Leihfahrrad von Unternehmen Obike

ZIV und ZEG empört über Bikesharing-Unternehmen aus Asien

Asiatische Bikesharing-Unternehmen in der Kritik

ZIV und ZEG empört über Bikesharing-Unternehmen aus Asien

Bikesharing ist groß im Kommen, vor allem einige asiatische Unternehmen machen sich mit Fahrradverleihsystemen in Deutschland breit. Doch in der Fahrradindustrie wächst die Kritik: Die Fahrräder seien oft nicht sicher, außerdem belaste die Vorgehensweise der Firmen die Umwelt.
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Fast jede deutsche Stadt hat ihr Fahrradverleihsystem, dazu kommen die Leihfahrräder der Deutschen Bahn. Eine neue Entwicklung im Jahr 2017 war die Ausbreitung neuer Bikesharing-Anbieter in den Großstädten wie München, Frankfurt, Berlin. Einige davon kommen aus Asien – in Deutschland ist vor allem oBike mit Sitz in Singapur bekannt geworden, dessen gelbe Fahrräder scheinbar über Nacht überall in den Städten verteilt waren.

ZIV warnt vor Sicherheitsmängeln

Generell begrüßt der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) die Zunahme von Bikesharing-Angeboten, da es zur Verbreitung des Radfahrens beiträgt. Jetzt verweist der Verband jedoch auf einige Probleme mit den neuen Anbietern hin, vor allem warnt er vor gefährlichen Sicherheitsmängeln. Einige Leihfahrräder erfüllen offensichtlich nicht die Anforderungen der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO). Schwerwiegende Mängel an der Lichtanlage verstoßen zum einen gegen das deutsche Straßenverkehrsrecht und gefährden zum anderen die Nutzer. Die Verantwortung für die Ausstattung liege bei den Anbietern, so der ZIV. Sie müssten ihre Leihräder StVZO-konform ausstatten und bestehende Mängel schnell beseitigen.

Zuvor war bereits über Probleme beim Datenschutz des Anbieters oBike berichtet worden: Nicht nur der Abstellplatz der Leihräder wird bei oBike geortet, sondern auch das komplette Bewegungsprofil seiner Nutzer. Wie diese Daten verwendet werden, ist bislang unklar. Der Bayerische Rundfunk wiederum deckte ein Datenleck bei oBike auf.

Auszeichnung für Mobike

Der chinesische Leihfahrrad-Anbieter Mobike ist zuletzt durch Fotos von Schrotthaufen voller Räder bekannt geworden. Das Unternehmen hat es noch nicht nach Europa geschafft, aber überschwemmt derzeit chinesische Großstädte wie Peking (2,3 Millionen Bikesharing-Räder!) mit Bikes, um sich die Marktherrschaft zu sichern. Die Räder werden offensichtlich weder gewartet, noch an zentrale Punkte zurückgeholt. Auch dokumentieren einige internationale Medien der Verbleib von gut erhaltenen Rädern auf Deponien sowie „Fahrradleichen“ am Straßenrand. Nun haben die Vereinten Nationen bei ihrem Umweltprogramm das Unternehmen Mobike mit als „Champions of the Earth“ ausgezeichnet. Die höchste Umweltauszeichnung der Vereinten Nationen erhalte der chinesische Bikesharing-Anbieter für den Aufbau einer pedalgetriebenen grünen Wirtschaft sowie als „Anerkennung des Beitrags zur Weiterentwicklung von kohlenstoffarmen öffentlichen Verkehrsmitteln.“

ZEG protestiert gegen UN-Umweltauszeichnung für Mobike

Die Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft eG (ZEG) ist entsetzt. Sie hat ihre seit 2013 bestehende Mitgliedschaft in der betreffenden UN-Organisation UN-Initiative Global Compact mit sofortiger Wirkung eingestellt. Die Genossenschaft erklärt die Auszeichnung Mobikes als „Schlag ins Gesicht all jener 8.700 Unternehmen aus 140 Ländern, die sich den strengen zehn Grundprinzipien des Global Compact verschrieben haben.“ Denn neben dem Schutz und dem Eintreten für die Menschenrechte, gegen Korruption, Kinderarbeit und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen ist dort auch ein Schwerpunkt auf den Umweltschutz gelegt. Aus Sicht der ZEG verstößt Mobike durch seine milliardenschwere Ressourcenverschwendung gegen diese Klauseln auf massive Weise. Georg Honkomp, Vorstandsvorsitzender der ZEG, erklärt: „Es ist absurd, dass ein Unternehmen wie Mobike mit der höchsten Umweltauszeichnung prämiert wurde. Das System kollabiert. Es werden Massen an Billigrädern in den Markt geschoben, die nicht gebraucht werden. Da ergeben sich Berge an Aluminiummüll. Dies können und wollen wir als Händler-Genossenschaft nicht unterstützen und mittragen“.

Übrigens hat bereits ein US-amerikanischer Mietradanbieter angekündigt, auch in Europa mit seinem stationslosen System an den Start zu gehen. Die Leihräder von Limebike soll es ab Ende Dezember beispielsweise in Frankfurt am Main geben.

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