Mit dem Fahrrad zum Festungsjubiläum
Ausflugs-Tipp: 485 Jahre Wasserfestung Ziegenhain
Mit dem Fahrrad zum Festungsjubiläum
in Allgemein
Die einfachste Anreise nach Schwalmstadt und zum Festungsjubiläum „485 Jahre Festung Ziegenhain“ ist mit der Bahn möglich. Am Bahnhof Treysa – dem zweiten Teil der Doppelstadt – halten Regional- und Fernzüge auf der Strecke Frankfurt-Kassel. Deutlich schöner aber ist die Radanreise. Denn Ziegenhain ist von allen Himmelsrichtungen aus über traumhafte Radwege erreichbar. Von Nord nach Süd durchquert der Schwalmradweg die Stadt, die Ost-West-Tangente bildet der Bahnradweg Rotkäppchenland. Die Region ist Teil der sehr erlebenswerten Grimm-Heimat Nordhessen.
Anreise zum Festungsjubiläum mit dem Fahrrad
Wir nähern uns von Norden kommend der ehemaligen Residenzstadt, die im September ihr Festungsjubiläum feiert. Dazu sind wir mit dem Zug bis Felsberg gefahren. Für die Tour bis Ziegenhain nehmen wir uns einen ganzen Tag Zeit. Denn auf den 65 Kilometern gibt es einiges zu entdecken. Direkt hinter Felsberg mündet die Schwalm in die Eder. Eigentlich ist hier der Endpunkt des Radwegs, der an der Quelle im Vogelsberg beginnt. Ziegenhain liegt etwa auf halber Strecke.
Festungsjubiläum: Von Felsberg nach Ziegenhain
Nach 18 Kilometern erreicht der Radweg Borken, einst ein Zentrum des Braunkohleabbaus, der hier anders als in vielen anderen Regionen auch unter Tage gefördert wurde. Ein schweres Grubenunglück 1988 besiegelte das Ende des Abbaus. Das Erbe der Bergbautradition ist aber heute noch erlebbar. So sind die Tagebauflächen inzwischen renaturiert und bilden eine beeindruckende Seenplatte mit Möglichkeiten für zahlreiche Wasseraktivitäten. Der Gombether See wird zurzeit noch geflutet. Die Seenplatte ist inzwischen ein bedeutender Rastplatz von Zugvögeln. Natur und Geschichte – ein toller Auftakt zum Festungsjubiläum. Wer sich noch tiefer mit der Bergbaugeschichte befassen will, kann in Borken das Hessische Braunkohle-Bergbaumuseum besuchen.
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Hochseeboot auf Binnengewässer
Auf dem Singlieser See gibt es eine im Binnenland einzigartige Attraktion: Das Küstenwachboot 18 (KW 18), einst für den Einsatz auf der Nordsee für die US Navy gebaut, ist der Stolz und das Vereinsheim der Marinekameradschaft (MK) Borken und Umgebung. Nach seiner Außerdienststellung 1993 schipperte das Boot über die Weser und die Fulda bis Kassel. Von dort aus gelang es auf einem Überland-Schwertransport auf den Sieglieser See, wo es die MK über viele Jahre restaurierte und für ihre Zwecke umbaute. Heute dient es als Kameradschaftsheim und kleines Museum. Wer sich das KW 18 genauer ansehen möchte, kann sich beim Verein anmelden.
Doppelter Kurpark in Bad Zwesten
Etwa 15 Kilometer hinter Borken liegt Bad Zwesten. Der kleine Kurort am Rande des Kellerwalds hat gleich zwei Kurparke. Fast direkt am Radweg und etwas außerhalb der Ortslage liegt der Löwensprudel in einem wildromantischen englischen Landschaftsgarten. Neben dem kleinen Pavillon können sich Besucher das berühmte Heilwasser selbst abzapfen. Das Wasser hilft bei Erkrankungen des Magens, der Galle, der Leber, des Darms und der Harnwege. Aber Vorsicht: Der Geschmack ist gewöhnungsbedürftig. In der Stadt selbst liegt der zweite, weit größere Kurpark an einem Hang zu Füßen einer der Kurkliniken. Er beherbergt das Kurhaus sowie einen Rosen- und Kräuterduftgarten und einen Mehrgenerationenspielplatz.
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Über Feld und durch Wald zum Festungsjubiläum
Weiter geht es die Schwalm hinauf mal über freies Feld, mal durch dichten Wald. Der Weg verläuft immer leicht wellig mit einigen Anstiegen. Diese sind aber nie besonders lang oder steil. Auch weniger geübte Radfahrer schaffen das! Die Landschaft ist herrlich abwechslungsreich und reicht vom breiten Unterlauf der Schwalm zwischen Felsberg und Borken bis zu waldreichen, deutlich engeren Talabschnitten. Das letzte Stück bis Ziegenhain führt dann in etwas urbanere Gefilde. Über Allendorf geht es nach Treysa. Von dort aus ist es nicht mehr weit bis zum ersten Festungsgraben. Am Wochenende des Festungsjubiläums wird schon von Weithin das Spektakel sichtbar sein. Denn die vielen Laiengruppen, die die Geschichte der Festung darstellen, werden in und um Ziegenhain ihre Lager aufschlagen.
Hotels für jedes Budget
In der gesamten Region gibt es zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten für jeden Geldbeutel. Wer direkt in Ziegenhain übernachten will, dem sei das Hotel „Die Landgräfinnen“ empfohlen. In einem imposanten Fachwerkhaus liegt es mitten auf der Festungsinsel. Wer lieber etwas außerhalb, noch außergewöhnlicher und familienfreundlich wohnen möchte, ist in Allendorf im Fassdorf Ziegler genau richtig.
Festwochenende zum Festungsjubiläum
In Ziegenhain schließlich angekommen, erwartet den Besucher am Festwochenende zum Festungsjubiläum im September eine echte Zeitreise. Die Stadt begeht das Jubiläum der Wasserfestung. Um 1539 ließ der hessische Landgraf Philipp, der mit der Universität Marburg auch die älteste bis heute bestehende protestantische Hochschule der Welt stiftete, die Wehranlagen in Ziegenhain zu einer strategischen Wasserfestung ausbauen.
Doppelfeier: Erste Konfirmation jährt sich zum 485. Mal
Ein weiteres Jubiläum jährt sich 2024 zum 485. Mal: Die erste Konfirmation der Welt. Und auch sie ist eng mit Ziegenhain verknüpft. Denn wieder war es Philipp der Großmütige, der mit der Ziegenhainer Kirchenzuchtordnung den Grundstein für die inzwischen weltweit begangene Konfirmation gelegt hat. Er schlichtete damit den Streit zwischen verschiedenen protestantischen Glaubenslehren. Die Kindstaufe stand dabei der Erwachsenentaufe gegenüber. Mit der Erneuerung des Taufversprechens junger Erwachsener befriedete Philipp diesen Streit. Auch dieses welthistorischen Meilensteins wird zum Festungsjubiläum erinnert.
Vorbereitungen aufs Festungsjubiläum laufen seit vielen Monaten
In Ziegenhain laufen die Vorbereitungen auf das große Festungsjubiläum seit vielen Monaten. Wie bereits vor zehn Jahren wird der gesamte Festungskomplex für einen stehenden Festzug „entmodernisiert“. Verkehrsschilder werden abgebaut, kein Auto, kein Fahrrad wird die historische Anmutung stören. Alles Moderne, was nicht abgebaut werden kann – etwa Strom- und Verteilerkästen – erhält eine historisch anmutende Verblendung. Nur eines lässt sich nicht komplett verschleiern: Die Justizvollzugsanstalt. Denn seit mehr als 180 Jahren dienen Teile der Festungsanlagen als Haftanstalt. Zuerst als Zwangsarbeitshaus für Männer, inzwischen als Hochsicherheitsgefängnis. Der Kontrast ist faszinierend, so liegt der Haupteingang zwischen der Stadtkirche, dem Nachfolgebau der ersten Konfirmationskirche, und dem Landgrafenschloss.
Festungsjubiläum startet mit großer Tafeley
Das Festungsjubiläum startet am Freitag, 20. September, um 18 Uhr, mit der feierlichen Einweihung des Täuferdenkmals anlässlich des 485. Jubiläums der Kirchenzuchtordnung. Anschließend beginnt mit der großen Tafeley in der Reithalle ein Festbankett für 230 Gäste. Sie erwarten zeitgenössische Speisen und Getränke sowie ein festliches Rahmenprogramm. Auch am Samstag gibt es eine solche Tafeley. Die beiden Festbankette sind allerdings bereits ausverkauft.
Stehender Festzug am Samstag und am Sonntag
Der stehende Festzug am Samstag, 21., und Sonntag, 22. September, zeigt Szenen aus der Geschichte der Festung, ein historisches Heerlager und viele weitere Stationen, die das Leben der Menschen in Ziegenhain der vergangenen 485 Jahre abbilden. Dafür öffnet das Festungsgelände an den beiden Eingängen jeweils um 11 Uhr. Am Samstag dauert das Spektakel bis 20 Uhr, im Anschluss gibt es Musik und Tanz. Am Sonntag ist um 18 Uhr Schluss.
Geschichte wird beim Festungsjubiläum lebendig
Das Programm des Festungsjubiläums ist vielfältig und legt sehr viel Wert auf Authentizität. Wer Geschichte bisher als trocken und langweilig empfunden hat, wird in Ziegenhain zum Festwochenende eines besseren belehrt. Karten für das gesamte Wochenende kosten 16,52 Euro, ermäßigt 9,27 Euro. Ein Tagesticket kostet 10,31 Euro, ermäßigt 5,67 Euro. Kinder unter sechs Jahren sind frei.