklungen akribisch.

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Gar 300 Kilogramm Systemgewicht sind es beim für gewerbliche Nutzung optimierten Pickup Work 2.0; eine Europalette findet auf der großzügigen Ladefläche locker Platz. Zu den technischen Besonderheiten zählen Details wie die Doppelbrückenfedergabel, die mit ihren 80 mm Federweg verhindert, dass harte Fahrbahnstöße ungefiltert an den Fahrer durchgereicht werden. Für die Pickup-Modelle lässt XCYC die Gabeln auf härtere Elastomere umbauen, passt die Gabel so an die deutlich erhöhte Gewichtsmasse von E-Lastenrädern an. Mittels stärker nach vorne gekröpften Gabelbrücken erlauben die Entwickler zudem einen größeren Lenkeinschlag und somit ein deutlich einfacheres Handling.

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Links das Pickup Work-Trike ohne Aufbauten und mit BonanzaSattel, rechts mit Transportbox.

Velotech prüft E-Cargobikes

Und weil man in Calw derlei Stabilitäts- und Nutzungsversprechen gern zu Ende denkt, sind alle E-Cargobikes TÜV- und CE zertifiziert. Freilich erst, nachdem sie die Rollenprüfstände des Schweinfurter Prüfinstituts Velotech malträtiert haben.

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Mit der Serienfertigung seines ersten E-Cargobikes in Calw startete die GWW Ende 2017 nach zwei Jahren intensiver Entwicklungsarbeit. Parallel zum Basismodell Pickup Allround legt der Lastenrad-Newcomer nach wie vor die baugleiche Performance-Variante mit extrabreiter Quad-Bereifung auf. Deren Vorteil ist nur optischer Natur.

Ergebnis des cleveren, modularen Konzepts des E-Lastenrads aus Calw. Das erwähnte Pickup Work 2.0, das den identischen Alurahmen zum Einsatz bringt, der mittels stabilem Aufbau deutlich verlängert wurde, womit das E-Cargorad üppige 1,56 m³ Transportvolumen bietet respektive eine Zuladung von bis zu 201 Kilo erlaubt. Über die große Transportplattform sowie unterschiedliche Aufbauten lässt sich das Modell vielfältig nutzen. So etwa als effektives Transportmittel in Industriebetrieben oder als agiles E-Fahrzeug der Straßenmeisterei. In einigen Kommunen und Produktionsbetrieben tut das Lastenrad bereits entsprechend „Dienst“.

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Aller Lastenräder Anfang: Der robuste, individuell pulverbeschichtete Alurahmen bildet die Basis der Pickup-Modelle.

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Individuelle Lastenräder

Aufgebaut werden die XCYC-E-Lastenbikes konsequent nach Kundenwunsch, womit sich unter anderem Rahmenwunschfarbe und individuelle Logos realisieren lassen. Verantwortlich für die Montage zeichnen auch zwei Mitarbeiter mit Handicap, die dazu von der GWW umfassend geschult wurden. Das dürfte deutschlandweit einzigartig sein. Einen Tag beansprucht der Aufbau eines E-Lastenrads in der Regel an den beiden Montageplätzen.

Mitte April 2020 schraubt hier nur Produktionsleiter Thomas Bleich. Zum besonderen Schutz von Menschen mit Behinderung können diese schon seit Beginn der Corona-Krise leider nicht im Werk arbeiten. Wie sehr man das in Calw bedauert, wird deutlich, wenn Tim Bisinger erzählt, wie glücklich seine Kollegen mit Handicap am Ende eines Arbeitstags vor einem fertig geschraubten Cargobike stehen. Und welch hohes Maß sie an zwischenmenschlicher Wärme und Herzlichkeit im Betriebsalltag entstehen lassen.

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Moderne Familien- wie Transportkutsche: Optimiert für sportiven Privatgebrauch ist das neue Pickup Life.

Erfolge bei Firmen- und Privatkunden

Beste Voraussetzungen also für das Team von XCYC bei der zukünftigen Entwicklung und dem Bau besonderer E-Cargobikes. Mit denen hat man sich bereits jetzt, insbesondere im deutschsprachigen Raum, binnen kurzer Zeit einen gesunden Ruf erarbeitet. Bei Firmen- ebenso wie bei Privatkunden. Durchaus als Reaktion auf die Beliebtheit der robusten Transporträder im privaten Gebrauch entstanden ist das just in diesem Frühjahr erschienene E-Cargobike Pickup Life. Ein sportiver Einspurer mit großer Long-Tail- Ladefläche, multifunktionalem Aufbausystem und Bosch-CX-Motor.

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