Corona und Fahrrad: So beeinflusst das Virus die Branche
So beeinflusst Corona die Fahrradbranche
Corona und Fahrrad: So beeinflusst das Virus die Branche
in Allgemein
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Das Corona-Virus und alle Versuche, es einzudämmen, wirken sich zurzeit massiv auf das Leben von uns allen aus. Auch die Radbranche bleibt davon natürlich nicht verschont. Messen werden abgesagt oder verschoben, die Hersteller klagen über starke Verzögerungen wegen Lieferschwierigkeiten aus dem schon viel früher vom Virus gebeutelten China.
Messen in Zeiten von Corona: Abgesagt oder verschoben
Es ging los mit der Internationalen Tourismusmesse in Berlin. Sie ist auch für die Fahrradbranche eine wichtige Plattform. Der Radreisemarkt boomt, das zeigen auch die aktuellen Zahlen des ADFC. Es sollte nicht die einzige Messe bleiben, die Opfer der Eindämmungsmaßnahmen der Bundesregierung und der Landesregierungen sind. Noch sind sich viele Veranstalter nicht sicher, ob sie ihre Events wegen Corona absagen oder verschieben sollen.
Cyclingworld Düsseldorf wegen Corona verschoben
Die Cyclingworld Düsseldorf, die am Wochenende des 21. und 22. März ausgerichtet werden sollte, ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Die mit viel Herzblut organisierte Veranstaltung soll auf jeden Fall nachgeholt werden. Wann? Derzeit völlig offen.
Velo Berlin
Die Velo Berlin von Velokonzept ist bereits wegen des Corona-Virus‘ abgesagt. Geplant war das Jubiläum zum zehnjährigen Bestehen für den 18. und 19. April. Die Schwesterveranstaltungen Velo Hamburg im Mai und Velo Frankfurt finden ebenfalls nicht statt. Als alternatives Angebot für Aussteller und Radbegeisterte veranstalten die Berliner Agentur und die jeweiligen Partner vom 15. bis 21. Juni 2020 erstmalig eine virtuelle VELOWeek an allen drei Standorten.
Spezialradmesse: Wegen Corona droht Absage
Die Spezialradmesse SPEZI, geplant für den 25 und 26. April, feiert 2020 ihr silbernes Jubiläum: Seit 25 Jahren schon gibt es die Spezi als Plattform für Sonderräder, Liege- und Lastenräder. Nun droht auch ihr wegen Corona die Absage oder ein neuer, späterer Termin. Ende März wollen die Veranstalter bekannt geben, wie es mit der Spezi 2020 weiter geht.
Vivavelo-Kongress
Der Vivavelo-Kongress, einer der wichtigsten Branchentreffen in Deutschland und Europa, wird wegen der Corona-Pandemie verlegt. Noch ist nicht klar, wann das eigentlich für Mai vorgesehene Event nachgeholt wird. Die 2020-er Auflage des Kongress‘ hatte im Vorfeld viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, wollte doch erstmals mit Andreas Scheuer ein amtierender Bundesverkehrsminister teilnehmen. Wann Vivavelo nun stattfinden wird, will Veranstalter VSF bald bekannt geben.
Micromobility-Expo
Die Micromobility-Expo in Hannover verquickt Mikromobilität zu einer spannenden Messe. Erstmals 2019 veranstaltet, sollte sie im Mai in Runde zwei gehen. Die MME-Macher haben bereits reagiert und die Messe verschoben – auf Ende August.
Corona: Lieferengpässe bei den Fahrradherstellern
Vor allem die Ausbreitung des Corona-Virus in China hat derzeit Auswirkungen auf die Fahrradbranche. Die aktuelle Situation in Deutschland sei noch gar nicht reichtig absehbar. Der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) ist daher in seiner Prognose (noch) verhalten: „Schließungen, Sperrungen und Quarantänemaßnahmen machen der chinesischen Wirtschaft schwer zu schaffen und sorgen für Störungen innerhalb der Lieferketten oder gar Stillstand“, schreibt der ZIV. Wie lange dieser Zustand andauert, sei aus heutiger Sicht kaum abzuschätzen.
Eine Umfrage unter seinen seinen Mitgliedern zu Lieferfähigkeit und Wirtschaftstätigkeit der deutschen und internationalen Fahrradindustrie zeigt, dass mit Verzögerungen zu rechnen ist. Mehr als 80 Prozent aller Unternehmen berichten demnach, dass die Coronavirus-Krise Auswirkungen auf die genannten Faktoren hat.
Mehrheit erwartet Lieferengpass bis Mitte des Jahres
„Rund 30 Prozent erwarten Lieferverzögerungen von einer Woche bis drei Wochen“, so das Ergebnis der ZIV-Umfrage. Mehr als 60 Prozent rechnet mit Verzögerungen von vier bis sechs Wochen. Auch gebe es Rückmeldungen von Betrieben, die darüber hinaus mit Verzögerungen rechnen.
Während bereits zu Saisonbeginn mit Verspätungen in der Auslieferung zu rechnen sein werde, könnten auch Nachlieferungen Mitte des Jahres betroffen sein. Die Branche sei darüber hinaus verhalten optimistisch: Die Industrie rechne damit, dass Lieferrückstände im Laufe der Saison wieder aufgeholt werden.
Viele Radläden bleiben wegen Corona zu
Fahrradläden gehören wohl zu den Geschäften, die laut der Empfehlungen der Bundesregierung geschlossen bleiben sollen. Allerdings mit Einschränkungen: Der Werkstattbetrieb und die Ersatzteilversorgung solle aufrecht erhalten bleiben. So verhalten sich auch viele Händler, etwa unser Werkstattleiter und Geschäftsführer von Radsport Rebel am Schliersee, Florian Rebel.
Branche unterstützt Pandemie-Maßnahmen
Die Zweiradbranche ist einverstanden mit diesen Einschränkungen. In einer gemeinsamen Pressemitteilung äußerten sich nun Vertreter der Industrie zu Corona. Hier das Statement im Wortlaut: „Die Verbände der Fahrradwirtschaft unterstützen die gestern angekündigten Maßnahmen von Bund und Ländern. Oberstes Ziel der nächsten Wochen muss es sein, die Verbreitung des Corona-Virus zu bremsen. Wir gehen in der Umsetzung davon aus, dass Fahrradwerkstätten ihre Dienstleistungen weiter anbieten können.“
„Millionen Menschen werden dem Rat von Gesundheitsminister Spahn folgen und in den nächsten Wochen ihr Fahrrad statt Bus und Bahn nutzen. Das ist genau richtig so! Manche tun es bereits, andere werden ihr Rad aus dem Keller holen und es reparieren müssen. Es wird nicht nur deshalb einen hohen Bedarf in Fahrradwerkstätten geben. Schließlich wird das Fahrrad in den nächsten Wochen, neben dem Auto das wichtigste Verkehrsmittel sein, da es infektionssicher ist und von jedermann genutzt werden kann.“
Die Unterzeichner sind Jörg Müsse, BICO Zweirad Marketing GmbH, Franz-Josef Feldkämper, Bundesinnungsverband Zweirad-Handwerk, Wasilis von Rauch, Bundesverband Zukunft Fahrrad, Thomas Kunz, Verband des Deutschen Zweiradhandels, Albert Herresthal, Verbund Service und Fahrrad, Georg Honkomp, Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft eG, und Siegfried Neuberger, Zweirad-Industrie-Verband.
Lichtblick: Bewegung an der frischen Luft
Fahrradfahrer können aber zumindest einen kleinen Teil zur Verlangsamung der Pandemie beitragen, sagen Virulogen. Denn – so meldet etwa der Tagesspiegel – Radfahren helfe derzeit dreifach: Radpendler fahren erstens nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Sie haben also eine geringere Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken. Zweitens können sie so, sollten sie bereits infiziert sein, weniger Menschen anstecken. Und drittens werde es durch Rad fahrende Menschen in Bussen und Bahnen weniger eng. Das hilft denjenigen, die darin unterwegs sind. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn bittet darum, möglichst mit dem Rad oder zu Fuß statt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit zu gelangen.
Sport und Bewegung im Freien ist ebenfalls erlaubt. So empfiehlt die Stadt Frankfurt etwa, aufgrund der geschlossenen Fitnessstudios und Spielplätzen im Grüngürtel der Stadt zu wandern oder Rad zu fahren. So kommt man auch mit Menschen in Kontakt – ohne direkt in Kontakt zu treten. Menschen um einen herum zu sehen hebt die bei vielen derzeit gedrückte Stimmung. Ein Lächeln untereinander verstärkt diesen Effekt zusätzlich.