E-Bike Dauertest 2024: Pedelecs aller Gattungen in der Jahresbilanz
10.000 Kilometer im Dauertest: die große E-Bike Jahresbilanz 2024
E-Bike Dauertest 2024: Pedelecs aller Gattungen in der Jahresbilanz
in Allgemein
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Das Jahr neigt sich dem Ende zu – und auch 2024 haben unsere Testredakteure zahlreiche E-Bikes intensiv getestet. Wir ziehen eine Jahresbilanz des E-Bike Dauertest.
Brandneu sind viele Fahrräder super. Ihr wahrer Wert stellt sich aber oft erst nach vielen Kilometern ein: Wie zuverlässig ist das Fahrrad? Wie groß der Wartungsaufwand? Und vor allem: Erfüllt das Rad tatsächlich seinen angedachten Einsatzzweck? Wir haben neun aktuelle Pedelecs aller Kategorien ein knappes Jahr lang und auf insgesamt mehr als 10.000 Kilometern
getestet.
Das 1a-Geschenk: Traumtouren mit dem E-Bike in Deutschland
Vorneweg: Ganz so leicht, wie es auf den ersten Blick scheint, ist so ein Dauertest gar nicht. Da sind zuerst einmal die Testkilometer. Eine realistische Einschätzung der Alltagstauglichkeit – bei Sporträdern meinen wir damit die Tauglichkeit für ihre jeweilige Disziplin – ist unserer Ansicht nach erst ab rund 500 Kilometern möglich. Ab rund 1000 Kilometern können wir eine belastbare Einschätzung über den nötigen Wartungsaufwand treffen.
Das mit jedem Dauertestrad hinzubekommen, ist kein leichtes Unterfangen. Zumal wir allein 2024 insgesamt 239 E-Bikes für die ElektroRad getestet haben. Am Ende aber erfüllen alle unsere Dauertesträder unsere Mindestanforderungen, einige sogar deutlich mehr. So stehen am Ende des Jahres zusammengerechnet mehr als 10.000 Kilometer auf den Tachos und in den Apps der neun Räder – immerhin eine Entfernung von Süditalien bis zum Nordkap und wieder zurück.
E-Bike Dauertest: Fünf spannende Trekkingräder
Das wichtigste Segment des E-Bike-Markts und damit auch für unseren ElektroRad-Dauertest ist das Trekkingrad. Daher haben wir im Frühjahr gleich fünf sehr unterschiedliche Bikes dieser Kategorie ins Rennen geschickt: Das Hepha Trekking 7 Ultra ist ein unprätentiöses Tourenrad für Preisbewusste. Weniger als 3000 Euro rufen die Niederbayern für ihr mit einem eigenen Motor ausgestattetes Pedelec auf.
Knapp 4000 Euro verlangt Trenoli für sein Tanaro. Im Trapezrahmen sitzen dafür Akku und Motor des deutschen wie weltweiten E-Bike-Platzhirschs Bosch. Sogar der stärkste Schwabe, der Performance Line CX, sorgt im Tanaro für Vortrieb. Für viel Reichweite bürgt der 750-Wh-Akku.
Wie kommt der Weihnachtsbaum mit dem Fahrrad nach Hause?
Ebenfalls mit Bosch-Komponenten ausgestattet ist das Kalkhoff Endeavour L Excite – und hat doch ganz andere Vorzeichen. Denn hier geht es um Gewichtseinsparung. Der leichte, etwas reduziert unterstützende Performance Line SX, der kleine 400-Wh-Akku und konsequent leichte weitere Komponenten drücken das Rad des vollwertigen Tourers auf unter 21 Kilogramm. Mit
4299 Euro liegt es wie das Trenoli preislich im Mittelfeld des Trekking-Marktes.
Leicht darüber (4899 Euro) bewegt sich das HoheAcht Pasio Tereno. Dafür werkelt am Tretlager der kräftigste Shimano-Motor (EP801), bietet der Akku mit 630 Wh viel Potential und rundet die Komponentenwahl mit elektronischer 12-Gang-Kettenschaltung und 100-mm-Federgabel den hochwertigen Eindruck ab. Nahezu am Ende der Fahnenstange, was das technisch Machbare angeht, steht das Flyer Goroc TR:X 8.63.
Vollgefedert dank hochwertigem Fox-Fahrwerk, üppig dimensionierten Bremsen und vor allem durch das revolutionäre Pinion-MGU-Kraftzentrum lässt es kaum Wünsche offen. Gerade bei diesem Motor aber fehlen bisher Erkenntnisse über seine Langstreckentauglichkeit. Wir blicken entsprechend gespannt auf das Fazit unseres Dauertesters Jens Kockerbeck.
Cargobikes im Familieneinsatz
Zwei Longjohn-Transporträder – also Cargobikes mit großer Frontbox vor dem Fahrer – haben wir in den Familieneinsatz geschickt. Beim VIA Cargobike stellte uns das neue Unternehmen aus Rauschenberg bei Marburg sogar ein Vorserienmodell zur Verfügung.
Wir testeten schon vor der Marktreife, sendeten immer wieder unsere Eindrücke nach Mittelhessen, die die Ingenieure des Startups unter dem Dach des Zweirad-Zubehörspezialisten SW Motech direkt in die Weiterentwicklung des Via Cargo einfließen ließen.
Schon seit wenigen Jahren auf dem Markt ist das FS200 von CaGo. Die Koblenzer entwickeln ihr innovatives Longjohn stetig weiter und so ist es bereits zum zweiten Mal Gast im ElektroRad-Dauertest. Diesmal legen wir den Fokus – ebenso wie beim Neuling Via – auf die Familientauglichkeit. Zwei unserer Kollegen mit Kleinkindern haben sich der Bikes angenommen und sie in sehr urbanem Umfeld getestet.
Während das Via die Stadtgrenzen Nürnbergs nicht verlassen hat und nun trotzdem mehr als 1200 Kilometer auf dem Tacho hat, war das CaGo nicht nur in München, sondern auch auf einer ausgiebigen Mehrtagestour mit Kleinkind auf dem Isarradweg unterwegs.
Sport und Alltag vereint
Ein Gravel-Randonneur ist das Canyon Grizl:ONfly CF Daily. Weniger als 18 Kilogramm bringt das vollausgestattete Rad auf die Waage – dank Carbonrahmen und leichtem Bosch-SX-Antrieb mit 400-Wh-Akku. Im Alltags- wie Toureneinsatz hat es überzeugt. Der Motor ist kraftvoll genug selbst für gebirgige Strecken.
Das Rad richtet sich aber schon eher an sportliche Fahrer, die ihr E-(Pendler-)Rad auch zu Trainingszwecken einsetzen wollen und daher gerne über der Unterstützungsschwelle von 25 km/h unterwegs sind.
Dann reicht auch der vergleichsweise kleine Akku sehr lange. So ausgestattet bewährte sich das Grizl:ONfly auf sportlicher Tagestour ebenso wie auf Alltagsfahrten wie Pendlerstrecken und Einkaufstouren.
Das sportlichste Rad im Test ist das Focus Vam2 SL 9.0, ein leichtes E-Mountainbike mit Vollfederung und dem Ride 60-Motor des bayerischen Light-Assist-Pioniers Fazua an Bord. Mit 16,2 Kilogramm ist es das leichteste Rad im aktuellen Dauertest, aber sicher auch das spezialisierteste – von den Lastenrädern einmal abgesehen.
Mit 130 bzw. 125 mm Federweg ist es für gemäßigte Trails und ausgiebige Cross-Country-Touren ausgelegt, auf denen der Fahrer sich nicht nur den Berg hinauftragen lassen will, sondern gerne auch selbst kräftig mit in die Pedale treten will.
Das bedeutet nicht, dass der 60-Nm-Fazua schwachbrüstig ist. Für einen Leichtmotor hat er im Gegenteil sogar ordentlich Bums. Das Rad ist insgesamt aber auf sportliche Biker zugeschnitten, die das Beste beider Welten suchen – Fahreigenschaften eines klassischen Mountainbikes bei gleichzeitiger E-Bike-Unterstützung.
Unserem Dauertester Wolfgang Hartl half das Vam2, die Lücke zwischen einer Verletzungspause ohne Biken und der wiedergewonnen Fitness für das klassische Mountainbike zu füllen. Das ist dem mit feinsten Komponenten ausgestatteten E-Fully mit Bravour gelungen.
E-Bike Dauertest 2024: Alle Räder sind verfügbar
Bei der Auswahl der Dauertesträder haben wir Wert darauf gelegt, dass sie alle auch 2025 noch so wie im Test oder zumindest nur in Nuancen verändert weiterhin erhältlich sind. Einige Fahrradhersteller wechseln fast jährlich ihre Produktpalette. Da wäre ein Dauertest sinnlos. Denn niemandem nützt das Ergebnis eines qualifizierten Langzeitchecks, wenn es das Rad gar nicht mehr zu kaufen gibt.
Das grenzt im Gegenzug die Laufleistung der Räder ein. Denn die Dauertests laufen parallel zu den übrigen Tests, die wir im Jahr umsetzen. Eingefleischten Immerfahrern werden 500 bis 1000 Kilometer nahezu lächerlich erscheinen. Für Freizeit- und Genussradler aber entspricht genau das statistisch gesehen in etwa einer realistischen Jahresleistung.
In unseren üblichen Tests legen wir unseren Fokus auf die Fahreigenschaften, die Komponenten-Zusammenstellung und das sich daraus ergebende Preis-Leistungs-Verhältnis. Im Dauertest achten wir noch mehr darauf, ob die Einsatzmöglichkeiten des Rads auch der Idee seiner Entwickler entspricht. Wir schätzen ein, für wen die Langzeittesträder primär geeignet sind, wie sich die Komponenten mit zunehmender Laufleistung verhalten, ob Defekte auftreten und – wenn ja – was die Ursachen dieser sind.
Schön: Einen Totalausfall gab es diesmal keinen. Weder bei den mechanischen Teilen wie Schaltungen und Bremsen, noch bei der Elektronik, also vor allem dem E-Antrieb. An allen Rädern hielt sich der Verschleiß im erwartbaren Rahmen. Die Wartung variierte je nach Ausstattung und Einsatzbereich. Dass eine Kettenschaltung an einem Mountainbike und einem Gravel-Randonneur mehr Pflege bedarf als eine Nabenschaltung an einem fast ausschließlich auf Asphalt gefahrenen Pendlerrad, liegt auf der Hand – und hielt sich bei unserer Testflotte durchweg im Rahmen des Erwartbaren.
Detail-Tops und -Flops zeigen sich oft erst mit der Zeit
Was auffällt: Einiges, was auf den ersten Blick besonders fragwürdig oder besonders clever erscheint, bewährt sich erst im Laufe eines längeren Testzyklus’ – oder zeigt sich als Flop. Was uns diesbezüglich besonders aufgefallen ist, finden Sie auf der nächsten Doppelseite unter den Überschriften „Das gefällt uns …“ sowie „Das geht besser …“ – gerade so, wie Sie es auch von den „Kurztests“ aus den anderen Ausgaben der ElektroRad gewöhnt sind.
Nach dem Dauertest ist vor dem Dauertest. Und so schicken wir auch 2025 wieder eine stattliche Zahl an Testbikes in den Dauereinsatz. Wenn Sie zu diesen Bikes nichts verpassen wollen und um zu erfahren, welchen Rädern wir ungezügelt freien Auslauf gewähren, schauen Sie am besten regelmäßig auf unsere Social-Media-Accounts auf Facebook und Instagram.
Im Folgenden listen wir die neun Dauertesträder nochmals auf – die große Jahresbilanz dazu gibt es in der ElektroRad 9/2024 zu lesen.
Diese E-Bikes waren 2024 im ElektroRad Dauertest
Marke | Modell | UVP | Kilometer | Bezug |
Hepha | Trekking 7 Ultra | 2999 Euro | 707 | Webseite Hersteller |
Trenoli | Tanaro CX Sportivo T | 3999 Euro | 863 | Webseite Hersteller |
Kalkhoff | Endeavour L Excite | 4299 Euro | 3507 | Webseite Hersteller |
HoheAcht | Pasio Tereno | 4899 Euro | 408 | Webseite Hersteller |
Flyer | Goroc TR:X 8.63 | 8999 Euro | 445 | Webseite Hersteller |
VIA | 1 Family | 7600 Euro | 1209 | Webseite Hersteller |
Ca Go | FS 200 Family Plus | 9350 Euro | 1418 | Webseite Hersteller |
Canyon | Grizl:ONfly CF Daily | 5499 Euro | 1004 | Webseite Hersteller |
Focus | VAM2 SL 9.0 | 10.999 Euro | 535 | Webseite Hersteller |